Dalai Lama: Unterschied zwischen den Versionen

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==Tibet==
==Tibet==
In den 1630er Jahren wurde Tibet in Machtkämpfe zwischen den aufstrebenden Manchus und unterschiedlichen Mongolen und Oiraten verwickelt. Lidgen Khan von den Chakhar, der sich von den Manchus zurückzog, brach nach Tibet auf, um die Sekte der Gelben Hüte zu vernichten. Er starb 1634 auf dem Weg nach Qinghai (Koko Nur). Sein Vassale Tsogt Taij führte den Kampf fort, selbst nachdem sein eigener Sohn Arslan umgebracht wurde, nachdem er die Seiten gewechselt hatte. Tsogt Taij wurde von Güshi Khan 1637 getötet. Dieser wurde dann tibetischer Oberherr und handelte als „Beschützer der gelben Kirche“. Güshi half dem V. Dalai Lama, sich als höchste spirituelle und politische Autorität in Tibet zu etablieren und zerstörte alle potentiellen Rivalen. Die Periode des V. Dalai Lama war aber auch eine Hochphase der kulturellen Entwicklung.
In den 1630er Jahren wurde Tibet in Machtkämpfe zwischen den aufstrebenden Manchus und unterschiedlichen Mongolen und Oiraten verwickelt. Lidgen Khan von den Chakhar, der sich von den Manchus zurückzog, brach nach Tibet auf, um die Sekte der Gelben Hüte zu vernichten. Er starb 1634 auf dem Weg nach Qinghai (Koko Nur). Sein Vassale Tsogt Taij führte den Kampf fort, selbst nachdem sein eigener Sohn Arslan umgebracht wurde. Tsogt Taij wurde von Güshi Khan 1637 getötet. Dieser wurde dann tibetischer Oberherr und handelte als „Beschützer der gelben Kirche“. Güshi half dem V. Dalai Lama, sich als höchste spirituelle und politische Autorität in Tibet zu etablieren und zerstörte alle potentiellen Rivalen. Der Zeitraum des V. Dalai Lama war aber auch eine Hochphase der kulturellen [[Entwicklung]].


Der Tod des V. Dalai Lama wurde fünfzehn Jahre lang vom damaligen Regenten Sanggye Gyatso geheim gehalten. Man handelte offenbar so, damit der Potala Palast fertig gestellt werden konnte und um die Nachbarn Tibets davon abzuhalten, die Zeit, in der die Nachfolge des Dalai Lama noch nicht geklärt war, zu ihrem Vorteil zu nutzen. (Laird, Thomas (2006). The Story of Tibet: Conversations with the Dalai Lama. Grove Press, New York. S. 181/182)
Der [[Tod]] des V. Dalai Lama wurde fünfzehn Jahre lang vom damaligen Regenten Sanggye Gyatsho geheim gehalten. Man handelte offenbar so, damit der Potala Palast fertig gestellt werden konnte und um die Nachbarn Tibets davon abzuhalten, die Zeit, in der die Nachfolge des Dalai Lama noch nicht geklärt war, zu ihrem Vorteil zu nutzen. (Laird, Thomas (2006). The Story of Tibet: Conversations with the Dalai Lama. Grove Press, New York. S. 181/182)


Tsangyang Gyatso, der VI. Dalai Lama, wurde erst 1697 ins Amt berufen. Tsangyang Gyatso genoss einen Lebensstil, der Trinken, Frauengesellschaft und das Schreiben von Liebesliedern mit einschloss. (Karenina Kollmar-Paulenz, Kleine Geschichte Tibets, München 2006, S. 109–122.) 1705 nutzte Lobzang Khan aus Khoshud die Eskapaden des VI. Dalai Lama als Entschuldigung, um die Kontrolle über Tibet zu übernehmen. Der Regent wurde ermordet und der Dalai Lama nach Beijing geschickt. Auf dem Weg dahin starb er angeblich an einer Krankheit. Lobzang Khan benannte einen neuen Dalai Lama, der allerdings von der Gelugpa Schule nicht akzeptiert wurde. Kelzang Gyatso wurde in der Nähe von Koko Nur entdeckt und wurde zum Mitbewerber und Konkurrenten. Die Zungaren brachen in Tibet 1717 ein, entthronten und töteten Lobzang Khans Bewerber für die Stellung des Dalai Lama. Das wurde weitestgehend akzeptiert. Dennoch begannen sie bald die Plätze von Lhasa zu plündern, was ihnen einen schnellen Gegenzug von Kaiser Kangxi 1718 einbrachte. Aber seine militärische Expedition wurde durch die Zungaren im Kampf am Salween Fluss in der Nähe von Lhasa zerstört.
Tsangyang Gyatsho, der VI. Dalai Lama, wurde erst 1697 ins Amt berufen. Tsangyang Gyatsho genoss einen Lebensstil, der Trinken, Frauengesellschaft und das Schreiben von Liebesliedern mit einschloss. (Karenina Kollmar-Paulenz, Kleine Geschichte Tibets, München 2006, S. 109–122.) 1705 nutzte Lobzang Khan aus Khoshud die Eskapaden des VI. Dalai Lama als Entschuldigung, um die [[Kontrolle]] über Tibet zu übernehmen. Der Regent wurde ermordet und der Dalai Lama nach Beijing geschickt. Auf dem [[Weg]] dahin starb er angeblich an einer [[Krankheit]]. Lobzang Khan benannte einen neuen Dalai Lama, der allerdings von der Gelugpa Schule nicht akzeptiert wurde. Kelzang Gyatsho wurde in der Nähe von Koko Nur entdeckt und wurde zum Mitbewerber und Konkurrenten. Die Zungaren brachen in Tibet 1717 ein, entthronten und töteten Lobzang Khans Bewerber für die Position des Dalai Lama. Das wurde weitestgehend akzeptiert. Dennoch begannen sie bald die Plätze von Lhasa zu plündern, was ihnen einen schnellen Gegenzug von Kaiser Kangxi 1718 einbrachte. Aber seine militärische Expedition wurde durch die Zungaren im Kampf am Salween Fluss in der Nähe von Lhasa zerstört.


Eine zweite, größere Expedition, die Kaiser Kangxi lossandte, vertrieb die Zungaren aus Tibet im Jahr 1720, und die Truppen wurden als Befreier bejubelt. Sie brachten Kelzang Gyatso von Kumbum nach Lhasa, und er wurde als VII. Dalai Lama eingesetzt.
Eine zweite, größere Expedition, die Kaiser Kangxi lossandte, vertrieb die Zungaren aus Tibet im Jahr 1720, und die Truppen wurden als Befreier bejubelt. Sie brachten Kelzang Gyatsho von Kumbum nach Lhasa, und er wurde als VII. Dalai Lama eingesetzt.


Nach ihm starben der VIII., der IX. und der X. Dalai Lama noch bevor sie das Erwachsenenalter erreichten. Der XI. und der XII. Dalai Lama waren schon beide in Amt und Würden, sie starben allerdings kurze Zeit danach. Somit ist seit 113 Jahren die oberste Behörde unter der Leitung eines Lamas. Eine Ausnahme bilden zwei Jahre, als ein Adliger das Amt innehatte und in der Zeit des Übergangs vom XI. zum XII. Dalai Lama.  
Nach ihm starben der VIII., der IX. und der X. Dalai Lama noch bevor sie das Erwachsenenalter erreichten. Der XI. und der XII. Dalai Lama waren schon beide in Amt und Würden, sie starben allerdings kurze [[Zeit]] danach. Somit ist seit 113 Jahren die oberste Behörde unter der Leitung eines Lama. Eine Ausnahme bilden zwei Jahre, als ein Adliger das Amt innehatte und in der Zeit des Übergangs vom XI. zum XII. Dalai Lama.  


Es wurde manchmal behauptet, dass diese Sachlage immer wieder von den Ambans, den kaiserlichen Residenten in Tibet, vorgebracht wurde, die behaupteten, dass es leichter wäre Tibet durch einen politischen Staatsregenten im Griff zu haben als durch einen Dalai Lama, der über absolute Macht verfügt. Die Dinge nahmen ihren Lauf. Die kaiserlichen Einwohner Tibets waren nach ihrem ersten Rausch von Arbeitseifer in 1750 immer weniger interessiert und effizient. Tibet wurde für sie zu einem Exil von der Urbanität und der Kultur Pekings, und davon die Regenten zu dominieren. Die Ambans erlaubten es, dominiert zu werden. Das Ehrgeiz und die Machtgier der Tibeter führten dazu, dass die nächsten fünf Dalai Lamas Opfer ständiger Vormundschaft wurden.
Es wurde manchmal behauptet, dass diese Sachlage immer wieder von den Ambans, den kaiserlichen Residenten in Tibet, vorgebracht wurde, die behaupteten, dass es leichter wäre Tibet durch einen politischen Staatsregenten im Griff zu haben als durch einen Dalai Lama, der über absolute Macht verfügt. Die Dinge nahmen ihren Lauf. Die kaiserlichen Einwohner Tibets waren nach ihrem ersten Rausch 1750 immer weniger interessiert und effizient. Tibet wurde für sie zu einem Exil von der Urbanität und der Kultur Pekings. Die Ambans erlaubten es, dominiert zu werden. Der Ehrgeiz und die Machtgier der Tibeter führten dazu, dass die nächsten fünf Dalai Lamas Opfer ständiger Vormundschaft wurden.


Thubten Jigme Norbu, der ältere Bruder des jetzigen XIV. Dalai Lamas, beschreibt diese unglücklichen Ereignisse folgendermaßen: „Es ist wahrscheinlich mehr als ein Zufall, dass zwischen dem siebten und dem dreizehnten Amtsinhaber, nur ein einziger ein höheres Alter erreichte. Der achte, Gyampal Gyatso, starb in seinen Dreißigern, Lungtog Gyatso starb als er elf Jahre alt war, Tsultrim Gyatso im Alter von achtzehn, Khadrup Gyatso und Krinla Gyatso ebenfalls im Alter von achtzehn. Man kann davon ausgehen, dass einige, wenn nicht alle, vergiftet worden sind. (Norbu, Thubten Jigme and Turnbull, Colin M. (1968). Tibet: An account of the history, the religion and the people of Tibet. Reprint: Touchstone Books. New York. S. 311.)
Thubten Jigme Norbu, der ältere Bruder des jetzigen XIV. Dalai Lama, beschreibt diese unglücklichen Ereignisse folgendermaßen: „Es ist wahrscheinlich mehr als ein ''Zufall'', dass zwischen dem VII. und dem XIII. Amtsinhaber, nur ein einziger ein höheres Alter erreichte. Der VIII., Gyampal Gyatsho, starb in seinen Dreißigern, Lungtog Gyatsho starb als er elf Jahre alt war, Tsultrim Gyatsho im Alter von achtzehn, Khadrup Gyatsho und Krinla Gyatsho ebenfalls im Alter von achtzehn. Man kann davon ausgehen, dass einige, wenn nicht alle, vergiftet worden sind. (Norbu, Thubten Jigme and Turnbull, Colin M. (1968). Tibet: An account of the history, the religion and the people of Tibet. Reprint: Touchstone Books. New York. S. 311.)


Thubtenn Gyatso, der XIII. Dalai Lama, übernahm die Herrschaft von den Klöstern, die vorher (1895) einen großen Einfluss auf den Regenten hatten. Aufgrund der zwei Zeiträume des Exils von 1904 – 1909, um den britischen Invasion zu entfliehen und von 1910 – 1912, um der chinesischen Invasion zu entkommen, wurde er sich sehr wohl der Komplexität internationaler Politik bewusst. Er war der erste Dalai Lama, der sich der Bedeutung ausländischer Beziehungen bewusst war. Nach seiner Rückkehr aus dem Exil in Indien und Sikkim im Januar 1913, übernahm er die Regulierung der ausländischen Beziehungen. Er verhandelte direkt mit dem Maharaja, mit dem britischen politischen Beamten in Sikkim, mit dem König von Nepal anstatt es dem Kashag oder dem Parlament zu überlassen. (Sheel, R. N. Rahul. "The Institution of the Dalai Lama." The Tibet Journal, Bd. XIV Nr. 3. Herbst 1989. S. 24, 29)
Thubten Gyatsho, der XIII. Dalai Lama, übernahm die Herrschaft von den Klöstern, die vorher (1895) einen großen Einfluss auf den Regenten hatten. Aufgrund der zwei Zeiträume des Exils von 1904 – 1909, um der britischen Invasion zu entfliehen und von 1910 – 1912, um der chinesischen Invasion zu entkommen, wurde er sich sehr wohl der Komplexität internationaler Politik bewusst. Er war der erste Dalai Lama, der sich der Bedeutung ausländischer Beziehungen bewusst war. Nach seiner Rückkehr aus dem Exil in Indien und Sikkim im Januar 1913, übernahm er die Regulierung der ausländischen Beziehungen. Er verhandelte direkt mit dem Maharaja, mit dem britischen politischen Beamten in Sikkim, mit dem König von [[Nepal]] anstatt es dem Kashag oder dem Parlament zu überlassen. (Sheel, R. N. Rahul. "The Institution of the Dalai Lama." The Tibet Journal, Bd. XIV Nr. 3. Herbst 1989. S. 24, 29)


Thuten Gyatso veröffentlichte im Sommer 1912 eine Unabhängigkeitserklärung von China für sein Königreich in Zentral Tibet und entwarf eine tibetische Flagge, obwohl kein anderer unabhängiger Staat diese Unabhängigkeit anerkannte. (Sheel, R. N. Rahul. "The Institution of the Dalai Lama." The Tibet Journal, Bd. XIV Nr. 3. Herbst 1989. S. 20) Er verwies die Ambans und alle zivilen Chinesen des Landes und führte viele Maßnahmen ein, um Tibet zu modernisieren. Dies beinhaltete auch Maßnahmen, um die exzessiven Forderungen an die Bauern zu drosseln, die von Klöstern und den Adligen an sie gestellt wurden. In den 1920er Jahren  baute er eine unabhängige Polizei-Gewalt auf, schaffte die Todesstrafe ab, baute die säkulare Erziehung und die Stromversorgung in der Stadt Lhasa aus. (Norbu, Thubten Jigme and Turnbull, Colin M. (1968). Tibet: An account of the history, the religion and the people of Tibet. Reprint: Touchstone Books. New York. S. 317-318) Thubten Gyatso starb 1933.
Thubten Gyatsho veröffentlichte im Sommer 1912 eine Unabhängigkeitserklärung von China für sein Königreich in Zentral Tibet und entwarf eine tibetische Flagge, obwohl kein anderer unabhängiger Staat diese Unabhängigkeit anerkannte. (Sheel, R. N. Rahul. "The Institution of the Dalai Lama." The Tibet Journal, Bd. XIV Nr. 3. Herbst 1989. S. 20) Er verwies die Ambans und alle zivilen Chinesen des Landes und führte viele Maßnahmen ein, um Tibet zu modernisieren. Dies beinhaltete auch Maßnahmen, um die exzessiven Forderungen an die Bauern zu drosseln, die von Klöstern und den Adligen an sie gestellt wurden. In den 1920er Jahren  baute er eine unabhängige Polizei-Gewalt auf, schaffte die Todesstrafe ab, baute die säkulare Erziehung und die Stromversorgung in der Stadt Lhasa aus. (Norbu, Thubten Jigme and Turnbull, Colin M. (1968). Tibet: An account of the history, the religion and the people of Tibet. Reprint: Touchstone Books. New York. S. 317-318) Thubten Gyatsho starb 1933.


Der XIV. Dalai Lama wurde erst zum 17. November 1950 ins Amt berufen, als die Volksrepublik China in das Land einfiel. 1951 akzeptierte er und die tibetische Regierung formell die Sieben-Punkte-Vereinbarung, durch die Tibet offiziell in die Volksrepublik China eingeschlossen wurde. Da der Dalai Lama 1959 am Anfang einer Revolte Angst um sein Leben hatte, floh er nach Indien, wo er seitdem eine Regierung im Exil führte. Mit dem Ziel Guerilla-Einsätze gegen die Chinesen zu starten, förderte die CIA den Dalai Lama in Höhe von 1,7 Millionen Dollar pro Jahr in den 1960er Jahren. (Dalai Lama Group Says It Got Money From C.I.A.". The New York Times. 1998-10-02.) 2001 gab er seine absolute Macht über die Regierung an ein gewähltes Parlament der Tibeter im Exil ab. Sein ursprüngliches Ziel war die vollkommene Unabhängigkeit Indiens in den späten 1980er Jahren, stattdessen strebte er nach einer hohen Autonomie. (Burke, Denis (2008-11-27). "Tibetans stick to the 'middle way'". Asia Times. Retrieved 2010-08-07.) Er strebt immer noch nach einer größeren Autonomie von China, obwohl Dolma Gyari, der stellvertretende Sprecher des Parlamentes im Exil meinte: „Wenn der Mittelweg kurzfristig scheitert, werden wir dazu gezwungen, uns für die vollkommene Unabhängigkeit oder für Selbstbestimmung durch die UN-Charta einzusetzen.“ (Saxena, Shobhan (2009-10-31). "The burden of being Dalai Lama". The Times of India. Retrieved 2010-08-06.)
Der XIV. Dalai Lama wurde erst zum 17. November 1950 ins Amt berufen, als die Volksrepublik China in das Land einfiel. 1951 akzeptierte er und die tibetische Regierung formell die Sieben-Punkte-Vereinbarung, durch die Tibet offiziell in die Volksrepublik China eingeschlossen wurde. Da der Dalai Lama 1959 am Anfang einer Revolte [[Angst]] um sein [[Leben]] hatte, floh er nach Indien, wo er seitdem eine Regierung im Exil führte. 2001 gab er seine absolute [[Macht]] über die Regierung an ein gewähltes Parlament der Tibeter im Exil ab. Sein ursprüngliches Ziel war die vollkommene Unabhängigkeit Indiens in den späten 1980er Jahren, stattdessen strebte er nach einer hohen Autonomie. (Burke, Denis (2008-11-27). "Tibetans stick to the 'middle way'". Asia Times. Retrieved 2010-08-07.) Er strebt immer noch nach einer größeren Autonomie von China, obwohl Dolma Gyari, der stellvertretende Sprecher des Parlamentes im Exil meinte: „Wenn der Mittelweg kurzfristig scheitert, werden wir dazu gezwungen, uns für die vollkommene Unabhängigkeit oder für [[Selbstbestimmung]] durch die UN-Charta einzusetzen.“ (Saxena, Shobhan (2009-10-31). "The burden of being Dalai Lama". The Times of India. Retrieved 2010-08-06.)


==Die Residenz==
==Die Residenz==

Version vom 12. August 2013, 14:51 Uhr

Tenzin Gyatsho, der XIV. Dalai Lama

Der Dalai Lama ist der höchste Lama in der Schule der Gelug oder der “Gelben Hüte” des Tibetischen Buddhismus, der von Tsongkhapa (1357 – 1419) gegründet wurde. Der Name ist die Verbindung des mongolischen Wortes „dalai“, das „Ozean“ bedeutet und der tibetischen Wortes „bla-ma“ (mit einem leisen „l“), das „Guru, Lehrer“ bedeutet.

Entsprechend der tibetisch-buddhistischen Doktrin, ist der Dalai Lama die Wiedergeburt in einer Reihe von „Trülkus“, die man als Manifestationen des „Boddhisattva“ des Mitgefühls (Avalokiteshvara) betrachtet. 49 Tage nach dem Tod des Dalai Lama inkarniert sich seine Seele im Körper eines Knaben wieder. Der Dalai Lama wird häufig als der Leiter der Gelug Schule angesehen, diese Stellung nimmt allerdings der Ganden Tripa ein. Die Linie der Dalai Lamas begann in einer Nachfolge spiritueller Lehrer. Der V. Dalai Lama übernahm die politische Autorität in Tibet.

Es gab Phasen zwischen dem 17. Jahrhundert und 1959, als der Dalai Lama die tibetische Regierung übernahm, die Teile von Lhasa verwaltete. Tenzin Gyatsho, der XIV. Dalai Lama, blieb das Staatsoberhaupt für die Zentrale Tibetische Regierung (im Exil) bis er im März 2011 in Rente ging. Er hat darauf aufmerksam gemacht, dass die Institution des Dalai Lama abgeschafft werden kann und dass der nächste Dalai Lama auch außerhalb Tibets gefunden werden und sogar weiblich sein könnte. Die chinesische Regierung wies dies zurück und behauptete, dass nur sie selbst die Autorität habe, um den nächsten Dalai Lama auszusuchen.

Die Suche nach der Reinkarnation

1252 gewährte Kublai Khan Drogön Chögyal Phagpa und Karma Pakshi, dem II. Karmapa, eine Audienz. Karma Pakshi wollte jedoch die Schirmherrschaft von Möngke Khan. Vor seinem Tod 1283 schrieb Karma Pakshi in seinem Testament, dass er die etablierten Interessen seiner Sekte beschützen wollte, indem er seine Schüler beauftragte, einen Jungen zu finden, der den schwarzen Hut erben sollte. Seine Anweisung baute auf die Prämisse, dass die buddhistische Ideologie ewig ist und dass Buddha Ausstrahlungen senden würde, um die Mission zu vervollständigen, die er begonnen hatte. Karma Pakshis Schüler handelten dem Testament entsprechend und fanden den wiedergeborenen Jungen ihres Meisters. Dieses Ereignis war der Beginn des Lehrerinkarnationssystems für die Linie des schwarzen Hutes des tibetischen Buddhismus. Zur Zeit der Ming Dynastie, verlieh der Kaiser den Titel „Großer kostbarer Prinz von Dharma“ dem ersten Prinzen von Dharma, und zwar Karmapa mit schwarzem Hut. Unterschiedliche Sekten des tibetischen Buddhismus reagierten auf das Lehrerinkarnationssystem, indem sie eine ähnliche Nachfolge erschufen.

Nach der Tradition des Himalaya ist “Phowa” die Disziplin, die den Gedankenfluss zum geplanten Körper trägt. Nach dem Tod des Dalai Lama und der Befragung des Nechung Orakels, wird die Suche nach dem „Yangsi“ oder der Wiedergeburt des Dalai Lama in die Wege geleitet. Ursprünglich sah die Tradition vor, dass die Hohen Lamas der Gelug Tradition und die tibetische Regierung, die Verantwortung hatten, dei Wiedergeburt zu finden. Der Prozess kann ungefähr zwei bis drei Jahre dauern, bis man den Dalai Lama gefunden hat, und um den XIV. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, zu finden, bracuhte man vier Jahre. Die Suche nach dem Dalai Lama wurde bisher auf Tibet beschränkt. Tenzin Gyatso hat schon erklärt, dass er nicht in der Volksrepublik China wiedergeboren wird, allerdings hat er auch erwähnt, dass er überhaupt nicht wiedergeboren wird. Damit wollte er wohl sagen, dass die Funktion des Dalai Lama überholt ist. ("The Dalai Lama". BBC. 2006-09-21.)

Die Hohen Lamas setzten ganz unterschiedliche Strategien ein, um die Chance zu erhöhen, seine Wiedergeburt zu finden. Sie gingen oft zu Lhamo La-tso, einem See im Zentrum von Tibet, und hielten Ausschau nach einem Zeichen, das der See ihnen gibt. Dies konnte eine Vision sein oder irgendein Hinweis für die Richtung, in die die Suche gehen sollte - so wurde auch Tenzin Gyatsho gefunden. Es heißt, dass Palden Lhamo, der weibliche Schutzgeist des heiligen Sees Lhamo La-tso, dem I. Dalai Lama, Gendun Drup, in einer seiner Visionen versprach, dass sie die Reihe der Wiedergeburten der Dalai Lamas beschützen würde. Seit der Zeit von Gendun Gyatsho, dem II. Dalai Lama, der das System formalisierte, gingen die Regenten und andere Mönche zum See, um Führung zu bekommen und die nächste Reinkarnation durch Visionen zu empfangen, während sie dort meditierten. (Laird, Thomas (2006). The Story of Tibet: Conversations with the Dalai Lama. Grove Press, New York. S. 264 – 265)

Lhamo Latso liegt wie ein glänzender azurfarbener Edelstein in einem Ring aus grauen Bergen. Die Erhöhung und die umliegenden Gipfel führen dazu, dass es dort ein sehr stark wechselndes Klima gibt, und der immerwährende Wechsel von Wolken und Wind erschafft ein sich permanent veränderndes Muster auf der Oberfläche des Wassers. Auf dieser Oberfläche erscheinen jenen Menschen Visionen, die sie im richtigen Geisteszustand suchen. (Hilton, Isabel. (1999). The Search for the Panchen Lama. Viking Books. Reprint: Penguin Books. (2000), S. 39–40.) Hier empfing 1935 der Regent Reting Rinpoche eine klare Vision von drei tibetischen Buchstaben und einem Kloster mit einem jadegrünen und goldenen Dach, einem Haus mit türkisfarbenen Dachziegeln, was zu der Auffindung von Tenzin Gyatsho, dem XIV. Dalai Lama führte.

Die Hohen Lamas können auch eine Vision durch einen Traum empfangen oder bei der Einäscherung des einen Dalai Lama der Rauchrichtung folgen, um den zukünftigen Dalai Lama zu finden. Sobald die Hohen Lamas das Haus und den Jungen, den sie für die Reinkarnation halten gefunden haben, muss der Junge eine Reihe von Tests bestehen, um seine Wiedergeburt zu bestätigen. Sie zeigen ihm ein paar Artefakte, von denen nicht alle dem vorhergehenden Dalai Lama gehörten, und wenn der Junge, die Gegenstände aussucht, die dem vorhergehenden Dalai Lama gehören, wird dies als ein Zeichen betrachtet und zusammen mit den anderen Hinweisen für eine Bestätigung der Reinkarnation gehalten.

Wenn nur ein einziger Junge gefunden wird, werden die Hohen Lamas, lebende Buddhas der drei großen Klöster, sekuläre Geistliche und beamtete Mönche einladen, um ihren Fund zu bestätigen und dann der zentralen Regierung durch den tibetischen Minister zu melden. Später werden die drei wichtigsten Diener des Dalai Lama, hohe Amtspersonen, zusammen mit einem Gefolge den Jungen und seine Familie abholen und ihn nach Lhasa bringen, wo der Junge dann im Normalfall ins Kloster Drepung gebracht wird, um die buddhistische Sutra zu studieren und die Rolle des spirituellen Führers in Tibet zu übernehmen.

Wenn es mehrere mögliche Inkarnationen gibt, dann haben Regenten, hohe Amtspersonen, die Mönche von Jokhang in Lhasa und der Minister von Tibet die Namen aller möglichen Kandidaten in eine Urne gelegt und haben so den Nachfolger des Dalai Lama gewählt.

Der ursprüngliche Gebrauch des Namens „Dalai Lama“

1578 gab der mongolische Herrscher Altan Khan Sonam Gyatsho den Titel „Dalai Lama“. Der Titel wurde nachträglich den zwei Vorgängern seiner Reinkarnationslinie vergeben, an Gendun Drup und Gendun Gyatsho. Gendun Gyatsho war auch der Amtsvorgänger von Sonam Gyatsho als Abt im Kloster Drepung. Der XIV. Dalai Lama behauptet, dass Altan Khan nicht die Absicht hatte, einen Titel als solchen zu vergeben, sondern einfach nur den Namen „Sonam Gyatsho“ ins Mongolische zu übersetzen. Viele Schriftsteller hätten die Wortszusammensetzung „Dalai Lama“ fälschlicherweise als „Ozean der Weisheit“ übersetzt. Der ganze mongolische Titel heißt: „der wundervolle Vairadhara, der gute glanzvolle lobenswerte Ozean“, der von Altan Khan vergeben wurde ist ursprünglich eine Übersetzung der tibetischen Worte „Sonam Gyatsho“, wobei „Sonam“ „Verdienst“ bedeutet. (Laird, Thomas (2006). The Story of Tibet: Conversations with the Dalai Lama. Grove Press, New York. S. 142)

Der 14. Dalai Lama meinte dazu: „Der Name jedes einzelnen Dalai Lama, angefangen beim zweiten Dalai Lama, schloss das Wort “Gyatsho” mit ein, was im Tibetischen „Ozean“ bedeutet. Auch jetzt ist es so. Ich heiße Tenzin Gyatsho. Der Vorname ändert sich, aber der Nachname (das Wort “Ozean”) bleibt und wird ein Teil von dem Namen des Dalai Lama. Alle Dalai Lama, beginnend mit dem zweiten, hatten diesen Namen. Ich stimme dem also nicht wirklich zu, dass die Mongolen daraus einen Titel gemacht haben. Es war ursprünglich nur eine Übersetzung.“ (Laird, Thomas (2006). The Story of Tibet: Conversations with the Dalai Lama. Grove Press, New York. S. 143)

Was auch immer die ursprüngliche Absicht war, der mongolische “Dalai”, der im Tibetischen vom Wort her keine Bedeutung hat, wurde weitestgehend als Titel verstanden. Der Name oder der Titel „Dalai Lama“ im Mongolischen, könnte sich auch vom Titel ableiten, den Temüjin oder Genghis Khan angenommen hat, als er zum Kaiser eines vereinten mongolischen Staates 1206 ausgerufen wurde. Temüjin nahm den Namen Cingis Qaghan oder „Fürst des Ozeans“ an, was im Deutschen Dschingis Khan bedeutet. (Roux, Jean-Paul. (2003). Genghis Khan and the Mongol Empire, p. 25. Trans from the French by Toula Balas. Thames & Hudson. London.)

Die Tibeter titulieren den Dalai Lama als “Gyalwa Rinpoche” („Edler Sieger“), „Kundun“ („Präsenz“), „Yishin Norbu“ („Juwel, das Wünsche erfüllt“) usw. (Sheel, R. N. Rahul. "The Institution of the Dalai Lama." In: The Tibet Journal, Bd. XIV Nr. 3. Herbst 1989, S. 23.)

Sonam Gyatsho war ein Abt des Klosters Drepung. Er wurde als einer der bedeutendsten Lamas seiner Zeit angesehen. Obwohl Sonam Gyatsho als erster Lama den Titel „Dalai Lama“ trug, war er der dritte seiner Linie, und er wurde als dritter „Dalai Lama“ bekannt. Der Titel wurde seinen vorhergehenden Inkarnationen nachträglich verliehen.

Yonten Gyatsho (1589 – 1616) war der IV. Dalai Lama und kein Tibeter. Er war der Enkelsohn von Altan Khan. Die Trülku-Tradition des Dalai Lama hat sich zu einer Institution hin entwickelt und wurde auch als solche begründet.

Die Institution des Dalai Lama wurde über die Jahrhunderte hinweg zu einem wichtigen Mittelpunkt der kulturellen tibetischen Identität, eine symbolische Verkörperung des tibetischen nationalen Charakters. Heutzutage sind der Dalai Lama und das Büro des Dalai Lama wichtige Institutionen in ihrem Kampf für die Unabhängigkeit und, noch viel dringender, für ihr kulturelles Überleben. Der Dalai Lama wird als die wichtigste Inkarnation von Chenrezig angesehen (in Indien spricht man über ihn als Ayalokiteshvara), als Boddhisattva des Mitgefühls und Schutzgottheit von Tibet. In dieser Rolle hat der Dalai Lama sich dafür entschieden, Frieden und Mitgefühl einzusetzen – sowohl gegenüber seinen eigenen Leuten und auch gegenüber ihren Unterdrückern. In diesem Sinne ist der Dalai Lama eine Verkörperung eines Ideals tibetischer Werte und ein Eckpfeiler tibetischer Identität und Kultur. (Verhaegen, Ardy (2002): The Dalai Lamas: The Institution and Its History. Emerging Perceptions in Buddhist Studies, Nr. 15. Neu Delhi, India: D. K. Printworld, S. 5/6.)

Verhaegen erwähnt den “überpolitischen” Einfluss, den die Institution des Dalai Lama in historischen Regionen wie Westchina, Mongolei, Ladakh zusätzlich zu den anderen Königreichen des Himalayas hat: „Die Dalai Lama haben auch als wichtigste spirituelle Führer vielen Königreichen gedient, die an Tibet angrenzen (China, Mongolei und Ladakh). Die literarischen Werke des Dalai Lama haben über Jahrhunderte hinweg mehr als fünfzig Millionen Menschen in diesen Regionen inspiriert. Diese Schriften, die die Verbindung zwischen buddhistischer Philosophie und dem gelebten tibetischen Buddhismus reflektieren, wurden zu einem der weltgrößten Speicher spirituellen Denkens. (Verhaegen, Ardy (2002). The Dalai Lamas: The Institution and Its History. Emerging Perceptions in Buddhist Studies, Nr. 15. New Delhi, India: D. K. Printworld (P) Ltd. S. 6)

Der jetzige Dalai Lama wird häufig „Seine Heiligkeit“ genannt, was als Analogie zum Papst zu verstehen ist, obwohl es sich nicht ins Tibetische übersetzen lässt.

Vor dem 20. Jahrhundert haben sich europäische Quellen oft auf den Dalai Lama als „Großen Lama“ bezogen. So machte sich beispielsweise Benjamin Franklin Bache über George Washington lustig, indem er ihn den „Großen Lama seines Landes“ nannte. Manche Menschen glaubten, dass der Dalai Lama von den Tibetern wie eine Gottheit verehrt wird.

Tibet

In den 1630er Jahren wurde Tibet in Machtkämpfe zwischen den aufstrebenden Manchus und unterschiedlichen Mongolen und Oiraten verwickelt. Lidgen Khan von den Chakhar, der sich von den Manchus zurückzog, brach nach Tibet auf, um die Sekte der Gelben Hüte zu vernichten. Er starb 1634 auf dem Weg nach Qinghai (Koko Nur). Sein Vassale Tsogt Taij führte den Kampf fort, selbst nachdem sein eigener Sohn Arslan umgebracht wurde. Tsogt Taij wurde von Güshi Khan 1637 getötet. Dieser wurde dann tibetischer Oberherr und handelte als „Beschützer der gelben Kirche“. Güshi half dem V. Dalai Lama, sich als höchste spirituelle und politische Autorität in Tibet zu etablieren und zerstörte alle potentiellen Rivalen. Der Zeitraum des V. Dalai Lama war aber auch eine Hochphase der kulturellen Entwicklung.

Der Tod des V. Dalai Lama wurde fünfzehn Jahre lang vom damaligen Regenten Sanggye Gyatsho geheim gehalten. Man handelte offenbar so, damit der Potala Palast fertig gestellt werden konnte und um die Nachbarn Tibets davon abzuhalten, die Zeit, in der die Nachfolge des Dalai Lama noch nicht geklärt war, zu ihrem Vorteil zu nutzen. (Laird, Thomas (2006). The Story of Tibet: Conversations with the Dalai Lama. Grove Press, New York. S. 181/182)

Tsangyang Gyatsho, der VI. Dalai Lama, wurde erst 1697 ins Amt berufen. Tsangyang Gyatsho genoss einen Lebensstil, der Trinken, Frauengesellschaft und das Schreiben von Liebesliedern mit einschloss. (Karenina Kollmar-Paulenz, Kleine Geschichte Tibets, München 2006, S. 109–122.) 1705 nutzte Lobzang Khan aus Khoshud die Eskapaden des VI. Dalai Lama als Entschuldigung, um die Kontrolle über Tibet zu übernehmen. Der Regent wurde ermordet und der Dalai Lama nach Beijing geschickt. Auf dem Weg dahin starb er angeblich an einer Krankheit. Lobzang Khan benannte einen neuen Dalai Lama, der allerdings von der Gelugpa Schule nicht akzeptiert wurde. Kelzang Gyatsho wurde in der Nähe von Koko Nur entdeckt und wurde zum Mitbewerber und Konkurrenten. Die Zungaren brachen in Tibet 1717 ein, entthronten und töteten Lobzang Khans Bewerber für die Position des Dalai Lama. Das wurde weitestgehend akzeptiert. Dennoch begannen sie bald die Plätze von Lhasa zu plündern, was ihnen einen schnellen Gegenzug von Kaiser Kangxi 1718 einbrachte. Aber seine militärische Expedition wurde durch die Zungaren im Kampf am Salween Fluss in der Nähe von Lhasa zerstört.

Eine zweite, größere Expedition, die Kaiser Kangxi lossandte, vertrieb die Zungaren aus Tibet im Jahr 1720, und die Truppen wurden als Befreier bejubelt. Sie brachten Kelzang Gyatsho von Kumbum nach Lhasa, und er wurde als VII. Dalai Lama eingesetzt.

Nach ihm starben der VIII., der IX. und der X. Dalai Lama noch bevor sie das Erwachsenenalter erreichten. Der XI. und der XII. Dalai Lama waren schon beide in Amt und Würden, sie starben allerdings kurze Zeit danach. Somit ist seit 113 Jahren die oberste Behörde unter der Leitung eines Lama. Eine Ausnahme bilden zwei Jahre, als ein Adliger das Amt innehatte und in der Zeit des Übergangs vom XI. zum XII. Dalai Lama.

Es wurde manchmal behauptet, dass diese Sachlage immer wieder von den Ambans, den kaiserlichen Residenten in Tibet, vorgebracht wurde, die behaupteten, dass es leichter wäre Tibet durch einen politischen Staatsregenten im Griff zu haben als durch einen Dalai Lama, der über absolute Macht verfügt. Die Dinge nahmen ihren Lauf. Die kaiserlichen Einwohner Tibets waren nach ihrem ersten Rausch 1750 immer weniger interessiert und effizient. Tibet wurde für sie zu einem Exil von der Urbanität und der Kultur Pekings. Die Ambans erlaubten es, dominiert zu werden. Der Ehrgeiz und die Machtgier der Tibeter führten dazu, dass die nächsten fünf Dalai Lamas Opfer ständiger Vormundschaft wurden.

Thubten Jigme Norbu, der ältere Bruder des jetzigen XIV. Dalai Lama, beschreibt diese unglücklichen Ereignisse folgendermaßen: „Es ist wahrscheinlich mehr als ein Zufall, dass zwischen dem VII. und dem XIII. Amtsinhaber, nur ein einziger ein höheres Alter erreichte. Der VIII., Gyampal Gyatsho, starb in seinen Dreißigern, Lungtog Gyatsho starb als er elf Jahre alt war, Tsultrim Gyatsho im Alter von achtzehn, Khadrup Gyatsho und Krinla Gyatsho ebenfalls im Alter von achtzehn. Man kann davon ausgehen, dass einige, wenn nicht alle, vergiftet worden sind. (Norbu, Thubten Jigme and Turnbull, Colin M. (1968). Tibet: An account of the history, the religion and the people of Tibet. Reprint: Touchstone Books. New York. S. 311.)

Thubten Gyatsho, der XIII. Dalai Lama, übernahm die Herrschaft von den Klöstern, die vorher (1895) einen großen Einfluss auf den Regenten hatten. Aufgrund der zwei Zeiträume des Exils von 1904 – 1909, um der britischen Invasion zu entfliehen und von 1910 – 1912, um der chinesischen Invasion zu entkommen, wurde er sich sehr wohl der Komplexität internationaler Politik bewusst. Er war der erste Dalai Lama, der sich der Bedeutung ausländischer Beziehungen bewusst war. Nach seiner Rückkehr aus dem Exil in Indien und Sikkim im Januar 1913, übernahm er die Regulierung der ausländischen Beziehungen. Er verhandelte direkt mit dem Maharaja, mit dem britischen politischen Beamten in Sikkim, mit dem König von Nepal anstatt es dem Kashag oder dem Parlament zu überlassen. (Sheel, R. N. Rahul. "The Institution of the Dalai Lama." The Tibet Journal, Bd. XIV Nr. 3. Herbst 1989. S. 24, 29)

Thubten Gyatsho veröffentlichte im Sommer 1912 eine Unabhängigkeitserklärung von China für sein Königreich in Zentral Tibet und entwarf eine tibetische Flagge, obwohl kein anderer unabhängiger Staat diese Unabhängigkeit anerkannte. (Sheel, R. N. Rahul. "The Institution of the Dalai Lama." The Tibet Journal, Bd. XIV Nr. 3. Herbst 1989. S. 20) Er verwies die Ambans und alle zivilen Chinesen des Landes und führte viele Maßnahmen ein, um Tibet zu modernisieren. Dies beinhaltete auch Maßnahmen, um die exzessiven Forderungen an die Bauern zu drosseln, die von Klöstern und den Adligen an sie gestellt wurden. In den 1920er Jahren baute er eine unabhängige Polizei-Gewalt auf, schaffte die Todesstrafe ab, baute die säkulare Erziehung und die Stromversorgung in der Stadt Lhasa aus. (Norbu, Thubten Jigme and Turnbull, Colin M. (1968). Tibet: An account of the history, the religion and the people of Tibet. Reprint: Touchstone Books. New York. S. 317-318) Thubten Gyatsho starb 1933.

Der XIV. Dalai Lama wurde erst zum 17. November 1950 ins Amt berufen, als die Volksrepublik China in das Land einfiel. 1951 akzeptierte er und die tibetische Regierung formell die Sieben-Punkte-Vereinbarung, durch die Tibet offiziell in die Volksrepublik China eingeschlossen wurde. Da der Dalai Lama 1959 am Anfang einer Revolte Angst um sein Leben hatte, floh er nach Indien, wo er seitdem eine Regierung im Exil führte. 2001 gab er seine absolute Macht über die Regierung an ein gewähltes Parlament der Tibeter im Exil ab. Sein ursprüngliches Ziel war die vollkommene Unabhängigkeit Indiens in den späten 1980er Jahren, stattdessen strebte er nach einer hohen Autonomie. (Burke, Denis (2008-11-27). "Tibetans stick to the 'middle way'". Asia Times. Retrieved 2010-08-07.) Er strebt immer noch nach einer größeren Autonomie von China, obwohl Dolma Gyari, der stellvertretende Sprecher des Parlamentes im Exil meinte: „Wenn der Mittelweg kurzfristig scheitert, werden wir dazu gezwungen, uns für die vollkommene Unabhängigkeit oder für Selbstbestimmung durch die UN-Charta einzusetzen.“ (Saxena, Shobhan (2009-10-31). "The burden of being Dalai Lama". The Times of India. Retrieved 2010-08-06.)

Die Residenz

Beginnend mit dem V. Dalai Lama und bis zum Auszug des XIV. Dalai Lama ins Exil 1959, verbrachten die Dalai Lama den Winter im Potala Palast und den Sommer im Norbulingka Palast und Park. Beide Paläste befinden sich in Lhasa oder in einem Umkreis von drei Kilometern. 1959, nach dem fehlgeschlagenen Aufstand in Tibet, suchte der XIV. Dalai Lama Zuflucht in Indien. Der damalige indische Premierminister, Jawajarlal Nehru, ließ Funktionäre beim Dalai Lama und im tibetischen Parlament zu. Der Dalai Lama lebt seitdem im Exil in Dharamshala, im Staat Himachal Pradesh in Nordindien, wo die zentrale tibetische Verwaltung auch ihren Sitz hat. Tibetische Flüchtlinge haben viele Schulen und buddhistische Tempel in Dharamshala erbaut und eröffnet. (“Dispatches from the Tibetan Front: Dharamshala, India," Litia Perta, The Brooklyn Rail, April 4, 2008.)

Liste der Dalai Lamas

Es gab 14 anerkannte Dalai Lamas:

  1. Gendung Drup (1391 – 1474)
  2. Gendun Gyatsho (1475 – 1542)
  3. Sonam Gyatsho (1543 – 1588)
  4. Yonten Gyatsho (1589 – 1617)
  5. Ngawang Lobsang Gyatsho (1617 – 1682)
  6. Tsangyang Gyatsho (1683 – 1706)
  7. Kelzang Gyatsho (1707 – 1757)
  8. Jamphel Gyatsho (1758 – 1804)
  9. Lungtok Gyatsho (1805 – 1815)
  10. Tsultrim Gyatsho (1816 – 1837)
  11. Khendrup Gyatsho (1838 – 1856)
  12. Trinley Gyatsho (1857 – 1875)
  13. Thubten Gyatsho (1876 – 1933)
  14. Tenzin Gyatsho (geb. 1935)

Es gab auch einen Dalai Lama, der nicht anerkannt war - Ngawang Yeshey Gyatsho. Er wurde am 28. Juni 1707 im Alter von 25 Jahren von Lha-bzang Khan als der „wahre“ VI. Dalai Lama erklärt. Er wurde allerdings niemals richtig als solcher vom Volk akzeptiert. (Chapman, F. Spencer. (1940). Lhasa: The Holy City, p. 127. Readers Union Ltd. London.)

Zitate

(Zitate aus dem Buddha-Orakel (siehe unten) und Mein Leben als Yogi)

Der Dalai Lama hat versprochen alle Wesen zu retten. Aber er tut es auf seine Art. Er geht schlendernd durch das Leben. Er übt etwas, rettet etwas die Welt, lehrt etwas die Weisheit und lacht vor allem viel. Er überzeugt die Menschen im Westen, weil er ein Buddha der Freude ist.

Sein größter Witz ist die Behauptung, dass er nicht erleuchtet ist. Der Dalai Lama liebt es bescheiden aufzutreten. Dadurch wird er von allen Menschen geliebt. Seine Lehre ist ganz einfach: "Sei ein guter Mensch. Wenn alle Menschen gut sind, gibt es eine gute Welt. Es ist egal, ob du Christ, Atheist oder Buddhist bist. Wichtig ist es nur, dass wir alle uns bemühen gute Menschen zu werden."

Der Buddhismus ist ein rationales System. Der Dalai Lama erklärte: "Wenn die Wissenschaft etwas anderes herausfindet, werden wir den Buddhismus ändern." Das Ziel des Buddhismus ist die Erleuchtung. Erleuchtung bedeutet Auflösung der inneren Verspannungen. Daraus entstehen innerer Frieden und inneres Glück. Der Weg dahin ist die konsequente Gedankenarbeit und die regelmäßige Meditation.

Der Dalai Lama wurde am 6.Juli 1935 in Tibet geboren. Nach der Invasion der Chinesen zog er nach Dharamsala in Nordindien. Von dort aus bereist er regelmäßig die ganze Welt und hält viele Vorträge. 1989 erhielt er für sein Bemühen um den Weltfrieden den Friedensnobelpreis. Der Dalai Lama ist das Oberhaupt aller Traditionslinien des tibetischen Buddhismus.

1991 weihte der Dalai Lama Nils in den tibetischen Gottheiten-Yoga (Vorbild-Meditation) und 1998 in den Weg der umfassenden Liebe (Bodhisattva-Initiation, Avalokiteshva/Chenrezig) ein. Dabei spürte Nils, wie die Energie des Dalai Lama durch das Scheitelchakra in ihn hineinfloß. Später erschien der Dalai Lama ihm oft im Traum und gab ihm hilfreiche Belehrungen für seinen Weg als spiritueller Lehrer im Westen. Im März 2009 erschien ihm der Dalai Lama im Traum und segnete das Buddha-Orakel.

Die wichtigste Lehre des Dalai Lama an alle westlichen Menschen ist: "Die Menschheit ist eine große Familie. Wir müssen alle Verantwortung für unsere Erde übernehmen, damit eine Welt des Friedens und der Liebe entstehen kann. Alle positiven Menschen sollten für das große Ziel einer glücklichen Welt zusammenarbeiten."

Als spezielle Botschaft für alle Yogis erklärte der Dalai Lama: "Im tibetischen Buddhismus gehen wir davon aus, dass es im Kosmos erleuchtete Wesen gibt. Wenn man sie anruft, bekommt man Hilfe. Wir sollten uns jeden Tag mit den erleuchteten Meistern oder mit unseren persönlichen spirituellen Objekten (heilige Bücher, Statuen, Bilder) verbinden, damit wir alle eines Tages das große Ziel des inneren Glücks erreichen."

Weblinks