Übung macht die Meisterin: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 20. Juni 2022, 12:04 Uhr
Übung macht die Meisterin, Übung macht den Meister, so lautet ein wichtiges Sprichwort. Wenn du etwas erreichen willst, dann übe. Hier ein Vortrag zum Thema Übung macht die Meisterin von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga. Dies ist ein Vortrag über die letzten Verse des ersten Kapitels der Hatha Yoga Pradipika
Übung macht die Meisterin – Übung macht den Meister
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -
Kommentar zur Hatha Yoga Pradipika 1. Kapitel, ab Vers 64
Hatha Yoga ein Weg der Praxis
Hatha Yoga ist ein Weg der Praxis. Der Yoga bedingt, dass du übst. Hatha Yoga ist vielleicht der Yoga-Weg, wo es vielleicht am Wichtigsten ist, dass du dir jeden Tag Zeit nimmst. Du könntest sagen:
- Jnana Yoga ist der Yoga der Erkenntnis. Das ist eine Veränderung des Blickwinkels,
- Bhakti Yoga, der Yoga der Hingabe, wo du alles Gott darbringst,
- Karma Yoga – du transformierst deinen Alltag in uneigennütziges Dienen und gehst davon aus, was auch immer geschieht, kommt als Aufgabe Gottes zu dir – verhaftungsloses Dienen.
- Aber im Hatha Yoga gilt es zu praktizieren.
Vers 64:
Swatmarama sagt in der Hatha Yoga Pradipika:
Jede Person, wenn sie aktiv Yoga praktiziert, wird die Vollkommenheit erreichen.
Also übe und praktiziere! Im Grunde genommen gilt: Egal ob du jung bist oder alt oder sehr alt, ob du gesund bist, kränklich oder sogar krank: Jeder kann Erfolg im Hatha Yoga haben. Hatha Yoga ist nur eine Frage der Übung. Du kannst nicht zu steif sein für Hatha Yoga, du kannst nicht zu dick, dünn, groß, klein, alt, jung sein. Es gilt, du musst üben und jeder kann üben, der seinen Körper bewegen kann.
In diesem Sinne: Vollkommenheit kommt durch die Praxis. Vollkommenheit stellt sich mit Sicherheit ein, wenn jemand Yoga praktiziert. Dies kann nicht geschehen, wenn jemand nicht praktiziert.
Vers 65:
Einer, der praktiziert wird die Vollkommenheit erlangen, aber keiner der faul ist. Die Vollkommenheit im Yoga wird auch nicht durch bloßes, theoretisches Lesen der Schriften erlangt.
Also es reicht nicht aus, die Hatha Yoga Pradipika zu lesen, es reicht auch nicht aus, diesen Vorträgen zu lauschen, sondern – es gilt schon, zu üben. Die ganzen Bücher, Videos und Audios, die dienen nur dazu, dass du inspiriert wirst für die Praxis.
Swami Sivananda, der große Yogameister, hat gerne gesagt:
„Ein Gramm Praxis ist besser als Tonnen von Theorie“
und so wurde er einmal gefragt: „Ja, Meister, wenn ein Gramm Praxis besser ist als Tonnen von Theorie, warum hast Du so viele Bücher geschrieben?“ Swami Sivananda hat ja mehrere hundert Bücher geschrieben, nach neuester Zählung sind das 500 verschiedene Bücher. Warum hat er so viele Bücher geschrieben? Swami Sivananda hat gelächelt und hat gesagt. „Viele Menschen brauchen Tonnen von Theorie, um zu einem Gramm Praxis inspiriert zu werden. So können die Bücher und diese Vortragsvideos und –audios dazu beitragen, dass du verstehst, warum du praktizieren kannst, wie du praktizieren kannst und letztlich auch, was die verschiedenen Erfahrungen zu bedeuten haben. Aber: Bücher lesen und Vorträge anhören ist nur in dem Maße hilfreich, wie es dich zur Praxis motiviert.
Vers 66:
Vollkommenheit wird auch nicht erlangt, indem du das Gewand eines Yogis trägst und auch nicht durch reden über sie, sondern nur unermüdliches Praktizieren ist das Geheimnis des Erfolges. Darüber gibt es keinen Zweifel.
Anscheinend gab es das schon in Swatmaramas Zeit, dass Menschen sich so gekleidet haben, wie die Yogis.
Ich erinnere mich: 1985 habe ich einmal ein Yogacenter in Los Angeles geleitet und da kam eines Tages eine Teilnehmerin zu mir in das Center und hat gesagt, sie würde gern Yogakleidung, Yogamatte und Yogakissen kaufen. Ich sagte, ja schön und fragte, welche Art Yoga sie praktizieren wolle und was sie denn macht, um sie zu beraten. Sie sagte, Ja – sie weiß noch nicht, was sie macht. Sie wird sicher mit Yoga anfangen. Jetzt will sie aber erst einmal Matten, Kissen und Decken und Kleidung und alles haben. Sie hat dann für uns damals einen gigantischen Geldbetrag für Yogakleidung ausgegeben und ist dann wieder rausgegangen.
Ein paar Monate später habe ich sie irgendwo auf der Straße getroffen und gefragt, wie es denn mit ihrer Yoga Praxis geht und da hat sie nur gelacht und hat gesagt, sie nimmt es sich immer noch vor, anzufangen.
Mein Tipp wäre, verschwende nicht zu viel Überlegung, welche Kleidung du tragen sollst und welche Yogamatte und –kissen, sondern fange mit Yoga an – übe jeden Tag. Natürlich kann auch eine spezielle Yogakleidung dir helfen, dass du, sowie du dich umziehst in den Yogamodus hineinkommst. Ich habe einmal gehört, dass ein Yogalehrer seinen Schülern gerne gesagt hat, wenn sie gefragt haben: Was soll ich denn üben? Hat er gesagt, breite deine Matte aus. Wenn man die Matte ausgebreitet hat, dann wird man schon anfangen zu praktizieren und letztlich jemand, der schon eine Weile Yoga geübt hat, weiß auch, was er üben sollte. Aber breite erst einmal deine Matte aus und fange an. So kann es hilfreich sein, eine Matte zu haben, die Kleidung anzuziehen – dann kommst du in den Yogamodus. Aber die Yogakleidung und die Yogamatte an sich macht noch keine Vollkommenheit oder auch sich nur darüber zu unterhalten, reicht auch nicht aus. Es gibt manchmal Menschen, die halten Vorträge über die Yoga-Praxis. Wenn man sie fragt: „Was hast du denn schon praktiziert, kommt manchmal betretenes Schweigen.
Noch schlimmer ist es übrigens: Es gibt alle möglichen Menschen, die warnen vor Pranayama, fortgeschrittenem Pranayama. Wenn man sie fragt: „Wieviel Pranayama hast du denn bisher geübt, dass du jetzt so davor warnst?“ – „Ich? Das ist doch viel zu gefährlich! Ich habe noch nie mehr als fünf Runden Pranayama geübt!“ Also noch schlimmer als nur Reden über das Yoga ist, über angebliche Gefahren des Yoga zu schwadronieren, ohne es zu praktizieren. In diesem Sinne, übe und praktiziere. So erreichst du die Vollkommenheit und natürlich, wenn du die Anleitung eines guten Yogalehrers/einer guten Yogalehrerin hast, die selbst praktiziert, dann weißt du, du bekommst gute Anleitung. Aber praktiziere! Das ist das Geheimnis des Erfolges.
Vers 67:
Praktiziere die verschiedenen Asanas, Kumbhakas und die Mudras des Hatha Yoga solange, bis du Raja Yoga erlangt hast. Mit anderen Worten: Praktiziere diese Asanas und Pranayamas und alles andere. Es gibt auch noch eine andere Übersetzung dieses Verses: Die Hatha Yoga Praxis beruht auf Körperhaltungen, verschiedenen Kumbhakas, also Atemübungen, und weiteren erhabenen Werkzeugen. In der Praxis des Hatha Yoga führen alle diese mit Sicherheit zur Frucht des Raja Yoga. Was ist Raja Yoga? Raja Yoga heißt Herrschaft über den Geist. Also praktiziere Asanas und Pranayama und die anderen wunderbaren Werkzeuge des Hatha Yoga, also Mudras, Bandhas, Kriyas und die Hatha Yoga Meditationstechniken. Die werden dir helfen, deinen Geist zu beherschen und über die Herrschaft des Geistes kommst du dann zur Erleuchtung. Also übe, praktiziere!
Da dies jetzt der Abschluss des ersten Kapitels ist, möchte ich dich inspirieren oder letztlich motivieren und auffordern. Überlege: Wie ist deine Praxis? Wieviel Asanas übst du jeden Tag, wieviel Pranayama.
- Übe jeden Tag mindestens eine halbe Stunde Asanas!
- Übe mindestens jeden Tag eine halbe Stunde Pranayama!
- Übe mindestens jeden Tag 20 Minuten Meditation
- und lies jeden Tag ein paar Minuten in einer heiligen Schrift.
Mache das in jedem Fall. So kommst du voran und widme mindestens ein- oder zweimal im Jahr eine Woche der intensiveren Praxis. Vielleicht einen Teil einer zweiwöchigen Sadhana-Intensiv Praxis, das es immer in der zweiten Junihälfte bei Yoga Vidya in Bad Meinberg gibt: zwei Wochen intensive Praxis im Pranayama, Mudras, Bandhas, Asanas, Meditation. Das hilft dir, sehr große Fortschritte zu machen auf dem Weg zur Herrschaft über den Geist, auf dem Weg zur Erleuchtung.
Vielleicht magst du nachher ein paar Minuten neue Vorsätze fassen. Ich will zum Abschluss dieses ersten Kapitels nochmals die Hatha Yoga Pradipika Guru Parampara rezitieren und dir den Segen der großen Meister des Hatha Yoga wünschen.
- Om, Om, Om
- Shri adi nathaya namo’stu tasmai
- yenopadishta hatha yoga vidya
- vibhrajate pronnata raja yogam
- arodhum ichchhor adhirohiniva
- pranamya shri gurum natham svatmaramena yogina
- kevalam raja yogaya hatha vidyopadishyate
- shri adinatha matsyendra shabarananda bhairavaha
- chaurangi mina goraksha virupakshabileshayaha
- manthano bhairavo yogi siddhih buddhash cha kanthadihi
- korantakah suranandah siddhapadash cha charpatihi
- kaneri pujyapadash cha nitya natho niranjanaha
- kapali bindunathash cha kakachandishvarahvayaha
- allamah prabhudevash cha ghoda choli chatintinihi
- bhanuki naradevash cha khandah kapalikastatha
- ityadayo maha siddha hatha yoga prabhavataha
- khandayitva kala dandam brahmandevicharanti te
- Om Shanti, Shanti, Shanti
- Om Bolo Sadguru Sivananda Maharaj Ji Ki - Jaya.
- Om Bolo Shri Vishnu-devananda Maharaj Ji Ki – Jaya.
Video - Übung macht die Meisterin
Siehe auch
- Nahrungsmittel
- Ernährungstipps
- Siddha
- Pranayama üben
- Sinn und Zweck von Pranayama
- Reinige die Nadis mit Anuloma Viloma
Literatur
- Sukadev Bretz: Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute
- Yoga Vidya: Das große Yoga Vidya Hatha Yoga Buch
- Sukadev Bretz: Das Yoga Vidya Asana-Buch
- Swami Vishnudevananda:Das große illustrierte Yoga Buch
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Sukadev Bretz: Die Kundalini Energie erwecken auch als eBook
- Swami Sivananda: Sadhana
Seminare
Yogalehrer Ausbildung
Hier erscheint demnächst wieder eine Seminarempfehlung: url=interessengebiet/hatha-yoga/?type=2365 max=2