Keusch: Unterschied zwischen den Versionen

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Erfahre im weiteren Artikel mehr zum Eigenschaftswort keusch, wie es gebraucht wird und wie es verwendet werden kann. Du bekommst auch viele Infos zu verwandten Wörtern, die mit keusch zusammenhängen, ähnliche Wörter, also Synonyme, wie keusch, auch Antonyme zum Begriff keusch. Das Adjektiv keusch ist die Bezeichnung für eine Eigenschaft, die du auch in dir trägst. Wenn du diese Eigenschaft in dir stärken willst, dann können die [[Affirmation]]en und Autosuggestionen am Ende dieses [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga] Wiki Artikels für dich besonders interessant sein. Hier also einige Gedanken zu keusch. Du kannst darüber nachdenken, ob du diese Eigenschaft kultivieren willst. Keusch ist das Adjektiv zu Keuschheit. Einige mehr Anregungen zu keusch, einen umfangreicheren Artikel, viele Tipps und ein Vortragsvideo, sind zusammengefasst in einem umfangreichen Artikel, Stichwort ''' [[Keuschheit]]'''.
Erfahre im weiteren Artikel mehr zum Eigenschaftswort keusch, wie es gebraucht wird und wie es verwendet werden kann. Du bekommst auch viele Infos zu verwandten Wörtern, die mit keusch zusammenhängen, ähnliche Wörter, also Synonyme, wie keusch, auch Antonyme zum Begriff keusch. Das Adjektiv keusch ist die Bezeichnung für eine Eigenschaft, die du auch in dir trägst. Wenn du diese Eigenschaft in dir stärken willst, dann können die [[Affirmation]]en und Autosuggestionen am Ende dieses [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga] Wiki Artikels für dich besonders interessant sein. Hier also einige Gedanken zu keusch. Du kannst darüber nachdenken, ob du diese Eigenschaft kultivieren willst. Keusch ist das Adjektiv zu Keuschheit. Einige mehr Anregungen zu keusch, einen umfangreicheren Artikel, viele Tipps und ein Vortragsvideo, sind zusammengefasst in einem umfangreichen Artikel, Stichwort ''' [[Keuschheit]]'''.
== Wie hält man keusches Leben durch? ==
[[Datei:Swami-Sivananda-Konzentration-und-Meditation.jpg|thumb|Swami Sivananda]]
'''- Auszug aus dem Buch "Die ersten Stufen des Yoga" von [[Swami Sivananda]] -'''
: '''1.''' Ein Zölibatär (Brahmachari) sollte vermeiden, eine Frau verlangend anzuschauen. Er sollte auch nicht begehren, sie zu berühren oder sich ihr mit üblen Absichten nähern. Er soll nicht mit ihr spielen, scherzen oder plaudern. Er soll weder in Gedanken noch vor seinen Freunden die Reize und Vorzüge einer Frau rühmen. Er soll auch nicht heimlich mit ihr reden. Er soll überhaupt nicht an eine Frau denken und kein fleischliches Verlangen aufkommen lassen, sich mit ihr geschlechtlich zu vergnügen. Ein Brahmachari sollte unter allen Umständen Geschlechtsverkehr meiden. Wenn er gegen eine dieser Regeln verstößt, bricht er sein Keuschheitsgelübde.
: '''2.''' Um den Samen zu bewahren, ist es wesentlich, dass man immer einen Streifen Leinwand über dem Geschlechtsteil trägt, dadurch verhütet man nächtliche Pollutionen. Es sei Zölibatären empfohlen, immer Holzsandalen zu tragen, weil dadurch der Samen bewahrt, die Augen gestärkt, das Leben verlängert und Heiligkeit und Glanz gesteigert werden.
: '''3.''' Das Keuschheitsgelübde wird dich gegen Versuchungen schützen. Es ist eine starke Waffe zum Angriff auf die Lüsternheit. Wenn du kein Keuschheitsgelübde ablegst, werden dich deine Gedanken jeden Augenblick in Versuchung führen. Du wirst nicht stark genug sein, um der Versuchung zu wider-stehen. Du wirst ihr bestimmt erliegen. Der Schwächliche und Weichling scheut sich vor diesem Gelübde und bringt allerlei Ausreden vor: „Warum soll ich mich durch ein Gelübde bin-den? Mein Wille ist stark und widerstandsfähig. Ich kann jegliche Versuchung bestehen. Ich pflege zu meditieren (Upasana). Ich treibe Willensgymnastik." Er wird es im Laufe der Zeit sicher bereuen, denn er kann seine Sinne nicht beherrschen. Derartige Ausreden bringt nur ein Mensch vor, in dessen geheimsten Schlupfwinkeln der Gedanken noch die feinsten Begierden nach dem, was er verleugnen sollte, lauern. Man muss rechtes Verständnis, Unterscheidungsvermögen und Leidenschaftslosigkeit besitzen. Nur dann wird dein Verzicht entschlossen und dauernd sein. Wenn der Verzicht nicht ein Ergebnis von Unterscheidung und Leidenschaftslosigkeit ist, werden die Gedanken einfach auf eine günstige Gelegenheit warten, um das, worauf man vorübergehend verzichtete, wieder zu gewinnen.
: '''4.''' Wenn du schwach bist, gelobe Keuschheit wenigstens für einen Monat und verlängere dann auf drei Monate. Du wirst davon ein gewisses Maß von Widerstandskraft gewinnen und fähig werden, das Gelübde auf sechs Monate zu verlängern. Allmählich wirst du es dann auf ein oder zwei oder drei Jahre ausdehnen können. Schlafe allein und pflege täglich energisch Japa, Kirtan und Meditation. Du wirst dann eines Tages die Begierde hassen und Freiheit und unbeschreibliche Freude er¬leben. Auch deine Lebensgefährtin sollte täglich Japa, Medi¬tation und Kirtan pflegen.
: '''5.''' Du mußt fähig sein, für Monate und Jahre auf die Bei-wohnung zu verzichten, aber ohne geschlechtliches Verlangen oder Neigung für Frauen. Wenn du eine Frau ansiehst oder in Gesellschaft von Frauen bist, sollten keine geschlechtlichen Gedanken in dir erwachen. Wenn dir das gelingt, bist du ein vollkommener Brahmachari oder Zölibatär und hast die Gefahrenzone durchschritten. Es ist an sich harmlos, eine Frau zu sehen, aber dein Blick muß keusch sein. Du mußt dabei das Gefühl haben, daß alles Anna ist (Atma Bhav). Wenn du eine junge Frau ansiehst, kannst du bei dir denken: „Idi verneige mich vor dir, o Mutter. Du bist ein Abbild oder eine Of fen-barung von Mutter Kali. Führe mich nicht in Versuchung, ver-locke mich nicht. Ich habe jetzt das Geheimnis von Maya und ihrer Schöpfung begriffen. Wer hat diese Formen geschaffen? Hinter all diesen Namen und Formen ist ein allmächtiger, all-durchdringender und allgütiger Schöpfer. Die Schönheit selbst verblüht, sie ist Trug, aber der Schöpfer oder Gott ist die Schönheit aller Schönheiten. Er ist eine Verkörperung unver-meidlicher Schönheit. Er ist der Brennquell aller Schönheit. Laß mich diese Schönheit der Schönheiten durch Meditation verwirklichen." Du mußt Gefühle der Andacht, Bewunderung und Ehrfurcht pflegen, wenn du eine Menschengestalt betrach-test und dabei des Schöpfers dieser Gestalt gedenken. Dann wirst du nicht in Versuchung geführt. Wenn du ein Vedanta-Jünger bist, denke und fühle: „Alles ist nur Selbst. Die Namen und Formen sind Täuschung, Bilder Mayas. Sie haben abge-sondert vom Selbst kein selbständiges Dasein."
: '''6.''' Yogaschüler sollten sich nicht über Frauen unterhalten, überhaupt nicht an Frauen denken. Stelle dir in Gedanken das Bild deines Schutzgottes (Ishta Devata) vor, sobald Gedanken an eine Frau in dir erwachen. Wiederhole angespannt das Man-tra. Wenn in dir sexuelle Gefühle erwachen, sobald du siehst, wie Tiere und Vögel sich begatten oder wenn du einen nack¬ten Frauenkörper bemerkst, so beweist das, daß in deinen Ge-danken immer noch Begierde lauert.
: '''7.''' Auch fortgeschrittene Schüler, die schon sehr weit im Yoga gekommen sind, sollten noch sehr vorsichtig sein. Sie sollten nicht allzu formlos mit Frauen verkehren und sich auch nicht törichterweise einbilden, sie seien schon große Yogameister. Ein großer Heiliger von hohem Ansehen erlitt eine Niederlage. Er verkehrte ungezwungen mit Frauen, nahm Frauen als Schü¬lerinnen an und ließ sich seine Beine von ihnen waschen. Da seine Geschlechtskraft noch nicht völlig sublimiert und in gei¬stige Energie (Ojas) verwandelt war, da noch Lüsternheit in feinster Form in seinen Gedanken schlummerte, wurde er ihr Opfer. Sein Ansehen war dahin. In ihm war das Geschlechts-verlangen nur unterdrückt, und als eine passende Gelegenheit kam, wurde es wieder gefährlich. Er hatte nicht genügend Stär¬ke oder Willenskraft, um der Versuchung zu widerstehen.
: '''8.''' Eine andere große Seele, die von ihren Jüngern als eine Inkarnation des Göttlichen (Avatar) verehrt wurde, wurde ein Yoga-brashta d. h. ein Mensch, der aus dem Rang eines Yogi gefallen ist. Auch er verkehrte zwanglos mit Frauen und beging bedenkliche Verbrechen. Er wurde eine Beute der Lüsternheit. Was für ein bedauerliches Mißgeschick! Da klettert ein No¬vize unter größten Schwierigkeiten die ganze Leiter empor — und geht dann für immer infolge seiner Sorglosigkeit und gei¬stigen Überheblichkeit unrettbar verloren.
: '''9.''' Wenn du dir das Skelett oder die Leiche einer Frau vor-stellst, wird dein Gemüt mit Leidenschaftslosigkeit erfüllt (Vairagya). Der Körper kam aus einer schmutzigen COffnung und ist voll Unsauberkeit. Am Ende wird er ein Häuflein Asche. Wenn du daran denkst, werden deine Gedanken leiden-schaftslos (Vairagya). Allmählich werden Frauen für dich nicht mehr reizvoll sein. Wenn du dir die kranke Gestalt einer Frau oder das Bild einer sehr alten Greisin vorstellst, wirst du schnell leidenschaftslos werden. Denke an die Leiden der irdischen Welt der Geburten und Tode (Samsara), an die Unwirklich¬keit der Dinge und an die Fesselung durch die Anhänglichkeit an Frau und Kinder. Versuche irgendeine Methode, welche dir am besten geeignet erscheint.
: '''10.''' Man muß versuchen, Unterscheidung zwischen dem Wirklichen, dem Selbst, und dem Unwirklichen, dem unreinen Körper zu lernen (Vivek). Du mußt dein Denkvermögen bearbeiten und ihm die Schändlichkeit des sexuellen Lebens klar machen: Kräfteverlust, Erregung der Sinne, Krankheiten, Ge-burt und Tod, Bindungen und verschiedene Arten von Elend. Denke einmal nach über die verschiedenen Bestandteile des weiblichen Körpers, zum Beispiel Blut, Knochen, Ausscheidun-gen, Urin, Eiter, Schleim und so weiter. Denke immer an das stets reine, unsterbliche Atma und an die Herrlichkeit des gei-stigen Lebens: Unsterblichkeit, ewige Seligkeit, höchsten Frie-den, dann wirst du allmählich dir abgewöhnen, nach Frauen zu blicken, auch wenn sie noch so schön sind. Du wirst schon vor dem Gedanken schaudern, mit schlechten Gedanken eine Frau anzusehen.
: '''11.''' Ein Schüler klagte: „Je länger ich Meditation treibe, um so mehr wird in meinem Bewußtsein eine unkeusche Schicht nach der andern bloßgelegt. Manchmal sind diese Unkeuschhei-ten so stark und schrecklich, daß ich ratlos bin, wie ich sie zü-geln soll. Ich bin in der Wahrheit und in Keuschheit (Brahma-dharya) noch nicht so fest gegründet. Immer noch lauern in mir die alten Gewohnheiten der Lüge und Lüsternheit. Geilheit be-unruhigt mich außerordenlidi. Schon der Gedanke an eine Frau erregt mein Gemüt. Ich bin so leicht erregbar, daß ich sie über-haupt nicht hören oder an sie denken darf. Sobald ida nur an eine Frau denke, wird meine geistige Übung (Sadhana) gestört und der Friede des ganzen Tages ist dahin. Ich ermahne meine Gedanken, rede ihnen gut zu, drohe ihnen, aber ohne jeden Erfolg. Meine Gedanken revoltieren. Ich weiß nicht, wie ich diese Leidenschaftlichkeit bezwingen soll. Reizbarkeit, Ichden-ken, Zorn, Gier, Haß, Neigung und so weiter lauern immer noch in mir. Die Lüsternheit ist mein größter Feind und noch dazu ein sehr starker. Ich bitte euch, seid so freundlich, mir zu raten, wie ich ihn vernichten kann.`
: '''12.''' Wenn die Unkeusdhheiten aus denn Unterbewußtsein aufsteigen und mit furchtbarer Gewalt an die Oberfläche des bewußten Denkens dringen, versuche zunädist nicht, ihnen zu widerstehen. Wiederhole das Mantra deines Schutzgottes (Ishta Mantra). Denke nicht zu viel an deine Fehler oder schlechten Eigenschaften. Es ist genug, wenn du in dich schaust und deine Mängel feststellst. Versuche nicht, die schlechten Eigenschaften anzugreifen. Entwickle vielmehr positive Tugenden. Rege dich nicht so oft auf: „Ich habe soviele Fehler und Schwächen." Pflege edle Tugenden (Sattwa). Durch Meditation und indem du positive Eigenschaften durch die Pratipaksha Bhavana-Me-thode entwickelst, werden alle negativen Eigenschaften von selbst absterben. Das ist die richtige Methode. (Man betont in Gedanken das Gegenteil, zum Beispiel überwindet man Furcht, indem man über Mut meditiert. D. Übers.).
: '''13.''' Die Leidenschaftlichkeit wird nachlassen, wenn du lange Zeit Japa, Meditation und Nachdenken über Atma (Chintan) übst. Mache ja nicht erst den Versuch, vor Frauen zu fliehen. Maya würde dich nur schrecklich hetzen. Versuche das Selbst in allen Gestalten zu sehen und wiederhole die Formel OM EK SACHIDANANDA ATMA recht oft. Denke immer daran. daß Atma geschlechtslos ist. Wenn du diese Formel in Gedanken wiederholst, wirst du große Kraft empfangen.
: '''14.''' Im Beginn deiner Übungen solltest du Frauen ganz fern bleiben. Wenn du aber vollkommen charakterfest und in Keuschheit (Brahmacharya) gesichert bist, solltest du deine Stärke erproben, indem du sehr vorsichtig von Zeit zu Zeit dich in Frauengesellschaft bewegst. Wenn auch dann dein Denken ganz rein und ohne geschlechtliche Vorstellungen bleibt, wenn infolge von Entsagung (Uparati), Ausgeglichenheit (Sama) und Beherrschung der Sinne (Dama) deine Fantasie nicht mehr re¬agiert, darfst du daraus folgern, daß du wirkliche Geisteskraft gewannst und beträchtliche Fortschritte in deiner Schulung (Sa-dhana) machtest. Dann bist du sicher. Du solltest jedoch deine geistige Disziplin nicht abbrechen in der Meinung, du seiest jetzt ein Jitendriya Yogi, der die Indriyas oder Sinne be¬herrscht. Wenn du aufhörst, weiter zu üben, wirst du hoffnungslos unterliegen. Selbst wenn du ein im Leben Befreiter (Jivanmukta) und ein kraftvoller Yogi bist, solltest du sehr vorsichtig sein, wenn du mit weltlich gesinnten Personen ver-kehrst.
: '''15.''' Eifrige Novizen auf dem Wege zur Selbstverwirkli¬chung, die Hausväter über vierzig sind, sollten den Verkehr mit ihrer Lebensgefährtin einstellen und vollkommene kör¬perliche Enthaltsamkeit (Brahmacharya) durchführen, wenn sie schnelle geistige Fortschritte machen und Selbstverwirklichung noch in dieser Geburt erlangen wollen. Auf dem geistigen Pfa¬de gibt es keine Halbheiten.


== Keusch - Verwandte Begriffe==
== Keusch - Verwandte Begriffe==

Version vom 30. März 2022, 09:19 Uhr

Keusch: Was ist keusch? Was kann es heißen, keusch zu sein? Was ist ursprüngliche Bedeutung dieses Wortes? Hier bekommst du einige Erläuterungen zum Adjektiv keusch: Keusch zu sein bedeutet, sexuell enthaltsam zu leben oder auch frei von sexuellen Bedürfnissen zu sein. Im weiteren Sinne werden schamhafte Menschen ebenfalls als keusch bezeichnet.

Erfahre im weiteren Artikel mehr zum Eigenschaftswort keusch, wie es gebraucht wird und wie es verwendet werden kann. Du bekommst auch viele Infos zu verwandten Wörtern, die mit keusch zusammenhängen, ähnliche Wörter, also Synonyme, wie keusch, auch Antonyme zum Begriff keusch. Das Adjektiv keusch ist die Bezeichnung für eine Eigenschaft, die du auch in dir trägst. Wenn du diese Eigenschaft in dir stärken willst, dann können die Affirmationen und Autosuggestionen am Ende dieses Yoga Wiki Artikels für dich besonders interessant sein. Hier also einige Gedanken zu keusch. Du kannst darüber nachdenken, ob du diese Eigenschaft kultivieren willst. Keusch ist das Adjektiv zu Keuschheit. Einige mehr Anregungen zu keusch, einen umfangreicheren Artikel, viele Tipps und ein Vortragsvideo, sind zusammengefasst in einem umfangreichen Artikel, Stichwort Keuschheit.

Wie hält man keusches Leben durch?

Swami Sivananda

- Auszug aus dem Buch "Die ersten Stufen des Yoga" von Swami Sivananda -

1. Ein Zölibatär (Brahmachari) sollte vermeiden, eine Frau verlangend anzuschauen. Er sollte auch nicht begehren, sie zu berühren oder sich ihr mit üblen Absichten nähern. Er soll nicht mit ihr spielen, scherzen oder plaudern. Er soll weder in Gedanken noch vor seinen Freunden die Reize und Vorzüge einer Frau rühmen. Er soll auch nicht heimlich mit ihr reden. Er soll überhaupt nicht an eine Frau denken und kein fleischliches Verlangen aufkommen lassen, sich mit ihr geschlechtlich zu vergnügen. Ein Brahmachari sollte unter allen Umständen Geschlechtsverkehr meiden. Wenn er gegen eine dieser Regeln verstößt, bricht er sein Keuschheitsgelübde.
2. Um den Samen zu bewahren, ist es wesentlich, dass man immer einen Streifen Leinwand über dem Geschlechtsteil trägt, dadurch verhütet man nächtliche Pollutionen. Es sei Zölibatären empfohlen, immer Holzsandalen zu tragen, weil dadurch der Samen bewahrt, die Augen gestärkt, das Leben verlängert und Heiligkeit und Glanz gesteigert werden.
3. Das Keuschheitsgelübde wird dich gegen Versuchungen schützen. Es ist eine starke Waffe zum Angriff auf die Lüsternheit. Wenn du kein Keuschheitsgelübde ablegst, werden dich deine Gedanken jeden Augenblick in Versuchung führen. Du wirst nicht stark genug sein, um der Versuchung zu wider-stehen. Du wirst ihr bestimmt erliegen. Der Schwächliche und Weichling scheut sich vor diesem Gelübde und bringt allerlei Ausreden vor: „Warum soll ich mich durch ein Gelübde bin-den? Mein Wille ist stark und widerstandsfähig. Ich kann jegliche Versuchung bestehen. Ich pflege zu meditieren (Upasana). Ich treibe Willensgymnastik." Er wird es im Laufe der Zeit sicher bereuen, denn er kann seine Sinne nicht beherrschen. Derartige Ausreden bringt nur ein Mensch vor, in dessen geheimsten Schlupfwinkeln der Gedanken noch die feinsten Begierden nach dem, was er verleugnen sollte, lauern. Man muss rechtes Verständnis, Unterscheidungsvermögen und Leidenschaftslosigkeit besitzen. Nur dann wird dein Verzicht entschlossen und dauernd sein. Wenn der Verzicht nicht ein Ergebnis von Unterscheidung und Leidenschaftslosigkeit ist, werden die Gedanken einfach auf eine günstige Gelegenheit warten, um das, worauf man vorübergehend verzichtete, wieder zu gewinnen.
4. Wenn du schwach bist, gelobe Keuschheit wenigstens für einen Monat und verlängere dann auf drei Monate. Du wirst davon ein gewisses Maß von Widerstandskraft gewinnen und fähig werden, das Gelübde auf sechs Monate zu verlängern. Allmählich wirst du es dann auf ein oder zwei oder drei Jahre ausdehnen können. Schlafe allein und pflege täglich energisch Japa, Kirtan und Meditation. Du wirst dann eines Tages die Begierde hassen und Freiheit und unbeschreibliche Freude er¬leben. Auch deine Lebensgefährtin sollte täglich Japa, Medi¬tation und Kirtan pflegen.
5. Du mußt fähig sein, für Monate und Jahre auf die Bei-wohnung zu verzichten, aber ohne geschlechtliches Verlangen oder Neigung für Frauen. Wenn du eine Frau ansiehst oder in Gesellschaft von Frauen bist, sollten keine geschlechtlichen Gedanken in dir erwachen. Wenn dir das gelingt, bist du ein vollkommener Brahmachari oder Zölibatär und hast die Gefahrenzone durchschritten. Es ist an sich harmlos, eine Frau zu sehen, aber dein Blick muß keusch sein. Du mußt dabei das Gefühl haben, daß alles Anna ist (Atma Bhav). Wenn du eine junge Frau ansiehst, kannst du bei dir denken: „Idi verneige mich vor dir, o Mutter. Du bist ein Abbild oder eine Of fen-barung von Mutter Kali. Führe mich nicht in Versuchung, ver-locke mich nicht. Ich habe jetzt das Geheimnis von Maya und ihrer Schöpfung begriffen. Wer hat diese Formen geschaffen? Hinter all diesen Namen und Formen ist ein allmächtiger, all-durchdringender und allgütiger Schöpfer. Die Schönheit selbst verblüht, sie ist Trug, aber der Schöpfer oder Gott ist die Schönheit aller Schönheiten. Er ist eine Verkörperung unver-meidlicher Schönheit. Er ist der Brennquell aller Schönheit. Laß mich diese Schönheit der Schönheiten durch Meditation verwirklichen." Du mußt Gefühle der Andacht, Bewunderung und Ehrfurcht pflegen, wenn du eine Menschengestalt betrach-test und dabei des Schöpfers dieser Gestalt gedenken. Dann wirst du nicht in Versuchung geführt. Wenn du ein Vedanta-Jünger bist, denke und fühle: „Alles ist nur Selbst. Die Namen und Formen sind Täuschung, Bilder Mayas. Sie haben abge-sondert vom Selbst kein selbständiges Dasein."
6. Yogaschüler sollten sich nicht über Frauen unterhalten, überhaupt nicht an Frauen denken. Stelle dir in Gedanken das Bild deines Schutzgottes (Ishta Devata) vor, sobald Gedanken an eine Frau in dir erwachen. Wiederhole angespannt das Man-tra. Wenn in dir sexuelle Gefühle erwachen, sobald du siehst, wie Tiere und Vögel sich begatten oder wenn du einen nack¬ten Frauenkörper bemerkst, so beweist das, daß in deinen Ge-danken immer noch Begierde lauert.
7. Auch fortgeschrittene Schüler, die schon sehr weit im Yoga gekommen sind, sollten noch sehr vorsichtig sein. Sie sollten nicht allzu formlos mit Frauen verkehren und sich auch nicht törichterweise einbilden, sie seien schon große Yogameister. Ein großer Heiliger von hohem Ansehen erlitt eine Niederlage. Er verkehrte ungezwungen mit Frauen, nahm Frauen als Schü¬lerinnen an und ließ sich seine Beine von ihnen waschen. Da seine Geschlechtskraft noch nicht völlig sublimiert und in gei¬stige Energie (Ojas) verwandelt war, da noch Lüsternheit in feinster Form in seinen Gedanken schlummerte, wurde er ihr Opfer. Sein Ansehen war dahin. In ihm war das Geschlechts-verlangen nur unterdrückt, und als eine passende Gelegenheit kam, wurde es wieder gefährlich. Er hatte nicht genügend Stär¬ke oder Willenskraft, um der Versuchung zu widerstehen.
8. Eine andere große Seele, die von ihren Jüngern als eine Inkarnation des Göttlichen (Avatar) verehrt wurde, wurde ein Yoga-brashta d. h. ein Mensch, der aus dem Rang eines Yogi gefallen ist. Auch er verkehrte zwanglos mit Frauen und beging bedenkliche Verbrechen. Er wurde eine Beute der Lüsternheit. Was für ein bedauerliches Mißgeschick! Da klettert ein No¬vize unter größten Schwierigkeiten die ganze Leiter empor — und geht dann für immer infolge seiner Sorglosigkeit und gei¬stigen Überheblichkeit unrettbar verloren.
9. Wenn du dir das Skelett oder die Leiche einer Frau vor-stellst, wird dein Gemüt mit Leidenschaftslosigkeit erfüllt (Vairagya). Der Körper kam aus einer schmutzigen COffnung und ist voll Unsauberkeit. Am Ende wird er ein Häuflein Asche. Wenn du daran denkst, werden deine Gedanken leiden-schaftslos (Vairagya). Allmählich werden Frauen für dich nicht mehr reizvoll sein. Wenn du dir die kranke Gestalt einer Frau oder das Bild einer sehr alten Greisin vorstellst, wirst du schnell leidenschaftslos werden. Denke an die Leiden der irdischen Welt der Geburten und Tode (Samsara), an die Unwirklich¬keit der Dinge und an die Fesselung durch die Anhänglichkeit an Frau und Kinder. Versuche irgendeine Methode, welche dir am besten geeignet erscheint.
10. Man muß versuchen, Unterscheidung zwischen dem Wirklichen, dem Selbst, und dem Unwirklichen, dem unreinen Körper zu lernen (Vivek). Du mußt dein Denkvermögen bearbeiten und ihm die Schändlichkeit des sexuellen Lebens klar machen: Kräfteverlust, Erregung der Sinne, Krankheiten, Ge-burt und Tod, Bindungen und verschiedene Arten von Elend. Denke einmal nach über die verschiedenen Bestandteile des weiblichen Körpers, zum Beispiel Blut, Knochen, Ausscheidun-gen, Urin, Eiter, Schleim und so weiter. Denke immer an das stets reine, unsterbliche Atma und an die Herrlichkeit des gei-stigen Lebens: Unsterblichkeit, ewige Seligkeit, höchsten Frie-den, dann wirst du allmählich dir abgewöhnen, nach Frauen zu blicken, auch wenn sie noch so schön sind. Du wirst schon vor dem Gedanken schaudern, mit schlechten Gedanken eine Frau anzusehen.
11. Ein Schüler klagte: „Je länger ich Meditation treibe, um so mehr wird in meinem Bewußtsein eine unkeusche Schicht nach der andern bloßgelegt. Manchmal sind diese Unkeuschhei-ten so stark und schrecklich, daß ich ratlos bin, wie ich sie zü-geln soll. Ich bin in der Wahrheit und in Keuschheit (Brahma-dharya) noch nicht so fest gegründet. Immer noch lauern in mir die alten Gewohnheiten der Lüge und Lüsternheit. Geilheit be-unruhigt mich außerordenlidi. Schon der Gedanke an eine Frau erregt mein Gemüt. Ich bin so leicht erregbar, daß ich sie über-haupt nicht hören oder an sie denken darf. Sobald ida nur an eine Frau denke, wird meine geistige Übung (Sadhana) gestört und der Friede des ganzen Tages ist dahin. Ich ermahne meine Gedanken, rede ihnen gut zu, drohe ihnen, aber ohne jeden Erfolg. Meine Gedanken revoltieren. Ich weiß nicht, wie ich diese Leidenschaftlichkeit bezwingen soll. Reizbarkeit, Ichden-ken, Zorn, Gier, Haß, Neigung und so weiter lauern immer noch in mir. Die Lüsternheit ist mein größter Feind und noch dazu ein sehr starker. Ich bitte euch, seid so freundlich, mir zu raten, wie ich ihn vernichten kann.`
12. Wenn die Unkeusdhheiten aus denn Unterbewußtsein aufsteigen und mit furchtbarer Gewalt an die Oberfläche des bewußten Denkens dringen, versuche zunädist nicht, ihnen zu widerstehen. Wiederhole das Mantra deines Schutzgottes (Ishta Mantra). Denke nicht zu viel an deine Fehler oder schlechten Eigenschaften. Es ist genug, wenn du in dich schaust und deine Mängel feststellst. Versuche nicht, die schlechten Eigenschaften anzugreifen. Entwickle vielmehr positive Tugenden. Rege dich nicht so oft auf: „Ich habe soviele Fehler und Schwächen." Pflege edle Tugenden (Sattwa). Durch Meditation und indem du positive Eigenschaften durch die Pratipaksha Bhavana-Me-thode entwickelst, werden alle negativen Eigenschaften von selbst absterben. Das ist die richtige Methode. (Man betont in Gedanken das Gegenteil, zum Beispiel überwindet man Furcht, indem man über Mut meditiert. D. Übers.).
13. Die Leidenschaftlichkeit wird nachlassen, wenn du lange Zeit Japa, Meditation und Nachdenken über Atma (Chintan) übst. Mache ja nicht erst den Versuch, vor Frauen zu fliehen. Maya würde dich nur schrecklich hetzen. Versuche das Selbst in allen Gestalten zu sehen und wiederhole die Formel OM EK SACHIDANANDA ATMA recht oft. Denke immer daran. daß Atma geschlechtslos ist. Wenn du diese Formel in Gedanken wiederholst, wirst du große Kraft empfangen.
14. Im Beginn deiner Übungen solltest du Frauen ganz fern bleiben. Wenn du aber vollkommen charakterfest und in Keuschheit (Brahmacharya) gesichert bist, solltest du deine Stärke erproben, indem du sehr vorsichtig von Zeit zu Zeit dich in Frauengesellschaft bewegst. Wenn auch dann dein Denken ganz rein und ohne geschlechtliche Vorstellungen bleibt, wenn infolge von Entsagung (Uparati), Ausgeglichenheit (Sama) und Beherrschung der Sinne (Dama) deine Fantasie nicht mehr re¬agiert, darfst du daraus folgern, daß du wirkliche Geisteskraft gewannst und beträchtliche Fortschritte in deiner Schulung (Sa-dhana) machtest. Dann bist du sicher. Du solltest jedoch deine geistige Disziplin nicht abbrechen in der Meinung, du seiest jetzt ein Jitendriya Yogi, der die Indriyas oder Sinne be¬herrscht. Wenn du aufhörst, weiter zu üben, wirst du hoffnungslos unterliegen. Selbst wenn du ein im Leben Befreiter (Jivanmukta) und ein kraftvoller Yogi bist, solltest du sehr vorsichtig sein, wenn du mit weltlich gesinnten Personen ver-kehrst.
15. Eifrige Novizen auf dem Wege zur Selbstverwirkli¬chung, die Hausväter über vierzig sind, sollten den Verkehr mit ihrer Lebensgefährtin einstellen und vollkommene kör¬perliche Enthaltsamkeit (Brahmacharya) durchführen, wenn sie schnelle geistige Fortschritte machen und Selbstverwirklichung noch in dieser Geburt erlangen wollen. Auf dem geistigen Pfa¬de gibt es keine Halbheiten.

Keusch - Verwandte Begriffe

Hier ein paar Wörter, die mit keusch im Zusammenhang stehen. Zunächst ein paar Wörter, die den gleichen Wortstamm haben:

  • Das Substantiv zu keusch ist Keuschheit.
  • Das Substantivus Agens, also das Wort, das den Handelnden bezeichnet, ist Keuscher.
  • Ein Verb dazu ist Keuschheit beachten.

Gegenteil von keusch - Antonyme

Ein Antonym ist ein Gegenteil. Manchmal versteht man Tugenden am besten, indem man sie in Verbindung setzt mit ihrem Gegenteil. Manchmal ist das Gegenteil einer Tugend auch eine Tugend, manchmal auch ein Laster bzw. eine Untugend. Hier also einige Gegenteile von keusch, also Antonyme:

Ausgleichende Tugenden

Vieles, was ins Extrem geführt wird, wird zur Untugend. So braucht auch keusch einen Gegenpol. Hier einige Gegenpole, also positive Antonyme zu keusch:

Antonyme, negative Eigenschaften

Hier einige Beispiele von Gegenteilen, Antonymen, von keusch, die man als Laster, bzw. negative Eigenschaften ansehen kann:

Ähnliche Wörter wie keusch - Synonyme

Synonyme sind Wörter mit ähnlicher Bedeutung. Hier einige Synonyme zu keusch. Manche der Synonyme haben positive Bedeutung. Allerdings gilt auch: Eine Tugend in einem anderen Kontext, oder auch eine Tugend, die übertrieben wird, kann auch negative Bedeutung haben.

Positive Synonyme zu keusch

Hier also einige Beispiele von positiven Synonymen zu keusch:

Negative Synonyme zu keusch

Eine eigentlich positive Eigenschaft übertrieben oder in einem anderen Kontext kann negativ sein. Man kann auch die gleiche Eigenschaft sowohl positiv als auch negativ sehen. Hier einige Beispiele von negativen Synonymen zu keusch:

Keuschheit Affirmationen

Willst du die Eigenschaft Keuschheit in dir entwickeln, stärker werden lassen, kultivieren? Hier findest du ein paar Tipps dazu:

  • Klassische Autosuggestion: Ich bin keusch.
  • Entwicklungsbezogene Affirmation: Ich entwickle Keuschheit.
  • Wunder-Affirmation: Angenommen, ich wäre keusch, wie würde sich das anfühlen, was würde sich ändern, wie würde ich reagieren?

Hilfreich ist natürlich auch eine Meditation, in welcher du diese Eigenschaft in dir stärker werden lassen kannst. Mehr Infos findest du dazu unter dem Stichwort Eigenschaftsmeditation. Schaue auch nach unter dem Stichwort Kultivierung positiver Eigenschaften.

Hier ein Video mit Tipps zur Kultivierung von Tugenden, Eigenschaften:

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor und nach keusch

Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach keusch kommen:


Hier einige Eigenschaften als Substantive mit ähnlichem Anfangsbuchstaben:

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