Altruistische Liebe
Altruistische Liebe ist uneigennützige Liebe, selbstlose Liebe, die auf das Wohl eines anderen gerichtet ist. Altruistische Liebe ist ein Sonderfall des Altruismus: Der Altruismus als Uneigennützigkeit kann kommen von der Vernunft. Altruistische Liebe kommt vom Herzen. Altruistische Liebe sucht nicht den eigenen Vorteil. Altruistische Liebe findet ihre Erfüllung in der Liebe selbst.
Herkunft des Begriffs Altruismus
Der Begriff Altruismus kommt höchstwahrscheinlich aus dem Französischen Altruisme, Uneigennützigkeit. Das Wort altruisme wiederem kommt vom Lateinischen "alter", der andere. Altruisme ist also eine Einstellung und eine Handlungsweise, die das Wohl des anderen in den Mittelpunkt stellt. Altruistisch ist das Adjektiv von Altruismus. Altruistische Liebe ist also die Liebe, die das Wohl des anderen in den Mittelpunkt stellt.
Altruistische Liebe in der Partnerschaft
Altruistische Liebe ist einer der sechs Liebesstile in der Partnerschaft, wie sie John Alan Lee formulierte. Im Rahmen der sechs Liebesstile ist der Begriff Altruistische Liebe die Umschreibung des Agape genannten Liebesstils. Altruistische Liebe ist hier die uneigennützige Liebe in der Partnerschaft, in der Lebensgemeinschaft, in der Ehe. Bei der altruistischen Liebe, Agape, wird das Wohl des Partners in den Mittelpunkt der Beziehung gestellt: Wenn es dem anderen gut geht, geht es mir auch gut. Der Sinn des Lebens wird darin gesehen, für den anderen da zu sein. Die altruistische Liebe hat dabei wenig Erwartungen, ist gekennzeichnet von Uneigennützigkeit, Vergebung bei Fehlern des anderen. Altruistische Liebe gehört zu den beständigsten und dauerhaftesten Liebesstilen. Wenn sie reziprok ist, kann Agape, die uneigennützige Liebe, für beide Partner große Erfüllung, Geborgenheit und Lebenssinn sein: Man kann sich auf den anderen verlassen. Wenn nur einer der Partner diese altruistische Liebe empfindet und pflegt, riskiert er, von dem anderen ausgenutzt zu werden. Wenn altruistische Liebe enttäuscht wird, schwindet dann auch der Lebenssinn.
Altruistische Liebe in der Partnerschaft als früheres Ideal für Frauen
In früheren Zeiten wurde insbesondere von der Frau erwartet, für ihren Mann da zu sein. Der Lebenssinn der Frau war, alles zu tun, was der Mann braucht. Der Mann dagegen hatte mehr Freiheiten, musste aber auch für das materielle Überleben der Familie sorgen. Frauen wurden dazu erzogen, für ihre Männer zu sorgen. Heutzutage ist die einseitige altruistische Liebe kein Ideal mehr.
Beidseitige altruistische Liebe als Ideal
Heutzutage ist die romantische Liebe, die aus Verliebtheit, Anziehung, tiefe Gefühle und Leidenschaft entspringt, das Hauptideal am Beginn der Partnerschaft. Jedoch hält die romantische Liebe allein meist nicht länger als 3 Jahre. Damit die Liebe dauerhaft wird, muss sie entweder in altruistische Liebe, in freundschaftliche Liebe (Storge) oder pragmatische Liebe (Pragma) münden. Dabei ist altruistische Liebe das Ideal, das die meisten Menschen für ihre Beziehung wünschen: Beide Partner sind füreinander da, unterstützen sich, opfern sich füreinander auf. Aus diesem Grund wird auch das Hohelied der Liebe des Apostel Paulus so häufig als Hochzeitsspruch gewählt: Im Hohelied der Liebe (1. Korintherbrief 13, 1-13) beschreibt Paulus die Charakteristika der Agape, der altruistischen Liebe, lateinisch caritas genannt.
Auch im Hinduismus findet man die altruistische Liebe als Ideal in der Partnerschaft. Als Beispiel gilt hier das göttliche Paar Rama und Sita: Rama war für Sita da und hat alles für sie getan, auch sein Leben für sie auf's Spiel gesetzt. Sita war für Rama da, hat alles für Rama getan: Sita ging mit Rama in den Wald, in das Exil, obgleich sie als geborene Prinzessin Luxus gewohnt war. Und Rama setzte alles daran Sita wiederzugewinnen, als sie von Ravana entführt worden war.
Altruistische Liebe als Überforderung der Partner
Manchmal kann das Ideal der altruistischen Liebe auch eine Überforderung der Partner sein. Insbesondere wenn der Lebenssinn im Kümmern um den Partner gesehen wird, überfordert das oft den Liebenden und den Geliebten, und beide bekommen Schuldgefühle: Der Liebende, weil er nicht genügend liebt, der Geliebte, weil er nicht weiß, wie er das zurückgeben soll.
Normalerweise ist es besser, ein höheres Ideal zu haben, z.B. soziales Engagment, spirituelle Entwicklung, Erleuchtung, und die Partnerschaft als Teil des Gesamtlebens zu sehen.
Altruistische Liebe zu allen Geschöpfen als Lebenseinstellung
Jesus sagte: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Diese Lehre findet man in allen Religionen: Tief im Inneren sind alle Geschöpfe miteinander verbunden. Fühle dich in der Seele, im Herzen, in Liebe mit allen Wesen verbunden. Aus dieser Liebe zu allen Geschöpfen wird dann die altruistische Liebe, die tätige Nächstenliebe.
Entwicke altruistische Liebe=
Du kannst einen großen Vorsatz fassen:
- Möge ich für alle Wesen, die mit mir in Kontakt kommen, eine positive Kraft sein
Nimm dir vor, zu jedem Menschen, mit dem du zu tun hast, Liebe zu spüren. Und nimm dir vor, im Rahmen des Möglichen, dem anderen altruistisch zu dienen. Es reicht dabei nicht aus, "nur" Gutes zu tun. Vielmehr gehört zur altruistischen Liebe dazu, dass du dem anderen gegenüber Liebe empfindest.
Altruistische Liebe kannst du auf mehrere Weisen kultivieren:
- Übe Maitri Bhavana Meditation, die Meditation der liebenden Güte
- Sieh die Welt aus den Augen des anderen - versuche dich in den anderen hinein zu versetzen
- Lass dir die Lebensgeschichte vom anderen erzählen - das verbindet
- Spüre mit deinem Herzen das Herz des anderen
- Sieh im anderen eine Manifestation Gottes. Jesus hatte gesagt: Was du getan hast dem geringsten unter deinen Geschwistern, das hast du mir getan Diene Gott im anderen
- Bringe alle Handlungen Gott dar
- Sei erwartungslos. So kannst du die altruistische Liebe aufrecht erhalten, auch wenn sie vom anderen nicht so erwidert wird
- Kümmere dich auch um dich selbst. Du kannst nur geben, was du hast, beziehungsweise du kannst Gott nur insofern durch dich wirken lassen, wie du seine Gegenwart spürst
Altruistische Liebe im gemeinnützigen Engagement
Nicht jedem ist es gegeben, zu allen Geschöpfen uneigennützige Liebe zu empfinden. Jedem ist es aber möglich, zu einigen Geschöpfen diese uneigennützige Liebe zu empfinden, zu kultivieren, und aus uneigennütziger Liebe zu handeln.
Wenn dir ein Anliegen besonders am Herzen liegt, dann gehe dem nach. Spüre diese Liebe, dieses Mitgefühl. Und dann lass auf die Liebe Handlungen folgen. Dann wird das zur altruistischen Liebe.
Altruistische Liebe funktioniert auch andersherum: Überlege, wofür du dich engagieren willst. Dann engagiere dich. Und dann spüre die Liebe, die altruistische Liebe, die kommt, wenn du jemand anderem etwas Gutes tust.
Altruistische Liebe im Yoga
Auch im Yoga gibt es das Ideal der altruistischen Liebe. Yogameister wie Swami Sivananda betonten immer wieder gemeinnütziges Engagement, Dient an der Gemeinschaft. Swami Sivanandas Motto war: Serve Love Give Purify Meditate Realize - Diene Liebe Gib Reinige Meditiere Verwirkliche. Dienen mit Liebe ist altruistische Liebe.
Altruistische Liebe ist eines der Ideale im Karma Yoga, des Yoga des uneigennützigen Dienens und der verhaftungslosen Nächstenliebe.