Mahavakya Meditation

Aus Yogawiki
Erfahre dich als Brahman

Mahavakya Meditation - Meditation über die Mahāvākyas – einzeln oder alle vier in Folge – ist eine der klassischen vedantischen Meditationstechniken. Nach dem Hören, Shravana und darüber Nachdenken, Manana, vertiefst du dich in der Meditation in ihre Bedeutung, Nididhyāsana und sie führen dich dann zur eigenen Erfahrung und Verwirklichung ihres Inhalts, Anubhāva.

Meditation über die vier Mahāvākyas

Der Ablauf

Denke schrittweise über die einzelnen Mahāvākyas nach:

  • Wiederhole sie geistig
  • Denke weiter darüber nach
  • Erfahre ihre Bedeutung in der Stille.

Setze dich gerade hin. Singe dreimal oṃ und lasse die Kraft des oṃ auf dich wirken

oṃ oṃ oṃ

Schritt 1: Sitzhaltung

Sitze ruhig und gerade für die Meditation.

Schritt 2: Atmung

Atme ein paar Mal tief ein und aus.

Schritt 3: Die vier Mahāvākyas

Tat tvam asi – Das bist du
Aham brahmāsmi – Ich bin Brahman
Ayam ātmā brahma – Dieses Selbst ist Brahman
Prajñānaṃ brahma – Bewusstsein ist Brahman

Tat Tvam Asi

Das Unendliche und das Ewige. Das bist du.
Mache dir bewusst, hinter allem ist eine göttliche Wirklichkeit.
Nichts ist von anderem getrennt.
Nichts ist da als etwas Getrenntes.
Es gibt „Tat“ das Unendliche, das Ewige, überall.
Tat tvam asi. DAS bist Du.
Dieses Unendliche, dieses Ewige - tat tvam asi. Das bist du.

Ein paar Momente lang

Aham brahmāsmi

Ich bin dieses Brahman. Das Unendliche und das Ewige, Brahman, das Göttliche hinter allem, in allem und auch jenseits von allem.
Aham brahmāsmi. Ich bin nicht beschränkt auf Körper und Psyche.
Aham brahmāsmi. Ich bin dieses Brahman.

Ein paar Momente lang

Ayam ātmā brahma

Dieses Selbst ist Brahman.
Wer bin ich? Ich bin nicht der Körper, nicht die Psyche, nicht die Gedanken.
Alles was wahrnehmbar ist, bin ich nicht. Neti Neti.
Ayam ātmā brahma. Dieses Selbst ist Brahman.

Ein paar Momente lang

Prajñānaṃ brahma

Bewusstsein ist Brahman.
Was ist Gott? Gott, das Göttliche, ist Brahman.
Was ist Brahman? - Es ist nicht in Worte zu fassen.
Jedes Konzept von Brahman ist falsch.
Alles was Brahman definiert, beschränkt Brahman und Brahman kann nicht beschränkt werden.
Prajñānaṃ brahma. Brahman, das Absolute, das Göttliche, ist Bewusstsein an sich.
Ein einziges Bewusstsein, unendlich und ewig.

Ein paar Momente lang

Schritt 4: Stille Meditation

Mache dir diese vier Mahāvākyas bewusst.
Meditiere darüber, denke darüber nach oder spüre einfach Unendlichkeit und Ewigkeit.
Tat tvam asi - Du bist dieses Unendliche und Ewige.
Aham brahmāsmi - Ich bin dieses Brahman, dieses Göttliche.
Ayam ātmā brahma - Dieses Selbst ist Brahman.
Prajñānaṃ brahma - Brahman, das Göttliche, ist Bewusstsein.

10-15 Minuten stille Meditation (oder länger oder kürze)

oṃ oṃ oṃ
Tat tvam asi
aham brahmāsmi
ayam ātmā brahma
prajñānaṃ brahma
oṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ

Die Essenz deines Lebens

Die vier Mahāvākyas - die Grundlagen von Vedānta und die Essenz der Lehren der Upanishaden. Die Essenz deines Lebens. Denn das ist ja nicht etwas Uraltes und deshalb für heute irrelevant.

Es ist vielmehr etwas, was uralt ist und deshalb weiter relevant. Setze es im Alltag um.

Lebe in diesem Geist der Mahāvākyas und du wirst merken, dass Leben für dich eine ganz andere Dimension und Tiefe bekommt. Allmählich wirst du eine völlig neue Sicht des Lebens, der Welt, deiner Selbst bekommen. Und ein erfülltes Leben ohne Anhaftung leben können, indem du alles annimmst und genießt, was da ist und es auch wieder loslassen kannst.

 „Tat tvam asi“. Das bist du.
 „Aham brahmāsmi“. Ich bin Brahman.
 „Ayam ātmā brahma“. Dieses Selbst ist Brahman.
 „Prajñānaṃ brahma“. Bewusstsein ist Brahman.

Übungsaufgaben für den Alltag

  • Lerne die vier Mahāvākyas auswendig.
  • Nimm öfter eine übergeordnete Perspektive ein:
  • Wenn du andere Menschen siehst, auch wenn sie leiden, lasse Nächstenliebe entstehen aus Tat tvam asi heraus. Auf der relativen Ebene bist du in diesem Körper und im Tiefsten auch in jenem Körper, daher gilt es ihm zu helfen.
  • Aham brahmāsmi. Erfahre dich zwischendurch als Brahman in deinem Inneren und als Brahman überall.
  • Ayam ātmā brahma. Spüre zwischendurch immer wieder: Mein wahres Selbst ist Brahman. Höre auf, dir immer wieder Identifikationen zuzulegen.
  • Erinnere dich immer wieder an Gott. Im Bhakti Yoga wendest du dich an Gott im Gebet oder in Verehrung und kultivierst die Einstellung „O Gott, nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe. Zeige mir, was du von mir willst.“ – Und parallel ist es wichtig, sich vom Jnāna Yoga Standpunkt klar zu sein: „Prajñānaṃ brahma. Gott ist Bewusstsein. Die ganze Welt ist eine Manifestation des Bewusstseins Gottes“.

Übungsaufgaben für die Meditation

  • Meditiere täglich mit der Mahāvākya-Meditation.
  • Du kannst mit allen vier Mahāvākyas schrittweise meditieren wie in der Anleitung dieser Woche.
  • Du kannst dich aber auch auf eines davon konzentrieren, das dir vielleicht besonders liegt oder das wie ein Mantra von selbst in der Meditation kommt.
  • Oder du kannst jeden Tag mit einem dieser Mahāvākyas abwechselnd üben.
  • Auch wenn du eine andere Meditationstechnik als Hauptmeditation hast, denke zwischendurch über diese vier Mahāvākyas nach und integriere sie.

Selbstverwirklichung und eine echte Absorption der Vedānta-Lehren sind nicht leicht zu haben. Es braucht Ernsthaftigkeit, Beständigkeit, Mut, Zuversicht, Durchhaltevermögen und Vertrauen. Die folgende Geschichte kommt an mehreren Stellen vor, zum Beispiel in der Chandogya Upanishad und zeigt uns das und ebenso, wie wir dabei auf die Probe gestellt werden können.

Video - Meditation über die 4 Mahāvākyas

Anleitung und längere Stille - 20 Minuten

Siehe auch

Literatur

Seminare

Indische Schriften

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