Tyaga

Aus Yogawiki
Philosophischer Diskurs zwischen Krishna und Arjuna am Eingang zum Tirumala

Tyaga (Sanskrit त्याग Tyāga m.) das Verlassen, im Stichlassen, Verstoßen; das Meiden; das Aufgeben, Verzichten, Entsagung, Loslösung; Hingabe des Lebens, Aufopferung; Hingabe eines Gutes, Opfer; Freigebigkeit; das Aufgeben aller Bindungen, Verminderung und Loslassen von Wünschen und Begierden. Tyāga drückt sich in einem selbstlosen Tun aus, welches nicht nach Früchten oder Ergebnissen trachtet, und kann als Grundprinzip des Karma-Yoga betrachtet werden.

Sukadev über Tyaga

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Tyaga

Tyaga heißt das Loslassen, Tyaga heißt das Verlassen, das Ablassen, Tyaga ist die Entsagung. Entsagung spielt im Yoga eine große Rolle. Gerade in der Bhagavad Gita wird immer wieder Tyaga und Sannyasa zum Thema gemacht. Sannyasa und Tyaga heißt beides loslassen, entsagen. In den deutschen Übersetzungen wird Tyaga meist als Verzicht bezeichnet und Sannyasa als Entsagung. Tyaga und Sannyasa: Loslassen, Verzicht und Entsagung. Krishna sagt in der Bhagavad Gita, es ist nicht notwendig, Tyaga zu üben, indem du auf äußere Dinge verzichtest. Also im Sinne von, dass du all dein Geld den Armen spendest und dann als Wandermönch durch die Gegend ziehst. Das gibt es zwar in Indien; das ist das Konzept des Wandermönches, des Parivrajakas. So etwas findet man natürlich auch im klassischen christlichen Mönchstum. Man denke nur an die früheren Franziskaner oder an Jesus selber. Aber Krishna sagt, Tyaga macht etwas ganz anderes aus. Tyaga heißt das Loslassen und der Verzicht auf wunschgebundene Handlungen.

Bhagavad Gita - Manuskripte aus dem 19. Jahrhundert

Also, wann immer du einen Wunsch hast, dann gilt es, ab und zu mal auf die Wünsche zu verzichten. Es ist eine gute und wichtige spirituelle Praxis, wenn du merkst, du hast einen Wunsch, dann sagst du: "Ah, da ist ein Wunsch, ich entscheide mich jetzt, diesen Wunsch nicht zu erfüllen. Einfach deshalb, um Freiheit zu bekommen." Indem du auf etwas verzichtest, kommst du zu einer spirituellen Stärke. Indem du Wünsche nicht erfüllst, indem du Tyaga gegenüber wunschgebundenen Dingen übst, wirst du innerlich stark, du bekommst Freiheit. Die meisten Menschen sind Sklaven ihrer Wünsche, ihrer Emotionen, von Reiz-Reaktionsketten. Wenn du Tushti entwickeln willst, Zufriedenheit, dann ist Tyaga wichtig, also öfters bewusst auf Dinge zu verzichten. Insbesondere gilt es auch, zu verzichten auf alles Tamasige und Rajasige, also alles Dumpfe und was bewusstseinstrübend ist, und alles Rajasige, was wunschgetrieben ist und auch vom Wunsch nach größerer Bedeutsamkeit und höherem Ansehen. Tyaga kann aber auch heißen, deine Aufgaben und Pflichten zu erfüllen und das zu tun, was dein Karma dir vorgibt und dabei auch die Dinge zu nutzen, die notwendig sind, damit du deine karmische Aufgabe erfüllen kannst. So kann es sein, dass du allen möglichen Besitz auch hast, aber du betrachtest ihn nicht als deinen eigenen Besitz. Auch der Verzicht auf die Vorstellung des Besitzes ist Tyaga. Wenn Du ein Haus besitzt und du dir dabei bewusst machst, es gehört nicht dir, es gehört in Wahrheit Gott, dann bist du ein quasi ein Verwalter, dann hast du auch in dieser Sittuation Tyaga geübt.

Krishna erwähnt auch, dass Yoga der Verzicht ist, auf die Verbindung mit dem Schmerz. Das ist sehr interessant, also auch eine Form des Verzichtes. Menschen identifizieren sich mit ihrem Schmerz und sie sind ganz drin. Im Yoga lernt man, darauf zu verzichten. Das Loslassen der Verbindung mit dem Schmerz, auch das ist Tyaga. Man könnte noch sehr viel mehr sagen über Tyaga und auf den Yoga Vidya Internetseiten findest du dort auch eine Menge. Du kannst einfach gehen auf www.yoga-vidya.de, dort gibt ein, „Tyaga“ und dann erfährst du eine Menge über Tyaga. Du kannst auch "Bhagavad Gita" eingeben oder "Bhagavad Gita und Tyaga" und du erfährst eine Menge, was Krishna in der Bhagavad Gita über Tyaga sagt und was Tyaga im Einzelnen sein kann und was vielleicht auch nicht. Aber es reicht schon mal aus, wenn du als spiritueller Aspirant weißt, Tyaga ist eine wichtige spirituelle Praxis. Heutige Aspiranten vergessen das öfter. Öfter mal gilt es, bewusst zu verzichten. Krishna hat gerade Tyaga gegen Ende der Bhagavad Gita so definiert: Der bewusste Verzicht auf wunschgetriebene Handlungen ist Tyaga. Das ist wichtig, um Befreiung, Freude, Gottverbundenheit zu erfahren.

Swami Sivananda über Tyaga

Der indische Yoga Meister und Weise Swami Sivananda schreibt in seinem Buch „How to Cultivate Virtues und Eradicate Vice“ über Tyaga Divine Life Society:

Unsterblichkeit oder Selbsterkenntnis wird allein durch Tyaga, d.h. Verzicht, erreicht. Tyaga stärkt den Geist und den Willen und verleiht Frieden. Verzichte auf äußere Objekte. Dies ist Vishaya-Tyaga. Verzichte auf die Anhaftung an diese Objekte. Dies ist Sanga-Tyaga. Die ist eine geistige Disziplin. Ohne Tyaga ist kein bisschen spiritueller Fortschritt möglich. Das Geheimnis des Verzichtes ist der Verzicht des Egoismus, der Meinigkeit, Vasanas und Trishnas, subtile Wünsche und Begierden, Bheda-Buddhi, der unterscheidet, und die Kartritva-Abhimana, Handelnder oder ausführendes Organ. Vollständiger Verzicht kommt nicht in einem Tag. Es braucht sehr lange Zeit. Satsanga mit Weisen und Heiligen, Studium der Schriften, die Vairagya und Tyaga behandeln wie „Necessity for Sannyasa“ usw, sind Hilfsmittel im Einüben des Verzichts. Derjenige, der verzichtet, ist der wahre König der Könige, der Kaiser der Kaiser. Tyaga ist die stärkste Kraft dieser Welt.

Erläuterungen zu den Ausführungen von Swami Sivananda zu Tyaga

Swami Sivananda
  • Vishaya-tyaga zusammengesetzt aus Vishaya "Sinnesobjekt", Tyaga "Entsagung, Verzicht". Vishaya-tyaga "Aufgabe äußerer Objekte".
  • Sanga-tyaga zusammengesetzt aus Sanga, Anhaftung. Tyaga "Entsagung, Verzicht". Sanga-tyaga "Nicht an Objekte sondern an Brahman, das Ewige, oder an Ishta Devata (gewählte Gottheit) denken."
  • Meinigkeit Begriff aus der Neurowissenschaft; Das Gefühl, das die Beziehung zum Selbst reflektiert, die die Transformation von physischen Zuständen in mentale Zustände mit sich führt und so in subjektiver Erfahrung resultiert.
  • Vasana ist ein Begriff aus der Karmalehre: inneren Wirkkräfte, die dem Menschen innewohnenden Eigenschaften und Eigenheiten, welche dem Einfluss unseres Wollens, Fühlens und Wissens unterliegen. Zu den Vasanas gehören: Eigenschaften, Eigenheiten, Gefühle, Erfahrungswissen, Fähigkeiten, Wille, Wünsche und Veranlagungen. Vasanas sind ein Produkt der Gefühle und Gedanken,die Summe aller inneren Kräfte, die unsere Persönlichkeit und unseren Charakter formen.
  • Trishna: "Verlangen, Wunsch, Dürsten nach Objekten; inneres Sehnen nach Sinnesobjekten,
  • Bheda-Buddhi, zusammengesetzt aus bheda "Getrenntheit" und Buddhi "Intellekt". Bheda-Buddhi ist der Intellekt, der Unterschiede erschafft;
  • Kartritva-Abhimana Begriff aus der Karmalehre, zusammengesetzt aus Kartritva und Abhimana "persönliche Eitelkeit, ich-zentrierter Anhaftung"
  • Satsanga "Zusammensein mit spiritueller Menschen, mit Weisen"
  • Vairagya "Leidenschaftslosigkeit, Wunschlosigkeit, Verhaftungslosigkeit"
  • "Necessity for Sannyasa" Titel eines Buches von Swami Sivananda

Der Volksmund über Tyaga

Im Volksmund gibt es viele Weisheitsprüche. Einer davon lautet: Im Verzicht liegt der Gewinn. Wie vorher beschrieben, ist die Bedeutung von Tyaga Verzicht, Entsagen und Loslassen. Der Verzicht über einen gewissen Zeitraum fällt meisten nicht so schwer. Danach geht es aber oft wieder seinen gewohnten Gang weiter. Von daher ist die innere Einstellung so entscheidend. Wenn du bewusst auf etwas verzichtest, auf etwas das dir eventuell sogar in letzter Zeit in irgendeiner Form Schmerz bereitet hatte, dann sage dir während der Verzichtsphase: Im Verzicht liegt der Gewinn. Besonders in einem schwachen Moment ist dieser Satz, geistig oder sogar laut gesprochen, sehr hilfreich. Wenn du wieder in die Phase eintrittst, in der du den Verzicht bewusst wieder ablegst, dann bewahre dir dieses Gewinnerfahrung aus der Verzichtsphase. Wenn du mit dem Verzichteten wieder in Aktion trittst, sei dir bewusst, dass Du der Herr in deinem Haus bist und jederzeit darauf wieder verzichten kannst. So wirst du frei von einer Anhaftung davon, was auch immer das sei, ohne ein Leben lang darauf verzichten zu müssen. Das ist Befreiung, darin liegt der Gewinn im Verzicht. Kein Schmerz mehr, kein Sklave seines Wunsches mehr sein.

Tyaga und Sannyasa in der Bhagavad Gita

Hier ein Vortrag zum Thema Sannyasa und Tyaga, Kommentar zur Bhagavadgita XVIII 1-2 von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.


Siehe auch

Literatur

Weblinks

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