Die Universalität des Seins - Kapitel 6 - Die sieben Samadhi Stufen

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Die Universalität des Seins - Kapitel 6 - Die sieben Samadhi Stufen


Die sieben Samadhi Stufen

Es soll sieben Stufen der Erlangung von Samadhi geben, und das, was ich gestern beschrieben habe, ist die niedrigste Stufe, obwohl selbst diese erste Stufe Ihnen vielleicht als sehr schwer erschienen ist. Aber in dem Maße, wie Sie das Gesagte verstanden haben, haben Sie einen sehr mutigen Schritt in die richtige Richtung getan. Diese erwähnten Stufen sind nur die Prozesse der Loslösung des Bewusstseins von der Verstrickung in die verschiedenen Ebenen der Manifestation des Universums. In tiefer Meditation, die an Samadhi grenzt, kontemplieren Sie das gesamte Universum vor sich.

Die anerkannten Kategorien des Abstiegs des Bewusstseins im Prozess der Evolution und Involution sind sowohl in der Sankhya- als auch in der Vedanta-Lehre ausführlich beschrieben. Die niedrigste Manifestation im Prozess der Schöpfung oder der Evolution ist die irdische Existenz. Wir befinden uns jetzt in der niedrigsten Kategorie des Lebens und sind in materielle Verbindungen eingebunden. Nicht nur das, sondern die Dinge sind völlig voneinander unterschieden. Die Diversifizierung geht bis zum äußersten, wenn wir die irdische Ebene erreichen. Nichts hat irgendeine Verbindung mit irgendetwas anderem; alles steht für sich selbst. Sie können selbst sehen, dass in dieser Welt nichts mit irgendetwas anderem in Verbindung zu stehen scheint. "Jeder für sich und der Teufel soll den Letzten nehmen" ist die Art von Doktrin, die in der untersten Kategorie der Manifestation vorherrscht.

Wir nennen sie weltliche Existenz, irdische Existenz. Es gibt kosmische Ebenen, die den Ebenen unserer eigenen psychophysischen Persönlichkeit entsprechen, denn das Individuum und das Universum stehen in einer Wechselbeziehung zueinander und agieren und reagieren auf eine umfassende Weise. Wir können sagen, dass ein Individuum ein Querschnitt durch das gesamte Universum ist. Wir werden in jedem einzelnen Wesen ein Miniaturuniversum finden. In der traditionellen Sprache werden diese Stufen oder Ebenen der Manifestation Bhuloka genannt, die irdische Ebene, und darüber hinaus gibt es Bhuvarloka, die Astralwelt, die in etwa mit unserer vitalen Schicht der individuellen Persönlichkeit vergleichbar ist. Diese Ebenen können nicht mit den Augen gesehen werden, so wie wir auch unseren eigenen feinstofflichen Körper nicht sehen können. Es sind höhere Ebenen, eine über der anderen. Es gibt eine weitere Ebene, die subtiler ist und Svarloka genannt wird. In den Puranas wird sie als der Himmel der Götter angesehen, der Aufenthaltsort strahlender Wesen mit leuchtenden Feuerkörpern, die in keiner Weise materiell belastet sind. Die Götter sollen in der Lage sein, selbst hartes Gestein zu durchdringen, weil ihre Körper aus der feinen Substanz des Feuerprinzips bestehen. Dies sind die Himmel der religiösen Schriften.

Höher als das ist Maharloka, eine Ebene, auf der sogar die feuerähnliche Individualität allmählich dazu neigt, sich in ein größeres und umfassenderes Ganzes zu verflüchtigen. In den Puranas gibt es fantastische Beschreibungen der Bewohner oder Bewohnerinnen dieses Reiches. Sie neigen dazu, sich gegenseitig zu berühren, so wie Feuerflammen sich berühren können, wobei wir nicht wissen können, ob es zwei Flammen sind oder ob sie sich tatsächlich zu einer einzigen Flamme vermischen. Eine vollständige Verschmelzung findet nicht statt, aber die Flamme der verdünnten Persönlichkeit hat die Tendenz , sich in eine andere Flamme zu versenken, die ihr ebenfalls ähnlich ist. All dies ist für unseren Verstand unvorstellbar. Jenseits von Maharloka befindet sich Janaloka, ein weiteres feinstoffliches Reich, in dem nur Meister leben, nicht aber gewöhnliche Sterbliche. Große Potentiale kosmischer Kraft sind in jedem Menschen eingebettet. Bewohner jenes wunderbaren, herrlichen Reiches, das unvorstellbar, unaussprechlich und für unser Verständnis völlig transzendent ist.

Diese Namen mögen schwer zu verstehen sein und weisen nur auf die Subtilität der Manifestation des Seins hin - so subtil, dass die Winde der individuellen Existenz sozusagen in den Ort von Individuen eines ähnlichen Typs wehen. Winde wehen über Winde, können wir sagen. Wenn Winde wehen, wissen wir nicht, was da weht. Winde wehen von allen Seiten und prallen von einer Seite auf die andere. Ein Orkan kann aus einer Richtung kommen und mit einem ähnlichen Orkan aus einer anderen Richtung zusammenstoßen. Wunderbar! Das ist das einzige Wort, das wir benutzen können, um diesen Zustand zu beschreiben.

Jenseits von Janaloka liegt Tapoloka, wo die Strenge der Individualität einen solchen Höhepunkt erreicht, dass das Bewusstsein des individuellen Selbstseins dazu neigt, zu verdampfen, wie verbrannter Kampfer. Wenn Kampfer durch Hitze entzündet wird, schmilzt er zu einer dampfenden, allgegenwärtigen Substanz, und es heißt, dass dies die Erfahrung dieser Meister, dieser strengen Individuen ist. Wir brauchen sie gar nicht als Individuen zu bezeichnen. Sie sind Über-Individuen; wir können kein besseres Wort verwenden. Sie sind der Treffpunkt der kosmischen und der subtilen individuellen Substanz, wobei die eine der anderen die Hand reicht.

Eine Illustration dieser Art von Erfahrung wird in der Chhandogya Upanishad erwähnt. Wenn das suchende Bewusstsein im Prozess der erwähnten Samadhis allmählich aufsteigt, erreicht es eine bestimmte Stufe, auf der es keine individuellen oder persönlichen Motive hat. Auf den unteren Stufen gibt es eine Motivation. Der Suchende spürt, dass etwas getan werden muss; die Meditation muss fortgesetzt werden, und die Konzentration muss auf diese Weise gelenkt werden. Aber das gilt nur bis zu einer Stufe, auf der es ein Selbstbewusstsein des suchenden Geistes gibt. Es wird ein Stadium erreicht, in dem er im Begriff ist, das Meer der Existenz zu erreichen. Wenn sich der Fluss auf die Wellen des Ozeans zubewegt, können wir nicht sagen, ob der Fluss existiert oder nicht existiert. Er ist sowohl da als auch nicht da.

Wie soll sich der Geist weiterbewegen, höher hinauf, wenn es keine individuelle Motivation gibt? Selbstanstrengung ist dort nicht möglich, weil die Idee des Selbst verschwunden ist. In den Upanishaden wird die großartige Aussage gemacht, dass sich ein göttlicher Vertreter des Absoluten manifestiert: Amanava Purusha - der nicht menschlich ist, sondern etwas ganz anderes. Eine strahlende Kraft manifestiert sich aus dem Höchsten Wesen und lenkt den suchenden Geist auf die höhere Ebene. Wir können nicht wissen, wie das vor sich geht. Veranschaulichungen sind wie Symbole; sie können etwas andeuten, aber sie können die Natur dieser Existenz nicht wirklich zum Ausdruck bringen. Wir haben von Enthaltsamkeit und Selbstbeschränkung gehört, aber unsere Vorstellung von Selbstbeschränkung ist eine Art persönliche Übung, der wir uns gerne unterziehen würden. Hier, in Tapoloka, ist es keine persönliche Übung, sondern ein natürlicher Zustand der Dinge. Die Sinne verschmelzen vollständig und existieren nicht mehr. Zu diesem Zeitpunkt sehen diese so genannten Sinneskräfte, die in dieser Welt Verwüstung anrichten, wie strömende Flüsse des Bewusstseins selbst aus. In Wirklichkeit ist das, was als Empfindung bezeichnet wird und durch die Sinnesorgane wirkt, ein Strom des Bewusstseins, der sich durch sie bewegt, aber wir können nicht erkennen, dass dieser Strom stattfindet, weil die Sinnesorgane völlig in die Körperlichkeit verstrickt sind. In Tapoloka wird die Körperlichkeit vollständig abgelegt, und die Sinne werden zu Gottheiten. Sie wenden sich nach innen zu ihrer Quelle, anstatt sich nach außen zu bewegen. Dies ist die große manifestierte Form einer Bewusstseinsebene, Tapoloka.

Das höchste ist Satyaloka, das manchmal auch Brahmaloka genannt wird. Dieser Zustand kann als Wahrheits-Bewusstsein beschrieben werden. Es ist die universelle Konzentration des Absoluten in Form einer schöpferischen Potentialität zur Manifestation des Kosmos. Hier versagen die Worte. Wir können nichts darüber sagen. Jenseits davon liegt das Absolute selbst. Wir müssen diese Ebenen in unserer Meditationsübung durchschreiten, die nicht mehr ein Akt individueller Konzentration bleibt, sondern auf jeder Ebene die Form einer Vereinigung annimmt. Die Worte 'Konzentration' und 'Meditation' können auf diesen Ebenen nicht verwendet werden, weil es sich um eine Vermischung des Bewusstseins mit seinem Gegenstück handelt. Die wunderbare, glückselige Befreiung der Individualität findet statt. Die Menschen in der Welt sind nicht einmal in der Lage um dies zu hören. Solche Wunder existieren über uns.

Gestern habe ich ein Stadium von Samadhi erwähnt, das als Savitarka bekannt ist und in dem sich die intellektuelle Aktivität in den Prozess der Tendenz, sich mit dem Objekt zu vermischen, auflöst. Am Anfang konzentriert man sich auf ein ausgewähltes Ideal, weil es dem Geist zu Beginn nicht möglich ist, die Gesamtheit der Dinge zu erfassen. Wir können nicht alle Dinge auf einmal denken. Wir können immer nur an eine Sache denken. Diese eine Sache, die das gewählte Ideal für den Zweck der Meditation ist, wird Ishta Devata genannt, das liebste aller Dinge, an das wir denken können. Worauf auch immer wir uns konzentrieren, es sollte die liebste Sache der Welt sein. Wenn das nicht der Fall ist, wird der Geist sich ihm nicht nähern.

Es findet eine totale Absorption des Geistes in der Visualisierung dessen statt, was das Bewusstsein als seinen absoluten Geliebten empfindet, und nichts kann sich damit vergleichen. Deshalb wird es Ishta genannt, oder die höchst wünschenswerte, liebenswerte Göttlichkeit. Warum nennt man sie eine Gottheit? Weil sie ein Versprechen der Erfüllung ist von was auch immer du suchst und verlangst. Solange das Ideal der Meditation nicht in der Lage ist, all deine Bedürfnisse zu erfüllen, kann der Geist nicht danach streben. Du kannst dich nicht ununterbrochen auf etwas konzentrieren, weil es Zweifel gibt, ob diese bestimmte Sache in der Lage ist, dich mit all den Dingen zu segnen, die du brauchst. Deshalb müssen Sie sich mit Willensanstrengung ein Ideal ausdenken, das Ihnen alles geben kann, was Sie wollen. In Wirklichkeit ist dieses erdachte Ideal ein Druckpunkt der Kräfte des Universums, die sich in diesem erdachten Ideal zentrieren und als eine Art Türöffnung zu einer umfassenderen Kraft fungieren, die hinter diesem bestimmten Punkt liegt. In diesem Sinne kann man alles in der Welt als Konzentrationspunkt nehmen. So wie man, wenn man irgendeinen Teil des Körpers berührt, eigentlich den ganzen Körper berührt, so ist es auch bei der seelenvollen Konzentration auf das gewählte Ideal der Fall. Aber man muss darauf achten, dass man nicht mit dieser Idee des gewählten Ideals herumspielt. Es ist kein Experiment, das du in der Meditation machst; es ist eine positive Übung.

Wie ich gestern bereits erwähnt habe, sind die Eigenschaften, die mit diesem bestimmten gewählten Ideal verbunden sind, die Idee des Objekts, der Name oder die Nomenklatur, die damit verbunden ist, und das Ding als solches. Das Ding als solches ist durch sensorische Operationen oder sogar durch gewöhnliche geistige Aktivität nicht zu erreichen, weil es sich tatsächlich hinter dem meditierenden Bewusstsein als Unterströmung befindet, so wie am Fuße zweier Wellen im Ozean der Ozean selbst ist.

Der Grund, warum eine Welle den Ozean nicht kennen kann, liegt darin, dass sie glaubt, sie sei ein Kamm der Individualität, der sich von anderen Kämmen, die die Wellen sind, unterscheidet. Obwohl eine Welle eine andere Welle berühren kann, kann sie sie nicht an der Basis berühren, denn wenn die Welle auf die Wurzel ihres Ursprungs sinkt, wird sie auch die Wurzel der anderen Welle berühren, so dass die Dualität zwischen dem Subjekt und dem Objekt zusammenwächst und zu einer Summe beider Eigenschaften wird, was das Verständnis des Bewusstseins erweitert.

Sie können sich vorstellen, wie es wäre, wenn das, was Sie sehen, nicht vom Prozess des Denkens zu unterscheiden wäre. Was du in deinem Verstand denkst, befindet sich an einem Ort, und du selbst bist an einem anderen Ort; aber wenn diese beiden Orte sich sozusagen Hand in Hand verbinden, dann wird die Erfahrung zu einem Zusammenstoß, einem Zusammentreffen beider Seiten, der subjektiven und der objektiven, ausgeweitet, und es gibt zu diesem Zeitpunkt ein transzendentes Bewusstsein. Dies ist Savitarka Samadhi.

Die nächsthöhere Stufe, die im System des Yoga von Patanjali erwähnt wird, ist als Nirvitarka Samadhi bekannt. Diese technischen Worte weisen lediglich auf die Befreiung des Konzepts von seiner Verstrickung in Raum und Zeit hin. Wenn wir uns konzentrieren, meditieren und in Samadhi auf der Savitarka-Ebene eintreten, wird selbst dann, wenn die gesamte Erde und die Schöpfung das Objekt unserer Meditation wäre, auf subtile Weise das Gefühl fortbestehen, dass sich diese ganze Sache im Raum befindet. Die Welt der Materie, die wir für diese Schöpfung halten, befindet sich im Raum. Selbst Newton, der große Mathematiker und Wissenschaftler, dachte, dass die Welt im Raum ist. Es hat viele Jahre gedauert, bis sich die Wissenschaftler von dieser Vorstellung lösen konnten. Jeder hat das Gefühl, dass sich alles im Raum befindet. Die Befreiung von dieser Vorstellung des Raumes, das in das große erweiterte Ideal in Savitarka Samadhi involviert ist, wird Nirvitarka genannt, wo das Konzept des Raumes als Träger des Objektes aufhört und in gewisser Weise die Assoziation des Meditationsideals mit dem so genannten Raum zu einem Zusammenkommen von Räumlichkeit und Individualität des Objektes vermindert wird. Wir selbst werden eins mit ihm.

Die Idee des Raums ergibt sich aus der Lage der Dinge außerhalb von uns. Der Raum ist nichts anderes als das Äußere, die Äußerlichkeit. Die Identifikation des meditierenden Bewusstseins mit der Substanz dieses Ideals von Savitarka Samadhi soll das Bewusstsein von der Vorstellung von Raum und Zeit befreien. Die ganze Sache wird zu sich selbst. Das ist schwer zu begreifen. Wie können alle Dinge zu sich selbst werden? Da so etwas aufgrund der Einmischung des trennenden Mediums Raum als undurchführbar gilt, besteht unsere Aufgabe hier darin, das Problem des meditierenden Ideals mit dem Raum zu beseitigen. Das ist sehr schwierig, denn wie viel wir auch denken mögen, unser Geist denkt nur im Raum, und er kann nichts anderes denken. Erklärungen oder Beschreibungen können uns nicht verständlich machen, was es eigentlich bedeutet. Wenn wir wissen wollen, wie Zucker schmeckt, müssen wir ihn essen, denn niemand kann uns erklären, was Süße ist. Der Beweis für den Pudding liegt im Essen. Diese Stufen der Praxis sind tatsächliche Erfahrungen. Sie sind keine Interpretationen, sie sind keine Untersuchungen, und sie können nicht einmal als geistige Aktivität bezeichnet werden. Es ist ein großartiges Aufwallen der Seele in einem ihrer Bestrebungen nach ihrer eigenen erweiterten Existenz: das niedere Selbst bewegt sich auf das höhere Selbst zu.

Es gibt verschiedene Ebenen des Selbst. Eine Art von Selbst ist das aufgesetzte Selbst, das wir in einem Objekt sehen, das wir sehr mögen. Die Liebe, die wir auf etwas Äußeres richten, zieht das Bewusstsein in Bezug auf dieses bestimmte Ding an, und die Person, die eine solche Vorliebe für das Ding hat, findet sich vorerst in diesem Objekt wieder. Der Mensch, der eine intensive Vorliebe oder Sehnsucht nach etwas hat, ist vorerst nicht in seinem eigenen Ich. Das Selbst ist an den Ort verlagert worden, der als begehrenswertes Objekt angesehen wird. Dieses künstlich geschaffene Selbst wird als sekundäres Selbst bezeichnet, nicht als primäres Selbst.

Es gibt eine andere Art von Selbst, nämlich unsere körperliche Existenz, unser physisches Selbst. Wir haben das Gefühl, dass dieser Körper das Selbst ist. "Ich bin hier" bedeutet, dass der Körper hier ist. Es gibt keine Unterscheidung zwischen Ihnen und dem Körper. Das ist eine falsche Assoziation, denn durch Analyse müssen Sie zu dem Schluss gekommen sein, dass Sie nicht sagen können, dass der materielle Körper das Selbst ist.

Das dritte Selbst ist das primäre Selbst. Es ist der Ozean des Bewusstseins, der sich hinter dem sekundären Selbst und dem physischen Selbst befindet. Dieses Selbst ist nur eins und nicht viele, aber es kann sich in verschiedenen Ebenen manifestieren, die als das niedere Selbst und das höhere Selbst bezeichnet werden. "Erhebe das Selbst durch das Selbst", sagt die Bhagavad Gita: uddharet atmana atmanam (Gita 6.5). Welches Selbst erhebt hier welches Selbst? Das Selbst, das sich mit seiner Lage in einem Körper und seinen sozialen Beziehungen zufrieden gibt, soll durch ein größeres Selbst erhoben werden, das nicht nur das individuelle Selbst, sondern auch seine Beziehungen außerhalb umfasst. Mit großer Intensität der Konzentration sollten die Beziehungen des individuellen Selbst zur äußeren Atmosphäre zu einem umfassenderen Verständnis des größeren Selbst zusammengeführt werden. So können wir sagen, dass diese Manifestationsebenen von Bhuloka, Bhuvarloka, Svargaloka und so weiter nur Ebenen des Selbst sind. Es ist die niedere Ganzheit der Selbstheit, die sich zur höheren Ebene der Ganzheit erhebt. Jeder Fortschritt geht von Ganzheit zu Ganzheit. Es gibt keine Bewegungen von der Endlichkeit zur Unendlichkeit; es ist die geringere Unendlichkeit, die sich zur höheren Unendlichkeit bewegt.

Jede Zelle im Körper ist ein kleines menschliches Wesen und enthält alle unsere Eigenschaften in ihrer DNA. Die ganze Geschichte eines Menschen steckt in einer Zelle, aber diese Zellen sind in einem umfassenden Zusammenhalt miteinander verbunden, so dass sie wie ein einziges Individuum, diese besondere Person, aussehen. Obwohl sich Millionen von Zellen zusammenschließen, um diese so genannte individuelle Persönlichkeit zu bilden, haben wir nie das Gefühl, dass wir aus mehreren übereinander gestapelten Ziegelsteinen bestehen, weil die kohäsive Kraft des Bewusstseins auf der Rückseite dieser Zellen nicht diese Teilung des Bewusstseins, sondern eine Ganzheitlichkeit zulässt. Jedes kleine Ding ist ein Ganzes. Ein Atom ist ein vollständiges Wesen für sich, es ist kein Teil. Alles, was wir uns in dieser Welt vorstellen können, ist eine selbst erhaltende Ganzheit. Kein Individuum irgendeiner Kategorie fühlt, dass es nur ein Teil ist, dass es kein Ganzes ist. Sogar ein Insekt ist ein Ganzes; es bewegt sich als vollständiges Wesen von selbst. Es gibt also Ebenen der Ganzheitlichkeit. Wir bewegen uns von Vollkommenheit zu Vollkommenheit; vielmehr bewegen wir uns von Freude zu größerer Freude. Anandadd hy eva khalv imani bhutani jayante (Tait. Up. 3.6.1): Glückseligkeit ist die Quelle der Schöpfung. Sie bewegt sich auf diese große Glückseligkeit zu und wirkt durch die Aktivität des Selbst.

Die erwähnten Ebenen des Selbst sind identisch mit dem Bewusstsein der Ebenen dieser verschiedenen Ebenen - Bhuloka, Bhuvarloka, Svargaloka, und so weiter. Diese sind die eigentlichen Objekte der Meditation. Die verschiedenen Stadien von Samadhi sind eigentlich Versuche, sich mit verschiedenen Erfahrungsebenen zu vermischen, die alle für sich genommen Ganzheiten sind.

Ein Kind ist ein Ganzes, ein Jugendlicher ist ein Ganzes, ein Erwachsener ist ein Ganzes und ein älterer Mensch ist ein Ganzes. Niemand kann sagen, dass ein Baby ein teilweises menschliches Wesen ist; es ist ein ganzes menschliches Wesen. Selbst ein kleiner Embryo im Mutterleib ist ein ganzes Wesen, nicht ein Teil. Es gibt nirgendwo Brüche. Die Vorstellung von Brüchen ist ein Missverständnis, denn nichts, was endlich ist, wird sich einbilden, dass es endlich ist. Glaubst du, dass du ein endliches kleines Nichts bist? Du bist in dir selbst vollständig. Du bist voll, du bist ein Ganzes, und du bist von Vollkommenheit erfüllt. Das ist das Gefühl eines jeden Individuums, ob es nun ein Mensch, ein Übermensch oder sogar ein Untermensch ist.

So ist die Meditation in dieser Linie der Samadhis eine Bewegung eines ganzen Bewusstseins von seiner niedrigeren Ebene zu dem ganzen Bewusstsein seiner höheren Ebene. Das heißt, wenn wir denken, wenn wir meditieren, wenn wir uns irgendetwas bewusst sind, muss eine Ganzheit mit dem Konzept des Meditationsobjekts verbunden sein. Es ist nicht so, dass das meditierende Prinzip irgendwo ist und das Objekt irgendwo anders. Die Meditation konzentriert sich nicht auf etwas außerhalb des Meditationsprozesses; es ist das Niedere, das sich auf das Höhere konzentriert. Es ist nicht das Innere, das sich auf das Äußere konzentriert. Dieser Gedanke sollte verschwinden. Es ist das niedere Ganze, das sich auf seine eigene höhere Ebene konzentriert. Hier muss man seinen Geist auf sehr subtile Weise ein wenig trainieren, so dass das übliche, gewöhnliche, prosaische Denken über die Dinge in der Welt völlig unvereinbar mit der neuen Vision zu sein scheint, die wir in unserem eigenen Selbst zu unterhalten versuchen.

Es genügt zu sagen, dass die nächste Stufe des Samadhi, Nirvitarka genannt, ein nicht-räumliches, nicht-zeitliches Konzept des gesamten physischen Universums ist, während Savitarka, die frühere Stufe, eine raum-zeitliche Einbeziehung der gesamten Schöpfung ist. Die nächsthöhere Stufe wird Savichara Samapatti genannt, die durch die Vereinigung des Bewusstseins mit Kräften und nicht mit Dingen gekennzeichnet ist. Die Vereinigung, die hier angestrebt wird ist nicht mit einem bestimmten Objekt oder Ding verbunden, sondern mit einer Kraft, die sich durch das so genannte geortete Etwas manifestiert.

Die Energie ist die Substanz des Universums. Sie ist sozusagen eine fließende Bewegung einer Welle mit ununterscheidbarem Inhalt, die an verschiedenen Belastungs- und Druckpunkten als lokalisierte Individualitäten erscheint. Der Begriff ist hier eher der einer Kraft als der eines Objekts oder einer Sache. Wir alle sind Zentren der Kraft, keine physischen Wesenheiten aus Fleisch und Blut. Es gibt eine Zentralisierung der alles durchdringenden Kraft in allem, ob menschlich oder anderweitig - eine Konkretisierung dieser alles durchdringenden Kraft in einer bestimmten Weise durch Aktion und Reaktion in sich selbst. Um das Bild der Wellen im Ozean zu zitieren, ist es so, als ob eine Welle gegen eine andere Welle schlägt, damit sie selbst zum Ozean wird.

In Savichara Samapatti bist du keine Person; du bist ein Zentrum einer fließenden Kraft, und das, worauf du zielst, ist auch ein Gegenstück dieser fließenden Kraft. Die Energie kontempliert über die Energie, die Kraft konzentriert sich auf die Kraft, so dass es so etwas wie der Tanz der Teilchen um ein kosmisches Zentrum ist. In der Sprache der Puranas wird dies als das Rasa Lila von Bhagavan Sri Krishna bezeichnet. Das kann man damit vergleichen, wie die Elektronen in einem Atom mit großer Geschwindigkeit um einen Kern wandern, tanzen und sich bewegen, der ihre Bewegungen bestimmt, von dem sie sich nicht unterscheiden und doch nicht identisch sind. Eine solche Erfahrung findet hier statt, wo sich alles um dich herum bewegt, nicht als etwas völlig Äußeres, sondern als ein Teil deiner eigenen allgegenwärtigen Existenz, als ob deine höhere Dimension gegen dein eigenes Selbst stößt und dich ruft, dich herbeiruft. Das Unendliche, das überall ist, ruft das Unendliche, das in dir ist. Purnamadah purnamidam ist hier die Veranschaulichung, dass das Ganze aus dem Ganzen kommt; und das Ganze, das aus dem Ganzen kommt, ist auch ganz; und wenn man das Ganze vom Ganzen abzieht, gibt es keinen Bruchteil; das Ganze allein bleibt.

Auf dieses Ziel hin bewegt sich der Verstand in einer hochverdünnten Form. Hier ist der Geist kein gewöhnlicher, sinnlicher Geist. Es ist nicht der Verstand, der einfach die Berichte der Sinnesorgane bestätigt. Er ist eine Supervernunft - oder, wie wir sagen könnten, eine Supravernunft -, die als Botschafter des Höchsten Absoluten handelt. Wir haben eine niedere und eine höhere Vernunft. Die niedere Vernunft ist das, woran wir gewöhnt sind, nämlich die Interpretation der komplexen Empfindungen, die von außen kommen. Die niedere Vernunft ist eine rein psychologische Aktivität. Aber es gibt eine höhere Vernunft in uns, die uns immer ruhelos macht, die auf die Existenz eines höheren Wesens hinweist und uns nach dem streben lässt, was jenseits des Verstandes selbst liegt.

Immanuel Kant, ein deutscher Philosoph, verbot den Gedanken, mit der Wirklichkeit in Kontakt zu treten, weil die Vernunft, wie wir sie kennen, der Intellekt, innerhalb der Phänomene der Wahrnehmung liegt. Raum und Zeit kontrollieren sogar die Operationen der geistigen Aktivität, der Vernunft, und es gibt keinen Kontakt mit der Realität. Das ist unmöglich. Das war sein Diktum. Dies ist ein vorläufiger Blick auf den Gedanken eines großen Mannes, der ein Potenzial ist, hinter dem eine große Lösung steht, und die Schlussfolgerung, die daraus gezogen wird, ist in der Lage, dieselbe Vernunft auf ein höheres Potenzial zu lenken, auch wenn es so aussieht, als sei es unmöglich, irgendetwas von selbst zu erreichen.

Unsere höhere Vernunft, die man die große Buddhi nennt, arbeitet auf zwei Ebenen. Auf der unteren Ebene hat sie nur eine Arbeit zu tun, nämlich die Gültigkeit der Sinneswahrnehmung zu beurteilen. Es gibt eine höhere Vernunft, über die sich Kant nicht klar im Klaren zu sein scheint, die auf die Tatsache hinweist, dass es etwas jenseits der Phänomene gibt. Seine Idee, dass es so etwas wie ein "Ding an sich" gibt, steht im Widerspruch zu seiner eigenen Lehre, dass es im Bereich der Phänomene nicht möglich ist, mit einem Ding an sich in Kontakt zu treten. Wie entsteht ein Ding an sich, das nicht kontaktierbar ist? Wer ist die Person, und was ist das Vermögen, das uns das Wissen vermittelt, dass es etwas Transzendentes gibt?

Eigentlich ist das, was wir das "Ding an sich" nennen, das Transzendente, aber wenn wir davon ausgehen, dass nichts, was uns in der phänomenalen Welt zur Verfügung steht, in der Lage ist, mit ihm in Kontakt zu treten, kann die Idee davon gar nicht aufkommen. Deshalb habe ich gesagt, dass die höhere Vernunft als Botschafterin der Möglichkeit einer Transzendenz ihres eigenen Selbst fungiert. Deshalb ist Yoga die Antwort auf die Kritik von Immanuel Kant. Andernfalls kann niemand mit dieser Art von Prämisse Gott erreichen.

Savichara Samadhi, Kräfte werden als Objekte der Meditation betrachtet. Sie sind Kräfte und überhaupt keine Objekte. Sie sind alle kleine Drücke in einem großen Ozean sich bewegender Kraft. Savitarka, Nirvitarka, Savichara. Es gibt noch etwas, das dich erschrecken wird, worüber ich ein anderes Mal sprechen werde.

© Divine Life Society

Siehe auch

Literatur


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