Größe

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Größe von

Angst vor der eigenen Größe

Artikel von Rami Julia aus dem Yoga Vidya Nordsee.

Als Kind wurde mir beigebracht, dass ich mich zurückhalten muss – vor allem als Mädchen -. Sei nicht so laut, das gehört sich nicht. Rede nicht dazwischen. Mund zu, es zieht. Ich habe oft erfahren, dass ich zu viel bin und so fällt es mir heute schwer in meine Kraft zu kommen. Ich habe gelernt mich zurück zu nehmen, meine eigene Größe nicht wahrzunehmen. Jetzt brauche ich einen Weg, der mir zeigt, wie ich zurück komme in meine ganz eigene natürliche Kraft und Stärke, in die Größe, die in mir verborgen ist.

Vor einiger Zeit habe ich ein Foto aus meiner Kindheit betrachtet. Es zeigt mich, voller Lebendigkeit, wie ich wie ein Löwe brülle und mich dabei freue mich dem Fotografen – meinem Vater – voll und ganz in der Kraft, in meiner Größe, zu zeigen. Ein paar Jahre später sitze ich auf einem Foto mit gebeugten Rücken und schüchtern, verunsichert zwischen meiner Familie. Was ist passiert?


Die familiäre Erziehung ist nicht der einzige Grund unserer Verunsicherung. Schule und die Gesellschaft haben oftmals nicht wenig dazu beigetragen, uns passend zu machen, uns von unserer Größe zu entfernen. Die Eltern mussten arbeiten und hatten „wichtigeres“ zu tun, als uns zu integrieren, nämlich Geld verdienen, und so mussten wir/ich in diesen Alltag passen. Es ging gar nicht anders, zumindest für mich als Kind nicht. Weinen, schreien, verstummen.

Oft ein „Nein“ zu bekommen verunsicherte mich. Und so fragte ich nicht mehr nach meinen eigenen Bedürfnissen und lernte so nicht mitzugestalten, was mein Leben betraf, sondern mich einzufügen. Und einfügen heißt, seine eigene Größe zu leugnen.

Freundschaften habe ich dort gesucht, wo ich Ablehnung erfahren haben. Ich wollte die tollsten Freunde haben, die die schon besetzt waren. Schon beste Freunde hatten, weil ich dort gesehen habe, wie schön eine Freundschaft sein kann. Dass es nicht darauf ankommt, wer und mit wem man befreundet ist, sondern dass Freundschaften entstehen und sich entwickeln, durch Erfahrungen, die man gemeinsam macht, wodurch Nähe entsteht, das war mir nicht bewusst. Ich wollte, was die anderen haben und das führte zu Vergleich, Eifersucht, Neid. Ich kämpfte immerzu, vergab meine Energie so und wurde schwach.

OM ASATOMA SAT GAMAYA

Das Mantra Asato Ma Sat Gamaya erzählt uns von der Dunkelheit ins Licht: Ich bringe ans Licht, was unbewusst noch in mir steckt, alle Größe, alles Wunderbare:

Der Gedanke, wir müssten genau das haben was der andere hat, weil es ihm so gut zu gehen scheint, führt in die Dunkelheit; Neid und Trennung entstehen; was wir haben scheint weniger wert, der Andere darf nicht zu stark zu groß zu schön … sein, sonst stehen wir im Schatten. Doch wir haben selbst unser Licht gedimmt, uns selbst in den Schatten gestellt. Ich bewege mich, ich gestalte mein Leben. Ich stehe in der Verantwortung. Wenn ich diese Verantwortung annehme, kann ich die innere Größe manifestieren.

Das Mantra: OM NAMO BHAGAVATE VASUDEVAYA

Das Mantra Om Namo Bhagavate Vasudevaya sagt: fürchte dich nicht. Vertrau einfach. Es geht bei diesem Mantra nicht um Religion. Hier geht es darum der eigenen Stärke, der eigenen Größe, zu vertrauen und das sie gestützt ist, dass es eine Kraft gibt, die immer für uns da ist und uns unterstützt. Wir müssen uns ihr einfach nur hingeben. Voller Vertrauen, dass wir von der Vergangenheit befreit sind.

Ich erlebe oft dass einige Stellungen im Yoga mich hier an meine Grenzen bringen, der Krieger (Virabhadrasana) ist ein wunderbares Beispiel dafür:

In der Mitte sein, die Arme haltend, wird mir schwindelig, weil ich diese Kraft, die da in mir steckt, nicht gewohnt bin, mein Körper rebelliert, weil es ungewohnt für ihn ist, in dieser Kraft zu sein und sie zu halten.

Übe in der Kraft zu sein! Übe groß zu sein! Übe im Vertrauen zu sein! Und die Angst schwindet. Spüre deine Größe - so überwindest du selbstgeschaffene Grenzen.


Siehe aUch