Sankt Clara
Legende über Sankt Clara
In der Stadt Assisi gab es einen reichen, edlen Ritter. Seine fromme Frau Torculana war schwanger mit dem Kind Sankt Clara. Da sie ihr Kind bald gebären sollte, ging sie in eine Kirche vor ein Kruzifix und bat Gott mit großem Ernst, dass er ihr gnädigerweise bei ihrer Geburt hilft. Daraufhin sprach eine Stimme zu ihr: "Du wirst ein heilsames Licht gebären, dass die Welt erleuchten wird." Das erfreute Torculana. Und nachdem das Kind geboren war, nannte sie es Clara, denn sie hatte die Hoffnung, es würde die Welt erleuchten, so wie es ihr die Stimme gesagt hatte.
Als Clara erwachsen war, lebte sie tugendvoll und nahm nur maßvoll Nahrung zu sich. Ihre Kleider waren äußerlich schön verziert, doch ihre Unterwäsche bestand aus einem einfachen Hemd. Ihr Herz war rein und ihr Körper keusch. Sie hatte einen guten Lebenswandel. Als sie ihre Freunde verheiraten wollten, lehnte sie es ab.
Sankt Clara trifft auf Sankt Franziskus
Sankt Clara hörte vom Leben des Sankt Franziskus und wollte ihn sehen. Sankt Franziskus hörte auch von ihrem heiligen Leben und wollte sie ebenfalls sehen. Er wollte mit ihr reden und besuchte sie. Clara freute sich darüber. Sankt Franziskus redete lieblich mit ihr und lehrte sie, die Welt von sich zu weisen. Sie sollte lieber Gott zu ihrem Gemahl nehmen. Diese Botschaft nahm sie ernst und kam oft wegen seiner weisen Lehren zu ihm. Sie wollte nur Gott dienen und wie die Welt von sich.
Eines Tages ging Sankt Clara mit Sankt Franziskus in den Wald in der Nähe der Frauenkirche Portiunkula. Sie redete mit ihm über das Seelenheil. Dabei nahmen die Menschen Strahlen wahr, die vom Himmel auf sie niedergingen. Vor dem Palmsonntag sprach er zu ihr: "Gehe am Palmsonntag in schönen Kleidern zur Kirche, und verlasse noch am selben Abend die Wohnung deines Vaters, damit du dich nun Gott vollkommen zuwenden kannst!" Sankt Clara war gehorsam und ging wohl gekleidet zur Kirche. Während alle herumliefen und die Palmen an sich nahmen, stand sie zurückhaltend an einem Ort. Das bemerkte der Bischof, ging von dem Altar herab und gab ihr die Palmen in die Hand.
Am Abend verließ sie das Haus ihres Vaters, ließ alle ihre Freunde zurück und kam zu unserer Frauenkirche Portiunkula. Dort warteten die Brüder heimlich, empfingen die Jungfrau fröhlich und schnitten ihr das Haar ab. Danach führte sie Franziskus zur Sankt Pauli Kirche und befahl ihr, eine Weile dort zu bleiben.
Ihre Freundinnen hatten ihre Entscheidung mitbekommen und waren erzürnt darüber. Sie kamen zu ihr und sprachen: "Erhebe dich über die erlebte Demütigung, denn es passt nicht zu deinem edlen Charakter." Daraufhin sagte Sankt Clara: "Mich kann niemand trennen von dem Dienst am allmächtigen Gott." Sie zeigte ihnen ihr abgeschnittenes Haar und kümmerte sich nicht weiter um ihr Gerede. Clara konzentrierte sich so lange mit all ihrer Hoffnung auf Gott, bis ihre Freundinnen von ihrem Zorn abließen. Auf Sankt Franziskus Rat hin ging sie zur Sankt Damians Kirche und gründete dort mit vielen weiteren Frauen einen Orden. Daraufhin wurde ihre Seligkeit überall bekannt, so dass selbst Herzoginnen und Gräfinnen von ihrer Heiligkeit bewegt wurden und sich ihrem Orden anschlossen.
Sankt Clara war jederzeit demütig und befolgte die Anweisungen von Sankt Franziskus gehorsam. Ihr Herz war frei von anmaßendem Stolz und bereit, allen zu dienen. Sie trug demütige Kleider, goss den Schwestern Wasser auf die Füße und bediente sie bei Tisch. Sie bat den Papst Innozentius, ob er ihr den Orden bestätigen könnte. Er war so erfreut darüber, dass er ihr den Brief selber schrieb.
Sankt Clara bewirkt Wunder
Einmal während der Fastnacht wollte Sankt Clara ihren Ordensfrauen etwas Gutes zu Essen geben und fragte die Kellnerin, ob sie denn etwas für sie hätte. Als die Kellnerin sagte, sie habe nichts, rückte Sankt Clara den Tisch beiseite, kniete davor und bat Gott, dass er es einem Menschen in den Sinn geben solle, ihnen ein Brot und zwei Fische zu geben. Diesem Wunsch zu Diensten kam eine Frau mit einem sonnigen Erscheinungsbild. Es war die heilige Maria. Sie war gut gekleidet und trug einen kleinen Korb auf ihrem Kopf. Den Korb übergab sie der Pförtnerin mit der Bitte, ihn Sankt Clara zu bringen. Die Pförtnerin fragte: "Wer hat ihr das gesendet?" Maria antwortete: "Clara weiß schon, wer ihr das geschickt hat." Mit dieser Aussage verschwand die schöne Frau. Die Pförtnerin brachte das Körbchen Sankt Clara und sagte ihr, was Maria zu ihr gesprochen hatte. Sankt Clara öffnete das Körbchen und fand zwei gebratene Fische und Brot darin. Erfreut dankte sie Gott für diese gnädige Gabe und teilte es gleichmäßig unter den Schwestern auf.
Die liebe Jungfrau Sankt Clara aß nur Wasser und Brot. Sie zog montags, mittwochs und freitags keine Schuhe an, schlief nicht im Bett, sondern auf dem Boden und hatte ein Holz unter ihrem Kopf statt eines Kissens während des Fastens. Nach Sankt Martins Tag fastete sie drei Tage vollständig mit Wasser und Brot. Da sie ihren Körper auf diese Weise ganz schön herausgefordert hatte, wirkte sie sehr ausgezehrt. Deswegen wurde es ihr vom Bischof von Assisi und Sankt Franziskus verboten, einen vollen Tag zu fasten.
Die heilige Jungfrau verbrachte ihre Zeit mit der Lobpreisung Gottes und betete ernsthaft und lange. Bei ihrer Andacht weinte sie viel. Eines nachts, als sie betete, erschien ihr der Böse Geist als ein schwarzes Kind und sprach zu ihr: "Weine nicht so viel, ansonsten wirst du blind." Clara erwiderte: "Wer Gott erkennt ist niemals blind." Daraufhin verschwand der Böse Geist.
In dieser Zeit gab es den streitsüchtigen Grafen Vitalis. Er schwor, die Stadt Assisi zu erobern. Die Bürger fühlten sich deswegen bedroht und fürchteten sich. Sankt Clara hörte davon und sprach zu ihren Ordensschwestern: "Durch diese Stadt erhalten wir große Vorteile und deswegen sollten wir im Gegenzug bei Gott mit Ernsthaftigkeit um ihren Schutz bitten." Sankt Clara und ihre Ordensschwestern streuten Asche auf ihre Häupter und Sankt Clara sprach: "Nun bitten wir Gott inbrünstig, dass er die Stadt von ihren Feinden erlösen möge." Ihre ernsthaften Gebete wurden erhört und Gott half ihnen, so dass sie noch am selben Tag wegreiten konnten.
Sankt Clara und ihre reiche Schwester
Sankt Clara hatte eine reiche Schwester, die sie sehr liebte. Sie bat Gott unermüdlich darum, dass er ihre Schwester zu einem geistlichen Leben führen möge. Bereits nach sechzehn Tagen wurden ihre Gebete erhört und ihre Schwester Agnes wurde von dem Heiligen Geist berufen. Sie kam zu ihr ins Kloster und sprach: "Liebste Schwester, ich will fortan unserem Herrn dienen." Darüber war Sankt Clara froh und ihre Schwester wurde umgehend in das Kloster aufgenommen. Ihre Freunde hatten das mitbekommen und zwölf von ihnen liefen zu ihr in das Kloster. Sie gaben sich freundlich und sprachen: "Warum bist du ins Kloster gegangen? Geh hier weg, und komme mit uns wieder nach Hause!" Sankt Agnes erwiderte: "Ich will mich nicht von meiner geliebten Schwester trennen."
Daraufhin griff sie ein Ritter voller Zorn an, schlug sie mit der Faust und wollte sie an den Haaren aus dem Kloster zerren. Erschrocken über diesen brutalen Übergriff, rief sie ihre Schwester um Hilfe. Sankt Clara rief Gott mit großer Hingabe an und plötzlich wurde Sankt Agnes so schwer, dass die ganzen Menschen sie noch nicht einmal über ein kleines Bächlein schleppen konnten. Das nahmen sie zum Anlass, sie zu verspotten und sprachen: "Sie muss wohl Blei gegessen haben, deswegen ist so schwer."
Ihr Vetter erhob die Faust mit der Absicht, sie tot zuschlagen. Daraufhin bekam er für lange Zeit große Schmerzen in seiner Hand. Sankt Clara forderte die Meute auf, ihre Schwester in Ruhe zu lassen und sich zum Teufel zu scheren. Sankt Agnes lag wie Tod am Boden, während ihre Freunde wütend aus dem Kloster zogen. Doch ganz plötzlich stand sie wieder fröhlich auf, als ob nicht passiert wäre. Von Sankt Franziskus wurde dann auch sie in den Orden mit aufgenommen.
Sankt Clara erkrankt
Als Sankt Clara erkrankt war, blieb sie nicht untätig im Bett liegen. Sie richtete sich trotzdem auf, um ihren Dienst zu vollziehen und spann ein so großes Tuch, dass man daraus fünfzig Unterlagen für Hostienteller machen konnte, um Gott zu preisen.
An Heiligabend gingen die Ordensfrauen alle zur Christmette und ließen Sankt Clara allein im Kloster zurück. Als sie daran dachte, wie das kleine Kind, Jesus Christus, geboren wurde, war sie traurig darüber nicht an der Christmette und dem Lobgesang teilnehmen zu können. Genau in dem Moment erhallte der Gesang der Brüder aus der Sankt Franziskus Kirche in ihren Ohren. Obwohl die Kirche weit entfernt von ihr war, hörte sie dennoch die Orgel. Zu Tränen gerührt erzählte sie dieses Erlebnis am nächsten Morgen ihren Ordensschwestern.
Sankt Clara verlässt schwer erkrankt die Welt
Nach vierzig Jahren im Kloster sah es für Sankt Clara nun so aus, als ob sie sterben würde. Eine Jungfrau aus dem Sankt Pauls Kloster sah in ihren Träumen wie sie sich in Sankt Claras Münster aufhält und ihre Schwestern um sie weinten. Es erschien eine schöne Frau an Sankt Claras Bett. Es war Maria. Sie sprach zu ihnen: "Weint nicht um Sankt Clara, denn sie kann nicht eher sterben, bis Gott mit seinen Jüngern kommt." Der Papst kam zu ihr und gab ihr die letzte Segnung. Sankt Clara bat ihn darum, sich um die Schwestern zu kümmern. Das versprach ihr der Papst und hielt sein Wort.
Da lag sie nun, schwer erkrankt und die Schwestern baten sie, etwas zu essen. Sankt Clara erwiderte darauf: "Gäbe es jetzt Kirschen, würde ich versuchen, diese zu essen." Weihnachten ist allerdings keine Kirschenzeit. Dennoch sah ein Bruder einen Kirschbaum mit einem Ast voll reifer Kirschen. Er pflückte die Kirschen und brachte sie Sankt Clara. Sie aß davon und sendete die restlichen Kirschen an die anderen Erkrankten.
Obwohl Sankt Clara siebzehn Tage lang schwer erkrankt und ohne etwas zu essen im Bett gelegen hatte, war sie immer noch in der Verfassung ihre Schwestern und Brüder zu segnen und diese in ihrem Dienst an Gott zu stärken. Bald kamen viele Jungfrauen in weißen Kleidern mit goldenen Kreuzen an ihr Bett. Unter ihnen war Maria mit einer Krone auf Kopf. Von ihr ging ein glanzvolles Licht aus, so dass das Kloster in der Nacht hell erleuchtete. Sie neigte sich zu Sankt Clara nieder und daraufhin verlies ihre Seele den Körper.
Die Ordensschwestern und alle Menschen aus der Stadt, die von Sankt Claras Tod hörten, waren sehr traurig. Viele Menschen aus dem Volk besuchten das Kloster, um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Am sechsten Tag kam der Papst mit den Kardinälen. Sie besangen Sankt Clara mit großer Hingabe und trugen ihren Körper zu der Sankt Jörgen Kirche. Damit sie den Bürgern näher war, begrub man sie dort mit großer Andacht. Später erfuhr der heilige Papst Alexander IV. von dem Leben und Wirken von Sankt Clara. Zwei Jahre nach ihrem Tod erhob er gemeinsam mit den Kardinälen, Bischöfen und der Priesterschaft Sankt Clara in Würden in den Heiligenstand. Es wurde niedergeschrieben, dass man ihrer jedes Jahr drei Tage nach Sankt Lorenz gedenken soll.
Siehe auch
- Guru
- Heilige
- Lehrer
- Meister
- Yoga und Christentum
- Sankt Anna
- Sankt Cecilia
- Sankt Christophorus
- Tugend
- Upanishaden
Weblinks
- Artikel über Christentum
- "Das Christentum" aus Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Christentum und Reinkarnation
- Gelassenheit im Christentum - Meister Eckhard
- "Jesus" aus Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
Literatur
- Das Leben der Heiligen, eine Auswahl aus der ältesten deutschen Druckausgabe von Heiligenlegenden "Das Passional", Insel Verlag, 1986, S. 82 - 89.
- Swami Sivananda: Die Kraft der Gedanken; Books. ISBN 3-922477-94-1
- Swami Sivananda: Shrimad Bhagavad Gita, Erläuternder Text und Kommentar von Swami Sivananda; Mangalam Books. ISBN 3-922477-06-2
- Swami Sivananda: Hatha-Yoga / Der sichere Weg zu guter Gesundheit, langem Leben und Erweckung der höheren Kräfte; Heinrich Schwab Verlag. ISBN 3-7964-0097-3
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis; Mangalam Books. ISBN 3-922477-00-3
- Swami Sivananda: Sadhana; Mangalam Books. ISBN 3-922477-07-0
- Swami Sivananda: Autobiographie von Swami Sivananda; Bad Meinberg 1999. ISBN 3-931854-24-8
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