Kaivalya

Aus Yogawiki

Kaivalya (Sanskrit: कैवल्य kaivalya n.) wörtl.: 'Isoliertheit, Alleinheit'; höchste Befreiung, vollkommene Erlösung, letzte Freiheit. Alleinsein; höchstes Stadium des Gottesbewusstseins, das Höchste, Zustand absoluter Losgelöstheit in Freiheit und Reinheit; Trennung von Geist und Materie.

Erfahre im Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, mehr über Kaivalya, ein sehr wichtiges Wort in der Yoga-Philosophie.

Abhängigkeit von Status und Anerkennung sind auch eine Form der Verhaftung

Die Yoga Sutras von Patanjali

पुरुषार्थशून्यानां गुणानां प्रतिप्रसवः कैवल्यं स्वरूपप्रतिष्ठा वा चितिशक्तिरिति || 4.34 ||

puruṣārtha-śūnyānāṃ guṇānāṃ pratiprasavaḥ kaivalyaṃ sva-rūpa-pratiṣṭhā vā citi-śaktir iti || 4.34 ||

Die den Kräften der Urnatur (der Gunas), die nun für den Seher (d.h. das höchste geistige Wesen im Menschen, Purusha) sinnlos (Artha-Shunya) geworden sind, entgegengesetzte Strömung (Pratiprasava) ist Freiheit (Kaivalya); bzw. das Gegründetsein in der eigenen Wesensidentität (Svarupa), die Kraft der geistigen Schau (Chitishakti).

Sukadev über Kaivalya

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Kaivalya

Kaivalya – Ausschließlichkeit, Einzigartigkeit, Loslösung, Befreiung, Erlösung. Kaivalya hat verschiedene Bedeutungen. Es heißt zum einen Einzigartigkeit, Ausschließlichkeit. Das soll ausdrücken, es ist etwas Großartiges. Es heißt aber auch Loslösung. Letztlich heißt Kaivalya Freiheit. Kaivalya ist einer der vielen Ausdrücke für den höchsten Bewusstseinszustand, für die Befreiung, die Erlösung, die Erleuchtung, Selbstverwirklichung, Gottverwirklichung, so viele verschiedene Namen. Insbesondere im Raja Yoga, im Yoga Sutra, wird Kaivalya genannt. Es wird dort auch Asamprajnata Samadhi genannt, aber Asamprajnata Samadhi ist der Bewusstseinszustand in der Meditation und der führt dann zu Kaivalya.

Kaivalya soll heißen, du löst dich von allen Identifikationen, daher auch Loslösung. Normalerweise denken die meisten Menschen: „Ich bin der Körper. Ich heiße Sowieso. Ich bin deutsch, englisch, französisch. Ich bin evangelisch, katholisch, Moslem. Ich bin groß, klein, dick, dünn. Ich bin introvertiert, extravertiert. Ich bin ein Künstler, ich bin ein Handwerker.“ Lauter Identifikationen. Oder: „Ich bin halt so.“ All das bist du nicht, all das sind Identifikationen.

Und im Yoga Sutra sagt Patanjali im zweiten Kapitel: „Alles Leiden beginnt mit Avidya, Nicht-Wissen.“ Es geht dann weiter mit Ahamkara oder Asmita, mit Identifikationen. Aus Identifikationen kommt Raga und Dwesha, Mögen und Nicht-Mögen, dann kommt Abhinivesha, Furcht. Und so ist diese Verhaftung und diese Identifikation Grundlage für Dukha, für Leiden. Um aus Dukha herauszukommen, gilt es, sich von Identifikationen zu befreien. Und so ist der Weg des Raja Yoga ein Weg des Loslösens von Identifikationen, von Bindungen, von Identifizierungen. Im Raja Yoga geht es um Freiheit. Raja heißt ja König, heißt Herrscher. Im Raja Yoga will man aufhören, Sklave zu sein, Sklave von [Wunsch|Wünschen]], Sklave von Emotionen, Sklave von Identifikation, Sklave von Erwartungen.

Wir wollen frei sein, frei, ungebunden. Auf einer physischen Ebene ist man nie ganz frei, auf einer emotionalen Ebene ist man auch nicht ganz frei, aber auf einer spirituellen Ebene. Wir sind das reine, unsterbliche Selbst, im Raja Yoga Purusha genannt. Und es gilt, sich loszulösen von Chitta, im Sinne von Denken und Fühlen, vom menschlichen Geist. Es gilt, sich zu lösen von allen daraus entspringenden Verhaftungen. Kaivalya, also Freiheit. Kaivalya – Loslösen von Identifikationen. Kaivalya – der Zustand der Einzigartigkeit. Kaivalya – Befreiung. Kaivalya – die Erfahrung der Erlösung und Einheit.

Siehe auch

Literatur

Seminare

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