Atharvaveda
Atharvaveda (Sanskrit: अथर्ववेद atharvaveda m.) einer der vier Veden. Er ist hauptsächlich eine Ansammlung von Liedern und magischen Sprüchen für Heilrituale und somit die älteste Textsammlung zur altindischen Heilkunst. Weitere Anwendungsgebiete für die Lieder des Atharvaveda sind bspw. die Abwendung schwarzer Magie und Liebeszauber. Der Hauptpriester des Atharvaveda ist der Atharvan. Die älteste Bezeichnung für die gesammelten Hymnen des Atharvaveda ist Atharvangirasa, d.h. "die Hymnen, deren Verfasser aus den Geschlechtern der Atharvan und Angiras stammen".
Der Atharva Veda in Bezug auf die anderen Veden
Atharva Veda ist der vierte Veda. Veda heißt Wissen. Es gibt verschiedene Schriften, die als Veda bezeichnet werden. Es gab einen großen indischen Yogi namens Vyasa, er wird auch Veda Vyasa genannt. Vyasa war Sammler, Vyasa heißt auch Sammler. Veda Vyasa hat die verschiedenen Weisheiten seiner Zeit gesammelt und zu schriftlichen Vedas zusammengefasst. Also bedeutet Veda in diesem Sinne auch niedergeschriebenes Wissen. Vyasa hat diese in vier Vedas geteilt. Es gibt den Rig Veda, Sama Veda, Yajur Veda und Atharva Veda. Atharva Veda ist der letzte Veda und wird auch manchmal als der dunkle Veda bezeichnet. In diesem sind viele Zeremonien beschrieben, in dem sind auch verschiedene magische Mittel beschrieben, weshalb in Indien auch manchmal nur von drei Vedas ausgegangen wird. Atharva Veda wird nicht immer zu den klassischen Vedas gezählt, obgleich die Mehrheit der Pandits heutzutage Atharva Veda mit dazu zählt. Atharva Veda ist also der vierte Veda, einer der vier großen Vedas.
Die Upanishaden des Atharvaveda - Erläuterungen nach Paul Deussen
Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 643 - XXX.
Einleitung
1. Allgemeines
Während die Upanishaden der drei ersten Veden, von einigen Ausnahmen abgesehen, die, mit den Brahmanas zusammenhängenden und ihnen als Ergänzung dienenden, dogmatischen Textbücher wirklicher Vedaschulen sind, nach deren Namen sie daher auch benannt werden, so hat es mit den zahlreichen zum Atharvaveda gerechneten Upanishaden eine wesentlich andere Bewandtnis. Zwar sollen nach den Angaben Colebrookes, misc ess. I, 93, die ersten fünfzehn der zweiundfünfzig von ihm aufgezählten Atharva Upanishaden in den besten Handschriften der Sakha der Saunakiyas, die übrigen der der Paippaladis und anderer zugeschrieben werden, und auch Narayana erwähnt in seinem Kommentar zu den Atharva Upanishaden gelegentlich, daß eine Upanishad "Ekadasi Saunakiye" (p. 260,5 der Ausgabe der Bibl. Ind.), "Ashtadasi Saunaka Grantha Vistare" (p. 78,10) "Ashtavinsi Grantasanghe, Sakha Saunaka Vartita" (p. 299,5), "Ashtami Paippalada Abhidha" (p. 60,6), "die siebenunddreißigste Taittiriyake" (p. 394,13), "die sechsundvierzigste Atharva-Paippale" sei (ed. Pun. p. 183,5), aber schon der Widerspruch dieser Angaben mit denen Colebrookes weist darauf hin, daß wir in ihnen schwerlich etwas mehr zu erkennen haben werden als späte Zusammenfassungen von Upanishadgruppen unter berühmten Namen der Vorzeit; zumal sich die Atharva Upanishaden (mit wenigen und verdächtigen Ausnahmen wie Mandukya, Jabala) nicht mehr, wie die früheren, nach vedischen Cakhas, sondern mit Namen benennen, welche dem Inhalt oder irgendeinem sonstigen Umstande entnommen sind. Allem Anschein nach sind die Atharva Upanishaden, so weit sie nicht ganz individuelle Produkte sind, der Ausdruck der Anschauungen mannigfacher neuvedantischer, mystischer, asketischer und sektarischer Gemeinschaften, welche ihren Gegensatz gegen die altvedischen Sakhas dadurch bekundeten, daß sie die von denselben überkommene Upanishadform benutzten, um auch ihrerseits eine "Upanishad" gleichsam als ihr symbolisches Buch, aufzustellen; und wenn alle diese Upanishaden dem Atharvaveda angeschlossen wurden, so hat dies seinen Grund zumeist nicht in einem inneren Zusammenhang mit demselben, sondern nur darin, daß dieser vierte Veda, von Haus aus halb apokryph, nicht so wie die drei anderen durch eine zünftige Überwachung von seiten der Sakhas vor fremden Eindringlingen geschützt war. Die meisten dieser neuentstandenen Upanishaden sind überhaupt wohl erst dadurch zu Atharva Upanishaden geworden, daß man später, und nachdem ihre ursprünglichen Träger vielfach schon verschollen waren, anfing, dieselben zu sammeln und diese Sammlungen dann einem schon vorhandenen, mit Mundaka und Prasna beginnenden Grundstock wirklicher und relativ alter Upanishaden des Atharvaveda angliederte. Bei der großen und zur Zeit des Entstehens der Sammlungen wohl immer noch zunehmenden Anzahl der Upanishaden (Weber zählte 1876 alles in allem 235 Namen), und bei der Einschmuggelung ganz apokrypher Produkte unter diesem Namen (sogar eine islamische Allopanishad ist vorhanden), konnte das Streben der Sammler niemals auf Vollständigkeit gerichtet sein, sondern immer nur auf eine Auswahl derjenigen Upanishaden, welche durch ihren Inhalt oder ihre Verbreitung der Aufnahme in den Veda, und zwar den allein hierfür offenstehenden Atharvaveda, für würdig befunden wurden. Diese Sammlungen sind somit ein wichtiges Kriterium, wenn nicht um den Wert, so doch um die mehr oder weniger allgemeine Wertschätzung der verschiedenen Upanishaden zu bestimmen; und eine Upanishad wird um so mehr (zunächst historische) Beachtung verdienen, je allgemeiner sie in den Sammlungen vorkommt, und in dem Maße weniger, als sie nur in der einen oder anderen derselben Aufnahme gefunden hat.
Wir wollen die vier uns näher bekannten Sammlungen, sei es aller Upanishaden, sei es nur der des Atharvaveda, kurz überblicken:
- Die Sammlung der Muktika Upanishad
- Die Sammlung des Oupnekhat
- Die Colebrooke'sche Sammlung
- Die Sammlung des Narayana
2. Die Sammlung der Muktika Upanishad
siehe Muktika
3. Die Sammlung des Oupnekhat
siehe Oupnek'hat
4. Die Colebrooke'sche Sammlung
5. Die Sammlung des Narayana
6. Auswahl und Anordnung
Alle Upanishaden in einer Ausgabe oder Übersetzung zusammenzu-fassen, ist zur Zeit nicht möglich, da man noch nicht einmal weiß, wie viele es ihrer gibt. Jede Bearbeitung wird sich also auf eine Auswahl beschränken müssen. Eine solche sollte aber nicht auf subjektivem Er-messen, sondern auf objektiven Gründen beruhen, indem sie als Krite¬rium der Aufnahmewürdigkeit die mehr oder weniger allgemeine Aner¬kennung wählt. Diesem Gesichtspunkt glauben wir am besten gerecht zu werden, wenn wir uns auf die »solenne Reihe« der 52 Upanishaden beschränken, wie sie die Colebrooke'sche Liste bietet, mit der, bis auf eine Anzahl zweifelhafter Produkte, die Sammlung des Nârâyana, wie auch die des Oupnekhat, im wesentlichen zusammenstimmt. Was hingegen die Anordnung betrifft, so sind alle die von uns be-sprochenen Sammlungen so sehr ohne erkennbares Prinzip, machen so sehr den Eindruck, vom bloßen Zufall zusammengewürfelt zu sein, daß die neueste Punaer Ausgabe sogar dazu übergegangen ist, die Upa- 542 nishaden nach dem Alphabet zu ordnen. Ein solches Verfahren wäre vielleicht zu billigen, wenn nicht der Inhalt der Upanishaden selbst auf das deutlichste eine Einreihung derselben in verschiedene Kate-gorien forderte. Diese Kategorien sind im wesentlichen schon richtig von Weber erkannt worden, wenn er unter den Atharva-Upanishaden drei Klassen unterscheidet. (Literaturgeschichte, 2. Aufl., S. 173): »Die einen fahren fort, das Wesen des Âtman, des Allgeistes, direkt zu un¬tersuchen; die anderen beschäftigen sich mit der Versenkung (yoga) in die Meditation darüber und geben die Mittel und Stufen an, mit und in welchen man schon hier das völlige Aufgehen im Âtman erreicht; die dritte Art endlich substituiert dem Âtman irgendeine von den vie¬len Formen, unter welchen die beiden Hauptgötter, Shiva und Vishnu, im Laufe der Zeit verehrt worden sind.« Bei dieser Einteilung vermissen wir nur eine von den drei genann¬ten Arten verschiedene Klasse, welche nicht in der mystischen Kon¬templation des Yoga, sondern auf mehr praktischem Wege das von der Vedântalehre gestellte Ziel zu erreichen sucht, indem sie das Leben des Sannydsin, des religiösen Bettlers, als den am meisten erstrebens¬werten Zustand hinstellt.
658 ATHARVA-UPANISHADEN
Übrigens sind diese drei oder vier Richtungen, wie schon Weber mit Recht hervorhebt, nicht als zeitlich aufeinanderfolgend, sondern, im allgemeinen, als parallel nebeneinander laufend anzusehen; es liegt in ihnen nur eine Entwicklung des Vedânta-Standpunktes nach verschiedenen Richtungen vor, die sich jedoch so wenig ausschließen, daß in vielen, ja, mit wenigen Ausnahmen, in allen Upanishaden jede dieser Richtungen wenigstens andeutungsweise vorhanden ist: zu¬nächst stehen sie alle auf dem gemeinsamen Boden der Vedântalehre; sehr allgemein zeigt sich ferner das Bestreben, den auf intellektuel¬lem Wege nicht erfaßbaren Urgrund durch eine mystische, überin¬tellektuelle Einswerdung zu erreichen, wozu, schon von Kâthaka an, der Laut Om das Vehikel bietet; ferner gibt es wenige Upanishaden, die nicht für den schon von Yâjiïavalkya so kräftig hervorgehobe¬nen Gedanken eintreten, daß das wahre Verhalten des Weisen, der Welt gegenüber, Entsagung (sannyâsa) ist; was aber die Neigung zum Sektenwesen betrifft, so entspringt sie wesentlich aus dem Wunsch, auch die weiteren Volkskreise, wie sie teils dem Shiva, teils dem Vishnu in irgendeiner Form huldigten, für die Vedântalehre zu gewinnen, indem der von ihnen verehrte Hauptgott zu einer symbolischen Er¬scheinungsform des Atman umgedeutet wird, — ein Bestreben, dessen ersten Anfängen wir schon in Upanishaden der drei älteren Veden begegnet sind. Mit diesem Vorbehalt also, daß es sich dabei nur um Entfaltungen, oder, wenn man will, um Auswüchse der einen und allgemeinen Vedân-talehre handelt, werden wir allerdings zweckmäßig verfahren, wenn wir die Upanishaden, je nach den vorwiegend von ihnen vertretenen Gesichtspunkten, in den folgenden fünf Kategorien unterbringen; in jeder dieser Kategorien gibt es relativ ältere und wiederum auch sehr späte Produkte, da, wie bereits bemerkt, diese Richtungen im allge¬meinen nicht nacheinander, sondern nebeneinander verlaufen; womit 543 nicht ausgeschlossen ist, daß, je nach dem wechselnden Geschmack der Zeiten, bald das eine, bald das andere Bestreben mehr in den Vor¬dergrund trat und in entsprechenden Upanishaden seinen Ausdruck fand. Wir unterscheiden demnach unter den Atharva-Upanishaden: 1) solche, welche wesentlich der alten Vedântalehre treu bleiben, ohne deren Fortentwicklung zum Yoga, Sannyâsa und vishnuitischen
EINLEITUNG 659
oder shivaitischen Symbolismus erheblich mehr, als schon in den älte¬ren Upanishaden geschieht, zu betonen; 2) solche, welche, den Vedântastandpunkt voraussetzend, überwie-gend oder ausschließlich die Erfassung des Âtman durch den Yoga mittels der Morae des Omlautes behandeln; 3) solche, welche, in der Regel ebenso einseitig, das Leben des San-nyâsin als die praktische Konsequenz der Upanishadlehre empfehlen und beschreiben; 4) solche, welche den vom Volk verehrten Siva (Îiâna, Maheivara, Mahâdeva usw.) zu einer Personifikation des Âtman umdeuten; 5) solche, welche ebenso den Visnu (Nârâyana, Nrisiriha usw.) im Sinne der Vedântalehre umformen, indem sie seine verschiedenen Avatâras als Menschwerdungen des Âtman betrachten. Hiernach würden sich die allgemeiner anerkannten Upanishaden des Atharvaveda, nach der in ihnen vorherrschenden Tendenz, etwa wie folgt gruppieren: 1. Reine Vedânta-Upanishaden: Mundaka, Praina, Mândûkya (mit der Kârikâ); Garbha, Prânâgnihotra, Pinda; Âtma, Sarvopanishatsâra, Gâruda. 2. Yoga-Upanishaden: Brahmavidyâ, Kshurikâ, Cûlikâ; Nâdabindu, Brahmabindu, Amritabindu, Dhyânabïndu, Tejobindu; Yogaiikhâ, Yogatattva; — Hamsa. 3. Sannyâsa-Upanishaden: Brahma, Sannyasa, Ârunecya, Kanthairuti; Paramahamsa, .Iâbâla, Âirama. 4. Siva-Upanishaden: Atharvaiiras, Atharvaiikhâ, Nîlarudra; Kâlâgnirudra; — Kaivalya.
660 ATHARVA-UPANISHADEN
5. Visnu-Upanishaden: Mahd, Nârâyana, Âtmabodha; Nrisirihapûrvatâpanîya, Nrzsirihottaratâpanîya; Râmapûrvatâpanî,ya, Râmottaratâpanîya.
Fußnoten
Siehe auch
- Apamarga
- Kshetriya
- Takman
- Upanishad
- Veden
- Mahavakya
- Hinduismus
- Jnana Yoga
- Vedanta
- Vedanta Schulen
- Indische Philosophiesysteme
- Reinkarnation
- Leben
- Erkenntnis
- Meditation
- Shankara
Literatur
- Das Yoga-Lexikon von Wilfried Hunzermeyer, ISBN 978-3-931172-28-2, Edition Sawitri.
- Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutschvon Martin Mittwede, ISBN 978-3-932957-02-4, Sathya Sai Vereinigung e.V.
- Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005
- Das Kronjuwel der Unterscheidung von Shri Shankaracharya, Kommentar von Emanuel Meyer, 2002
- Swami Vivekananda, Vedanta - Der Ozean der Weisheit
- Wilfried Huchzermeyer: Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur. (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-22-8
- Vedanta für Anfänger von Swami Sivananda
- Heinrich Zimmer: Philosophie und Religion Indiens, Suhrkamp, 2001
Weblinks
- "Veden" aus Göttliche Erkenntnis von Swami Sivananda
- Klassische Upanishaden - Die Weisheit des Yoga
- "Die Mundaka-Upanishad des Atharvaveda" aus den Klassischen Upanishaden
Seminare
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Klassische Schriften des Yoga: Veden, Upanishaden, Smritis, Puranas und Itihasas
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Jnana Yoga und Vedanta Einführung
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Atharva Veda
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