Neigong
Neigong (innere Fertigkeit), auch "Nei Kung", "Nei Gung" oder "Nae Gong" geschrieben, gehört zu einer Reihe von chinesischen Atemübungen, Meditationen und spirituellen Disziplinen, die mit dem Daoismus und insbesondere mit den chinesischen Kampfsportarten in Verbindung gebracht werden. Die Neigong Praxis wird normalerweise assoziiert mit dem sogenannten "weichen Stil", der "inneren Kampfkunst" oder chinesischen Neijia Kampfkunst.
Sie steht im Gegensatz zu der Kategorie, welche bekannt ist unter "Waigong" oder der "äußeren Kampfkunst" der Shaolin Mönche. Man nennt diese auch "harter Stil" oder chinesische Waijia Kampfkunst.Beide Stilarten werden in vielen verschiedenen Schulen, Disziplinen und Praktiken weitergegeben. In ihrer langen Geschichte haben sie sich immer wieder gegenseitig beeinflusst. Wie genau zwischen beiden unterschieden wird, variiert von Schule zu Schule.
Es gibt ein Neigong, das für den Kampf vorbereitet und ein Neigong, das gut ist für die Gesundheit. Bekannte Beispiele für kampfbetontes, martiales Neigong sind verschiedene Atem- und Konzentrationsübungen, die im Laufe der Ausbildung in den traditionellen Tai Chi Chuan-, Baguazhang- und Xingyiquan-Schulen gelehrt werden. Ein gutes Beispiel für unkriegerisches, gesundheitsförderndes Neigong ist eine Disziplin, die als Daoyin bekannt ist.
Neigong und die inneren Kampfkünste
Die Kampfschule des Neigong legt Wert darauf, dass der Praktizierende während des Trainings eine Koordinierung des Körpers mit dem Atem ereicht. Dies wird auch Harmonisierung genannt, weil dabei die innere Energie der äußeren angeglichen wird. So wird für diese besondere Schulungsmethode eine Basis geschaffen, beides, Kraft und Technik zu benutzen. Die Neigong-Übungen der Neijia Tradition sind so ausgelegt, dass körperliche Ruhe wie auch bewusste, vorbedachte Bewegungsabläufe kultiviert werden.
Die Übungen sind derart gestaltet, dass sie sowohl psychische Entspannung bringen als auch durch spezielle Atemtechniken wie der "Tortoise" (Schildkröte) oder der "Umkehrmethode" muskuläre Verspannungen lockern und auflösen können. Im Wesentlichen liegt der Zweck dieses Prozesses darin, eine höhere Stufe der Koordination und Konzentration zu entwickeln. Zusammen mit den technischen Fertigkeiten wird all dies in der Welt des Kampfkunstsports "Neijin" genannt. Das höchste Ziel dieser Übung ist es, den Praktizierenden eins mit dem Himmel oder Dao werden zu lassen. Der chinesische Philosoph Zhuangzi (auch Chuang-Tzu, 365 - 260 v. Chr.) schrieb: "Himmel, Erde und ich sind aus Einem geboren, und ich bin eins mit allem, was existiert".
Bei dem martialen, auf Kampf ausgelegten Neigong geht es darum, innere Kräfte zu entwickeln. Um das zu erreichen, werden regelmäßig bestimmte Übungen ausgeführt, welche Auswirkungen auf den Blutfluss im Körper haben oder sogar den Atem und Blutfluss aufeinander abstimmen. Dadurch entsteht die Möglichkeit, das Blut während einer bestimmten Bewegung in einen bestimmten Körperbereich zu lenken, um ein bestimmtes Resultat zu erreichen. Einer der großen Vorteile dieser Übungen ist die Entspannung der Adern, Nerven, Muskel und Sehnen, sodass sich der Körper freier bewegen kann. Mit einem freibeweglichen Körper und der Fähigkeit, ohne oder nur mit geringem Aufwand ein Übermaß an Blut in bestimmte Körperzonen zu bewegen, kann der Praktizierende aus den Übungen großen Nutzen ziehen und viele Vorteile erlangen. Hier sind einige davon:
- eine schnellere Ausheilung von Handverletzungen,
- die Fähigkeit, härter zuzuschlagen,
- die Fähigkeit, sich schneller zu bewegen (Geschwindigkeit ist entscheidend im Kampfsport),
- der gesundheitliche Vorteil, entspannt zu sein,
- eine bessere Anbindung zu Gliedern, Rückgrat und Kopf,
- eine gesteigerte Ausdauer und Widerstandskraft,
- gesteigerte athletische Fertigkeiten,
- Regulierung des Blutdrucks,
- ein Empfinden der Körperkanäle, wie sie eigentlich wirklich sind (möglicherweise anders als in Büchern beschrieben),
- die Entwicklung eines echten Dantian (Energiezentrum), welches bewusst genährt und willentlich geformt werden kann (nicht in Büchern beschrieben),
- eine größere Sensitivität für Sparring und Kampf.
Jeder, der ernsthaft daran interessiert ist, Neigong zu lernen, sollte unbedingt wissen, dass er es am ehesten von einem guten Lehrer einer "inneren Kampfkunst" wie Hsing-Yi lernen kann. Sie ist eine der leichtesten und dennoch kraftvollsten Formen der martialen Kampfkunst-Kultur. Es ist äußerst selten, dass man authentische daoistische Übungen von einem echten Dao-Meister lernen kann, da die meisten Neigong Fertigkeiten als wesentliche Teile des Kampfkunst-Systems insgesamt gelten.
Es soll Leute geben, die behaupten, Neigong sei eine Philosophie. Das ist nicht richtig. Zwar gibt es intellektuelle, verstandesmäßige Leitsätze und Richtlinien zur Neigong oder Nei Gung Praxis, doch geht es hier um "innere Arbeit", was bedeutet, dass der Praktizierende Fleiß und Bemühen aufwenden muss, um substantielle, prüfbare Fertigkeiten zu entwickeln. Dies ist nichts, worüber man nur redet oder was man sich einfach nur vorstellen kann. Nur die direkte Erfahrung und harte Anstrengung können ein Verständnis von Nei Gung entwickeln. Ein wahrhaft praktizierender Lehrer wird den Schüler mit auf eine Reise zu sich selbst nehmen. Er wird ihm zeigen, wie seine innere Welt wachsen und er verantwortungsvoll mit den erworbenen Fertigkeiten umgehen kann.
Neigong und Meditation
Diese Art der Praxis soll viel Konzentration und innere Reflektion erfordern, letztendlich aber in eine erhöhte Selbsterfahrung oder Selbsterkenntnis führen. Dies kann noch mit der Zeit durch fortwährende Praxis gesteigert werden. Neigong-Praktizierende berichten von einer Bewusstwerdung der Strömungsabläufe ihres Blutkreislaufes, von einer Sensibilisierung gegenüber Mechanismen ihrer Peristaltik (wellenförmig fortschreitende Kontraktionsvorgänge) und Muskelbewegungen sowie von neuen Erkenntnissen über den eigenen Skelettaufbau, das Gleichgewichtsgefühl etc.
Was als Resultat kontinuierlicher Praxis auftreten soll, ist eine Art von innerer Alchemie, welche eine Umwandlung und Vervollkommnung der "Drei Schätze", im chinesischen San Bao, darstellt. Die Drei Schätze sind bekannt als Jing, Qi und Shen und können in etwa mit Essenz, Lebenskraft und Geist übersetzt werden.
In der Dao Lehre werden die Drei Schätze als die drei Energiearten beschrieben, welche den Menschen zu Verfügung stehen. Das Tao Te King gibt an, dass Laotse im 42. Kapitel geschrieben haben soll: "Das Dao gebärt das Eine, dieses gibt Geburt der Zwei (Taiji) oder Yin und Yang und die Zwei gebärt die Drei (was von einigen interpretiert, als dass es Jing, Qi und Shen bedeuten soll, oder auch Himmel Tian, Erde Di und Mensch Ren), und schließlich gebärt die Drei die 10 000 Dinge (Wanwu)", was soviel bedeuten soll wie: Alles, was im Himmel und auf der Erde existiert.
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