Yoga für Schwangere
Yoga für Schwangere - Yogastunden für Schwangere zu geben, ist ein großes Geschenk. Es ist wundervoll, die werdenden Mamis durch diese besondere Zeit begleiten zu dürfen. Viele Informationen zum Thema Schwangerschaft, findest du unter folgendem Link: Schwangerschaft.
Yoga für werdende Mütter
Ein Artikel von Vimala Franziska Henschel aus dem Yoga Vidya Journal Nr.35 - Herbst 2017
Ich konnte mir während meiner Yogalehrerausbildung überhaupt nicht vorstellen, Schwangerenstunden zu geben und dachte, dass sei gar nichts für mich, bis eines Tages das Telefon klingelte. Eine Mitarbeiterin vom Yoga Vidya Zentrum Frankfurt am Main fragte mich, ob ich sie in der kommenden Woche in der offenen Schwangerenstunde vertreten könne. So war ich im Zwiespalt, denn ich wollte ja unterrichten und Erfahrungen sammeln, aber Schwangerenyoga?
Als ich sie fragte, warum sie dabei ausgerechnet an mich dachte, antwortete sie, dass sie es mir zutraue und ich so eine ruhige Art hätte. Ich gab mir einen Ruck und sagte zu. Nun bereitete ich mich intensiv eine Woche lang auf diese Stunde vor, las sehr viel über die Bedürfnisse von Schwangeren, schaute mir viele Videos an und erarbeitete eine Stunde.
Das Unterrichten beginnt
Sehr aufgeregt saß ich eine Woche später im Yogaraum und mich schaute eine Gruppe von Frauen mit zum Teil schon recht dicken Bäuchen liebevoll an. So gab ich diese Stunde und hatte dabei sehr viel Spaß. Es war schön für mich zu sehen, wie dankbar die Frauen waren.
Angesteckt von der Atmosphäre der Stunde begann ich, die Stunde regelmäßig als Teilnehmerin zu besuchen. Die Schwangeren akzeptierten, dass ich als angehende Yogalehrerin teilnahm, obwohl ich nicht schwanger war. Es folgten daraufhin gelegentliche Vertretungen dieser Stunde, zum Beispiel wenn die beiden festen Lehrer verhindert waren. Im Laufe der Zeit wurde ich immer vertrauter mit dem Unterrichten von Schwangeren und konnte viele Erfahrungen auch in andere Stunden integrieren, besonders in Anfängerstunden.
Ich lernte durch Schwangerenyoga eine Vielzahl von Abwandlungen und Alternativen zu bereits vertrauten Asanas (Körperübungen) kennen. Da es meiner Meinung nach wichtig ist zu wissen, was man unterrichtet und welche Schwierigkeiten evtl. auftreten können, besuchte ich folglich nach der Ausbildung auch die entsprechenden Weiterbildungen für Schwangerenyoga und Rückbildungsyoga. Einige Zeit später gab einer der beiden festen Lehrer die Schwangerenyogastunde ab und so übernahm ich sie im vierzehntägigen Wechsel.
Ganzheitlichkeit im Schwangerenyoga
Es ist einfach toll, die Veränderungsprozesse, die im Laufe einer Schwangerschaft sowohl körperlich wie auch seelisch geschehen, unterstützen zu können und einen Raum erschaffen zu dürfen, in dem alles sein darf. So ist mir die anfängliche Gesprächsrunde sehr wichtig, in der jede Frau kurz sagt, wie es ihr im Allgemeinen geht und ob es irgendwelche Besonderheiten gibt. Darüber hinaus lernen sich die Frauen beim Yoga kennen und oft trinken einige von ihnen nach der Stunde noch einen Tee zusammen und tauschen sich aus.
Die Gruppen, die ich unterrichte sind sehr gemischt und vom 3. Monat bis zum Geburtstermin ist alles vertreten. Viele Frauen fangen während ihrer Schwangerschaft zum ersten Mal mit Yoga an. Einige kommen in ihrer zweiten Schwangerschaft erneut zum Yoga, weil sie während der ersten die Erfahrung gemacht haben, dass es ihnen sehr gut tat. Nur wenige haben vorher schon regelmäßig praktiziert. Die Ganzheitlichkeit des keit des Yoga ist mir auch im Schwangerenyoga sehr wichtig, und so bringe ich auch hier gelegentlich philosophische und spirituelle Themen mit ein und arbeite sehr gerne mit Visualisierungen, Fantasiereisen und kleinen Ritualen.
Insbesondere die Rituale finden viele Frauen sehr schön und ich kann nur jeden Yogalehrer dazu ermutigen, dies einfach zu tun. Zudem sind viele Frauen während dieser besonderen Zeit sehr empfänglich für Spiritualität.
Rückbildungsyoga
Meine Erfahrung zeigt mir, dass fast alle Frauen während der Schwangerschaft ein sehr gutes Gefühl dafür haben, was ihnen gut tut und was nicht. Dieses Gefühl ist interessanterweise oft nach dieser Zeit wieder verschwunden und hier muss man die Frauen bremsen, denn den meisten ist nicht bewusst, dass der Körper auch Zeit braucht, um sich nach den Anstrengungen wieder zu regenerieren. Leider habe ich oft mitbekommen, dass hier die Aufklärung von Seiten der Ärzte und Hebammen oft mangelhaft ist.
Deshalb bin ich sehr froh, eine fundierte Weiterbildung im Bereich Rückbildungsyoga gemacht zu haben (bei Susanne von Somm und bei Katyayani). Natürlich ist es für das Unterrichten von Schwangeren und Rückbildungsyoga von Vorteil, selbst Kinder zur Welt gebracht und die Prozesse selbst erfahren zu haben, aber es ist, wie man an mir sieht, nicht zwangsläufig eine Voraussetzung, um diese Stunden anbieten zu können. Ich denke, dass das persönliche Einfühlungsvermögen am wichtigsten ist.
Wichtig sind aber auch das persönliche Interesse für die Thematik sowie eine gute Aus- und Weiterbildung. Darüber hinaus ist es hilfreich, sich mit anderen Schwangerenyogalehrern, Hebammen etc. auszutauschen.
Wenn Yoga richtig praktiziert wird, kann es eine wunderbare Unterstützung sein, um mit den nicht gerade unerheblichen Veränderungen während der Schwangerschaft zurechtzukommen. Yoga kann viele der häufigen körperlichen Probleme lindern, z.B. Rückenschmerzen, Sodbrennen, Wassereinlagerungen etc. Yoga wirkt auch stabilisierend auf den emotionalen Bereich.
Durch Yoga lernt man, Veränderungen anzunehmen. Ein wesentlicher Bestandteil einer guten Schwangerenstunde ist Pranayama (Atemübungen). Die Atemübungen sollte man in ihrer Wirkung nicht unterschätzen und einige eignen sich besonders gut für Schwangere. Aber Achtung, nicht alle sind geeignet und es sollte nie der Atem angehalten werden. Letztens bekam ich eine sehr schöne Rückmeldung von einer ehemaligen Teilnehmerin, die nun in der Rückbildungsphase ist. Sie sagte, das Beste, das sie während des Kurses gelernt habe, sei das Bienensummen gewesen (Brahmari). Es habe ihr die Zeit kurz vor der Geburt sehr erleichtert und es sei außerdem wunderbar zur Beruhigung für Mutter und Kind geeignet.
Ich bin froh, dass ich mir damals einen Ruck gegeben habe und über meinen Schatten gesprungen bin, denn die Entwicklung der Frauen während der Schwangerschaft ist einfach toll mitzuerleben. Ich bin mir sicher, Yoga wirkt sich nicht nur positiv auf die Mutter aus, sondern auch auf das kleine Wesen in ihr.
Yoga für Schwangere Übungsvideos
Hier gleich ein paar Videos, mit denen du gleich mitüben kannst:
Yoga für Schwangere unterrichten
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -
Yoga für Schwangere – Tipps für Yoga-Lehrende
Willst du wissen, was es zu beachten gilt, wenn du Yoga für Schwangere unterrichten willst, wenn mal eine Schwangere in deinem Yoga-Unterricht auftaucht oder wenn du Yogakurse für Schwangere geben willst? Dann will ich dir ein paar Tipps geben.
Bei den Yoga Vidya Yogalehrerausbildungen gibt es auch immer einiges über Yoga für Schwangere. Es gehört auch dazu, dass auch eine Schwangeren-Yogamusterstunde unterrichtet wird. Wir haben bei Yoga Vidya auch Yoga für Schwangere oder Schwangeren-Yoga Yogalehrer-Weiterbildungen und so kannst du eine ganze Menge lernen. Das hier sind nur ein paar kurze Anregungen und können jetzt keinesfalls eine Yogalehrer-Ausbildung ersetzen. Du findest auch in unserem Buch: Das Große Yoga Vidya Hatha Yoga Buch auch ein ganzes Kapitel über Schwangeren-Yoga, wo du auch noch mehr erfährst und auf unseren Internetseiten gibt es das eben auch.
Drei Phasen der Schwangerschaft
Zunächst gilt es zu beachten: Es gibt drei Phasen der Schwangerschaft, vom Standpunkt des Yoga her. Es gibt den ersten bis dritten Monat, den vierten bis sechsten Monat und den siebten bis neunten Monat. Und dabei gilt es jeweils anderes zu beachten. Grundsätzlich will ich noch vorausschicken: Schwangeren-Yoga ist etwas sehr Gutes. Frauen die Schwangeren-Yoga üben fühlen sich sehr viel besser. Sie haben mehr Energie. Sie bekommen eine bessere Beziehung zu ihrem Kind. Sie haben weniger typische Schwangerschaftsleiden, wie Rückenschmerzen, manchmal Kopfweh, manchmal Stimmungsschwankungen, manchmal Übelkeit und so weiter. Schwangere die Yoga üben, den geht es insgesamt sehr viel besser. In diesem Sinne ist erst mal zu empfehlen, Schwangeren-Yoga zu üben oder in der Schwangerschaft Yoga zu üben und auch das anzuleiten. Aber das ist jetzt kein Vortrag für Schwangere, sondern Tipps für Yoga-Lehrende. Die erste Phase der Schwangerschaft sind die ersten drei Monate. Manchmal wissen Schwangere gar nicht, dass sie schwanger sind. Sie kriegen es erst nach eins, zwei oder drei Monaten heraus. Und ich kannte auch eine Frau, die erst im sechsten Monat herausgefunden hatte, dass sie schwanger war. Es war eine Frau die auch ansonsten unregelmäßigen Zyklus hatte und letztlich die Schwangerschaft geschoben hatte auf ihre intensive Yoga-Praxis. Und als sie anfing etwas Gewicht zuzunehmen, hat sie gedacht, das sie aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen mehr isst als sonst und deshalb zunimmt. Also: Es gibt auch diese Phänomene.
Allerdings, normalerweise haben wir vom Yogastandpunkt auch so etwas, das ein Anzeichen für Schwangerschaft sein kann, nämlich: Menschen die regelmäßig Yoga üben, Pranayama üben und plötzlich merken, dass sie die Luft erheblich kürzer anhalten können als vorher. Das ist oft ein Zeichen für Schwangerschaft. Übrigens, wenn du Mann bist und dieses Phänomen hast, dann bist du trotzdem nicht schwanger ;-). Auch wenn du die Luft mal nicht so lange anhalten kannst, vielleicht hast du eine Erkältung im Anmarsch oder vorbei.
Die ersten drei Monate
Also: Was gilt jetzt in den ersten drei Monaten? Vom Prinzip können Frauen in den ersten drei Monaten alle Übungen machen. Typischerweise kann die Frau die Luft nicht solange anhalten. Oft sogar nur halb solange oder noch kürzer. Angenommen, du würdest einen Schwangeren-Yogakurs anbieten. Dann würdest du, auch wenn Schwangere in den ersten Monaten sind, Kapalabhati sanft ansagen, nicht zu fest und du würdest das Luft anhalten bei Kapalabhati auf zehn, fünfzehn Sekunden beschränken und das Luftanhalten in der Wechselatmung auf vier Sekunden. Grundsätzlich können Schwangere aber die Luft solange anhalten, wie vollständig angenehm. In den ersten drei Monaten ist die Gefahr des Abortes, also des vorzeitigen Schwangerschaftsabbruchs am größten. Und so gilt es das zu vermeiden, was das potentiell auslösen könnte. Und so gilt eben zum einen zu vermeiden heftiges Kapalabhati, also festes ausatmen und es gilt zu vermeiden, länger als angenehm die Luft anzuhalten.
Und wir würden auch empfehlen keine Übungen zu machen wo Sturzgefahr ist, also eine Schwangere in den ersten drei Monaten sollte jetzt nicht probieren, den Handstand zu üben ohne Wand, wenn sie nicht absolut sicher ist, dass sie den Handstand gut kann und genauso auch ist jetzt nicht die Phase, wo Schwangere den Kopfstand unbedingt lernen sollte. Allerdings, wenn Schwangere den Handstand gut kann, Kopfstand gut kann, Schulterstand gut kann, das Ganze angenehm ist, spricht da auch nichts dagegen. In den ersten drei Monaten gilt auch, das Schwangere keine außergewöhnliche Anstrengung machen sollten, aber bei Yoga Vidya machen wir ja sowieso keine außergewöhnlichen Anstrengungen in Anfänger- und Mittelstufenkursen und beim fortgeschrittenen geht es eben darum, dass Schwangere jetzt eben keinen Power-Yoga üben, keine Sprungvariationen und so weiter. Aber das klassische Hatha Yoga wie wir es bei Yoga Vidya lehren ist dort gut.
Der vierte bis sechste Monat
Nach den ersten drei Monaten folgen die nächsten drei Monate – vierter bis sechster Monat – und hier gilt es das Sonnengebet muss etwas abgewandelt werden, weil der Bauch etwas größer wird. Auf unseren Internetseiten findest du dabei den Sonnengruß für Schwangere. Manchmal müssen auch manche Stellungen schon etwas variiert werden auf dem Sonnengruß. Das heißt, dass man in dieser Zeit als Frau manche der Stellungen etwas abwandeln muss, um dem langsam größer werdenden Bauch Rechnung zu tragen, wobei das je nach Frau unterschiedlich sein kann. Ansonsten gilt ja, dass der vierte bis sechste Schwangerschaftsmonat für die Frauen am angenehmsten ist -- diese drei Monate. Die Übelkeit, die manchmal in den ersten drei Monaten da ist, ist überstanden. Die Stimmungsschwankungen sind weniger – Bauch ist aber noch nicht so groß -- aber ist immerhin sichtbar, ausreichend sichtbar, das alle in der Umgebung Rücksicht nehmen und das Schwangere eben mit Freundlichkeit behandelt werden und die Schwangere hat hoffentlich bis dahin sich auch daran gewöhnt schwanger zu sein und überlegt, wie sie nachher die ersten Monate nach der Geburt gestalten will. In den ersten drei Monaten ist da natürlich sehr viel mehr Aufregung und Unruhe.
Zusätzliche, zu ersetzende und zu variierende Übungen
Ab dem sechsten oder siebten Monat gibt es eine Besonderheit: Im Normalfall gibt es schon im vierten bis sechsten Monat einige Stellungen, die integriert werden sollten, die aber manchmal mit Vorsicht zu beachten sind. Ich will erstmal sagen, was man in den vierten bis sechsten Monat integrieren kann:
- Es gilt die hüftöffnenden Übungen zu integrieren.
- Es gilt Übungen zu integrieren, die Rückenschmerzen verhindern, eben stärkende Rückenmuskelübungen.
- Bauchmuskelübungen, die gerade nach vorn gehen, die sind nicht mehr so gut, weil der gerade Bauchmuskel etwas umgestaltet wird und umstrukturiert wird bei Schwangeren, damit eben der Bauch wachsen kann.
- Schräge Bauchmuskelübungen sind aber gut.
- Und manche Übungen müssen etwas ersetzt werden, wie gesagt, das ist der Sonnengruß.
- Wenn Kopfstand, Schulterstand einfach zu machen sind, kann man in der Zeit eben die Umkehrstellungen machen. In einem Schwangerenkurs würde man nicht separat Kopfstand und Schulterstand lernen, sondern im Kurs für Schwangere, würde man jetzt Kopfstand und Schulterstand ersetzen. Zum Beispiel statt Kopfstand würde man den Hund üben. Und statt Schulterstand den gestützten Schulterstand, eins, zwei Kissen unter das Kreuzbein. Aber wenn die schwangere Frau Kopf- und Schulterstand machen kann, spricht nichts dagegen, das weiter zu üben, wenn es auch für den Nacken weiter OK ist.
- Fisch ist etwas sehr gutes.
- Bei der Vorwärtsbeuge müssen eventuell die Beine etwas auseinander gemacht werden.
- Die schiefe Ebene ist auch normal möglich.
- Die Kobra ist mit gestreckten Armen zu machen.
- Heuschrecke muss ersetzt werden, zum Beispiel durch eine Variation der Katze, zum Beispiel eine diagonale Katze.
- Bogen kann ersetzt werden durch das Kamel oder auch den Halbmond.
- Drehsitz wird ersetzt durch kreuzbeinigen Drehsitz oder knienden Drehsitz.
- Stehende Vorwärtsbeuge mit gebeugten Knien.
- Die Frage des Pfaus stellt sich nicht mehr ab dem Moment des Schwangerschaftsbeginns.
- Aber Krähe geht eventuell in den ersten drei Monaten, vielleicht auch noch in den nächsten drei Monaten. Wenn nicht kann ausgewichen werden, auf den Baum zum Beispiel.
- Und natürlich stehende Übungen sind gut, um die Beinmuskeln stärker werden zu lassen. Also, im Rahmen von Trikonasana auch weitere Stehhaltungen zu integrieren ist gut. Oder auch nach dem Sonnengruß einige weitere Stehhaltungen zu integrieren.
- Besondere Übungen, die man integrieren kann - nach der Vorwärtsbeuge - sind der Schmetterling oder hockende Stellungen und anderes, was eben die Hüftdehnung ermöglicht.
Eine Sache der Vorsicht
Ich sagte, es gibt eine Sache der Vorsicht. Frauen, die merken, dass sie ab dem sechsten Monat plötzlich sehr viel flexibler werden wie vorher, die zum Beispiel auch merken, dass sie plötzlich ganz leicht in den Spagat gehen können, die sollten auf Hüftöffnende Übungen verzichten, insbesondere auf Spagat und Anjaneyasana, weil – das kann sein - das die Schambeinfuge sich zu weit öffnet. Es kann sein, das schwangere Frauen typischerweise ab dem fünften, sechsten, siebten Schwangerschaftsmonat zu sehr Hormone ausschütten, die das Bindegewebe flexibel machen und wenn das Bindegewebe dann zu flexibel ist, kann eine Beckenschaufel abkippen und das wäre nicht so gut. Also: Normalerweise ist es gut, das Becken zu öffnen und flexibler zu machen. Wenn die schwangere Frau merkt, dass sie plötzlich sehr viel flexibler wird, dann sofort alle Hüftöffner aufhören – Bindegewebe ist schon flexibel genug – keine weiteren Spagat-, Halbmond- oder sogar Schmetterling und andere Übungen machen, die für die meisten vielleicht 90 bis 95 Prozent der Schwangeren gut sind.
Der sechste bis neunte Monat
Ja, dann geht es weiter. Nach diesem zweiten Drittel kommt das dritte Drittel. Dort gelten vielleicht besondere Bedingungen und da gibt es auch unterschiedliche Meinungen von Yoga-Lehrenden. Es gibt sogar die Aussage, dass Schwangere in diesem Drittel nur noch wenige Yoga-Übungen machen können.
Ich weiß von vielen Schwangeren, die sagen, dass das eine besonders schöne Zeit ist um Yoga zu üben. Es geht auch weiter Kapalabhati. Nicht so fest ausatmen. Luftanhalten kurz, Wechselatmung geht, Luftanhalten kurz. Brahmari ist etwas Schönes. So erfährt auch das werdende Kind eine schöne Schwingung und spürt das und das hilft ihm, dass es sich dort besser fühlt. Es geht auch Sonnengruß – hier müssen stärkere Abwandlungen gemacht werden. Auf den Yoga Vidya Seiten findest du ja auch Sonnengruß für Anfänger und es gibt auch Videos „Sonnengruß für Schwangere“ und auf den Internetseiten Sonnengruß für Schwangere.
Viele sagen, dass im letzten Drittel der Schwangerschaft auf die Umkehrstellung verzichtet werden soll, weil die Geburtslage des Kindes sich verschieben kann. Ich kenne eine Reihe von Schwangeren, die noch am Tag vor der Geburt den Skorpion geübt haben. Natürlich solche, die schon lange vorher Yoga geübt haben und im Skorpion absolut sicher waren. Ich kenne mehr Schwangere, die noch ein oder ein paar Tage vor der Geburt den Schulterstand geübt hatten und die Geburt ist gut verlaufen. Aber im Zweifelsfall Hebamme oder Gynäkologin fragen, ob die Umkehrstellung bei der spezifischen Lage des Kindes angemessen sind oder nicht.
In einem speziellen Schwangeren-Yogakurs verzichtet man ja sowieso auf das Unterrichten von Kopfstand oder Schulterstand. Der gestützte Schulterstand geht sicherlich auch im letzten Schwangerschaftsdrittel. Im dritten Drittel muss auch die Anfangs- und Endentspannung etwas variiert werden. Zum Beispiel geht dort die Krishna Asana bzw. Balasana, also seitliche Bauchlage - wird auch manchmal als die stabile Seitenlage bezeichnet – also Rückenlage ist dort nicht mehr so angenehm, gerade nicht auf dem Boden der typischerweise etwas fester ist. Bauchlage geht auch nicht so gut, aber die seitliche Entspannung mit angezogenem Knie geht gut und das geht sicherlich ab dem letzten Drittel. Angenommen es gäbe einen Schwangeren-Kurs – dort macht man letztlich diese Seitlage als Entspannung schon ab der ersten Stunde, gibt höchstens mal die Rückenlage und Bauchlage als Variation an, für Schwangere, die das gut machen können. Ansonsten würde der gesunde Menschenverstand sagen, als Unterrichtender / Unterrichtende, welche Stellungen weiter abgewandelt werden müssen, dass der Bauch eben Platz hat und der Bauch nicht gedrückt wird.
Weitere Aspekte des Schwangeren-Yoga
Vielleicht noch ein paar Worte zu weiteren Aspekten des Schwangeren-Yoga. Zum einen: Sehr viele Schwangere sind gerade in der Schwangerschaft besonders offen für Spiritualität. Und in den Schwangerenkursen, die ich unterrichtet habe – Ja, ich habe als Mann Schwangerenkurse unterrichtet. Es gibt ja auch Frauen, die Männer unterrichten und es gibt auch männliche Gynäkologen, die Frauenärzte sind. Mir ist jetzt zwar keine männliche Hebamme bekannt. Aber auch als Mann kann man Schwangeren-Yoga unterrichten. Und du kannst insbesondere auch im Rahmen von offenen Stunden und Anfänger-Yoga auch schwangere Frauen haben. Zugegebenermaßen, die meisten Frauen haben lieber eine Yoga-Lehrerin als Unterrichtende und deshalb, meine Erfahrung mit Schwangeren-Yoga ist schon auch länger her, zu einer Zeit als es nicht so viele Yogalehrende gab. Seit es Yoga Vidya gibt, sind typischerweise die Schwangeren-Yogakurse meistens von Frauen gegeben. Aber ich habe ja auch schon in den achtziger Jahren unterrichtet. -- Ok, also meine Erfahrung war -- und das weiß ich eben von vielen, die Schwangeren-Yoga unterrichten und auch vom Kontakt mit schwangeren Frauen – Schwangere sind offen für Spiritualität und deshalb kannst du auch Schwangeren-Yogakurse durchaus etwas spiritueller unterrichten, als normale Hatha-Yogakurse.
Meditation finden Frauen als besonders schön. Mantra-Singen hilft ihnen zur Beruhigung. Und ich kenne eine Reihe von Schwangeren-Yoga-Lehrerinnen, die in jeder Yogastunde mit Harmonium zum Schluss Mantras singen lassen. Schwangere spüren das besonders gut und sind bereit alle möglichen anderen Vorurteile fallen zu lassen. Es ist einfach eine Segenserfahrung. Und Schwangere haben natürlich auch ein gewisses Gefühl der Unsicherheit: Wie geht es weiter? Manche haben ein Gefühl der Freude. Manche freudige Erwartungen. Alles öffnet irgendwo, dass Frauen sich geborgen fühlen wollen in einer höheren Dimension. Daher Offenheit für Spiritualität, für Meditation, für Bewusstheit nach oben.
Und natürlich wünscht sich die Frau mit dem Kind Kontakt aufzunehmen. Und so ist die tiefe Bauchatmung nicht nur ein Spüren in den Bauch selbst, sondern die tiefe Bauchatmung heißt auch Kontakt aufzunehmen mit dem Kind, mit dieser Seele, die schon im Mutterleib ist. Vom Yogastandpunkt aus heißt das übrigens, dass im Moment der Empfängnis die Seele, die sich ja schon so häufig inkarniert hatte in die Nähe kommt und lose verbunden ist mit dem Embryo, das die Seele durchaus immer da ist, manchmal im Mutterleibe, manchmal drumherum ist, das die Verbindung von Embryo mit Seele schrittweise stärker wird und das so ab dem dritten, vierten Schwangerschaftsmonat die Seele überwiegend im Mutterleib ist, bis sie schließlich ganz in diesem Mutterleib ist. Man weiß, z.B. bei Menschen, die Rückführungen erlebt haben und dann sich erlebt haben vor der Geburt, dass sie diese Erfahrung von im Mutterleib geborgen sein sehr genau beschreiben können und das sie also tatsächlich dann da sind, aber in dem Moment auch noch wissen, dass sie durchaus demnächst geboren werden, das sie frühere Leben hatten und sie sich bemühen jetzt mit dieser Mutter Kontakt aufzunehmen. Sie hatten ja vorher schon so viele andere Mütter. Vielleicht auch mit dem Vater, vielleicht mit den Geschwistern, mit dem Zuhause und wenn die Frau Yoga übt, noch mehr wenn die Frau, wenn Mutter und Vater zusammen Yoga üben – das sie das als besonders hilfreich empfinden.
Was auch hilfreich ist: In Indien zum Beispiel wird Frauen geraten, wenn sie schwanger sind in Ashrams zu gehen, in Tempel zu gehen, auf Pilgerreise zu gehen -- natürlich auf sanfte Weise, wie es für die Frau angenehm ist – und so ist es gut Frauen in der Schwangerschaft zu ermutigen auch mal in den Ashram zu gehen, mal in den Satsang zu gehen, häufiger auch in spirituelle Gemeinschaft zu gehen – es hilft der Schwangerschaft, es hilft der Frau, es hilft dem Kind anzukommen und sich entspannen zu können.
Ja, mit diesem Tipps und Anregungen, möchte ich dann heute schließen und ich will dir vielleicht einfach nur sagen: Ich will dich ermutigen auch Schwangere zu unterrichten. Wenn mal eine Schwangere im Kurs ist, keine Angst. Mit den Tipps, die ich dir genannt habe und die du auch auf unseren Internetseiten findest, in unserem Yoga Vidya Yogalehrerhandbuch findest, im Yoga Vidya Hatha Yogabuch findest, kannst du Schwangere auch im normalen Anfängerkurs unterrichten. Wenn du einen echten Schwangeren-Yogakurs unterrichten willst, dann empfehle ich dir aber – also in einem mehrwöchigen Kurs – dann empfehle ich dir auch die Schwangeren-Yoga-Weiterbildung oder die Schwangeren-Yoga-Übungsleiter-Ausbildung bei Yoga Vidya mitzumachen. Alle weitergehenden Information eben auf unserer Internetseite.
Video - Yoga für Schwangere unterrichten
Hier ein Vortrag zum Thema Yoga für Schwangere unterrichten von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.
Siehe auch
Seminare
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