Sanskrit Kurs Lektion 39
Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.
Das Absolutivum
Als Absolutivum (Plural: Absolutiva) bezeichnet man in der Sanskrit Grammatik eine indeklinable (unveränderliche) partizipähnliche Form, die von einer Verbalwurzel (Dhatu) abgeleitet wird. Sie bezeichnet eine Nebenhandlung (Guna Kriya), die (in der Regel) vor der eigentlichen Haupthandlung (Mukhya Kriya) erfolgt, und mit dieser dasselbe logische Subjekt (Agens, Kartri) hat.
Bildung und Bedeutung
Zur Bildung des Absolutivums werden zwei Suffixe (Pratyaya) gebraucht. Je nach dem, ob vor der Wurzel ein Präfix (Upasarga) steht oder nicht, tritt an die schwache Form der Verbalwurzel das Suffix -ya (-tya) bzw. -tvā. Die Grundbedeutung der Wurzel wird durch das Präfix häufig modifiziert oder gänzlich verändert:
- Wurzel kṛ "tun, machen" (ohne Präfix) + Suffix -tvā ergibt kṛtvā "getan habend, gemacht habend"
- Wurzel kṛ mit Präfix vi "verändern, umgestalten" + Suffix -tya ergibt vikṛtya "verändert habend, umgestaltet habend"
Ein Auswahl der häufigsten Formen des Absolutivums findest du unter Absolutivum.
Das Absolutivum bleibt unveränderlich (Avyaya), d.h. es nimmt weder Fall (Kasus), Zahl (Numerus) noch Geschlecht (Genus) des Substantivs an, auf das es sich bezieht. Daher lässt sich aus seiner Form auch nicht schließen, ob es sich auf ein männliches, weibliches oder sächliches Substantiv bezieht.
Durch die Verwendung von Absolutiva kann man auf sehr effektive Weise ganze Nebensätze in komprimierter Form ausdrücken. Daher ist diese Form im Sanskrit sehr beliebt und geläufig.
Übung 1 - 3
- Devanagari: कटं कृत्वा पुरुषो ग्रामं गच्छति |
- wissenschaftliche Transliteration: kaṭaṃ kṛtvā puruṣo grāmaṃ gacchati |
- vereinfachte Transkription: katam kritva purusho gramam gachchhati |
- Wort-für-Wort-Übersetzung: Eine Matte (Kata, Akk. Sg. m.) gemacht habend (kṛtvā, kṛ) der Mann (Purusha, Nom. Sg. m.) ins Dorf (Grama, Akk. Sg. m.) geht (gam, Verb), d.h. "Nachdem er eine Matte gemacht hat, geht der Mann ins Dorf."
- Devanagari: मालां कृत्वा कन्या नगरं गच्छति |
- wissenschaftliche Transliteration: mālāṃ kṛtvā kanyā nagaraṃ gacchati |
- vereinfachte Transkription: malam kritva kanya nagaram gachchhati |
- Wort-für-Wort-Übersetzung: Eine Kette (Mala, Akk. Sg. f.) gemacht habend (kṛtvā, kṛ) das Mädchen (Kanya, Nom. Sg. f.) in die Stadt (Nagara, Akk. Sg. n.) geht (gam, Verb), d.h. "Nachdem es eine Kette gemacht hat, geht das Mädchen in die Stadt."
- Devanagari: गां दत्त्वा वैश्यो मन्दिरं गच्छति |
- wissenschaftliche Transliteration: gāṃ dattvā vaiśyo mandiraṃ gacchati |
- vereinfachte Transkription: gam dattva vaishyo mandiram gachchhati|
- Wort-für-Wort-Übersetzung: Eine Kuh (Go, Akk. Sg. f.) gegeben habend (dattvā, dā) der Vaishya (Nom. Sg. m.) zum Tempel (Mandira, Akk. Sg. n.) geht (gam, Verb), d.h. "Nachdem er eine Kuh gegeben hat, geht der Vaishya zum Tempel."
Erläuterungen
- In diesen Sätzen (Vakya) bezeichnet das Verb gacchati "er (sie, es) geht" (3. Pers. Sg. Aktiv) die Haupthandlung. Die der Haupthandlung zeitlich vorausgehende Nebenhandlung wird jeweils durch die Absolutiva kṛtvā und dattvā ausgedrückt.
- Die Akkusative (Dvitiya) kaṭam, mālām und gām sind jeweils logisches Objekt (Karman) der als Absolutivum ausgedrückten Nebenhandlung kṛtvā bzw. dattvā.
- Die Nominative (Prathama) puruṣaḥ, kanyā und vaiśyaḥ sind jeweils logisches Subjekt (Agens, Kartri) sowohl der Haupthandlung gacchati als auch der Nebenhandlungen kṛtvā bzw. dattvā.
- Sandhi: Das auslautende m der Akkusative kaṭam, grāmam, mālām, nagaram, gām und mandiram geht vor einem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara (ṃ) über. Die Formen puruṣo und vaiśyo stehen für puruṣaḥ bzw. vaiśyaḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaften Konsonanten (hier: g und m) zu -o wird.
Siehe auch
- Sanskrit Kurs Lektion 1
- Sanskrit Kurs Lektion 2
- Sanskrit Kurs Lektion 3
- Sanskrit Kurs Lektion 4
- Sanskrit Kurs Lektion 5
- Sanskrit Kurs Lektion 6
- Sanskrit Kurs Lektion 7
- Sanskrit Kurs Lektion 8
- Sanskrit Kurs Lektion 9
- Sanskrit Kurs Lektion 10
- Sanskrit Kurs Lektion 11
- Sanskrit Kurs Lektion 12
- Sanskrit Kurs Lektion 13
- Sanskrit Kurs Lektion 14
- Sanskrit Kurs Lektion 15
- Sanskrit Kurs Lektion 16
- Sanskrit Kurs Lektion 17
- Sanskrit Kurs Lektion 18
- Sanskrit Kurs Lektion 19
- Sanskrit Kurs Lektion 20
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- Sanskrit Kurs Inhaltsverzeichnis