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'''Gereiztheit''' ist ein [[Zustand]] nervöser Angespanntheit, in dem man leicht emotional reagiert, sich ärgert und die Reaktion zeitweise in keinem Verhältnis zu der Situation steht, in der sie auftaucht. [[Sukadev]] gibt im Nachfolgenden Tipps, wie du mit Gereiztheit und [[Ärger]] umgehen kannst, wie du dich aus der [[Identifikation]] lösen kannst. Er schlägt vor, die Herausforerung der Gereiztheit anzunehmen, Situationen zu leben, die einem helfen statt der Gereiztheit, [[Gelassenheit]] und [[Geduld]] zu wählen. Eine gute Übung dafür wäre, Dinge zu tun, die man nicht gerne mag, und sie so mögen zu lernen. Und darüber kannst du dann auch Situationen mögen lernen, die dich bisher vielleicht eher in die Gereiztheit getrieben haben. | |||
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Version vom 30. Oktober 2014, 13:45 Uhr
Gereiztheit ist ein Zustand nervöser Angespanntheit, in dem man leicht emotional reagiert, sich ärgert und die Reaktion zeitweise in keinem Verhältnis zu der Situation steht, in der sie auftaucht. Sukadev gibt im Nachfolgenden Tipps, wie du mit Gereiztheit und Ärger umgehen kannst, wie du dich aus der Identifikation lösen kannst. Er schlägt vor, die Herausforerung der Gereiztheit anzunehmen, Situationen zu leben, die einem helfen statt der Gereiztheit, Gelassenheit und Geduld zu wählen. Eine gute Übung dafür wäre, Dinge zu tun, die man nicht gerne mag, und sie so mögen zu lernen. Und darüber kannst du dann auch Situationen mögen lernen, die dich bisher vielleicht eher in die Gereiztheit getrieben haben.
Identifikation als Ursache von Ärger und Gereiztheit
Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev <mp3player>http://sukadev.podspot.de/files/16_ueberwinde_identifikationen.mp3</mp3player>
Jetzt geht es darum, wie du die Identifikation mit Hilfe von Kriya Yoga überwinden kannst. Kriya Yoga heißt "Yoga der Tat". Kriya Yoga heißt, etwas zu tun. Es gibt unterschiedliche Traditionen im Kriya Yoga. Vielleicht hast du schon von Kriya Yoga nach Paramahamsa Yogananda gehört. Das sind Energietechniken. Letztlich ist Kriya Yoga hier gleichbedeutend mit Kundalini Yoga. Ich möchte heute über den Kriya Yoga von Patanjali sprechen, wie Patanjali in den Yogasutras vor 2000 Jahren Kriya Yoga definiert hat. Er sagt dort, dass Kriya Yoga Tapas, Svadhyaya und Ishwara Pranidhana ist. Was ist der Sinn vom Kriya Yoga?
Er sagt dort, Kriya Yoga vermindert die Kleshas, die leidverursachenden Verhaftungen und führt zu Samadhi. Die Kleshas sind: Avidya (Unwissenheit), Asmitha (Identifikation), Raga (Mögen), Dvesha (Nichtmögen). Dies führt zu Abinivesha (Ängsten) und im weiteren Sinne auch zu Ärger, Frust und Reizbarkeit. Es gilt also diese Kleshas zu überwinden. Wie überwindest du die Kleshas? Mit Svadhyaya (Selbststudium), Tapas (Askese), also etwas tun und Ishwara Pranidana (Loslassen und Hingabe). Mit Svadhyaya ist hier Selbststudium gemeint. Wenn du feststellst, das du dich ärgerst, kannst du im Sinne von diesen Kleshas darüber nachdenken. Wenn du dich über etwas ärgerst, dann kannst du schauen, was du an der Angelegenheit mochtest und was du daran nicht mochtest. Das Mögen und das Nichtmögen kommen immer aus einer konkreten Identifikation.
Wie kannst du diese Identifikation überwinden? Und wie kannst du es schaffen, deine wahre Natur zu erfahren? Über Svadhyaya kommst du zu deiner wahren Natur. Eine nächste Möglichkeit ist Tapas, Askese. Tapas heißt aber auch wörtlich Feuer. Tapas heißt auch, etwas zu ändern. Das kann auf verschiedene Weise interpretiert werden. Wenn du dich über etwas ärgerst, dann kannst du auch schauen, wie kannst du etwas tun? Wie kannst du etwas abstellen? Du kannst merken, du ärgerst dich über etwas, und dann kannst du überlegen, wie kann ich da die Ursache des Ärgers abstellen? Dann ist auch der Ärger ein Zeichen dafür, dass du etwas tun musst, also wirst du Tapas üben. Du wirst etwas tun, vielleicht auch mit Enthusiasmus, Begeisterung und Feuer. Die dritte Möglichkeit ist Ishwara Pranidhana, die Hingabe an Gott, Loslassen. Du kannst also sagen, es ist nicht änderbar, ich kann auch meine eigene Reaktion nur beschränkt ändern, ich überlasse alles Gott. Ich lasse los.
Im Grunde laufen diese drei Aspekte des Kriya Yoga auf das Gelassenheitsgebet zurück: "Herr, gib mir die Gelassenheit Dinge anzunehmen, die ich nicht ändern kann, gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und gib mir die Unterscheidungskraft zwischen beidem. Svadhyaya, das Selbststudium bewirkt eben die Unterscheidungskraft zwischen beiden. Gilt es loszulassen oder etwas zu ändern? Tapas wäre hier mit Feuer und Enthusiasmus etwas zu ändern und Ishwara Pranidana steht für Hingabe und Loslassen.
Du hast gesehen, Svadhyaya geht auch etwas über das hinaus, was im Gelassenheitsspruch gemeint ist. Auch die anderen Aspekte gehen noch weiter. Du kannst auch zusätzlich Tapas üben und etwas tun, was du nicht magst. Also tatsächlich im Sinne von Askese. Indem du bewusst Dinge tust, die du nicht magst, kannst du lernen, Dinge zu mögen. Indem du bewusst Dinge tust, die du nicht magst, lernst du Disziplin des Geistes. Ich war eine Weile bei einem indischen Yogameister in der Lehre und der hat mal gesagt, tu das, was du nicht magst - und zwar so lange, bis du es magst. Es gibt natürlich auch die Einschränkung, soweit es ethisch verantwortbar, vertretbar ist.
Angenommen, du kochst nicht gerne, dann ist es gut, kochen zu lernen. Indem du kochen lernst und auch lernst, es zu mögen, verlierst du die Angst vor dem Kochen. Und du ärgerst dich auch nicht darüber, dass dein Partner mal nicht da ist oder krank ist. Du kannst genauso kochen wie dein Partner, deine Partnerin. Angenommen, du magst es nicht, Staub zu saugen, dann ist es gut, bewusst Staub zu saugen, und du kannst dich dabei natürlich auch fragen, wie müsste ich staubsaugen, damit es mir Spaß macht? Lerne dann Staub zu saugen. Angenommen du liebst es zu essen und du ärgerst Dich, wenn das Essen zu wenig gesalzen ist. Dann kannst du dir vornehmen, eine Weile salzlos zu leben, und du wirst feststellen, plötzlich schmeckt das Essen auch ohne Salz.
Du kannst also überlegen, ob es Dinge gibt, die du nicht magst, über die du dich ärgerst und könntest dir vornehmen, diese Dinge bewusst zu tun, um zu lernen, dich nicht mehr darüber aufzuregen? Das ist jetzt eine Aufgabe, die du als Übung machen kannst. Du kannst dir das auch aufschreiben, nimm dir einen Moment Zeit dafür. Überlege, wo gibt es Sachen, die dich regelmäßig aufregen, und gibt es Möglichkeiten, bewusst etwas zu tun, was dem entspricht?
Ich gebe dir noch zwei weitere Beispiele für ein praktisches Tapas. Angenommen, du ärgerst dich regelmäßig über Kassen, wo du so lange anstehen musst und du ärgerst dich, dass die Nachbarkasse schneller ist. Dann wäre mein Vorschlag, wähle bewusst die Kasse, wo die Schlange länger ist und mache dies als bewusste Tapasübung. In vielen Fällen ist ja die Schlange, die länger ist, sowieso schneller dran, aber indem du dir bewusst vornimmst, eine Weile lang bei der Schlange anzustehen, die länger aussieht, lernst du gelassener zu werden, wenn es um das Anstehen geht und lernst gelassen zu sein, wenn jemand schneller ist als du.
Angenommen, du ärgerst dich darüber, dass kein Parkplatz da ist. Und immer dann, wenn du fünf Minuten ein Parkplatz suchen musst, ärgerst du dich furchtbar darüber, dass es dir nicht gelingt. Du kannst dir stattdessen vornehmen, du nimmst den erstbesten Parkplatz, der zwischen fünf bis zehn Minuten Entfernung ist, von dem Ort wo du hinwillst. Du wählst den erstbesten Parkplatz. Da nimmst du vielleicht in Kauf, dass du 5-10 Minuten zu Fuß gehen musst. Vielleicht wirst du auf diese Weise gar nicht mal länger brauchen, um zu dem Ort zu kommen, den du besuchen willst, denn oft dauert es ja 5-10 Minuten einen Parkplatz zu finden. Indem du einen Parkplatz nimmst, der 5-10 Minuten weg ist, kannst du Gelassenheit üben. Dir macht es nichts aus weiter weg zu sein. Du genießt es, spazieren zu gehen. Du hast eine Körperübung, und es ist einfach schön.
Angenommen, dich nervt es, wenn deine Mutter so ausschweifend erzählt und immer wieder das gleiche sagt. Dann kannst du es dir bewusst vornehmen, ja ich werde meiner alten Mutter bewusst zuhören, sie hat mir auch als Kind zugehört. Sie hat auch mein Lallen als Baby ertragen. Ich werde mir jetzt vornehmen, ganz bewusst ihr zuzuhören. Und vielleicht, wenn die Worte nicht so wichtig sind, versuche ich während der Worte eine Herzensverbindung herzustellen. Ich mache es zu einer Disziplin, auch eine Bedeutung von Tapas, meiner Mutter ganz bewusst zuzuhören.
Indem du so den Kriya Yoga übst, indem du Tapas übst, kannst du lernen, dich über immer weniger Dinge zu ärgern. Überlege, worüber ärgere du dich und könntest du dir vornehmen, bewusst die Dinge zu tun, über die du dich ärgerst? Könntest du bewusst Dinge tun, die dich in eine Situation versetzen, dass du gelassener werden kannst gegenüber diesen Dingen?
Den dritten Aspekt, Ishwara Pranidhana - Hingabe an Gott, werde ich ein anderes Mal etwas genauer behandeln, wenn es nämlich um Bhakti Yoga geht. Nur so viel, Hingabe an Gott hilft natürlich, gelassen zu sein. Wenn du erkennst, es ist alles Gottes Wille, und wenn du alles Gott darbringst und die Verantwortung an Gott weitergibst, dann brauchst du dich nicht zu ärgern. Nochmals aber die Übung für dieses Mal, überlege, wo könntest du dir bewusst vornehmen, Dinge zu tun, die du bisher nicht magst? Und wie kannst du lernen, sie so zu tun, dass du sie magst? Wie kannst du dich in Situationen hineinbringen, über die du dich ärgerst - und zwar so, dass du dich zukünftig darüber nicht mehr ärgern musst, sondern die Situation magst?
Siehe auch
- Ärger
- Depression
- Wut
- Gier
- Zorn
- Aggression
- Hochmut
- Verzweiflung
- Angst
- Ängstlichkeit
- Furcht
- Mut
- Gefühl
- Emotion
- Raja Yoga
- Selbstbeobachtung
- Freude
Literatur
- Anne Givaudan und Antoine Achram: Gedankenformen und ihre Auswirkungen, Silberschnur Verlag, 2008
- Gary Renard: Die Illusion des Universums: Gespräche mit Meistern über Religion, Reinkarnation und das Wunder der Vergebung, Arkana, 2006.
- Peter Aziz: Pointholding - Die neue Heilmethode. Akupressur zur Selbstheilung, Silberschnur Verlag, 2013.
- Rüdiger Dahlke: Aggression als Chance: Be-Deutung und Aufgabe von Krankheitsbildern wie Infektion, Allergie, Rheuma, Schmerzen und Hyperaktivität, Goldmann Verlag, 2006.
- Rüdiger Dahlke: Die Lebensprinzipien: Wege zu Selbsterkenntnis, Vorbeugung und Heilung, Arkana, 2011.
- Swami Sivananda: Erfolg im Leben und Selbstverwirklichung. Praktische Anweisungen und Übungen
- Swami Sivananada: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit.
- Swami Sivananada: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananada: Sivanandas Botschaft vom göttlichen Leben
- Swami Sivananda: Die Kraft der Gedanken
Seminare
Raja Yoga Positives Denken Gedankenkraft
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