Gelassenheitsgebet

Aus Yogawiki

Das Gelassenheitsgebet heißt: "Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden." Dieses Gebet wird manchmal christlichen Mystikern aus dem Mittelalter zugeschrieben, insbesondere dem heiligen Franziskus.

Das Gebet ergibt sich auch aus den Lehren der Stoiker. Friedrich Schiller hat es auch in ähnlicher Form gebraucht. Es wurde so ausformuliert von dem Theologen Rainold Niebur. Populär wurde es durch die anonymen Alkoholiker, zunächst in den Vereinigten Staaten, dann auch in Deutschland. Die anonymen Alkoholiker machten das Gelassenheitsgebet zu einem wichtigen Baustein, um vom Alkohol weg zu kommen.

Sukadev über das Gelassenheitsgebet

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev

Ich formuliere das Gebet gerne um: "Gott, gib mir den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge anzunehmen, die ich nicht ändern kann. Gott, gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden." Das kann im Alltag sehr praktisch sein. Wenn Dinge auf dich zukommen, die dich vielleicht zuerst ärgern würden, dann überlege: Kann ich etwas ändern? Dann, wenn du etwas ändern kannst, dann ändere es. Ist es nicht änderbar, dann lerne es anzunehmen und dabei gelassen zu bleiben. Weißt du nicht in welche Kategorie es fällt, dann überlege, denke darüber nach, bete um Führung. Kann ich etwas ändern? Das heißt nicht nur, könnte ich etwas ändern, sondern kann ich etwas ändern mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen? Mit der Zeit die ich habe?

Letztlich musst du entscheiden, welchen Wert die Sache für dich hat. Manchmal könntest du ja auch etwas ändern, aber du hast da weder die Kraft, noch die Energie, noch die Lust dazu. Wenn du es ändern kannst, es dir aber nicht so wichtig ist, gut, dann wird es auch dazu gehören. Kann ich etwas ändern? Nein, mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln nicht. Wenn du es nicht ändern kannst, dann nimm es eben an.

Beispiel 1: Urlaub

Angenommen, du bist im Urlaub und vor deinem Hotel ist jede Mensche Autolärm. Dir war nicht bewusst, dass vor dem Hotel eine Straße ist, die Prospekte haben das nicht so gezeigt. Was machst du jetzt? Kannst du etwas ändern? Eventuell kannst du etwas ändern, indem du dich beschwerst, indem du zur Reiseleitung gehst, indem du schimpfst, indem du mit Rechtsanwalt drohst usw. Eventuell geht es aber auch nicht. Eventuell geht es insbesondere nicht, wenn du Urlaubsruhe genießen willst. Wenn du feststellst: Ich kann jetzt eigentlich nichts ändern. Es war ein Last Minute Angebot oder der Rest ist ausgebucht oder du kannst es einfach nicht ändern, weil du dir so viel anderes vorgenommen hast und zu viel Zeit für die Verhandlungen draufgehen würde. Dann kannst du dich dafür entscheiden, es gelassen hinzunehmen. Ich nehme es als meine Aufgabe, den Urlaub trotz Autolärm zu genießen. Ich mache es zu meiner Aufgabe im Autolärm Ruhe und Freude zu bewahren. Ich lerne, mich zu erholen obwohl die Autos Lärm machen.

Oder aber du kannst es ändern. Du weißt, ja es wäre dir wichtig, du kannst so nicht schlafen, dann ändere es. Eventuell musst du mit der Reiseleitung sprechen. Eventuell mit dem Reisebüro telefonieren. Gut, und eventuell musst du sogar einen Aufpreis bezahlen, um ein Zimmer zu bekommen, das statt nach vorne raus nach hinten raus geht. Also ändere es, und ärgere dich nicht darüber, dass es etwas Geld kostet. Wenn es dir wichtig ist, und du es ändern kannst, dann ändere es. Wenn es dir nicht wichtig ist, oder du es nicht ändern kannst, dann lerne, es gelassen hinzunehmen. Und manchmal weißt du nicht, in welche Kategorie es fällt, dann überlege, da könnte ich es ändern oder ist es mir wert, das zu ändern und was auch immer für eine Entscheidung du dann triffst, habe entweder Gelassenheit, wenn su es nicht ändern kannst oder willst oder habe den Mut, aktiv zu werden.

Beispiel 2: Nörgelei deiner Schwiegermutter

Angenommen, du hast eine Schwiegermutter, die immer wieder nörgelt und dich nervt das. Dich nervt das sogar vielleicht furchtbar und es gelingt ihr vielleicht sogar, immer die wunden Punkte zu treffen. Schwiegermütter haben manchmal diese Fähigkeit. Nicht nur Schwiegermütter, andere Menschen auch. Jetzt kannst du überlegen. Kann ich da etwas ändern? Kann ich zum Beispiel mit meiner Schwiegermutter anders sprechen? Könnte ich vielleicht das Gesprächsthema in eine andere Richtung lenken? Könnte ich vielleicht meiner Schwiegermutter so erzählen, was mir so nicht gefällt? Könnte ich vielleicht mit ihr sprechen und ein offenes Wort haben? Indem du sagst: "Wir gehören eben zusammen, und ich weiß, du meinst es gut, aber irgendwo nervt mich die Art und Weise, die du dort hast, könnten wir eine andere Weise finden miteinander umzugehen?" Du könntest also schauen, kannst du dort etwas ändern? Du kannst einige Versuche unternehmen.

Und es ist oft gut, Dinge wirklich zu versuchen. In dem Fall könntest du lernen, anders mit deiner Schwiegermutter zu sprechen. Du könntest lernen, sie drum zu bitten, anders mit dir zu sprechen. Du könntest lernen, eine andere Gesprächsführung zu haben. Oder vielleicht ist es nicht änderbar. Vielleicht hat deine Schwiegermutter schon ein gewisses Alter, vielleicht fühlt sie sich als ältere Dame, die es nicht mehr nötig hat, etwas zu ändern. Vielleicht gelingt es dir nicht. Dann lerne es anzunehmen. Du weißt eben, die Schwiegermutter wird nörgeln. Das ist halt so. Trotzdem kannst du sie als Mensch annehmen, die gute Anliegen hat und die letztlich deine geliebte Frau oder geliebten Mann auf die Welt gebracht hat. Das Nörgeln gehört dazu.

Du kannst es als besondere Aufgabe ansehen, dabei Gelassenheit zu entwickeln. Es kann auch sein, dass du zunächst nicht weißt, in welche Kategorie es fällt. Könntest du etwas an der Nörgelei deiner Schwiegermutter ändern? Könntest du etwas ändern an deinem Kommunikationsstil? Könntest du mit ihr darüber sprechen? Überlege. Denke nach und probiere es vielleicht auch aus.

Die Umsetzung des Gelassenheitsgebets erfordert auch es auszuprobieren. Zu diesee Art von Gelassenheitsschulung gehört auch Gelassenheit gegenüber Versuch und Irrtum. Wenn du nicht weißt, in welche Kategorie etwas fällt, brauchst du mehrere Versuche und er lohnt sich normalerweise bei Dingen, die dir wichtig sind, mehrere Versuche zu machen. Erst wenn mehrere Versuche nicht gelungen sind, dann lasse los, dann lerne es anzunehmen, und mache es zu deiner Aufgabe, gleichmütig und gelassen in der Situation zu sein, die du nicht ändern kannst.

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Siehe auch

Literatur

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