Shakta: Unterschied zwischen den Versionen

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2. '''Shakta''' ([[Sanskrit]]: शाक्त śākta ''m.'') Verehrer der Göttin [[Shakti]]; Anhänger des [[Shaktismus]].
2. '''Shakta''' ([[Sanskrit]]: शाक्त śākta ''m.'') Verehrer der Göttin [[Shakti]]; Anhänger des [[Shaktismus]].
                   
==Das Shakta System - Erläuterungen von Sri Dewan Bahadur K.S. Ramaswamy Sastrigal==
'''Auszug aus dem Buch „Tantra Yoga, Nada Yoga and Kriya Yoga“ von [[Swami]] [[Sivananda]], Buch I - Tantra Yoga, 5. Auflage, 2000, Shivanandanagar, S. 56 - 60. [http://www.sivanandaonline.org/public_html/ Divine Life Society]'''


Die [[Shakti Philosophie]] ist genauso alt wie die [[Veden]]. Ich glaube nicht, dass es eine wirklich reale Grundlage für die Sichtweise des Westens gibt, die sich in den Worten von Dr. Radhakrishan widerspiegelt, wenn er sagt: "Die [[Shakti]]-[[Verehrung]] herrschte ursprünglich zweifelsohne mehr unter Nicht-Ariern vor und wurde erst nach und nach von den [[Arier]]n übernommen." Der [[Rigveda]] weist auf [[Rudrani]] und [[Bhavani]] hin. Der [[Devi Shukta]] im Rigveda (X-125) ist die wirkliche Quelle der Shakti-Glaubenslehre. Dort heißt es: "Ich bin die unumschränkte Königin, Schatz aller Schätze; Herrscherin aller Objekte der Anbetung, deren alles durchdringendes [[Selbst]] von allen [[Devata]]s manifestiert wird, deren Geburtsort inmitten der kausalen Gewässer liegt; deren Ein- und Ausatmen den erschaffenen Welten [[Form]] verleiht und die Erde noch jenseits davon ausdehnt, so gewaltig ist meine Größe."
In diesem und im [[Shri Shukta]], im [[Bhu Shukta]], [[Neela Shukta]] und [[Durga Shukta]] finden wir die zentrale Wahrheit über Shakti in wundervollen Worten ausgedrückt. In der Kena Upanishad wird Sie als [[Uma]] (Tochter von [[Himavan]] und unendlich strahlend), [[Haimavati]], [[Bahu-Sobhamana]] und als geschenktes [[Brahmavidya]] an den Gott [[Indra]] beschrieben. In der [[Devi Upanishad]] und anderen [[Shakta Upanishaden]] wird im Einzelnen auf Ihre Pracht und Herrlichkeit eingegangen. Daher ist die [[Devi]] nicht nur das Schöpfungsprinzip, das Glücksprinzip, das Prinzip der kosmischen [[Energie]] und das Prinzip der Entbehrung ([[Tapasi Jvalati]]), sondern auch das Prinzip des göttlichen [[Wissen]]s. Sie ist [[Iccha Shakti]], [[Jnana Shakti]] und [[Kriya Shakti]]. Sie ist nicht nur [[Maya Shakti]], sondern auch [[Moksha Lakshmi]]. In den [[Vaishnava Agama]]s wird [[Lakshmi]] als [[Barmherzigkeit]] und Mittel und [[Weg]] zur [[Erlösung]] beschrieben. In den [[Shakta Agama]]s aber wird die Devi als Schöpferin und Herrscherin des [[Universum]]s und zudem auch als [[Saguna]]-Aspekt des [[Brahman]] bezeichnet.
Auch in den [[Purana]]s werden Ihre Pracht und Herrlichkeit besungen. Es wird gesagt, dass sie [[Rama]] und [[Arjuna]] [[Gnade]] gewährt hat. In der [[Shrimad Bhagavata]] wird Sie als die Schwester von [[Krishna]] beschrieben. Am kunstvollsten aber wird Ihre Pracht in den Shakta Agamas, [[Tantra]]s und in der [[Devi Bhagavata]] besungen.
Die Shakta Agamas sind fünf [[Subhajagama]]s, vierundsechzig [[Kantagama]]s und acht [[Misragama]]s. Ich habe von einem meiner Freunde eine Kopie von [[Agastya]]s [[Shakti Sutra]]s bekommen, die aller Ehre wert sind und eine weite Verbreitung verdienen. Die berühmten Gedichte [[Shivananda Lahari]] und [[Soundarya Lahari]], welche Shri [[Shankara]] zugeschrieben werden, zeigen, wie festlich er die Ehrerbietung und Anbetung von [[Shiva]] und Devi gefeiert hat. Der Kommentar über [[Lalita Sahasranama]] von Bhaskararaya ist ein wertvolles Werk. Die enthusiastischen Arbeiten von Sir John Woodroofe (Arthur Avalon) haben dazu beigetragen, dass die Werke über Tantra dem modernen Leser zugänglich wurden.
In der Shakti-Glaubenslehre ist Shiva das allerhöchste unwandelbare ewige [[Bewusstsein]] und Shakti Seine kinetische Kraft. Shiva und Shakti werden als [[Prakasa]] und [[Vimarsa]], d. h. Herrlichkeit und Kraft, beschrieben. Shiva ist [[Chit]] und Shakti ist [[Chidrupini]], d. h. ruhendes und dynamisches Bewusstsein. Sie sind in Wirklichkeit eins. Shiva wird durch die Shakti-Kraft zum Schöpfer des Universums. Wenn Shiva mit Shakti eins ist, wird er zum Herrn des Universums; wenn er es jedoch nicht ist, kann er sich nicht einmal bewegen. [[Brahma]], [[Vishnu]] und [[Rudra]] führen, in Abstimmung mit dem Willen von Shakti, die Funktionen von [[Erschaffung]], [[Erhaltung]] und [[Zerstörung]] des Universums aus. Von Shakti kommen [[Tirodhana]] (Verschleierung der Göttlichen Natur) und [[Anugraha]] (die sich als Gnade zeigende Göttliche Natur).
Der Verlauf der Erscheinungsformen ist: Shiva, Shakti, Nada, Bindu und Suddhamaya. Von Maya, welche die Form von Prakriti annimmt, kommt die Entwicklung des Universums, dessen gesamte Anzahl von Kategorien wie in den Saiva Tantras sechsunddreißig ist. Die Jivas sind Amsas von Shiva und in Wirklichkeit eins mit Ihm. Sir John Woodroffe formuliert in seinem Werk "Shakti und Shakta":  Die Funktion von Prakriti besteht darin, pures, unendliches und formloses Bewusstsein zu verschleiern, einzugrenzen oder abzusondern, um letztlich Form zu erzeugen, denn ohne diese Eingrenzung kann keine Form in Erscheinung treten."
Diese Gunas arbeiten durch beidseitige Austastung. Die Funktion von Tamas ist es, Bewusstsein zu trüben, die von Sattva ist es, dasselbe zu offenbaren, und die von Rajas, dem aktiven Prinzip, ist es, entweder Tamas anzuregen, Sattva zu unterdrücken, oder umgekehrt Sattva anzuregen, Tamas zu unterdrücken…
Die Lebensformen sind daher die Stufen (Sopana), über welche der Mensch aufsteigt in das Stadium unendlicher, ewiglicher und formloser Glückseligkeit.
Ein besonderes Merkmal ist, dass Shiva als Satchidananda, Nirvikara (unwandelbar), Nishkala (unteilbar), Nirmala (von Maya unberührt), Nirguna (ohne Eigenschaften), Arupa (formlos),  allgegenwärtig und alles durchdringend wie der Weltraum beschrieben wird. Sir John Woodroffe sagt: "Der Shakta Tantra ist deshalb Advaita Veda, weil er verkündet, dass Paramatma und Jivamatma eins sind." Einer von Devis Namen in dem Lalita Sahasranama ist "Brahmatmaikasvarupini" ( die, deren Natur identisch ist mit der von Brahman und Atman). Der Sammohana Tantra sagt in Kapitel VIII, dass Shri Sankaracharya eine Inkarnation Lord Shivas war, gekommen, um den Buddhismus zu zerstören. Der Shakti Verehrer wird angehalten, zum Morgengrauen auf folgenden Versen zu meditieren:
"Ich bin Devi und niemand anderer. Ich bin Brahman, der jenseits aller Leiden ist. Ich bin die Gestalt von Satchidananda und ewiglich frei in meiner Natur."
Die große Herrlichkeit der Shakti Glaubenslehre besteht in ihrer Affirmation, dass das Universum pure Macht und Kraft ist - eine Manifestation von Devis Glanz und Herrlichkeit. Diese Kraft aber ist nicht einfach nur blinde physische Stärke, sondern sie ist die Kraft des Wissens, die Kraft der Glückseligkeit, die Kaft der Liebe (Chit-Shakti, Ananda-Shakti, Prema-Shakti). Die Shakti-Sastras, welche Sadhana-Sastras sind, beschreiben das Universum als Manifestation von Shakti, während sie trotzdem den Advaita Glaubenssatz nicht verleugnen, dass es vom Standpunkt der Realität an sich eigentlich in Wirklichkeit überhaupt keine Schöpfung gibt.
Ein anderer großartiger Aspekt der Shakti Philosophie ist der Akzent, der von ihr auf Yoga gelegt wird. Durch Yoga werden die höheren Energien in uns erweckt und ins Spiel gebracht, was der Welt hilft und uns ermöglicht, das Allerhöchste zu realisieren. Er lehrt uns, wie wir die Kundalini erwecken, die sechs Kraftchakras durchdringen (Shatchakras) und die unbeschreibliche Herrlichkeit von Shiva-Shakti im Sahasrana (dem spirtuellen Zentrum im Gehirn) realisieren können.
Ein drittes hervorragendes Merkmal der Glaubenslehre ist die Betonung, die von dem System auf die mystischen Mantras und Ehrerbietungen gelegt wird, auch wenn alle Arten von Sadhanas d.h.: Nishkama Karma, Bhakti, Yoga und Jnana, als Sadhanas (Mittel zur Befreiung) akzeptiert werden.
Es entspricht der Wahrheit, dass es bei einigen entarteten Formen von Shaktismus um schwarze Magie, Unmoral und dem Erlangen von okkulten Kräften ging. Die Theorie der fünf Makaras - Madya oder Wein, Mamsa oder Fleisch, Matsya oder fisch Mudra oder symbolischer Akt und Maithuna (sexuelle Vereinigung) ist eine Travestie der Wahrheit. Es ist aber nicht angemessen, die pure Glaubenslehre an sich wegen ihrer temporären Degradierungen und Korruptionen in Frage zu stellen und zu untergraben. Sir John Woodroofe sagt sehr richtig: "Das Ritual ist eine Kunst, die Kunst der Religion. Kunst ist der nach außen gerichtete materielle Ausdruck von Ideen, welcher intellektuell tragbar und emotional fühlbar ist. Die Ritualkunst befasst sich mit dem Ausdruck der Ideen und Gefühle, welche im Besonderen religiös genannt werden. Sie ist eine Methode, die religiöse Wahrheit darzustellen, indem sie sie dem Verstand mit materiellen Formen und Symbolen deutlich macht. Sie spricht alle Wesen an, welche leidenschaftlich empfindbar für jene Schönheit sind, in die sich Gott selbst am meisten manifestiert. Aber sie ist noch mehr als das, denn sie ist
ein Weg und Mittel, wodurch der Verstand transformiert und gereinigt wird. Auf diese Weise wird der Shakta gelehrt, dass er eins mit Shiva und Seiner Shaktikraft ist. Dies ist nicht eine Sache von bloßer Argumentation. Es ist eher Erfahrungssache. Es ist rituelle Yoga Praxis, welche für den Shakta die Erfahrung gewährleistet." 
Die Konzeption der Mutterschaft Gottes ist eine wunderschöne, zärtliche und reizvolle Vorstellung. Die Gita sagt: "Ich bin der Vater des Universums. Ich bin die Mutter des Universums." Der Shakti-Kult ist offen für alle, Frauen eingeschlossen. Gott ist weder männlich noch weiblich. Geschlechter haben keinen Platz im Plan der Göttlichkeit. Der Mutter-Aspekt Gottes ist nicht weniger wahr als der Vater-Aspekt und ist unendliche Barmherzigkeit, Liebe und Gnade.
                          Om Saktimayam Jagat





Version vom 21. August 2014, 15:28 Uhr

1. Shakta (Sanskrit: शक्त śakta adj.) vermögend, im Stande seiend, etwas könnend, fähig, gewachsen.


2. Shakta (Sanskrit: शाक्त śākta m.) Verehrer der Göttin Shakti; Anhänger des Shaktismus.

Das Shakta System - Erläuterungen von Sri Dewan Bahadur K.S. Ramaswamy Sastrigal

Auszug aus dem Buch „Tantra Yoga, Nada Yoga and Kriya Yoga“ von Swami Sivananda, Buch I - Tantra Yoga, 5. Auflage, 2000, Shivanandanagar, S. 56 - 60. Divine Life Society

Die Shakti Philosophie ist genauso alt wie die Veden. Ich glaube nicht, dass es eine wirklich reale Grundlage für die Sichtweise des Westens gibt, die sich in den Worten von Dr. Radhakrishan widerspiegelt, wenn er sagt: "Die Shakti-Verehrung herrschte ursprünglich zweifelsohne mehr unter Nicht-Ariern vor und wurde erst nach und nach von den Ariern übernommen." Der Rigveda weist auf Rudrani und Bhavani hin. Der Devi Shukta im Rigveda (X-125) ist die wirkliche Quelle der Shakti-Glaubenslehre. Dort heißt es: "Ich bin die unumschränkte Königin, Schatz aller Schätze; Herrscherin aller Objekte der Anbetung, deren alles durchdringendes Selbst von allen Devatas manifestiert wird, deren Geburtsort inmitten der kausalen Gewässer liegt; deren Ein- und Ausatmen den erschaffenen Welten Form verleiht und die Erde noch jenseits davon ausdehnt, so gewaltig ist meine Größe."

In diesem und im Shri Shukta, im Bhu Shukta, Neela Shukta und Durga Shukta finden wir die zentrale Wahrheit über Shakti in wundervollen Worten ausgedrückt. In der Kena Upanishad wird Sie als Uma (Tochter von Himavan und unendlich strahlend), Haimavati, Bahu-Sobhamana und als geschenktes Brahmavidya an den Gott Indra beschrieben. In der Devi Upanishad und anderen Shakta Upanishaden wird im Einzelnen auf Ihre Pracht und Herrlichkeit eingegangen. Daher ist die Devi nicht nur das Schöpfungsprinzip, das Glücksprinzip, das Prinzip der kosmischen Energie und das Prinzip der Entbehrung (Tapasi Jvalati), sondern auch das Prinzip des göttlichen Wissens. Sie ist Iccha Shakti, Jnana Shakti und Kriya Shakti. Sie ist nicht nur Maya Shakti, sondern auch Moksha Lakshmi. In den Vaishnava Agamas wird Lakshmi als Barmherzigkeit und Mittel und Weg zur Erlösung beschrieben. In den Shakta Agamas aber wird die Devi als Schöpferin und Herrscherin des Universums und zudem auch als Saguna-Aspekt des Brahman bezeichnet.

Auch in den Puranas werden Ihre Pracht und Herrlichkeit besungen. Es wird gesagt, dass sie Rama und Arjuna Gnade gewährt hat. In der Shrimad Bhagavata wird Sie als die Schwester von Krishna beschrieben. Am kunstvollsten aber wird Ihre Pracht in den Shakta Agamas, Tantras und in der Devi Bhagavata besungen.

Die Shakta Agamas sind fünf Subhajagamas, vierundsechzig Kantagamas und acht Misragamas. Ich habe von einem meiner Freunde eine Kopie von Agastyas Shakti Sutras bekommen, die aller Ehre wert sind und eine weite Verbreitung verdienen. Die berühmten Gedichte Shivananda Lahari und Soundarya Lahari, welche Shri Shankara zugeschrieben werden, zeigen, wie festlich er die Ehrerbietung und Anbetung von Shiva und Devi gefeiert hat. Der Kommentar über Lalita Sahasranama von Bhaskararaya ist ein wertvolles Werk. Die enthusiastischen Arbeiten von Sir John Woodroofe (Arthur Avalon) haben dazu beigetragen, dass die Werke über Tantra dem modernen Leser zugänglich wurden.

In der Shakti-Glaubenslehre ist Shiva das allerhöchste unwandelbare ewige Bewusstsein und Shakti Seine kinetische Kraft. Shiva und Shakti werden als Prakasa und Vimarsa, d. h. Herrlichkeit und Kraft, beschrieben. Shiva ist Chit und Shakti ist Chidrupini, d. h. ruhendes und dynamisches Bewusstsein. Sie sind in Wirklichkeit eins. Shiva wird durch die Shakti-Kraft zum Schöpfer des Universums. Wenn Shiva mit Shakti eins ist, wird er zum Herrn des Universums; wenn er es jedoch nicht ist, kann er sich nicht einmal bewegen. Brahma, Vishnu und Rudra führen, in Abstimmung mit dem Willen von Shakti, die Funktionen von Erschaffung, Erhaltung und Zerstörung des Universums aus. Von Shakti kommen Tirodhana (Verschleierung der Göttlichen Natur) und Anugraha (die sich als Gnade zeigende Göttliche Natur).

Der Verlauf der Erscheinungsformen ist: Shiva, Shakti, Nada, Bindu und Suddhamaya. Von Maya, welche die Form von Prakriti annimmt, kommt die Entwicklung des Universums, dessen gesamte Anzahl von Kategorien wie in den Saiva Tantras sechsunddreißig ist. Die Jivas sind Amsas von Shiva und in Wirklichkeit eins mit Ihm. Sir John Woodroffe formuliert in seinem Werk "Shakti und Shakta": Die Funktion von Prakriti besteht darin, pures, unendliches und formloses Bewusstsein zu verschleiern, einzugrenzen oder abzusondern, um letztlich Form zu erzeugen, denn ohne diese Eingrenzung kann keine Form in Erscheinung treten." Diese Gunas arbeiten durch beidseitige Austastung. Die Funktion von Tamas ist es, Bewusstsein zu trüben, die von Sattva ist es, dasselbe zu offenbaren, und die von Rajas, dem aktiven Prinzip, ist es, entweder Tamas anzuregen, Sattva zu unterdrücken, oder umgekehrt Sattva anzuregen, Tamas zu unterdrücken… Die Lebensformen sind daher die Stufen (Sopana), über welche der Mensch aufsteigt in das Stadium unendlicher, ewiglicher und formloser Glückseligkeit.

Ein besonderes Merkmal ist, dass Shiva als Satchidananda, Nirvikara (unwandelbar), Nishkala (unteilbar), Nirmala (von Maya unberührt), Nirguna (ohne Eigenschaften), Arupa (formlos), allgegenwärtig und alles durchdringend wie der Weltraum beschrieben wird. Sir John Woodroffe sagt: "Der Shakta Tantra ist deshalb Advaita Veda, weil er verkündet, dass Paramatma und Jivamatma eins sind." Einer von Devis Namen in dem Lalita Sahasranama ist "Brahmatmaikasvarupini" ( die, deren Natur identisch ist mit der von Brahman und Atman). Der Sammohana Tantra sagt in Kapitel VIII, dass Shri Sankaracharya eine Inkarnation Lord Shivas war, gekommen, um den Buddhismus zu zerstören. Der Shakti Verehrer wird angehalten, zum Morgengrauen auf folgenden Versen zu meditieren: "Ich bin Devi und niemand anderer. Ich bin Brahman, der jenseits aller Leiden ist. Ich bin die Gestalt von Satchidananda und ewiglich frei in meiner Natur."

Die große Herrlichkeit der Shakti Glaubenslehre besteht in ihrer Affirmation, dass das Universum pure Macht und Kraft ist - eine Manifestation von Devis Glanz und Herrlichkeit. Diese Kraft aber ist nicht einfach nur blinde physische Stärke, sondern sie ist die Kraft des Wissens, die Kraft der Glückseligkeit, die Kaft der Liebe (Chit-Shakti, Ananda-Shakti, Prema-Shakti). Die Shakti-Sastras, welche Sadhana-Sastras sind, beschreiben das Universum als Manifestation von Shakti, während sie trotzdem den Advaita Glaubenssatz nicht verleugnen, dass es vom Standpunkt der Realität an sich eigentlich in Wirklichkeit überhaupt keine Schöpfung gibt.

Ein anderer großartiger Aspekt der Shakti Philosophie ist der Akzent, der von ihr auf Yoga gelegt wird. Durch Yoga werden die höheren Energien in uns erweckt und ins Spiel gebracht, was der Welt hilft und uns ermöglicht, das Allerhöchste zu realisieren. Er lehrt uns, wie wir die Kundalini erwecken, die sechs Kraftchakras durchdringen (Shatchakras) und die unbeschreibliche Herrlichkeit von Shiva-Shakti im Sahasrana (dem spirtuellen Zentrum im Gehirn) realisieren können.

Ein drittes hervorragendes Merkmal der Glaubenslehre ist die Betonung, die von dem System auf die mystischen Mantras und Ehrerbietungen gelegt wird, auch wenn alle Arten von Sadhanas d.h.: Nishkama Karma, Bhakti, Yoga und Jnana, als Sadhanas (Mittel zur Befreiung) akzeptiert werden.

Es entspricht der Wahrheit, dass es bei einigen entarteten Formen von Shaktismus um schwarze Magie, Unmoral und dem Erlangen von okkulten Kräften ging. Die Theorie der fünf Makaras - Madya oder Wein, Mamsa oder Fleisch, Matsya oder fisch Mudra oder symbolischer Akt und Maithuna (sexuelle Vereinigung) ist eine Travestie der Wahrheit. Es ist aber nicht angemessen, die pure Glaubenslehre an sich wegen ihrer temporären Degradierungen und Korruptionen in Frage zu stellen und zu untergraben. Sir John Woodroofe sagt sehr richtig: "Das Ritual ist eine Kunst, die Kunst der Religion. Kunst ist der nach außen gerichtete materielle Ausdruck von Ideen, welcher intellektuell tragbar und emotional fühlbar ist. Die Ritualkunst befasst sich mit dem Ausdruck der Ideen und Gefühle, welche im Besonderen religiös genannt werden. Sie ist eine Methode, die religiöse Wahrheit darzustellen, indem sie sie dem Verstand mit materiellen Formen und Symbolen deutlich macht. Sie spricht alle Wesen an, welche leidenschaftlich empfindbar für jene Schönheit sind, in die sich Gott selbst am meisten manifestiert. Aber sie ist noch mehr als das, denn sie ist ein Weg und Mittel, wodurch der Verstand transformiert und gereinigt wird. Auf diese Weise wird der Shakta gelehrt, dass er eins mit Shiva und Seiner Shaktikraft ist. Dies ist nicht eine Sache von bloßer Argumentation. Es ist eher Erfahrungssache. Es ist rituelle Yoga Praxis, welche für den Shakta die Erfahrung gewährleistet."

Die Konzeption der Mutterschaft Gottes ist eine wunderschöne, zärtliche und reizvolle Vorstellung. Die Gita sagt: "Ich bin der Vater des Universums. Ich bin die Mutter des Universums." Der Shakti-Kult ist offen für alle, Frauen eingeschlossen. Gott ist weder männlich noch weiblich. Geschlechter haben keinen Platz im Plan der Göttlichkeit. Der Mutter-Aspekt Gottes ist nicht weniger wahr als der Vater-Aspekt und ist unendliche Barmherzigkeit, Liebe und Gnade.

                          Om Saktimayam Jagat 


Siehe auch

Literatur

  • Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005