Schavank

Aus Yogawiki

Schavank, auch Shaunaka Upanishad, ist eine Upanishad, die in der Oupnek'hat-Sammlung aufgeführt wird. Ihr Name geht auf den weisen Shaunaka zurück. Er berichtet vom Kampf zwischen Göttern und Dämonen, bei dem Indra den Göttern den Om-Laut zur Hilfe schickt und sie dadurch den Sieg erringen.

Die heilige Silbe Om

Schavank (Shaunaka Upanishad) mit Erläuterungen von Paul Deussen

Artikel aus "Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 1043 - 1048.

Einleitung

Der weise "Schavank" auf den die Lehre dieser Upanishad zurückgeführt wird, ist ohne Zweifel Saunaka (vgl. Oupnek'hat I, 375 mit Mund. 1,1,3, oben S. 547), wiewohl eine Saunaka Upanishad sonst nirgendwo, unseres Wissens, erwähnt wird. Der Inhalt ist eine dem alten Mythos vom Kampf der Devas und Asuras nachgebildete Legende zur Verherrlichung des Om-Lautes (Pranava). Die Dämonen überfallen dreimal, beim 1. Pratahsavanam, 2. Madhyandinasavanam und 3. Tritiyasavanam die opfernden Ritvij und erhalten als Abfindung von ihnen 1. Opferschmalztropfen, 2. Opferwasser, 3. Opfergrasspitzen, mit denen sie dreimal die von den 1. Vasus, 2. Rudras, 3. Adityas geführten Götter besiegen. Diesen sendet Indra nach ihrer Niederlage jedesmal ein Metrum zu Hilfe, nämlich 1. die Gayatri, 2. die Trishtubh, 3. die Jagati, und da diese sich nicht stark genug fühlen, so setzt ihnen Indra jedesmal den Om-Laut als Anfang vor, worauf die Dämonen besiegt werden. Aber zweimal erholen sich die Dämonen von ihrer Niederlage, weil der Pranava aus Scheu, sich ganz den Göttern zu zeigen, sich aus den Matras in den Nachhall zurückzieht (vgl. auch Chand. 1,4), und erst das dritte Mal, wo er in seiner ganzen Herrlichkeit erscheint, besiegt er die Dämonen für immer.

Die Pranava- und Saunaka Upanishad sind nach Zweck, Inhalt und Haltung nahe verwandt; sie gehen weiter in der Verherrlichung des Om-Lautes als alle übrigen von uns aufgenommenen Upanishaden und sind dadurch nicht ohne Interesse. Leider konnte auch jetzt die letztere nur durch das trübe Medium der Übersetzung einer Übersetzung aufgefaßt werden, welche beide, die eine durch übergroße Freiheit und die andere durch übergroße Treue, gleich sehr dazu beitragen, den Inhalt zu entstellen. Wir dürfen hoffen, im großen und ganzen den ursprünglichen Text richtig rekonstruiert zu haben; in vielen Einzelheiten aber waren wir aufs Raten angewiesen und können für die richtige Behandlung derselben nicht überall die Verantwortung übernehmen.

Schavank

Ein Brahmana führt eine Yajna (Feueropfer) aus.

Die Götter und Dämonen rüsteten sich zum Kampf; Indra aber war noch nicht zu den Göttern gestoßen.

1. Da stellten die Götter bei der Frühkelterung die Rishis und Vasus voran, um die Dämonen zu besiegen, und bereiteten sich zum Kampf. Aber während des Opfers erschienen die Dämonen und sprachen zu den Rishis: "Damit wir heute über die Götter den Sieg erringen, laßt uns mit euch opfern!" Da erschraken die Rishis und gaben ihnen so viel Opferschmalz, wie man beim Opfer ins Feuer tropfen läßt, und sprachen: "Damit werdet ihr die Götter besiegen." Das nahmen die Dämonen und besiegten damit die Götter. Da sprach Indra zur Gayatri: "Führe du die Götter zum Sieg!" Sie sprach: "Ich sehe die Götter fliehen, was kann ich mit ihnen tun?" Da machte Indra den Pranava zum beständigen Anfang der Gayatri und sprach: "Dieser wird dich schützen." Die Gayatri sprach: "Wenn dieser mich führt, so wird er einen Teil meines Ruhmes nehmen." Indra sprach: "Fürchte nicht, daß er mit dir teilen wird. Seine Größe ist über alles erhaben und nimmt nicht teil an eines anderen Größe. Die ganze Welt beruht in seiner Größe. Du hast nicht zu tun mit dein Pranava, sondern sollst den Vasus zu Hilfe kommen." - "Om" (so sei es), sprach die Gayatri. Der Pranava sprach: "Das ist meine Bedingung, daß sie jedes Werk mit mir beginnen. Wo nicht, so werde ich diesen nicht helfen." - "Om" (so sei es), sprachen die Götter. Nämlich wenn man "Om" sagt, so sind darin alle Namen und Gestalten enthalten; denn der Pranava ist alles und befaßt alles. Darum nennt man ihn "die eine Silbe" (Eka Aksharam, angeblich von As umfassen, Vyaptau). Darum sagt einer: "Om, ich will dies tun", und wenn sie es ihm erlauben, so sagen sie "Om", und alle, wenn sie sprechen wollen, sagen zuerst "Om". Dieser Laut verleiht Sieg und ist beständig, und enthält in sich alle Wesen; er ist nur eine Silbe und doch unendlich; weil unendlich, ist er einer, und alle Gestalten, Töne, Gerüche, Geschmäcke und Gefühle befaßt er. Darum nennen sie den Pranava den Indra. Denn alle Silben und alle Wesen sind mit dieser einen Silbe verknüpft, alle Veden und alle Opfer sind in ihrer Gewalt. Und so wie alles in des Indra Gewalt ist, weil er König über alle ist, also ist auch alles in der Gewalt des Pranava; er ist der König aller Silben.

Darum sprechen sie den Pranava des Morgens leise und leicht; denn weil die Dämonen nahe waren, sprachen die Götter ihn leise; da ward der Pranava ihr Licht und sprach: "Leicht werde ich eure Feinde zermalmen."

Darum werden auch die Mantras, weil ihnen der Pranava vorangeht, am Morgen leise gesprochen; und weil die Gayatri mit ihm verbunden war, darum sind alle Mantras, die sie am Morgen rezitieren, mit der Gayatri verknüpft, und die Götter der Morgenspende sind die Vasus.

Da sprach der Pranava: "Dieweil ich alles bin und der Anfang der Gayatri, was wird mein Lohn sein dafür, daß ich den Göttern Hilfe bringe?"

Indra sprach: "Dieses, daß sie dich zuerst beim Saman sprechen, und wenn sie das Saman singen, so werden sie dich als alle Silben singen." Daher geschieht es, daß wenn sie das Saman singen, sie den Pranava als alle Silben singen.

Der Pranava erwog: "Wenn ich als alle Silben bin, so werden die Götter alle meine Formen sehen, und das ist nicht gut." Da zog er alle seine Formen in sich hinein und verbarg sich in dem Nachhall; da war er hornlos (ohne Moras). Darum liefen sie dem Hornlosen nach, ihn zu suchen. Und sie sprachen: "Die Kraft, der Same, das Licht, das Unvergängliche, Fehlerlose, das alles ist der Nachhall." Darum erlangt man durch den Nachhall das Licht, das Unvergängliche, Fehlerlose.

Da geschah es, daß die Dämonen überwunden wurden, und die Götter siegten.

Dieser Pranava ist Indra, ist alles, was ist. Die Gayatri, das Saman, die Vasus, die Frühkelterung, das alles ist der Pranava. Indra ist das Bewegte und Unbewegte, so sagen sie, Indra aber ist der Pranava.

2. Aber die geschlagenen Dämonen sammelten sich wieder, und als das Saman der Mittagskelterung gesungen wurde, erschienen sie beim Opfer. Da erschraken die Rishis und gaben ihnen vom Wasser, das beim Opfer gebraucht wird, und sprachen: "Damit werdet ihr die Götter besiegen." Da wollten die Dämonen mit dem Wasser die Götter besiegen. Und Indra sandte die Rudras mit den Göttern in den Kampf, aber die Götter wurden von den Dämonen besiegt. Da sprach Indra zur Trishtubh: "Komme du ihnen zu Hilfe!" Sie sprach: "Die Götter sind besiegt, was kann ich mit ihnen tun?" Da sprach Indra wiederum zum Pranava: "Mache dich zum Anfange der Trishtubh." Der Pranava sprach: "Was wird mein Lohn sein?" Indra sprach: "Was ich bin, das bist du; als meine Gestalt werden sie dich aussprechen."

Der Pranava erwog: "Die Götter werden die volle Wahrheit von mir sehen, und das ist nicht gut." Da zog er alle in sich hinein und verbarg sich in dem Nachhall. Darum sprechen sie ein drittes Horn (m) nicht aus, sondern an seiner Stelle den Anusvara (ṃ).

Da geschah es, daß die Dämonen und die Götter siegten. Darum sind die Götter der Mittagskelterung die Rudras, und ihr Versmaß ist die Trishtubh.

3. Aber die Dämonen rüsteten sich abermals, und als das Saman der Abendkelterung gesungen wurde, erschienen sie beim Opfer. Da erschraken die Rishis, rissen die Spitzen der Opfergrashalme ab und gaben sie den Dämonen und sprachen: "Damit werdet ihr die Götter besiegen." Da sprach Indra zur Jagati: "Komme du den Göttern zu Hilfe!" Die Jagati sprach: "Die Götter sind besiegt, was kann ich tun?" Da machte Indra den Pranava zum Anfange der Jagati. Der Pranava sprach: "Was wird mein Lohn sein, daß ich den Göttern helfe?" Indra sprach: "Sie werden dich mit dem Udgitha aussprechen, also daß deine Herrlichkeit sichtbar wird." Und er machte den Aditya zum Anführer der Götter. Darum ist der Gott der Abendkelterung Aditya, und ihr Versmaß die Jagati. Da erkannte der Pranava: "Der Udgitha ist die Erscheinung des Aditya, die Erscheinung des Brahman, und ich bin die Erscheinung des Brahman und nicht von ihm verschieden." Und er trat mit seiner ganzen Gestalt, die er die vorigen Male in dem Nachhall verborgen hatte, dem Aditya voran, und Aditya machte ihn zu seiner Waffe. Da besiegte er die Dämonen, und sie zerstoben, also daß sie sich nicht wieder sammeln konnten. Daß der Pranava in seiner ganzen Gestalt erschien, damit erlangte er großen Ruhm, denn der Gipfel der Größe ist der Pranava. Alle Wesen sind in ihm enthalten, und seine Stätte ist in dem Nachhall, denn in diesem hatte er sich verborgen.

Darum, was man wünscht, das soll man von ihm erbitten, und die Verehrung, die man üben soll, gehört ihm.

Darum heißt es:

Vier Hörner hat der Pranava, drei Füße,
Zwei Häupter, sieben Hände, dreifach ist er
Verbunden, groß, laut schallend und hell leuchtend,
In alle Lebewesen eingegangen. (Vgl. Rigv. 4,58,3.)

Seine vier Hörner sind die 3 1/2 Moren; seine drei Füße sind A, U und M; seine zwei Häupter O und M; seine sieben Hände sind die sieben Töne (Svara), denn in allen sieben wird er gesungen. Dreifach verbunden sind seine drei Laute (A, U, M) mit den drei Feuern, den drei Welten und den drei Veden; wie diese wird auch er vorgetragen.

Der Pranava ist Indra und darum groß.

Darum heißt es:

Herr über alle Götter, groß ist Indra,
Verleihend Größe, Kummer stillend, lichtvoll;
Allhelfend, Herrscher, mächtig, Kraft verleihend,
Das Weltall tragend, wohlgesinnt zu allen.

Weil in dieser Weise Indra sich selbst erhält, darum wurde gesagt, der Pranava sei laut schallend; und er ist laut schallend, weil alle, die ihn verehren, zu großem Ruhm gelangen. Daß er in alle Lebewesen (Pranin) eingegangen, bedeutet, daß er in allen Wesen (Bhuta) wohnt. Darum soll man den Indra durch die Silbe Om verehren!

Also sprach der verehrungswürdige Saunaka.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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