Karmakandi
Karmakandi oder Karma Kandi (Sanskrit: कर्मकाण्डिन् karmakāṇḍin m., कर्मकाण्डिनी karmakāṇḍinī f.) ist jemand, der Rituale ausführt und im Berufs- und Familienleben steht.
Um die Bhagavad Gita und auch die Werke von Shankaracharya zu verstehen, ist es wichtig zu begreifen, was ein Karma Kandi ist, was Karmakanda und Jnanakanda sind und was das alles mit den Veden und der spirituellen Erleuchtung zu tun hat. Im folgenden Vortrag von und mit Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, erfährst du Vieles über die Hintergründe und die Diskussion, ob Karma oder Jnana zur Befreiung, zur Erlösung, zu Moksha, führen.
Sukadev über Karma Kandi
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Karmakandi
Karma Kandi – derjenige, der Rituale ausführt. Karma Kandi ist auch derjenige, der den Karmakanda der Veden gut kennt, also den Teil der Veden, bei dem es um Rituale geht. Ein Karma Kandi ist auch derjenige, dem es besonders um die Ausführung von Ritualen geht und der denkt, dass das Ausführen der Rituale zur höchsten Verwirklichung oder zum Heil, zum Himmel führt. Es gibt eine lange Diskussion, was führt zur Befreiung? Führt Karma zur Befreiung oder Jnana oder Bhakti?
Karma, in diesem Sinne, in diesem Kontext verstanden, heißt Rituale. Und Shankaracharya, der große Yogameister oder Jnana Yoga Meister, hat gesagt, Karmas können nicht befreien. Auch Krishna in der Bhagavad Gita sagt das. Es reicht nicht aus, einfach Rituale auszuführen. Rituale an sich führen nicht zur Befreiung. Was führt zur Befreiung, zur Erlösung, zur Erleuchtung? Shankara, der große Philosoph, der große Jnana Yoga Meister, sagt, Jnana allein, die höchste Erkenntnis.
Krishna sagt, Bhakti führt auch zur Befreiung und Jnana führt zur Befreiung. Nach dem Raja Yoga würde auch Nirvikalpa Samadhi zu Kaivalya führen, auch das führt zur Befreiung. Aber in jedem Fall heißt es, die Handlungen an sich führen nicht zur Befreiung, sondern die Handlungen an sich führen zu einer Veränderung des Bewusstseins. Die Veränderung im Bewusstsein kann zur Befreiung führen.
Und so können Handlungen, Rituale helfen; Handlungen, spirituelle Praktiken, Wohltätigkeit, uneigennütziges Dienen, Mantrasingen, spirituelle Schriften lesen, all das sind letztlich auch Karmas, Handlungen, die du machst. Die sind in dem Maße hilfreich, wie sie dir helfen, zur Befreiung zu kommen. Und das geht entweder über Jnana, also durch Erkenntnis. Auch hier gibt es Karmas, die du machst, um zur Erkenntnis zu kommen. Du liest die Schriften, du denkst darüber nach, du meditierst darüber, du setzt sie in den Alltag um, das sind Karmas. Diese Karmas selbst führen nicht zur Befreiung, aber sie führen zum Jnana, zum Wissen, und das Wissen führt zur Befreiung.
Auch Bhakti führt zur Befreiung. Wie erlangst du Bhakti? Indem du Geschichten über Gott hörst, Shravana. Indem du Mantras singst und hörst, Kirtana. Indem du Rituale ausführst und sie Gott darbringst usw. All das erhöht Bhakti. Ist Bhakti erhöht, die Gottesliebe, spürst du immer mehr Gott. Irgendwann zieht diese Liebe zu Gott die Gnade Gottes an und dann erfährst du die Erlösung, die Erleuchtung, die Befreiung.
Ähnlich im Raja Yoga. Du übst Asana, Pranayama, du praktizierst Yama und Niyama, du übst den Kriya Yoga, Tapas, Swadhyaya, Ishvara Pranidhana, du lernst, Maitri Bhavana zu kultivieren, Mitgefühl, Liebe, Verständnis usw. All das sind Übungen, Praktiken, Karmas. Sie helfen, den Geist in andere Bewusstseinsebenen zu bringen, zu Samadhi. Samprajnata Samadhi schließlich führt zu Kaivalya, zur Befreiung.
Karma Kandi ist jetzt jemand, der Rituale ausführt. Wenn man die Rituale nur mechanisch ausführt, müssen sie nicht unbedingt zu einer Bewusstseinsveränderung führen. Karma Kandi allein ist manchmal auch abfällig gemeint, der macht nur einfach. Er macht die Handlung, aber ohne dass sein Herz ganz dabei ist. Er führt es aus, vielleicht mit dem dünkelhaften Gedanken: „Ich bin besser als andere.“ Er führt es aus, weil er denkt, damit Gott zu gefallen. Das ist nicht der Sinn von Handlungen, spirituellen Praktiken und Ritualen, es geht darum, eine Bewusstseinsveränderung zu erreichen. Und diese erreichst du auch durch Praktiken, durch Wohltätigkeit und durch Rituale.
Führe die Handlungen aus, die spirituellen Praktiken und die Wohltätigkeit, mit dem Herzen. Führe sie von ganzem Herzen aus und lerne, dadurch zu Bhakti zu kommen, lerne, dadurch zu Jnana zu kommen, oder transzendiere alle Gedanken. Karma Kandi – jemand, der Rituale ausführt, sollte aber zum Jnana, zum Bhakti und zu Samadhi führen.
Siehe auch
Literatur
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