Kontemplation: Unterschied zwischen den Versionen

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In der katholischen Kirche wird der Kontemplation größte Bedeutung zugemessen. Der katholische Vorbild-Theologe Thomas von Aquin schrieb einmal: "Es ist unerlässlich für das Gute in einer menschlichen [[Gesellschaft]], dass es Menschen gibt, die sich hingebungsvoll einem Leben in Kontemplation widmen." Einer seiner [[Schüler]], Josef Pieper, fügte noch hinzu: "Es ist gerade die Kontemplation, die inmitten der menschlichen Gesellschaft die [[Wahrheit]] bewahrt, eine Wahrheit, die vielleicht nutzlos erscheint, zugleich aber doch der Maßstab allen erdenklichen [[Tat|Handelns]] ist. Durch sie behalten wir das wahre Ende im Blick, sie erst gibt jedem [[Tun]] und jeder Handlung im Alltag ihren Sinn."
In der katholischen Kirche wird der Kontemplation größte Bedeutung zugemessen. Der katholische Vorbild-Theologe Thomas von Aquin schrieb einmal: "Es ist unerlässlich für das Gute in einer menschlichen [[Gesellschaft]], dass es Menschen gibt, die sich hingebungsvoll einem Leben in Kontemplation widmen." Einer seiner [[Schüler]], Josef Pieper, fügte noch hinzu: "Es ist gerade die Kontemplation, die inmitten der menschlichen Gesellschaft die [[Wahrheit]] bewahrt, eine Wahrheit, die vielleicht nutzlos erscheint, zugleich aber doch der Maßstab allen erdenklichen [[Tat|Handelns]] ist. Durch sie behalten wir das wahre Ende im Blick, sie erst gibt jedem [[Tun]] und jeder Handlung im Alltag ihren Sinn."
==Kognitiver Yoga. Einheit von Körper und Geist==
von Padmakshi Berger
Yoga Vidya Journal Nr. 8, Herbst 2004
Kognitiver Yoga ist ein Sadhana (spirituelle Praxis), um Menschen zu helfen, ihr Energieniveau zu erhöhen, vom Groben zum Feinen zu gehen, von der Begrenztheit zur Ausdehnung. Dieser Prozess hat seinen Ursprung in den Upanishaden, die die dafür notwendigen Methoden angeben, damit die Einheit von Körper und Seele erreicht wird.
Wenn der Geist schläfrig wird oder in Tamas (Zustand der Trägheit) ist, wecke ihn auf, stimuliere ihn, rege ihn an. Erlaube ihm kein Ksipta (Zerstreutes Umherwandern) ohne Plan und Ziel. Werde ruhig.
Bei allem Bemühen, den Geist zu beherrschen und deine gesamte Persönlichkeit in den Griff zu bekommen, stoßen wir auf zwei Probleme: Tamas und starkes Raja (zu hohe, unkontrollierte Aktivität). Das Tamas zieht uns nach unten und hindert uns daran, Fortschritte zu machen. Es bildet Widerstand auf körperlicher, geistiger und gefühlsmäßiger Ebene. Der Körper will morgens weiterschlafen, der Geist ist zu träge zum Denken. Das Buddhi (Intellekt) sagt nein, das reicht mir, ich möchte nichts tun. Dieser Zustand bildet eine Begrenzung, die wir die Schwerkraft oder Tamas nennen. Tamas muss durch Stimulation überwunden werden. Das ist der erste Schritt.
Auch wenn jemand schon lange meditiert und als spiritueller Aspirant schon recht weit entwickelt ist, kann es zu Stagnation auf bestimmten Ebenen kommen. Dann erfolgt ein Wachstum sehr, sehr langsam. Diese Situation muss geändert, die Schicht durchbrochen werden. Die Stimulation ist das Werkzeug dazu.
Doch wenn der Geist zerstreut ist (Ksipta), überstürzen sich die Gedanken. Sie müssen zuerst einmal beruhigt werden. Yogas chitta vritti nirodah – das bedeutet: Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist. Der Grund, weshalb wir auf unserer spirituellen Entwicklung so vielen Schwierigkeiten gegenüberstehen, ist die mangelnde Konzentration. Auch wenn jemand hoch intelligent und sehr sensibel ist, fehlt ihm oft die Kenntnis und Fähigkeit, den Geist zu beruhigen.
Wir sind alle in diesem Zustand. Wir wissen, wie wir tief in eine Sache, in einen Gedanken eindringen können. So entdeckten wir die Geheimnisse der Natur. Dank technologischer Entwicklung bauen wir Wolkenkratzer und schießen Menschen zum Mond. All das ist möglich durch Konzentration, machtvolles Denken, Einfühlungsvermögen, Intelligenz, Wahrnehmungsfähigkeit und große Aufnahmebereitschaft. Dazu sind wir zweifellos im Stande.
Doch dieselben Fähigkeiten erhöhen unsere Feinfühligkeit, die wiederum zu Stress und Empfindlichkeit führt. Das ist ein Problem von Raja: Eine zu hohe Empfänglichkeit und Empfindlichkeit. Diese Probleme müssen verringert werden und an ihre Stelle muss geistige Klarheit (Viveka) treten. Beherrschung und ein kontrollierter Umgang mit den Energieressourcen ist notwendig. Wie können wir das erreichen? Durch Prashana – wenn die Wogen der Unruhe sich geglättet haben.
Wir hängen in den Schleifen des Denkens, der Sorgen, der Beunruhigung oder des Zorns und des Verlangens. Das wirkliche Kunststück, da herauszukommen, ist die Beruhigung des Geistes. Analysiere die Struktur des Geistes, der dauernd von einem zum anderen Gedanken eilt. Er ist zwar voller Energie, doch gefangen in großen Ablenkungen, Zufälligkeiten und im Herumwandern aufs Geratewohl. Beruhige den Geist, bringe ihn immer wieder durch Anregen und Entspannen zur Stille. Anregen und Entspannen, Anregen und Entspannen.
Das ist das Hauptziel aller spirituellen Praktiken. Beginnen wir damit und steigen die Leiter Stufe für Stufe hinauf. Auf diesem Weg kommen alle unterbewussten, tief in unserem Geist verwurzelten Eindrücken an die Oberfläche. Erkenne diese Eindrücke und beachte diese Hinweise und Phobien. Lerne die tief verwurzelten Blockaden oder Knoten (Grantis) kennen. Diese unterschwelligen Neigungen, die unser Leben bestimmen, werden Samskaras genannt. Wenn wir beginnen, den Geist zu stimulieren – durch Anspannen und Entspannen - kommt eine Samskara nach der anderen an die Oberfläche und wir entspannen tiefer und tiefer. Wir reinigen das innere Gefäß, unser Unterbewusstsein. Ein schnelleres Wachstum auf den verschiedenen Bewusstseinsebenen wird erreicht durch Beständigkeit und Reife.
Wir können diesen Zustand tiefer Konzentration erreichen, indem wir die Methode des Kognitiven Yoga entwickeln und üben.
Wir benutzen die grobstofflichen Körperstellungen (Asanas), um die Stimulation auf der körperlichen Ebene herbeizuführen. Wenn wir die Asanas in der meditativen Form ausführen, ist die Wirkung eine andere als in der normalen Asanapraxis. Im kognitiven Yoga führen wir die Stellungen sehr, sehr langsam aus. Wir heben z. B. ganz langsam den Arm und beobachten alles, was dabei geschieht. Das ist fortschreitende Stimulation. Wenn wir die endgültige Stellung erreicht haben, bleiben wir eine Weile darin, spannen noch einmal intensiv an und verlassen die Stellung ebenso langsam wieder. Dadurch lassen wir die Anspannung los und entspannen. Auch dabei bleiben wir sehr achtsam und werden uns der Vorgänge und Veränderungen im Körper bewusst.
Das Wesentliche bei dieser Praxis ist die zyklische Reihenfolge:
Anregen – Anspannen – Entspannen. Dabei kommen wir vom Groben zum Feinen, von einem gestressten, angespannten Zustand mit steifen Muskeln, einem verspannten Nacken und grimmigen Gesicht zu einem Zustand der Entspannung und Ruhe. Der ganze Körper entspannt sich. Wir fühlen uns leichter und leichter und am Ende sind wir strahlend, voller Freude und Frohsinn. Wenn alle Spannungen abgebaut sind, schreiten wir zu einem höheren Zustand innerer Ausdehnung.
In dieser Form der Praxis gibt es verschiedene Entwicklungsebenen.
Zu Beginn, wenn wir Asanas üben, entwickeln wir wahrscheinlich ein Gefühl für die Muskelanspannung und -dehnung, die in den einzelnen Stellungen erfolgt. Wir spüren den Energiewechsel in der Anspannung und Entspannung von Vor- und Rückwärtsbeuge oder z.B. den Unterschied vom linken zum rechten Arm und anschließend die Entspannung in Shavasana.
In der Weiterentwicklung beginnen wir, uns selbst besser wahrzunehmen und zu fühlen. Wir werden in der Lage sein, den Strom des Atems und seine Veränderungen wahrzunehmen, wenn er langsam ein- und ausströmt.
Später, bei noch höherer Feinfühligkeit, ist das Strömen des Blutes wahrzunehmen. Bei der Vorwärtsbeuge z.B. strömt das Blut zum Kopf. Wenn wir uns anschließend wieder aufrichten, fließt es nach unten. Wir werden den Herzschlag, den Pulsschlag und die Synchronisation zwischen Herzschlag und Puls fühlen. Beobachte den Übergang von den groben zu den feineren, edleren, weichen Emotionen. Während dieses Prozesses wachsen wir in unserer Persönlichkeit und in der Beherrschung unserer Gefühle. Normalerweise ist ein solches Wachstum ohne Übung unmöglich. Deshalb ist es notwendig, dass wir lernen, mit unseren Gefühlen umzugehen und sie zu trainieren. Im kognitiven Yoga erreichen wir eine solche Entwicklung. Wir verändern unsere Emotionen, indem wir uns positive Gefühle vorstellen und daran arbeiten, diese zu entwickeln.
In der Entspannungstechnik arbeiten wir mit vielen Emotionen und trainieren unser Gefühlszentrum.
Wenn wir tiefer und tiefer in die verschiedenen Bewusstseinzustände hineingehen, erkennen wir allmählich den tief verwurzelten intellektuellen Konflikt in uns. Das können die verschiedensten Konflikte im Privat- oder Geschäftsleben sein. Solche Konflikte sind vorprogrammiert, doch sie müssen erkannt und gelöst werden, damit eine friedliche und harmonische Gesellschaft entstehen kann.
Bei regelmäßiger, intensiver Übung bewegen wir uns von einem gröberen Bewusstseinzustand zum feineren und im Verlauf dessen können wir all diese Blockaden, Besessenheiten und Hindernisse überwinden. Wir können tiefer in die Wurzeln intellektueller Konflikte vordringen, und sie letztendlich lösen. Dies lässt uns auch die Grundlagen unseres Denkens erkennen. Das ist dann unser Kausalzustand, oder Anandamaya Kosha, die eins ist mit dem Universum. Wir beginnen, die Geheimnisse zu entschleiern.
Wenn wir noch tiefer gehen, können wir die Nervenimpulse spüren. Allein um eine Hand zu heben, braucht es Tausende von Nervenreizen. Aber wir sind uns dessen nicht bewusst. Genauso, wie wir uns des Herzschlags nicht bewusst sind. Deshalb versuchen wir in den Übungen, auch die Nervenverbindungen zu spüren. Bei der Rückwärtsbeuge z.B. wird das ganze Rückrat gestärkt und es werden alle seine Nerven aktiviert. In dieser Stellung ist es leicht, die Nervenimpulse zu spüren. Wenn wir die Feinfühligkeit in dieser Stellung entwickelt haben, ist es leicht, die Impulse allmählich auch in anderen Asanas zu spüren.
Im Laufe der Übungen benutzen wir die verschiedenen Klänge von A – U – M und das Om. Bei jeder Wiederholung ist die Resonanz im Körper zu spüren. Der ganze Körper sollte die Resonanz aufnehmen wie ein Seiteninstrument - man streicht eine Seite und der ganze Musikkörper fängt an zu klingen. All das passiert auf der körperlichen Ebene, doch wir spüren es nicht. Doch durch die Ruhe im Geist werden wir Schritt für Schritt in der Lage sein, die Zusammenhänge zu erkennen.
Auch auf der subtilen Ebene geschehen Veränderungen. Wenn wir unsere Gedanken analysieren stellen wir fest, dass zwei Ströme vorherrschen, die Form von Bildern und die Form von Klängen. Meistens achten wir auf die Bilder. Doch wenn wir auf der spirituellen Ebene fortschreiten, erkennen wir die Muster. Im kognitiven Yoga wollen wir uns der beiden Aspekte bewusst werden.
Weiter gibt es die Gefühlsregungen, die überhaupt eine wichtige Erfahrung darstellen. Im Prozess der Beherrschung unserer Gefühle bewegen wir uns zu den feinen, edlen Emotionen. Diese Form der Praxis hat schon Menschen mit den verschiedensten Leiden und Problemen geholfen, indem sie Zusammenhänge erkennbar macht. Körper und Geist wirken immer zusammen, doch wir bemerken es nicht, weil unser Geist zu sehr im Außen beschäftigt ist. Der innere Dialog hört nie auf. Wenn der Geist zur Ruhe kommt, tritt die Entspannung ein und wir können die inneren Zusammenhänge wahrnehmen. Es ist also gleichzeitig ein Prozess der Schärfung der Wahrnehmung und der Entspannung.
Während wir unser Bewusstsein ausdehnen, schreiten wir von der auf einen Punkt gerichteten Aufmerksamkeit zur linearen Achtsamkeit, dann zur zweidimensionalen oberflächigen Bewusstheit, zur dreidimensionalen Bewusstheit, von dort zum Gruppenbewusstsein und schließlich zur allumfassenden Bewusstheit. Wir nennen dies die Ausdehnung des Bewusstseins. Im normalen Leben erhöhen wir zwar unsere Wahrnehmungsfähigkeit, aber wir dehnen unser Bewusstsein nicht aus, weil wir die Methoden der Entspannung nicht anwenden. Als Folge davon sind wir voller Empfindlichkeit und Intelligenz, was ein Segen, aber auch gleichzeitig unser größtes Hindernis ist. Die volle Ausdehnung des Bewusstseins ist ein integraler Bestandteil des ganzen Prozesses.
Die Ausdehnung des Bewusstseins, die Entwicklung einer erhöhten, verfeinerten Wahrnehmungsfähigkeit tragen erheblich zum Fortschritt, Wachstum und Ausgleich in der ganzen Gesellschaft bei. Daran arbeiten wir im kognitiven Yoga:
Mit bewusst und langsam ausgeführten Asanas
Mit tiefen Entspannungstechniken
Mit Pranayama
Mit Meditation
Padmakshi Berger ist 2004 Leiterin des Hauses Yoga Vidya Westerwald. Praktiziert seit über 25 Jahren ganzheitlichen Yoga. Sie wurde in Indien und Deutschland zur Yogalehrerin und in speziellen Intensivkursen in angewandter Psychologie ausgebildet.


==Siehe auch==
==Siehe auch==

Version vom 29. Januar 2023, 09:30 Uhr

Kontemplation bedeutet: "etwas bewundernd betrachten und darüber nachsinnen." Das Wort wird abgeleitet aus dem Lateinischen von "Contemplatio" und hat seine Wurzeln in dem lateinischen Wort "Templum", was soviel bedeutet wie: ein Stück Land oder ein Gebäude, welches dem Gottesdienst geweiht ist.

Shiva als Meditationsvorbild

Es ließe sich auch herleiten aus zwei Wortstämmen der indogermanischen Ursprache: einmal "tem-" - "schneiden, herausschneiden" und könnte so als "Platz, der herausgeschnitten, herausgetrennt oder reserviert ist", übersetzt werden, zum anderen von dem Wortstamm: "temp-" - "sich ausdehnen, sich erstrecken" und würde sich so auf "eine abgeholzte Fläche, einen geräumten Bereich vor einem Altar" beziehen. Im religiösen Sinne bedeutet Kontemplation allgemein so etwas wie Gebet oder Meditation.

Griechische Philosophie

Kontemplation war ein wichtiger Bestandteil der Philosophie Platos. Plato war der Ansicht, dass die Seele durch Kontemplation zu dem höheren Wissen aufsteigen würde, das Gute (Erkenntnistheorie - Erkenntnis der Idee des Guten) zu erkennen, und dass sie die Erkennbarkeit anderer göttlicher Prinzipien fördern würde. Der neoplatonische Philosoph Plotin beschrieb die Kontemplation als entscheidenste Komponente, um Einheit, Einswerdung (Henosis) zu erreichen. Für Plotin bestand höchste Kontemplation darin, eine Gottesvision als ein Gefühl von "Verschmelzung mit dem Einen" zu erfahren. Plotin beschreibt diese Erfahrung in seinem Werk, das als die Enneaden bekannt ist ["Neuner(gruppen)"]. Plotins Schülers Porphyrios soll verlauten lassen haben, Plotin habe diese Einswerdung mit Gott viermal in seinem Leben erfahren. Genaueres ist in den Enneaden unter 6.9. nachzulesen.

Christentum - Die christliche Kontemplation

Im Christentum des Ostens bedeutet Kontemplation, "eine Gottesvision haben" oder "Gott schauen". Der Zustand der "Gottesschau" oder der "Einheit mit Gott" ist auch bekannt als "Theoria" (Schau, Erkenntnis). In der asketischen Tradition des Hesychasmus wird die Theosis (Vergöttlichung, göttlich Machung) praktiziert, ein Vorgang, der in einen Zustand der Einswerdung mit Gott führt. Ziel des Hesychasmus ist es, Herz und Verstand in Übereinstimmung zu bringen.

Kontemplation wird im östlichen orthodoxischen Kirchentum in Graden, Stufen oder Sprossen ausgedrückt, wie beschrieben im Werk des Heiligen Johannes Climacus: "Die Leiter des göttlichen Aufstiegs". Theosie wird hier als Veränderungsprozess angesehen, als Verwandlung von einem alten sündigen Menschen in ein neugeborenes Gotteskind, in ein göttliches Wesen, unsere eigentliche wahre Natur.

Erst wenn jemand in der Gegenwart Gottes sei, sozusagen selbst göttlich, verschmolzen mit ihm sei, könne er eine wahre Erkenntnis von ihm bekommen und echte Kontemplation - "Gottesschau" erfahren. Bei dieser Art der Kontemplation geht es mehr um die praktische Erfahrung als um vernunftbetontes, intellektuell-theoretisches Verständnis (siehe Gnosis). Rationales Denken benutze die Logik als Mittel zum Verständnis - genau das Gegenteil sei angebracht, wenn es darum geht, Gott zu erfahren (siehe Apophatische Theologie).

Im Christentum des Westens wird der Begriff Kontemplation oft in Verbindung gebracht mit der Art von Mystik, wie sie in den Werken der Theologen Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz sowie in den Schriften von Margery Kempe, Augustine Baker und Thomas Merton ihren Ausdruck findet.

Islam

In der Tradition des Islam wird überliefert, dass der Prophet Mohammed in die Wüste ging und einen Berg mit Namen Hira bestieg, um allem Weltlichen zu entsagen und sich ganz aus dem Diesseits zurückzuziehen. In dieser Abgeschiedenheit auf dem Berg "betrachtete er mit Bewunderung" das Dasein - "schaute" er in Kontemplation auf das Leben und seine Bedeutung.

Kontemplation und Meditation

Im Christentum bezieht sich der Begriff Kontemplation auf einen seelischen Zustand, in dem der ruhende Geist ohne zu denken Gott als lebende Realität wahrnimmt. Dieser Zustand entspricht gewissermaßen dem Samadhi und ist als Beschreibung dieses Zustandes in den Religionen des Fernen Osten gebräuchlich.

Die Meditation dagegen, wie sie seit vielen Jahrhunderten in der westlichen Kirche verstanden wurde, bezog sich eher auf eine kognitiv-aktive heilige Handlung, in der vor dem geistigen Auge biblische Szenen visualisiert wurden oder die Lectio Divina (lat. wörtl.:"göttliche Lesung"), welches eine Methode der betenden Meditation ist, in der langsames, andächtiges, "heilbringendes" Lesen biblischer Verse praktiziert wurde.

Kontemplation als Praxis und Methode stößt heutzutage in der westlichen Welt sowohl in der Geschäftswelt (z. B. als Literatur in Peter Senges Buch "Die fünfte Disziplin - Kunst und Praxis der lernenden Organisation") als auch an Universitäten in den verschiedensten Bereichen (wie z. B. der Architektur, der Physik und der freien Künste) auf eine breite Resonanz.

In der katholischen Kirche wird der Kontemplation größte Bedeutung zugemessen. Der katholische Vorbild-Theologe Thomas von Aquin schrieb einmal: "Es ist unerlässlich für das Gute in einer menschlichen Gesellschaft, dass es Menschen gibt, die sich hingebungsvoll einem Leben in Kontemplation widmen." Einer seiner Schüler, Josef Pieper, fügte noch hinzu: "Es ist gerade die Kontemplation, die inmitten der menschlichen Gesellschaft die Wahrheit bewahrt, eine Wahrheit, die vielleicht nutzlos erscheint, zugleich aber doch der Maßstab allen erdenklichen Handelns ist. Durch sie behalten wir das wahre Ende im Blick, sie erst gibt jedem Tun und jeder Handlung im Alltag ihren Sinn."

Kognitiver Yoga. Einheit von Körper und Geist

von Padmakshi Berger

Yoga Vidya Journal Nr. 8, Herbst 2004

Kognitiver Yoga ist ein Sadhana (spirituelle Praxis), um Menschen zu helfen, ihr Energieniveau zu erhöhen, vom Groben zum Feinen zu gehen, von der Begrenztheit zur Ausdehnung. Dieser Prozess hat seinen Ursprung in den Upanishaden, die die dafür notwendigen Methoden angeben, damit die Einheit von Körper und Seele erreicht wird.

Wenn der Geist schläfrig wird oder in Tamas (Zustand der Trägheit) ist, wecke ihn auf, stimuliere ihn, rege ihn an. Erlaube ihm kein Ksipta (Zerstreutes Umherwandern) ohne Plan und Ziel. Werde ruhig. Bei allem Bemühen, den Geist zu beherrschen und deine gesamte Persönlichkeit in den Griff zu bekommen, stoßen wir auf zwei Probleme: Tamas und starkes Raja (zu hohe, unkontrollierte Aktivität). Das Tamas zieht uns nach unten und hindert uns daran, Fortschritte zu machen. Es bildet Widerstand auf körperlicher, geistiger und gefühlsmäßiger Ebene. Der Körper will morgens weiterschlafen, der Geist ist zu träge zum Denken. Das Buddhi (Intellekt) sagt nein, das reicht mir, ich möchte nichts tun. Dieser Zustand bildet eine Begrenzung, die wir die Schwerkraft oder Tamas nennen. Tamas muss durch Stimulation überwunden werden. Das ist der erste Schritt. Auch wenn jemand schon lange meditiert und als spiritueller Aspirant schon recht weit entwickelt ist, kann es zu Stagnation auf bestimmten Ebenen kommen. Dann erfolgt ein Wachstum sehr, sehr langsam. Diese Situation muss geändert, die Schicht durchbrochen werden. Die Stimulation ist das Werkzeug dazu.

Doch wenn der Geist zerstreut ist (Ksipta), überstürzen sich die Gedanken. Sie müssen zuerst einmal beruhigt werden. Yogas chitta vritti nirodah – das bedeutet: Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist. Der Grund, weshalb wir auf unserer spirituellen Entwicklung so vielen Schwierigkeiten gegenüberstehen, ist die mangelnde Konzentration. Auch wenn jemand hoch intelligent und sehr sensibel ist, fehlt ihm oft die Kenntnis und Fähigkeit, den Geist zu beruhigen.

Wir sind alle in diesem Zustand. Wir wissen, wie wir tief in eine Sache, in einen Gedanken eindringen können. So entdeckten wir die Geheimnisse der Natur. Dank technologischer Entwicklung bauen wir Wolkenkratzer und schießen Menschen zum Mond. All das ist möglich durch Konzentration, machtvolles Denken, Einfühlungsvermögen, Intelligenz, Wahrnehmungsfähigkeit und große Aufnahmebereitschaft. Dazu sind wir zweifellos im Stande.

Doch dieselben Fähigkeiten erhöhen unsere Feinfühligkeit, die wiederum zu Stress und Empfindlichkeit führt. Das ist ein Problem von Raja: Eine zu hohe Empfänglichkeit und Empfindlichkeit. Diese Probleme müssen verringert werden und an ihre Stelle muss geistige Klarheit (Viveka) treten. Beherrschung und ein kontrollierter Umgang mit den Energieressourcen ist notwendig. Wie können wir das erreichen? Durch Prashana – wenn die Wogen der Unruhe sich geglättet haben.

Wir hängen in den Schleifen des Denkens, der Sorgen, der Beunruhigung oder des Zorns und des Verlangens. Das wirkliche Kunststück, da herauszukommen, ist die Beruhigung des Geistes. Analysiere die Struktur des Geistes, der dauernd von einem zum anderen Gedanken eilt. Er ist zwar voller Energie, doch gefangen in großen Ablenkungen, Zufälligkeiten und im Herumwandern aufs Geratewohl. Beruhige den Geist, bringe ihn immer wieder durch Anregen und Entspannen zur Stille. Anregen und Entspannen, Anregen und Entspannen.

Das ist das Hauptziel aller spirituellen Praktiken. Beginnen wir damit und steigen die Leiter Stufe für Stufe hinauf. Auf diesem Weg kommen alle unterbewussten, tief in unserem Geist verwurzelten Eindrücken an die Oberfläche. Erkenne diese Eindrücke und beachte diese Hinweise und Phobien. Lerne die tief verwurzelten Blockaden oder Knoten (Grantis) kennen. Diese unterschwelligen Neigungen, die unser Leben bestimmen, werden Samskaras genannt. Wenn wir beginnen, den Geist zu stimulieren – durch Anspannen und Entspannen - kommt eine Samskara nach der anderen an die Oberfläche und wir entspannen tiefer und tiefer. Wir reinigen das innere Gefäß, unser Unterbewusstsein. Ein schnelleres Wachstum auf den verschiedenen Bewusstseinsebenen wird erreicht durch Beständigkeit und Reife.

Wir können diesen Zustand tiefer Konzentration erreichen, indem wir die Methode des Kognitiven Yoga entwickeln und üben.

Wir benutzen die grobstofflichen Körperstellungen (Asanas), um die Stimulation auf der körperlichen Ebene herbeizuführen. Wenn wir die Asanas in der meditativen Form ausführen, ist die Wirkung eine andere als in der normalen Asanapraxis. Im kognitiven Yoga führen wir die Stellungen sehr, sehr langsam aus. Wir heben z. B. ganz langsam den Arm und beobachten alles, was dabei geschieht. Das ist fortschreitende Stimulation. Wenn wir die endgültige Stellung erreicht haben, bleiben wir eine Weile darin, spannen noch einmal intensiv an und verlassen die Stellung ebenso langsam wieder. Dadurch lassen wir die Anspannung los und entspannen. Auch dabei bleiben wir sehr achtsam und werden uns der Vorgänge und Veränderungen im Körper bewusst. Das Wesentliche bei dieser Praxis ist die zyklische Reihenfolge: Anregen – Anspannen – Entspannen. Dabei kommen wir vom Groben zum Feinen, von einem gestressten, angespannten Zustand mit steifen Muskeln, einem verspannten Nacken und grimmigen Gesicht zu einem Zustand der Entspannung und Ruhe. Der ganze Körper entspannt sich. Wir fühlen uns leichter und leichter und am Ende sind wir strahlend, voller Freude und Frohsinn. Wenn alle Spannungen abgebaut sind, schreiten wir zu einem höheren Zustand innerer Ausdehnung.

In dieser Form der Praxis gibt es verschiedene Entwicklungsebenen. Zu Beginn, wenn wir Asanas üben, entwickeln wir wahrscheinlich ein Gefühl für die Muskelanspannung und -dehnung, die in den einzelnen Stellungen erfolgt. Wir spüren den Energiewechsel in der Anspannung und Entspannung von Vor- und Rückwärtsbeuge oder z.B. den Unterschied vom linken zum rechten Arm und anschließend die Entspannung in Shavasana. In der Weiterentwicklung beginnen wir, uns selbst besser wahrzunehmen und zu fühlen. Wir werden in der Lage sein, den Strom des Atems und seine Veränderungen wahrzunehmen, wenn er langsam ein- und ausströmt. Später, bei noch höherer Feinfühligkeit, ist das Strömen des Blutes wahrzunehmen. Bei der Vorwärtsbeuge z.B. strömt das Blut zum Kopf. Wenn wir uns anschließend wieder aufrichten, fließt es nach unten. Wir werden den Herzschlag, den Pulsschlag und die Synchronisation zwischen Herzschlag und Puls fühlen. Beobachte den Übergang von den groben zu den feineren, edleren, weichen Emotionen. Während dieses Prozesses wachsen wir in unserer Persönlichkeit und in der Beherrschung unserer Gefühle. Normalerweise ist ein solches Wachstum ohne Übung unmöglich. Deshalb ist es notwendig, dass wir lernen, mit unseren Gefühlen umzugehen und sie zu trainieren. Im kognitiven Yoga erreichen wir eine solche Entwicklung. Wir verändern unsere Emotionen, indem wir uns positive Gefühle vorstellen und daran arbeiten, diese zu entwickeln. In der Entspannungstechnik arbeiten wir mit vielen Emotionen und trainieren unser Gefühlszentrum.

Wenn wir tiefer und tiefer in die verschiedenen Bewusstseinzustände hineingehen, erkennen wir allmählich den tief verwurzelten intellektuellen Konflikt in uns. Das können die verschiedensten Konflikte im Privat- oder Geschäftsleben sein. Solche Konflikte sind vorprogrammiert, doch sie müssen erkannt und gelöst werden, damit eine friedliche und harmonische Gesellschaft entstehen kann.

Bei regelmäßiger, intensiver Übung bewegen wir uns von einem gröberen Bewusstseinzustand zum feineren und im Verlauf dessen können wir all diese Blockaden, Besessenheiten und Hindernisse überwinden. Wir können tiefer in die Wurzeln intellektueller Konflikte vordringen, und sie letztendlich lösen. Dies lässt uns auch die Grundlagen unseres Denkens erkennen. Das ist dann unser Kausalzustand, oder Anandamaya Kosha, die eins ist mit dem Universum. Wir beginnen, die Geheimnisse zu entschleiern.

Wenn wir noch tiefer gehen, können wir die Nervenimpulse spüren. Allein um eine Hand zu heben, braucht es Tausende von Nervenreizen. Aber wir sind uns dessen nicht bewusst. Genauso, wie wir uns des Herzschlags nicht bewusst sind. Deshalb versuchen wir in den Übungen, auch die Nervenverbindungen zu spüren. Bei der Rückwärtsbeuge z.B. wird das ganze Rückrat gestärkt und es werden alle seine Nerven aktiviert. In dieser Stellung ist es leicht, die Nervenimpulse zu spüren. Wenn wir die Feinfühligkeit in dieser Stellung entwickelt haben, ist es leicht, die Impulse allmählich auch in anderen Asanas zu spüren.

Im Laufe der Übungen benutzen wir die verschiedenen Klänge von A – U – M und das Om. Bei jeder Wiederholung ist die Resonanz im Körper zu spüren. Der ganze Körper sollte die Resonanz aufnehmen wie ein Seiteninstrument - man streicht eine Seite und der ganze Musikkörper fängt an zu klingen. All das passiert auf der körperlichen Ebene, doch wir spüren es nicht. Doch durch die Ruhe im Geist werden wir Schritt für Schritt in der Lage sein, die Zusammenhänge zu erkennen.

Auch auf der subtilen Ebene geschehen Veränderungen. Wenn wir unsere Gedanken analysieren stellen wir fest, dass zwei Ströme vorherrschen, die Form von Bildern und die Form von Klängen. Meistens achten wir auf die Bilder. Doch wenn wir auf der spirituellen Ebene fortschreiten, erkennen wir die Muster. Im kognitiven Yoga wollen wir uns der beiden Aspekte bewusst werden.

Weiter gibt es die Gefühlsregungen, die überhaupt eine wichtige Erfahrung darstellen. Im Prozess der Beherrschung unserer Gefühle bewegen wir uns zu den feinen, edlen Emotionen. Diese Form der Praxis hat schon Menschen mit den verschiedensten Leiden und Problemen geholfen, indem sie Zusammenhänge erkennbar macht. Körper und Geist wirken immer zusammen, doch wir bemerken es nicht, weil unser Geist zu sehr im Außen beschäftigt ist. Der innere Dialog hört nie auf. Wenn der Geist zur Ruhe kommt, tritt die Entspannung ein und wir können die inneren Zusammenhänge wahrnehmen. Es ist also gleichzeitig ein Prozess der Schärfung der Wahrnehmung und der Entspannung.

Während wir unser Bewusstsein ausdehnen, schreiten wir von der auf einen Punkt gerichteten Aufmerksamkeit zur linearen Achtsamkeit, dann zur zweidimensionalen oberflächigen Bewusstheit, zur dreidimensionalen Bewusstheit, von dort zum Gruppenbewusstsein und schließlich zur allumfassenden Bewusstheit. Wir nennen dies die Ausdehnung des Bewusstseins. Im normalen Leben erhöhen wir zwar unsere Wahrnehmungsfähigkeit, aber wir dehnen unser Bewusstsein nicht aus, weil wir die Methoden der Entspannung nicht anwenden. Als Folge davon sind wir voller Empfindlichkeit und Intelligenz, was ein Segen, aber auch gleichzeitig unser größtes Hindernis ist. Die volle Ausdehnung des Bewusstseins ist ein integraler Bestandteil des ganzen Prozesses.

Die Ausdehnung des Bewusstseins, die Entwicklung einer erhöhten, verfeinerten Wahrnehmungsfähigkeit tragen erheblich zum Fortschritt, Wachstum und Ausgleich in der ganzen Gesellschaft bei. Daran arbeiten wir im kognitiven Yoga:

Mit bewusst und langsam ausgeführten Asanas Mit tiefen Entspannungstechniken Mit Pranayama Mit Meditation

Padmakshi Berger ist 2004 Leiterin des Hauses Yoga Vidya Westerwald. Praktiziert seit über 25 Jahren ganzheitlichen Yoga. Sie wurde in Indien und Deutschland zur Yogalehrerin und in speziellen Intensivkursen in angewandter Psychologie ausgebildet.

Siehe auch

Literatur

  • Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
  • Swami Sivananda, Göttliche Erkenntnis (2001)
  • Swami Sivananda, Gedanken zur Kontemplation (1996)

Weblinks

Seminare

Meditation

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Multimedia

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Vedanta Meditation – Alles ist Brahman

Vedanta Tiefenentspannung: Wer bin ich?