Gheranda Samhita 6. Unterweisung: Unterschied zwischen den Versionen

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6. Unterweisung
'''Gheranda Samhita, 6. Unterweisung''', "Dhyanayoga": Die [[Gheranda Samhita]] ist eine der 4 Hauptschriften des [[Hatha Yoga]]. Das sechste Kapitel behandelt [[Dhyana]], also die [https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation]. Es geht um Übungen, um [[Dhyana]], die Meditation, zu entwickeln, und den Geist subtiler zu machen. Hier die Verse der 6. Unterweisung bzw. des sechsten Kapitels der Gheranda Samhita. Übersetzung von [[Lore Tomalla]], bearbeitet von Mitarbeitern von [http://www.yoga-vidya-kompakt.de/yoga-vidya-infos/ Yoga Vidya]. Texte von [[Swami Digambarji]] vom [[Kaivalya Dham]] Institut, [[Lonavla]], [[Maharashtra]], [[Indien]].


==Gherandha Samhita 6. Unterweisung, Text==


1. Dhyana hat drei Stadien: Sthula (grobstofflich), Jyoti (lichthaft) und Sukshma (subtil). Man sagt, Sthula Dhyana hat ein konkretes Bild, Jyoti Dhyana ist lichthaft, Sukshma Dhyana ist das Bewusstsein einer höheren Intelligenz und Schöpferkraft, die die Weltgeschicke leitet und die jeder Zelle innewohnt.
===Stadien von Dhyana===


2.-8. Vorstellungsübungen: Stelle dir in der Herzregion einen wundervollen Ozean von Nektar vor, in der Mitte dieses Ozeans eine Juweleninsel. Auf dieser Insel gibt es Edelsteine wie Sand am Meer. Überall stehen blühende Nipabäume (Adina cordifolia), ein ganzer Wald aus Nipabäumen, in dem die allerschönsten Blumen blühen, deren herrlicher Duft nach allen Seiten strömt und die Luft erfüllt. In der Mitte dieser Insel soll sich der Yogi einen wundervollen Wunschbaum vorstellen, der für jede Wissenschaft einen Zweig hat und übervoll ist mit Früchten und Blüten, summenden Bienen und singenden Vögeln. Indem man seine Gedanken darauf richtet, stellt man sich einen Baldachin aus Juwelen vor. Unter diesem Baldachin gibt es eine Edelsteinthron auf dem man sich Gott oder was man als höchstes Wesen anerkennen kann, vorstellt. Man ist frei in der Wahl dieser Vorstellung oder holt sich Rat bei einem erfahrenen Lehrer. Die einmal erwählte Vorstellung (Sonne, Jesus, Maria usw.) sollte später beibehalten und nicht mehr geändert werden. Das nennt man Sthula Dhyana.
1. [[Dhyana]] hat drei Stadien: [[Sthula]] (grobstofflich), [[Jyoti]] (lichthaft) und [[Sukshma]] (subtil). Man sagt, [[Sthula Dhyana]] hat ein konkretes Bild, [[Jyoti Dhyana]] ist lichthaft, [[Sukshma Dhyana]] ist das [[Bewusstsein]] einer höheren [[Intelligenz]] und [[Schöpferkraft]], die die Weltgeschicke leitet und die jeder Zelle innewohnt.


9.-10. Eine andere Form von Sthula Dhyana: Der Yogi stellt sich das Gehirn oder die Gehirnrinde als leuchtende, tausendblättrige Lotusblüte vor. Innerhalb dieser tausendblättrigen Lotusblüte gibt es eine kleinere zwölfblättrige, deren Blüten weiß sind und in hellem Glanz erstrahlen. Auf jedem dieser Blütenblätter steht ein Buchstabe in folgender Reihenfolge: H, S, Kß, M, L, V, R, Yum, Kh, Phrem. Im Fruchtknoten dieses kleineren Lotus ist der Pranava (Om) geschrieben.
===Vorstellungsübungen: Sthula Dhyana===


12. Eine weitere Form von Sthula Dhyana: Der Übende stellt sich Folgendes vor: Anstelle des kleineren zwölfblättrigen Lotus innerhalb des tausendblättrigen Lotus einen wundervollen Platz, der mit dem Anusvara geschmückt ist ( Anm. d. Übersetzers.: Der Buchstabe M wird gelegentlich als Anusvara geschrieben, ein liegender, nach oben geöffneter Halbmond mit einem Punkt darüber. In dieser Form gilt das M als Vertreiber von Kummer und Sorge, wenn man es summt). Man kann sich an diesem Platz auch zwei Schwäne vorstelle, oder zwei Fußsohlen (Anm. d. Übers.: In der indischen Mythologie haben die Fußsohlen Vishnus eine Bedeutung).


13.-14. Indische Yogis erreichen den Erfolg in Sthula Dhyana, indem sie über den Gott Shiva meditieren, der zwei Arme hat, drei Augen, gesalbt ist mit weißer, duftender Creme und weiß gekleidet ist. Er trägt Girlanden, die über und über mit weißen Blumen geschmückt sind. Seine Shakti ist mit rötlicher Creme gesalbt und trägt ebenfalls weißblumige Girlanden (Shakti = Kraft, weibliche Entsprechung des Gottes Shiva).
2.-8. Stelle dir in der [[Herzregion]] einen wundervollen Ozean von [[Nektar]] vor, in der Mitte dieses Ozeans eine Juweleninsel. Auf dieser Insel gibt es Edelsteine wie Sand am Meer. Überall stehen blühende Nipabäume (Adina cordifolia), ein ganzer Wald aus Nipabäumen, in dem die allerschönsten [[Blume]]n blühen, deren herrlicher Duft nach allen Seiten strömt und die Luft erfüllt. In der Mitte dieser Insel soll sich der [[Yogi]] einen wundervollen Wunschbaum vorstellen, der für jede [[Wissenschaft]] einen Zweig hat und übervoll ist mit Früchten und Blüten, summenden Bienen und singenden Vögeln. Indem man seine Gedanken darauf richtet, stellt man sich einen Baldachin aus Juwelen vor. Unter diesem Baldachin gibt es eine Edelsteinthron auf dem man sich Gott oder was man als höchstes Wesen anerkennen kann, vorstellt. Man ist frei in der Wahl dieser Vorstellung oder holt sich Rat bei einem erfahrenen Lehrer. Die einmal erwählte Vorstellung ([[Sonne]], [[Jesus]], [[Maria]] usw.) sollte später beibehalten und nicht mehr geändert werden. Das nennt man Sthula Dhyana.


15. So wird Sthula Dhyana beschrieben. Im Folgenden wird Tejodhyana erklärt. Der Übende, der Erfolg in diesem Lichtdhyana hat, wird ein reines Werkzeug in der Welt der guten Kräfte.
9.-10. Eine andere Form von Sthula Dhyana: Der Yogi stellt sich das [[Gehirn]] oder die Gehirnrinde als leuchtende, tausendblättrige [[Lotusblüte]] vor. Innerhalb dieser tausendblättrigen Lotusblüte gibt es eine kleinere zwölfblättrige, deren Blüten weiß sind und in hellem Glanz erstrahlen. Auf jedem dieser Blütenblätter steht ein Buchstabe in folgender Reihenfolge: H, S, Kß, M, L, V, R, Yum, Kh, Phrem. Im Fruchtknoten dieses kleineren Lotus ist der [[Pranava]] ([[Om]]) geschrieben.


12. Eine weitere Form von Sthula Dhyana: Der Übende stellt sich Folgendes vor: Anstelle des kleineren zwölfblättrigen Lotus innerhalb des tausendblättrigen Lotus einen wundervollen Platz, der mit dem [[Anushvara]] geschmückt ist ( Anm. d. Übersetzers.: Der Buchstabe M wird gelegentlich als Anushvara geschrieben, ein liegender, nach oben geöffneter Halbmond mit einem Punkt darüber. In dieser Form gilt das M als Vertreiber von Kummer und Sorge, wenn man es summt). Man kann sich an diesem Platz auch zwei Schwäne vorstelle, oder zwei Fußsohlen (Anm. d. Übers.: In der indischen [[Mythologie]] haben die Fußsohlen [[Vishnu]]s eine Bedeutung).


13.-14. Indische Yogis erreichen den Erfolg in Sthula Dhyana, indem sie über den Gott Shiva meditieren, der zwei Arme hat, drei Augen, gesalbt ist mit weißer, duftender Creme und weiß gekleidet ist. Er trägt Girlanden, die über und über mit weißen Blumen geschmückt sind. Seine [[Shakti]] ist mit rötlicher Creme gesalbt und trägt ebenfalls weißblumige Girlanden (Shakti = Kraft, weibliche Entsprechung des Gottes [[Shiva]]).


===Tejodhyana, Lichtmeditation===


16. Im untersten Zentrum des Körpers, Muladhara, wohnt die kosmische Kraft Kundalini, eingerollt wie ein Sternennebel oder die Milchstraße, bereit sich zu entfalten, aufzusteigen. Ebenfalls wohnt im Muladhara der Jivatma (Seelenatem). Die Vorstellungsform ist der obere Rand einer Flamme. Tejodhyana (Lichtmeditation) ist das eigentliche Dhyana.
15. So wird Sthula Dhyana beschrieben. Im Folgenden wird [[Tejodhyana]] erklärt. Der Übende, der Erfolg in diesem Lichtdhyana hat, wird ein reines Werkzeug in der Welt der guten Kräfte.
 
16. Im untersten Zentrum des Körpers, Muladhara, wohnt die kosmische Kraft Kundalini, eingerollt wie ein Sternennebel oder die Milchstraße, bereit sich zu entfalten, aufzusteigen. Ebenfalls wohnt im Muladhara der [[Jivatma]] (Individuelle Seele). Die Vorstellungsform ist der obere Rand einer [[Flamme]]. Tejodhyana ([[Lichtmeditation]]) ist das eigentliche Dhyana.


17. In der Mitte der Augenbrauen meditiere über das Feuer mit einer feinen Ausstrahlung, dessen Strahlen Pranava sind und welches jenseits der Reichweite unseres Verstandes ist. Das ist wirklich Tejodhyana.
17. In der Mitte der Augenbrauen meditiere über das Feuer mit einer feinen Ausstrahlung, dessen Strahlen Pranava sind und welches jenseits der Reichweite unseres Verstandes ist. Das ist wirklich Tejodhyana.


18.-19. O, Chanda, Du hast von Tejodhyana gehört. Höre nun zu, um Sukshmadhyana kennenzulernen. Wenn durch großes Glück die Kundalini erwacht ist, vereinigt sie sich mit dem Atman. Sie steigt auf bis in die Höhe der Augenhöhlen und vibriert im Brahmarandhra. Durch die Höhe der Frequenz der Vibration kann Kundalini Brahmarandhra nicht durchdringen.
===Sukshmadhyana, Feinstoffmeditation===


20. Durch Dhyanayoga zusammen mit Shambhavi Mudra wird das Yogaüben erfolgreich. Dieses ist Suksma Dhyana und sollte sorgfältig bewahrt werden. Es ist sogar von Göttern nicht leicht zu erlangen.
18.-19. O, Chanda, Du hast von Tejodhyana gehört. Höre nun zu, um [[Sukshmadhyana]] kennenzulernen. Wenn durch großes Glück die Kundalini erwacht ist, vereinigt sie sich mit dem Atman. Sie steigt auf bis in die Höhe der Augenhöhlen und vibriert im [[Brahmarandhra]]. Durch die Höhe der Frequenz der Vibration kann [https://www.yoga-vidya.de/kundalini-yoga/ Kundalini] Brahmarandhra nicht durchdringen.
 
20. Durch Dhyanayoga zusammen mit [[Shambhavi Mudra]] wird das [http://www.yoga-vidya.de Yogaüben] erfolgreich. Dieses ist [[Sukshma Dhyana]] und sollte sorgfältig bewahrt werden. Es ist sogar von [[Götter Namen Liste von A-Z|Götter]]n nicht leicht zu erlangen.


20. Tejodhyana ist tausendmal höher als Sthuladhyana. Sukshmadhyana, welches das Größte von allen ist, ist hunderttausendmal höher als Tejodhyana.
20. Tejodhyana ist tausendmal höher als Sthuladhyana. Sukshmadhyana, welches das Größte von allen ist, ist hunderttausendmal höher als Tejodhyana.


22. Auf diese Weise habe ich Dir, Chanda, Dhyanayoga beschrieben, das selten zu erlangen ist. Die Wirkung des Dhyanayoga ist, dass der Yogi eins mit dem Atman wird, das ist die charakteristische Besonderheit von Dhyana.
22. Auf diese Weise habe ich Dir, [[Chanda]], Dhyanayoga beschrieben, das selten zu erlangen ist. Die Wirkung des Dhyanayoga ist, dass der Yogi eins mit dem Atman wird, das ist die charakteristische Besonderheit von Dhyana.
 
So endet die sechste Unterweisung, [[Dhyanayoga]] genannt, eine der sieben [[Sadhana]]s des [[Ghatashtha Yoga]] im Dialog zwischen [[Gheranda]] und Chanda in der verehrungswürdigen Gheranda Samhita.
 
==Gheranda Samhita, vollständiger Text==
 
Du findest hier im Wiki den vollständigen Text der Gheranda Samhita in der deutschen Übersetzung:
# [[Gheranda Samhita]] - Viele Infos zu diesem Hatha Yoga Text.
 
# [[Gheranda Samhita 1. Unterweisung]]
# [[Gheranda Samhita 2. Unterweisung]]
# [[Gheranda Samhita 3. Unterweisung]]
# [[Gheranda Samhita 4. Unterweisung]]
# [[Gheranda Samhita 5. Unterweisung]]
# [[Gheranda Samhita 6. Unterweisung]]
# [[Gheranda Samhita 7. Unterweisung]]
 
==Siehe auch==
* [[Hatha Yoga Pradipika]] - der bekannteste klassische Hatha Yoga Text, geschrieben von Yogi Swatmarama
* [[Goraksha Shataka]] - die Hundert Verse des Goraksha - dre kürzeste der Hatha Yoga Texte
* [[Shiva Samhita]] - Die Sammlung des Shiva - ein ausführlicher Text, der Hatha Yoga und Vedanta miteinander verbindet
 
==Literatur==
Ausgaben der Gheranda Samhita
* Gherandha Samhita, [[Yoga Vidya Verlag]], Bad Meinberg 2013. Übersetzung einer kritischen Ausgabe des [[Kaivalya Dhama Institute]]s [[Lonavla]], [[Indien]], übersetzt von [[Lore Tomalla]]
* Eine sehr ausführliche Ausgabe der Gheranda Samhita hieß "Das Große Geheimnis" von [[Boris Sacharow]]
 
==Weblinks==
*[https://www.yoga-vidya.de/tantra/ Tantra Yoga]
*[http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/art_tantra_agama.html "Tantra" aus ''Göttliche Erkenntnis'' von Swami Sivananda]
*[http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/YogaundSexualitaet.html Yoga und Sexualität von Sukadev]
*[http://mein.yoga-vidya.de/profiles/blogs/spirituelle-praxis-im-spannungsfeld-von-yoga-und-tantra Spirituelle Praxis im Spannungsfeld von Yoga und Tantra]
*[https://www.yoga-vidya.de/kundalini-yoga/literatur-buecher-kundalini-yoga/ Literatur Bücher Kundalini Yoga]
* [https://blog.yoga-vidya.de/wp-content/uploads/2012/03/Sanskrit-Glossar-Yoga-Vidya.pdf Yoga Vidya Sanskrit Glossar]
* [http://mein.yoga-vidya.de/video/video/listTagged?tag=sanskrit-lexikon-yoga-vidya Yoga Vidya Community - Sanskrit Lexikon Videos]
 


So endet die sechste Unterweisung, Dhyanayoga genannt, eine der sieben Sadhanas des Ghatashtha Yoga im Dialog zwischen Gheranda und Chanda in der verehrungswürdigen Gheranda Samhita.
[[Kategorie:Indische Schriften]]
[[Kategorie:Hatha Yoga]]
[[Kategorie:Tantra]]
[[Kategorie:Hatha Yoga Schriften]]
[[Kategorie:Gheranda Samhita]]

Aktuelle Version vom 26. Mai 2018, 11:25 Uhr

Gheranda Samhita, 6. Unterweisung, "Dhyanayoga": Die Gheranda Samhita ist eine der 4 Hauptschriften des Hatha Yoga. Das sechste Kapitel behandelt Dhyana, also die Meditation. Es geht um Übungen, um Dhyana, die Meditation, zu entwickeln, und den Geist subtiler zu machen. Hier die Verse der 6. Unterweisung bzw. des sechsten Kapitels der Gheranda Samhita. Übersetzung von Lore Tomalla, bearbeitet von Mitarbeitern von Yoga Vidya. Texte von Swami Digambarji vom Kaivalya Dham Institut, Lonavla, Maharashtra, Indien.

Gherandha Samhita 6. Unterweisung, Text

Stadien von Dhyana

1. Dhyana hat drei Stadien: Sthula (grobstofflich), Jyoti (lichthaft) und Sukshma (subtil). Man sagt, Sthula Dhyana hat ein konkretes Bild, Jyoti Dhyana ist lichthaft, Sukshma Dhyana ist das Bewusstsein einer höheren Intelligenz und Schöpferkraft, die die Weltgeschicke leitet und die jeder Zelle innewohnt.

Vorstellungsübungen: Sthula Dhyana

2.-8. Stelle dir in der Herzregion einen wundervollen Ozean von Nektar vor, in der Mitte dieses Ozeans eine Juweleninsel. Auf dieser Insel gibt es Edelsteine wie Sand am Meer. Überall stehen blühende Nipabäume (Adina cordifolia), ein ganzer Wald aus Nipabäumen, in dem die allerschönsten Blumen blühen, deren herrlicher Duft nach allen Seiten strömt und die Luft erfüllt. In der Mitte dieser Insel soll sich der Yogi einen wundervollen Wunschbaum vorstellen, der für jede Wissenschaft einen Zweig hat und übervoll ist mit Früchten und Blüten, summenden Bienen und singenden Vögeln. Indem man seine Gedanken darauf richtet, stellt man sich einen Baldachin aus Juwelen vor. Unter diesem Baldachin gibt es eine Edelsteinthron auf dem man sich Gott oder was man als höchstes Wesen anerkennen kann, vorstellt. Man ist frei in der Wahl dieser Vorstellung oder holt sich Rat bei einem erfahrenen Lehrer. Die einmal erwählte Vorstellung (Sonne, Jesus, Maria usw.) sollte später beibehalten und nicht mehr geändert werden. Das nennt man Sthula Dhyana.

9.-10. Eine andere Form von Sthula Dhyana: Der Yogi stellt sich das Gehirn oder die Gehirnrinde als leuchtende, tausendblättrige Lotusblüte vor. Innerhalb dieser tausendblättrigen Lotusblüte gibt es eine kleinere zwölfblättrige, deren Blüten weiß sind und in hellem Glanz erstrahlen. Auf jedem dieser Blütenblätter steht ein Buchstabe in folgender Reihenfolge: H, S, Kß, M, L, V, R, Yum, Kh, Phrem. Im Fruchtknoten dieses kleineren Lotus ist der Pranava (Om) geschrieben.

12. Eine weitere Form von Sthula Dhyana: Der Übende stellt sich Folgendes vor: Anstelle des kleineren zwölfblättrigen Lotus innerhalb des tausendblättrigen Lotus einen wundervollen Platz, der mit dem Anushvara geschmückt ist ( Anm. d. Übersetzers.: Der Buchstabe M wird gelegentlich als Anushvara geschrieben, ein liegender, nach oben geöffneter Halbmond mit einem Punkt darüber. In dieser Form gilt das M als Vertreiber von Kummer und Sorge, wenn man es summt). Man kann sich an diesem Platz auch zwei Schwäne vorstelle, oder zwei Fußsohlen (Anm. d. Übers.: In der indischen Mythologie haben die Fußsohlen Vishnus eine Bedeutung).

13.-14. Indische Yogis erreichen den Erfolg in Sthula Dhyana, indem sie über den Gott Shiva meditieren, der zwei Arme hat, drei Augen, gesalbt ist mit weißer, duftender Creme und weiß gekleidet ist. Er trägt Girlanden, die über und über mit weißen Blumen geschmückt sind. Seine Shakti ist mit rötlicher Creme gesalbt und trägt ebenfalls weißblumige Girlanden (Shakti = Kraft, weibliche Entsprechung des Gottes Shiva).

Tejodhyana, Lichtmeditation

15. So wird Sthula Dhyana beschrieben. Im Folgenden wird Tejodhyana erklärt. Der Übende, der Erfolg in diesem Lichtdhyana hat, wird ein reines Werkzeug in der Welt der guten Kräfte.

16. Im untersten Zentrum des Körpers, Muladhara, wohnt die kosmische Kraft Kundalini, eingerollt wie ein Sternennebel oder die Milchstraße, bereit sich zu entfalten, aufzusteigen. Ebenfalls wohnt im Muladhara der Jivatma (Individuelle Seele). Die Vorstellungsform ist der obere Rand einer Flamme. Tejodhyana (Lichtmeditation) ist das eigentliche Dhyana.

17. In der Mitte der Augenbrauen meditiere über das Feuer mit einer feinen Ausstrahlung, dessen Strahlen Pranava sind und welches jenseits der Reichweite unseres Verstandes ist. Das ist wirklich Tejodhyana.

Sukshmadhyana, Feinstoffmeditation

18.-19. O, Chanda, Du hast von Tejodhyana gehört. Höre nun zu, um Sukshmadhyana kennenzulernen. Wenn durch großes Glück die Kundalini erwacht ist, vereinigt sie sich mit dem Atman. Sie steigt auf bis in die Höhe der Augenhöhlen und vibriert im Brahmarandhra. Durch die Höhe der Frequenz der Vibration kann Kundalini Brahmarandhra nicht durchdringen.

20. Durch Dhyanayoga zusammen mit Shambhavi Mudra wird das Yogaüben erfolgreich. Dieses ist Sukshma Dhyana und sollte sorgfältig bewahrt werden. Es ist sogar von Göttern nicht leicht zu erlangen.

20. Tejodhyana ist tausendmal höher als Sthuladhyana. Sukshmadhyana, welches das Größte von allen ist, ist hunderttausendmal höher als Tejodhyana.

22. Auf diese Weise habe ich Dir, Chanda, Dhyanayoga beschrieben, das selten zu erlangen ist. Die Wirkung des Dhyanayoga ist, dass der Yogi eins mit dem Atman wird, das ist die charakteristische Besonderheit von Dhyana.

So endet die sechste Unterweisung, Dhyanayoga genannt, eine der sieben Sadhanas des Ghatashtha Yoga im Dialog zwischen Gheranda und Chanda in der verehrungswürdigen Gheranda Samhita.

Gheranda Samhita, vollständiger Text

Du findest hier im Wiki den vollständigen Text der Gheranda Samhita in der deutschen Übersetzung:

  1. Gheranda Samhita - Viele Infos zu diesem Hatha Yoga Text.
  1. Gheranda Samhita 1. Unterweisung
  2. Gheranda Samhita 2. Unterweisung
  3. Gheranda Samhita 3. Unterweisung
  4. Gheranda Samhita 4. Unterweisung
  5. Gheranda Samhita 5. Unterweisung
  6. Gheranda Samhita 6. Unterweisung
  7. Gheranda Samhita 7. Unterweisung

Siehe auch

  • Hatha Yoga Pradipika - der bekannteste klassische Hatha Yoga Text, geschrieben von Yogi Swatmarama
  • Goraksha Shataka - die Hundert Verse des Goraksha - dre kürzeste der Hatha Yoga Texte
  • Shiva Samhita - Die Sammlung des Shiva - ein ausführlicher Text, der Hatha Yoga und Vedanta miteinander verbindet

Literatur

Ausgaben der Gheranda Samhita

Weblinks