Ashram
Ein Ashram (Sanskrit: आश्रम, āśrama m."Ort der Anstrengung", in einer anderen Lesart "ohne Anstrengung") ist ein Ort, an dem Yoga und andere spirituelle Praktiken praktiziert und gelehrt werden. Ein Ashram ist ein Ort, an dem Menschen dauerhaft oder vorübergehend wohnen, um sich spirituell weiterzuentwickeln. EIn Ashram kann sein der Wohnsitz eines Gurus oder Heiligen, eine spirituelle Zuflucht für Aspiranten, eine spirituelle Gemeinschaft. In den indischen Sprachen bezeichnet Ashram ein einem Kloster ähnliches Yoga- und Meditationszentrum.
Den spirituellen Leiter und Führer eines Ashrams nennt man Guru. Hauptamtliche Yogis halten Vorträge, singen Bhajans, rezitieren Mantras und sprechen Gebete.
Zu unterscheiden von Ashram als spiritueller Ort bzww. spiritueller Gemeinschaft ist Ashram als Lebensalter. Es gibt dabei vier Lebensstadien, die 4 Ashramas: Brahmacharya (Lernperiode als Schüler), Grihastha (Berufs und Familienleben), Vanaprastha (Ruhestand, Rückzug in Wald-Einsamkeit) und Sannyasa (Abwendung von allem Weltlichten). Hier in diesem Artikel ist die Rede von Ashram als Ort, Gemeinschaft. Mehr über die 4 Lebensstadien unter dem Stichwort Ashrama.
Arten von Ashrams
In Indien findet man viele Arten von Ashrams. Man kann folgende Arten von Ashrams unterscheiden - und ein Ashram kann auch in verschiedene Kategorien fallen:
Gurukula Ashram
In einem Gurukula Ashram leben Kinder und Jugendliche zusammen mit einem oder mehreren Lehrern. Ein Gurukula Ashram ist so etwas wie ein "Internet". Im klassischen Indien waren Gurukula Ashrams ein wichtiger Teil des Bildungskonzeptes: Die Kinder gingen im Alter von 8-10 Jahren als Brahmacharis bzw. Brahmacharinis zu einem Guru bzw. einem Guru-Paar, welches typischerweise im Rentenalter (Vanaprastha) sich befand. Heutzutage sind in Indien traditionelle Gurukula Ashrams, in welchem nur ein Lehrerpaar mit einer kleinen Schülergruppe (8-12) zusammenlebt, selten. Allerdings gibt es ein moderneres Gurukula-Ashram Konzept: Hier leben die Schüler (Kinder/Jugendliche) größtenteils im Ashram, andere aus der Umgebung kommen zu den Unterrichtsstunden. Es gibt mehrere Lehrer, manche unterrichten allein weltliche Themen, andere auch spirituelle. Charakteristisch für einen Gurukula Ashram ist meist die Verknüpfung weltlicher Bildung mit spiritueller Schulung. Insbesondere viele Sanskritschulen sind auf diesem Konzept aufgebaut. Aber auchSwami Nityanandas Sivananda Vidya Bhavan war so aufgebaut, ebenso wie Swami Tattwarupanandas Gurukula in Südindien.
Indische Yoga Vidya Ashrams - Lehr-Ashrams
Yoga Vidya Ashrams, auch Vidya Bhavans genannt, waren im Alten Indien Stätten des Lernens und Lehrens. Vergleichbar mit mittelalterlichen Universitäten, gab es dort Acharyas (Meister) bzw. Vaidyas (Wissende), welche besonders kundig auf ihrem Gebiet waren und welche jungen Erwachsenen systematischen Unterricht in verschiedenen Fächern gaben. Die Studenten lebten auf dem Ashramgelände (Universitätsgelände/Campus). Sie konnten dort verschiedenste Fächer studieren:
- Medizin (meist Ayurveda)
- Sanskrit
- Schriften, insbesondere die Vedas
- Literatur
- Architektur (Vastu)
- Astronomie und Astrologie (Jyotish)
- Yoga in seinen verschiedenen Aspekten
In den Vidya Bhavans wurde wissenschaftliches und traditionelles Lernen verbunden mit spiritueller Praxis. Die Yoga Vidya Ashrams bzw. Vidya Bhavans wurden unter den Sultanen von Delhi und ihren Nachfolgern aufgelöst bzw. in moslemische Universitäten umgewandelt. Heute gibt es wieder einige Universitäten nach dem Modell der Yoga Vidya Ashrams. Insbesondere Universitäten, in denen klassisches Wissen vermittelt wird wie Sanskrit, klassische Schriften, etc. orientieren sich auch heute noch an dieses Modell.
Die Yoga Vidya Ashrams des Yoga Vidya e.V. in Europa sind im Kleinen stark angelehnt an die indischen Yoga Vidya Ashrams des Alten Indiens (siehe unten)
Guru-Ashrams
Guru Ashrams sind Ashrams, die sich um einen spirituellen Lehrer, Guru, bilden. Der Guru ist die zentrale Figur, um den sich alles dreht. Die Schüler kommen in den Ashram, um dem Lehrer zu dienen und von ihm zu lernen. Gurus können auf unterschiedliche Weise lehren:
- Sie können Wissen vermitteln
- Sie können spirituelle Praktiken lehren
- Sie können im alltäglichen Tun durch ihr Beispiel lehren
- Sie können ihren Schülern Aufgaben geben, an denen sie wachsen können
- Sie können schweigend lehren - allein durch ihre Ausstrahlung und Meditation
- Sie können bewusst Energie übertragen - Shaktipat geben
In einem Guru Ashram leben typischerweise einige enge Schüler des Meisters/der Meisterin dauerhaft, andere kommen als Besucher für eine gewisse Zeit dazu. Typischerweise kommen Menschen aus der Umgebung für Satsang und Darshan ab und zu mal, Besucher von weiter weg bleiben auch ein paar Tage und Wochen, um ganz in der Umgebung des Gurus zu lernen. Früher haben sich Guru Ashrams nach dem Tod des Meisters wieder aufgelöst, oder es entstand daraus ein kleiner Tempel, zu dem Menschen auch nach dem Tod des Meisters hin pilgerten. Heute ernennt ein Guru oft einen oder mehrere Nachfolger, welche anschließend das Werk weiterführen. Oft wandelt sich dabei die Art des Ashrams von einem Guru Ashram in eine Art des Ashrams.
Sozial orientiere Ashrams
Ähnlich wie manches christliche Kloster gibt es auch indische Ashrams, die hauptsächlich soziale Werke betreiben. Die Ashram-Bewohner leben zusammen, praktizieren spirituelle Praktiken. Aber hauptsächlich sind sie für die Menschen in der Umgebung da. Diese Ashrams betreiben Krankenhäuser, Schulen, Lepra-Stationen, Ayurveda Beratungs-Stationen und Apotheken, Frauenhäuser, Waisenheime etc. Auch der Betrieb von Erwachsenenbildung (Computer-Ausbildung, Handwerkliche Ausbildung, Lesen und Schreiben, Nähen etc.) kann dazu gehören. Die von Mahatma Gandhi und seinen Schülern gegründeten gegründeten Ashrams gehören typischerweise zu dieser Kategorie.
Kloster-Ashrams
Ein Kloster-Ashram ist ein Ashram, in dem nur oder hauptsächlich Mönche, Swamis bzw. Sannyasis leben. Ein Swami ist jemand, der das Gelübde der Entsagung abgelegt hat, auf persönlichen Besitz, Familie, Sexualität sowie Streben nach weltlichem Glück entsagt hat. In Indien gibt es zwei Arten von Mönchen:
- sogenannte Wandermönche, Sadhus bzw. Parivrajakas genannt
- Klostermönche, die in einem Ashram leben
In Indien gibt es sehr viele verschiedene Mönchsorden. Diese sind nicht so streng hierarchisch organisiert wie christliche Mönchsorden. Jedoch gibt es seit um 1900 eine gewisse Neigung mindestens unter einigen dieser Orden, ihre Ashram-Gemeinschaften an die Organisation christlicher Klöster zu orientieren. Beispiele dafür sind z.B. die Ramakrishna Mission sowie die Divine Life Society. Kloster-Ashrams entstehen oft aus einem Guru-Ashram. In der 3. Generation ist selten noch ein Ashram-Oberhaupt, das von allen als spiritueller Lehrer verehrt wird. Vielmehr gibt es einen Leiter, meist ein Leiter-Gremium, und die Mönche und Novizen sowie die Besucher praktizieren und lernen nach den Lehren eines verstorbenen Meisters. Oft sind so mehrere Ashrams miteinander verbunden. Meist haben die Kloster-Ashrams auch Laien-Schüler, die auch kleinere und größere spirituelle Zentren und Nicht-Mönchs-Ashrams gründen können. Zwar sind die meisten Ashrams früher in Indien nicht von Mönchen betrieben worden. Heutzutage sind die Kloster-Ashrams oft am sichtbarsten in der Öffentlichkeit. Und so wird das Wort Ashram unkorrekterweise oft mit dem Konzept eines Mönchs-Klosters gleichgesetzt
Bekannte Ashrams
in Agra, der Ashram der Radhasoami Satsangis;
in Ahmedabad der Sabarmati Ashram (auch Harijan-Ashram), ehemaliger Wohnsitz Mahatma Gandhis;
in Amritapuri, von Mata Amritanandamayi gegründet;
in Kurisumala der christliche Ashram;
in Puducherry der Sri Aurobindo Ashram, von Aurobindo und Mira Alfassa gegründet;
in Pune, von Bhagwan Shree Rajneesh gegründet;
in Rishikesh, gegründet von Maharishi Mahesh Yogi;
in Tiruvannamalai der Ramana Ashram, entstanden durch Ramana Maharshi.