Niyama
Niyama (Sanskrit: नियम niyama m.) Gebote, ethische Regeln, Einschränkungen; Verhaltenskodex im Yoga für das Privatleben. Niyama ist eine der acht Stufen des Raja Yoga nach Patanjali, die zweite der Ashtangas. Niyama ist die persönliche Disziplin, die Ethik im persönlichen Lebensstil. Niyama ist der Gegenpol zu Yama, der Ethik im Umgang mit anderen. Zu Niyama gehört Shaucha - Reinheit, Santosha - Kultivierung von Zufriedenheit, Tapas - Disziplin und Askese, Svadhyaya - Selbststudium und Ishvara Pranidhana - Hingabe an Gott.
Sukadev über Niyama
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Niyama
Niyama ist eine Restriktion, eine Regel, ein Gebot, religiöse Observanz, wie es so schön im Lexikon heißt. Niyama, also bestimmte Regeln. Es gibt Regeln, die nennen sich Yamas, und es gibt Regeln, die nennen sich Niyamas. Jetzt gerade im Patanjali Yoga Sutra, dort beschreibt der Autor, Patanjali, fünf Yamas und fünf Niyamas. Und die fünf Niyamas sind: Saucha – Reinigung, Santosha – Zufriedenheit, Tapas – Disziplin, Swadhyaya – Selbststudium, und Ishwara Pranidhana – Hingabe an Gott. Diese Niyamas sind Empfehlungen für das eigene persönliche Leben. Yamas sind Empfehlungen für das Leben mit anderen, den Umgang mit anderen. Die Yamas sind eben: Ahimsa – nicht verletzen, Satya – wahrhaftig sein, nicht lügen, sind Asteya – nicht stehlen, Brahmacharya - in diesem Fall – Vermeidung von sexuellem Fehlverhalten, Aparigraha – nicht bestechlich sein und nicht bestechen, es heißt auch, Abwesenheit von Gier. Das sind die fünf Yamas und du hast gesehen, die fünf Yamas, die hängen alle zusammen mit anderen. Du gehst mit anderen um, du willst sie nicht verletzen, du willst liebevoll mit ihnen sein, du willst ihnen nichts wegnehmen, du willst stattdessen geben und dienen. Du willst auch sie nicht belügen, sondern wahrhaftig sein und mit deinen Worten Gutes bewirken. Du willst nicht Menschen sexuelle ausnutzen, sondern du willst Liebe geben. Und du willst auch nicht bestechen und bestochen werden, sondern du willst objektiv sein und ein ethisches Leben führen. Das ist alles im Umgang mit anderen, das ist Yama. Und Niyama heißt, für dich selbst. Das praktizierst du, auch ohne andere, ohne dass andere davon wissen. Niyama, also erstmal Saucha. Gut, Saucha heißt Reinheit. Zunächst mal heißt es, dass du dich selbst wächst, heißt, dass du deine Wohnung sauber hältst, deinen Schreibtisch sauber hältst, das ist alles Saucha. Wichtiger ist dann noch inneres Saucha, dass du auch deinen Geist rein hältst. Wichtig ist auch, dass du deinen Körper rein hältst, dein Prana rein hältst. Und da spielt wiederum die Ernährung eine wichtige Rolle. Es ist wichtig, dass du Körper und Geist rein hältst, indem du vermeidest, dass dafür andere Lebewesen getötet werden. Das ist zwar auch wieder Ahimsa, aber es spielt auch für eine Reinheit eine Rolle. Und es ist wichtig, dass die Nahrung, die du zu dir nimmst, insgesamt rein ist. Du kannst Fastfood essen oder du kannst gesunde Nahrung zu dir nehmen. Wobei auch Obst und letztlich Salate ein Fastfood ist. Wenn du einfach eine Karotte nimmst, ein bisschen wäschst, das geht sehr schnell, ist Fastfood, aber sehr gesundes, reines Fastfood. Also, das gehört alles zu Saucha. Geistig-emotionale Reinheit, darüber mag ich vielleicht ein anderes Mal mehr sprechen. Nach Saucha kommt Santosha. Santosha heißt, Kultivierung von Zufriedenheit. So viele Wünsche hat der Geist, du kannst lernen, zufrieden zu sein. Das ist eine richtige Praxis, du kannst lernen, zufrieden zu sein. Du kannst auch überlegen: „Was muss ich tun, um zufrieden zu sein? Wie müsste ich etwas ändern, damit ich zufrieden bin?“ Santosha. Dann, Tapas ist eine persönliche Disziplin, ein spiritueller Aspirant hat eine persönliche Disziplin. Die persönliche Disziplin kann heißen, morgens früh aufstehen, deine Asanas üben, Pranayama üben, meditieren. Es kann heißen, abends nochmal vor dem Schlafengehen regelmäßig zu praktizieren. Es kann auch heißen, dass du einmal die Woche fastest, dass du einmal im Jahr mal zwei Tage oder eine Woche lang Mauna übst, also Schweigen übst, es kann sein, dass du ab und zu mal besonders intensiv übst, es kann sein, dass du vielleicht an Ekadashi auf Salz und Süßigkeiten verzichtest usw. Also, verschiedene Disziplinen. Swadhyaya ist die vierte der Niyamas. Swadhyaya heißt dann Selbststudium. Selbststudium hat verschiedene Aspekte. Es heißt zum einen, dass du die Schriften selbst liest. Das ist heute selbstverständlich, aber in früheren Zeiten war das nicht so selbstverständlich. In Indien haben die Brahmanas, die Priester, die Brahmanen haben die Schriften gelesen und andere haben es oft nicht gelesen. Patanjali hat gesagt, lies sie selbst, verlasse dich nicht auf die Interpretation der anderen allein. Swadhyaya heißt auch, dich selbst zu studieren, selbstbewusst zu sein, Introspektion zu betreiben. So schnell geht es, dass du auf einem Holzweg landest, so schnell kann es passieren, dass du nicht weißt, was in dir vorgeht, so schnell fängst du wieder an, zu projizieren, so schnell denkst du wieder, dass dein Glück von anderen abhängt. Swadhyaya – Selbststudium. Auch so schnell kann es sein, dass da wieder sich irgendwo ein Ego in eine Handlung einschleicht. Natürlich, Selbststudium sollte auch mitfühlend sein, mitfühlend mit dir selbst auch, aber sei dir bewusst. Manchmal hilft es auch, dich selbst freundlich zu studieren, zu schauen: „Ja, tief im Inneren bin ich ja gut, tief im Inneren meine ich es ja gut. Ich bringe es jetzt gerade nicht besonders rüber, aber ganz tief im Inneren meine ich es freundlich und liebevoll. Und auch meine scheinbaren Macken und Fehler, eigentlich ist da tief im Inneren die Liebe drin.“ So kann Swadhyaya auch helfen, tiefere Bewusstheit der Tiefe deines Wesens zu bekommen, die letztlich gut ist. Schließlich, Ishwara Pranidhana – Hingabe an Gott, ist die fünfte der Niyamas. Letztlich, alles Gott darbringen, Gott zu verehren und letztlich sagen: „Oh Gott, nicht mein Wille geschehe, dein Wille geschehe.“
Das Anga Niyama
Niyama ist das zweite der acht Glieder (Anga) des Raja Yoga, der auch Ashtanga Yoga heißt, der achtgliedrige Yoga, denn seine Praxis besteht aus acht Teilen: Yama (ethische Regeln), Niyama, Asana (Stellungen), Pranayama (Atembeherrschung), Pratyahara (Zurückziehen der Sinne), Dharana (Konzentration), Dhyana (Absorption) und Samadhi (überbewusster Zustand). Die fünf Niyamas sind:
- Saucha (innere und äußere Reinheit)
- Santosha (Zufriedenheit)
- Tapas (Askese)
- Svadhyaya (Studium religiöser Schriften)
- Ishvarapranidhana (Hingabe an Gottee)
Die Yoga Sutras des Patanjali
शौचसंतोषतपःस्वाध्यायेश्वरप्रणिधानानि नियमाः || 2.32 ||
śauca-saṃtoṣa-tapaḥ-svādhyāyeśvara-praṇidhānāni niyamāḥ || 2.32 ||
Die Niyamas bestehen aus Reinheit (Saucha), Zufriedenheit (Santosha), Selbstzucht (Tapas), Selbststudium (Svadhyaya) und Hingabe an Gott (Ishvarapranidhana).
Während die fünf Yamas Einschränkungen oder Disziplinen im Umgang mit anderen Menschen beschreiben, zeigen die fünf Niyamas einen Verhaltenskodex im Yoga auf, der die individuelle Selbstdisziplin des Menschen in verschiedener Hinsicht anleiten soll. Die Niyamas unterscheiden sich von den Yamas in der größeren Nähe zur individuellen Persönlichkeit, die wiederum einen besonderen Bezug zum Verhalten oder die Beziehung zur äußeren Gesellschaft aufweisen. Hier geht es um tiefer gehende Einzelheiten, die zum einen in Bezug auf die Gegebenheiten und zum anderen bei jedem Menschen unterschiedlich sind. Diese Einzelheiten muss jeder Schüler mit seinem Lehrer oder Guru behandeln.