Goraksha Paddhati: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 5. März 2019, 15:47 Uhr
Goraksha Paddhati (Sanskrit: गोरक्षपद्धति gorakṣa-paddhati f.) der Leitfaden ("Weg" Paddhati) des Goraksha; Titel eines Werkes zum Hatha Yoga, das eine Zusammenstellung (Samhita) von Versen darstellt, die dem Yogameister Goraksha Natha zugeschrieben werden. Das Werk ist auch unter den Namen Goraksha Samhita und Mukti Sopana bekannt. Auszüge der Goraksha Paddhati, die im Wesentlichen aus zwei Teilen zu je 100 Versen (Shataka) besteht, sind wiederum unter verschiedenen Namen bekannt, darunter als Goraksha Shataka, Yoga Martanda, Viveka Martanda und Yogachudamani Upanishad.
Goraksha Paddhati Übersetzung, Sanskrit Text Devanagari und Umschrift, Wort-für-Wort-Übersetzung
Vorbemerkungen zum Text
Die Goraksha Paddhati bzw. Goraksha Samhita ist für die Erforschung der Hatha Yoga-Texte, die im engeren Zusammenhang der Tradition der Natha-Yogis stehen, von außerordentlichem Interesse. Nach bisherigem Erkenntnisstand gehört sie zur ältesten Schicht (ca. 10.-12. Jh.) von Yogatexten, in denen die verschiedenen Glieder des Hatha Yoga gelehrt werden und in enger Beziehung zu Goraksha Natha stehen. Selbst der bekannteste Hatha-Yoga-Text, die Hatha Yoga Pradipika (ca. 15. Jh.), zitiert bzw. übernimmt viele Verse, teilweise wortwörtlich oder abgewandelt, aus der Goraksha Paddhati.
Nahezu alle Teile der Version 1 bzw. 2 des Goraksha Shataka und der größte Teil der Yogachudamani Upanishad sind der Goraksha Paddhati entnommen, teilweise in derselben, teilweise in geänderter Versfolge. Dabei bieten diese Versionen häufig interessante Lesarten und Varianten, die für das Gesamtverständnis dieser Textgruppe sehr hilfreich sind. Für ein besseres Textverständnis sind daher einige textkritische Anmerkungen und Bezüge zum Goraksha Shataka, zur Yogachudamani Upanishad sowie zur Hatha Yoga Pradipika erforderlich.
Shataka 1 Vers 1: Verneigung vor dem Meister
Ich verehre den ehrwürdigen Lehrer, der die höchste Glückseligkeit ist, dessen Natur die Wonne im Selbst ist, und in dessen bloßer Anwesenheit der Körper zu Bewusstsein und Wonne wird.
- श्रीगुरुं परमानन्दं वन्दे स्वानन्दविग्रहम् |
- यस्य सान्निध्यमात्रेण चिदानन्दायते तनुः || १ ||
- śrī-guruṃ paramānandaṃ vande svānanda-vigraham |
- yasya sānnidhya-mātreṇa cid-ānandāyate tanuḥ || 1.1 ||
- shri-gurum paramanandam vande svananda-vigraham |
- yasya sannidhya-matrena cid-anandayate tanuh || 1.1 ||
Wort-für-Wort-Übersetzung
- śrī-gurum : den ehrwürdigen (Shri) Lehrer, Meister (Guru)
- paramānandam : die höchste Glückseligkeit, Wonne (Paramananda)
- vande : ich verehre (vand)
- svānanda-vigraham : dessen Natur ("Gestalt", Vigraha) die Wonne im Selbst (Svananda) ist
- yasya : (in) dessen (Yad)
- sānnidhya-mātreṇa : bloßer (Matra) Anwesenheit, in der Nähe Sein (Sannidhya)
- cid-ānandāyate : zu Bewusstsein und Wonne wird (Chidananday)
- tanuḥ : der Körper (Tanu)
Anmerkungen: Dieser Vers erscheint wortwörtlich als Vers 1 der Version 2 des Goraksha Shataka, die im Wesentlichen dem ersten Shataka der Goraksha Paddhati entspricht. In einem diesem vorgeschalteten, vermutlich auf einen Kommentator der Goraksha Paddhati zurückgehenden Vers heißt es, sie sei ein Kommentar eines Mahidhara zur (Yoga-)Lehre des Goraksha (vgl. auch Hatha Yoga Pradipika 1.1, die ebenfalls mit einer Verneigung vor Adinatha/Shiva als Begründer des Hatha Yoga beginnt):
- śrī-ādināthaṃ sva-guraṃ hariṃ muniṃ
- gorakṣa-śāstrasya praṇamya yoginam |
- bhāṣā-vivṛttiṃ kurute mahī-dharo
- yoge su-bodhaḥ khalu jāyate yayā || GP 1.0 ||
"Nachdem er sich vor Adinatha, (und) seinem eigenen Meister (Sva-Guru) Hari, dem Weisen (Muni) und Yogin verbeugt hat, verfasst Mahidhara den Bhashavivritti (genannten Kommentar) zur Lehre (Shastra) des Goraksha, durch den ein richtiges Verständnis (Subodha) in Bezug auf den (Hatha-)Yoga entsteht."