Waldorfschule: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 19. April 2013, 14:13 Uhr
Die Waldorfschule ist eine auf Grundlage der humanistischen Waldorfpädagogik des österreichischen Philosophen Rudolf Steiners (1861–1925) arbeitende Schule, die sich wiederum auf die ebenfalls von Steiner begründete Anthroposophie beruft. Die erste Waldorfschule wurde 1919 in Stuttgart gegründet.
Pädagogik der Waldorfschulen
Die Waldorfschule ist eine interdisziplinäre Schule, die sowohl praktische, künstlerische als auch theoretische Elemente integriert und einen besonderen Schwerpunkt auf die Vorstellungskraft der Kinder legt. Im Einklang mit Steiner geht die Waldorfpädagogik davon aus, dass das Denken sowohl einen analytischen einen kreativen Aspekt in sich trägt. Außerdem sieht man jedes Kind als einzigartig und mit einer einzigartigen Bestimmung an, die die Waldorfschule bzw. die Waldorfpädagogik zu erfüllen helfen will.
Schulen und insbesondere Lehrer der Waldorfschule genießen dabei eine beachtliche Freiheit (in den Grenzen der jeweiligen staatlichen Schulsysteme) im Kollegium die Stundenpläne für die Klassen zu bestimmen.
Waldorfschulen folgen Steiners Theorie der Kindesentwicklung. Danach gibt es drei große Phasen, die jeweils spezifische Anforderungen an die Erziehung und Bildung des Kindes stellen. Diese Phasen nennt Steiner Jahrsiebte, da sie ungefähr in Schritten von jeweils sieben Jahren ablaufen. Diese Etappen werden denen bei Piaget beschriebenen als ähnlich angesehen. Demnach gibt es:
Frühe Kindeszeit (1. Jahrsiebt): In der frühen Kindheit, in der der Mensch seinen physischen Leib und die Sinne entwickelt, experimentieren und imitieren Kinder gern und sind sehr stark Sinnes basiert. Entsprechend legt die Erziehung den Schwerpunkt auf das Lernen durch praktische Aktivitäten.
Präadoleszenz (2. Jahrsiebt): In dieser Zeit entwickeln die Kinder ihren ‚ätherischen Leib’ und lernen vor allem künstlerisch und fantasievoll. Sie werden dabei durch die schöpferische und vorbildhafte Authorität des Waldorflehrers geführt. In dieser Zeit werden das Gefühlsleben der Kinder und ihr künstlerischer Ausdruck durch eine breite Palette darstellender und bildliche Künste gefördert. Diese Phase endet mit der Pubertät.
Adoleszenz (3. Jahrsiebt): In dieser Phase wird der ‚Astralleib’ (das emotionale Innenleben) herausgebildet. Damit wird es den Kindern möglich, die eigene Seele bewußt zu erleben. Auch bilden sich in dieser Zeit das intellektuelle Verstehen sowie die ethischen Ideale heraus, wie z. B. die soziale Verantwortung jedes Individuums. Abstraktes Denken und konzeptionelles Urteilen sollen bei den Jugendlichen durch eine sehr sachliche Erziehung entwickelt werden.
Das besondere an der Waldorfschule ist dabei, dass sie einer sonst eher unüblichen Ansatz wählt und für alle Kinder einen 12-jährigen gemeinsamen Schulbesuch verbunden mit gestalterischen Lehrmethoden vorsieht. So vermittelt die Waldorfschule den Unterrichtsstoff von Beginn an in Epochen. D.h. ein Thema oder Fachgebiet wird nicht auf einzelne Stunden pro Woche über das gesamte Schuljahr verteilt, wie es sonst üblich ist, sondern geballt über einen längeren, zumeist zusammenhängenden Zeitraum gelehrt. Dabei wird stark auf gemeinsames Lernen gesetzt. Zudem werden die Kinder einer Klasse von der 1. – 8. Klasse von derselben LehrerIn geführt, ergänzt von den jeweiligen FachlehrerInnen.
Die Waldorfschule wird als in der pädagogischen Tradition von Comenius, Pestalozzi und Herder stehend gesehen.
Geschichte der Waldorfschule
Die erste Waldorfschule wurde 1919 in Stuttgart gegründet, die die bereits 1907 von Steiner in seinem ersten Buch über Bildung „Die Erziehung des Kindes“ aufgestellten Prinzipien in die Praxis überführt. Möglich wurde das durch Emil Molt, den Besitzer und Geschäftsführer der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik in Stuttgart, der für die Kinder der Angestellten unterstützen wollte. Daher auch der Name 'Waldorf'-Schule, der mittlerweile das Markenzeichen dieses besonderen Bildungsansatzes ist. Die Waldorfschule wuchs schnell und bald wurden nicht nur die Kinder der Angestellten der Zigaretten-Fabrik unterrichtet. Heute gibt es über 1000 unabhängige Waldorfschulen weltweit, davon 689 in Europa (225 in Deutschland). Außerdem gibt es noch rund 2000, auf der Waldorf-Pädagogik aufbauende Kindergärten weltweit.