Bayerische Weisheiten: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Bayerische Weisheiten''' sind Redewendungen und [[Gedanke]]nanregungen in bayrischer Mundart die sich häufig auf festgehaltene [[Beobachtung]]en, [[Erfahrung]]en und [[Erkenntnis]]sen beziehen. Als bayrische Mundarten werden die Dialekte im Osten des oberdeutschen Sprachraums bezeichnet. Das Bayrische wird unterschieden in die nordbayrische, mittelbayrische und südbayrische Sprache. Die nachfolgenden Sprichwörter und Weisheiten sind in Westmittelbayrisch geschrieben. Der westmittelbayrische Sprachgebrauch kommt überwiegend in Oberbayern und Niederbayern vor.
'''Bayerische Weisheiten''' sind Redewendungen und [[Gedanke]]nanregungen in bayrischer Mundart die sich häufig auf festgehaltene [[Beobachtung]]en, [[Erfahrung]]en und [[Erkenntnis]]sen beziehen. Als bayrische Mundarten werden die Dialekte im Osten des oberdeutschen Sprachraums bezeichnet. Das Bayrische wird unterschieden in die nordbayrische, mittelbayrische und südbayrische Sprache. Die nachfolgenden Sprichwörter und Weisheiten sind in Westmittelbayrisch geschrieben. Der westmittelbayrische Sprachgebrauch kommt überwiegend in Oberbayern und Niederbayern vor.


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===Allgemeine Regeln im Umgang miteinander===
===Allgemeine Regeln im Umgang miteinander===

Version vom 15. November 2014, 10:57 Uhr

Bayerische Weisheiten sind Redewendungen und Gedankenanregungen in bayrischer Mundart die sich häufig auf festgehaltene Beobachtungen, Erfahrungen und Erkenntnissen beziehen. Als bayrische Mundarten werden die Dialekte im Osten des oberdeutschen Sprachraums bezeichnet. Das Bayrische wird unterschieden in die nordbayrische, mittelbayrische und südbayrische Sprache. Die nachfolgenden Sprichwörter und Weisheiten sind in Westmittelbayrisch geschrieben. Der westmittelbayrische Sprachgebrauch kommt überwiegend in Oberbayern und Niederbayern vor.

TUBS: Karte von Bayern mit der politischen Gliederung Copyright

Allgemeine Regeln im Umgang miteinander

  • "Oa Scheidl aloa brennd ned." (Ein Scheit Holz brennt nicht von alleine.) Selten trägt einer alleine die Schuld. - Zusammen funktioniert es besser.
  • "Draußen hod ma hundat Augn, dahoam kaam oans." (Draußen hat man hundert Augen, daheim kaum eins.) In der gewohnten Umgebung ist man in jeder Hinsicht weniger aufmerksam.

Bescheidenheit

  • "´S letzde Hemad hod koane Daschn ." (Das letzte Hemd hat keine Taschen.) Man kann keine irdischen Güter mit in den Tod nehmen.
  • "Die zäidn Schoof frißt da Woif ." (Die gezählten Schafe frisst der Wolf.) Wer besonders auf seinen Besitz achtet, dem kommt auch besonders viel abhanden.
  • "In da Nout frisst da Deifi Fliagn." (In der Not frisst der Teufel Fliegen.) In einer Notsituation tut man Dinge, die man sonst nicht tun würde, oder man ist mit dem zufrieden, was man hat.
  • "I muas ned da reichsde Mo am Friedhof sei." (Ich muss nicht der reichste Mann auf dem Friedhof sein.) Geld kann man nicht mit in den Tod nehmen.
  • "Wer koa Haus hod, dem ko da Wind koan Ziagl vom Dachl wahn!" (Wer kein Haus hat, dem kann der Wind keine Ziegel von Dach wehen.) Ohne Besitz lebt es sich sorgenloser.

Eigenverantwortung

  • "Wer nia ausgähd, kimmt nia hoam!" (Wer nie ausgeht, kommt nicht heim.) Jedes Gefühl lebt vom Kontrast.
  • "Wea nid kimmt zua rechtn Zeid, muis woatn, wos iwa blaibt." (Wer nicht kommt zur rechten Zeit, der muss warten, was übrig bleibt.)
  • "Wos ma nit in Koupf hot, muisma in di Fiaß hom." (Was man nicht im Kopf hat, muss man in den Füßen haben.) Wenn man sehr vergesslich ist, muss man öfter laufen.

Geduld

  • "Kurze Hoa san schnej kampet." (Kurze Haare sind schnell gekämmt.) Alles halb so schlimm.
  • "Ma ko mid oan Hintern ned af zwoa Houzoatn sitzn." (Man kann mit einem Gesäß nicht auf zwei Hochzeiten sitzen.) Man kann nicht alles haben. Man soll nicht zwei Dinge auf einmal machen.

Gelassenheit

  • "Der Ziagl dea da ghead, foit da aufn Belle." (Der Ziegel der dir gehört, fällt dir auf den Kopf.) Du kannst deinem Schicksal nicht davonlaufen.
  • "De guadn Gedankn und de hingadn Rooß kemma ollawei hintnach." (Die guten Gedanken und die hinkenden Pferde kommen immer hinterher.) Kommt Zeit kommt Rat.
  • "Zweng ana Wanzn reisst ma koa Haus ned ein" (Wegen einer Wanze reisst man kein Haus ein.) Bayrisches Vahältnismäßigkeitsprinzip beim Einsatz von Mitteln (vgl. Das Kind nicht mit dem Bade ausschütten).

Gesundheit

  • "Wenn’s Oschal brummd is’s Herzal gsund." (Wenn der Po brummt ist das Herz gesund.) Medizinisch begründete Weisheit, die besagt, dass bei der Indikation erhöhter Flatulenz die Wahrscheinlichkeit einer Herzinsuffizienz ausgeschlossen wird.
  • "Da Mensch is wia a oide Hosn, auf de Gnia wead a zeaschd hie." (Der Mensch ist wie eine alte Hose, an den Knien geht er zuerst kaputt.)
  • "z dick bist net aba für dei gwicht z kloa." (Zu dick bist du nicht, aber für dein Gewicht zu klein.)
  • "Gschlampat macht gwampat." (Schlampig macht dick.) Wenn man sich gehen lässt, wird man leicht dick.

Glaube/Vertrauen

  • "Wos i nid woas, mocht mi nid hoas." (Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.)

Glück

"Drepfen duads und rinna brauchts ned." (Tröpfeln tut es und rinnen braucht es nicht) Jeder bekommt das, was er braucht.

Mut/Trost

  • "Kopf auffi, wen da Hois a dreckert is." (Kopf nach oben, auch wenn der Hals dreckig ist.) Aufmunturung: Nach vorne schauen, auch wenn man am Boden ist.
  • "Wer nia umgwoafa hod, is aa no nia ned gfoarn." (Wer nie umgeworfen hat, ist auch noch nicht gefahren.) Nur der, der Nichts macht, macht keine Fehler.
  • "Dumm deaf ma scho sei, bloß zhäifa muaß ma se wissn." (Dumm darf man schon sein, man muss sich nur zu helfen wissen.)
  • "Und is da Weg a no so schdeil, a bissal wos gehd allerweil." (Und ist der Weg auch noch so steil, ein wenig geht immer.)

Positives Denken

  • "Ma muass imma s Beste hoffn, s Schlechte kimmt vo sejm." (Man muss immer das Beste hoffen, das Schlechte kommt von alleine.)

Redewendungen

  • "Des gähd auf koa Kuahaut ned." (Das geht auf keine Kuhhaut nicht.) Im Mittelalter hat man geglaubt, dass die Sünden von Menschen von den Engeln auf eine Kuhhaut geschrieben würden. Wenn jemand so viele Sünden hatte, die nicht einmal auf eine Kuhhaut passten, dann war das nicht zu fassen.
  • "Des is ghupft wia gsprunga." (Das ist gehüpft wie gesprungen.) Es macht keinen Unterschied, wie man sich entscheidet.
  • "Am Dreeg a Watschn gebm." (Einem Dreck eine Ohrfeige geben.) Eine schlechte Situation noch schlimmer machen.
  • "An Woid vor lauda Baam ned seng." (Den Wald vor Bäumen nicht sehen.) Etwas eigentlich Offensichtliches übersehen.
  • "A scheens Diandl ghead da nia alloa." (Ein schönes Mädchen geht nie allein.) Die besten Sachen sind viel begehrt.
  • "Schau ma moi, na seng mas scho!" (Schaun wir mal, dann sehen wir es schon.) Abwarten und Tee trinken.
  • "So gengan de Gang." (So gehen die Gänge.) So spielt das Leben – Annehmen was ist!
  • "Vo nix kummt nix." (Von Nichts kommt nichts.) Erfolg ist nur mit Bemühen erreichbar.
  • "Wo Rauch is, werd a Feia sei." (Wo Rauch ist wird auch Feuer sein.) Beobachtungen, Vermutungen oder Aussagen entstehen nicht ohne Grund, erweisen sich oft als wahr bzw. haben etwas Wahres an sich.

Sardonisch

  • "Liaba an Bauch vom saufa ois an Buckl vom arbatn." (Lieber einen Bauch vom Saufen als einen Buckl vom arbeiten.)
  • "Oide Liab rost' ned, aba de liabe Oide scho." (Alte Liebe rostet nicht aber die liebe Alte schon.)
  • "Bessa zwoa Ring unta de Augn ois oa Ring am Finga." (Besser zwei Ringe unter den Augen, als ein Ring am Finger.)
  • "Liab vageht, Hektar bsteht." (Liebe vergeht, Hecktar besteht.) Liebe ist flüchtig, Besitz bleibt!
  • " Wann ma de Leit und s Viech mitanand vagleicht, steigt da Viechpreis." (Wenn man die Leute und die Tiere miteinander vergleicht siegt der Tierpreis.) Tiere sind manchmal die besseren Menschen.
  • "Wann ma an Esl nennt, kimmt a grennt. (Wenn man den Esel nennt, kommt er gerannt.) Wenn man von jemandem spricht, kommt er.

Schicksal/Vergänglichkeit

  • "Da Deife häifd seine Leit - aba hoin duad a's aa." (Der Teufel hilft seinen Leuten aber er holt sie auch.) "Unrecht Gut gedeihet nicht!"
  • "Da Doud hod no koan vagessn." (Der Tod hat noch keinen vergessen.) Sterben muss jeder.
  • "Da Doud und da Deife nehman koa Gejd ." (Der Tod und der Teufel nehmen kein Geld.) Unglück und Sterben ist davon unabhängig, wieviel Geld man hat.
  • "Nix is umsonst aa ned da Doud, sejm dea kosts Lebn!" (Nichts ist umsonst auch nicht der Tod, er kostet das Leben.)
  • "Mit da Zeit ko ausm scheenstn Hois a Kropf wern." (Mit der Zeit kann aus dem schönsten Hals ein Kropf werden.) Alles ist vergänglich!

Toleranz

  • "In da Mittn keman de Leit zamm." (In der Mitte kommen die Leute zusammen.) Konsens: Wenn von allen Seiten Schritte aufeinander zugegangen werden, findet man die Übereinstimmung.
  • "Hintam Berg san aa no Leit." (Hinterm Berg sind auch noch Leute.) Bayrische „Weltoffenheit“ – um über den eigenen Tellerrad hinauszuschauen.
  • "Neie Besn keahn guad, owa de oidn kennan de Winke bessa! (Neue Besen kehren gut, aber die alten kennen die Winkel besser.) Die Jugend hat die Kraft und das Alter bringt die Erfahrung.
  • "Z woam und z koid mochd di ned oid!" (Zu warm und zu kalt macht dich nicht alt.) Die Philosophie von der goldenen Mitte auf Bayrisch.

Wahnehmung/Täuschung

  • "A Sau bleibt a Sau, aa wennst iara a seidars Hemad aziagst ." (Ein Schwein bleibt ein Schwein, auch wenn du ihm ein seidenes Hemd anziehst.) Der Charakter, nicht das Äußere sagt etwas über einen Menschen aus.

Siehe auch

China

Buddhismus

Europa