Trauerprozess
Was passiert im Körper bei Trauer? Welche Symptome gibt es? Wo sitzt die Trauer? Warum trauern wir?
Welche Phasen der Trauer gibt es?
Als Trauerprozess bezeichnet man die psychische Verarbeitung von Verlusten.
Im engeren Sinne bezieht sich der Trauerprozess auf den Verlust eines Menschen, der einem sehr lieb war. Im weiteren Sinne ist Trauerprozess auch, der Prozess jeden Verlust zu verarbeiten. Angenommen, deine Kinder gehen aus dem Haus. Viele Menschen werden dort in eine Trauerphase hineingebracht. Angenommen, du kündigst deinen Job. Obgleich du vielleicht gute Gründe hast, das zu tun, du wirst vielleicht danach trauern. Angenommen, eine Beziehung geht in die Brüche, selbst wenn du es warst, der die Beziehung beendet hat, kann da ein Trauerprozess ausgelöst werden. Um so mehr, wenn dir gekündigt wurde oder dein Partner dich verlassen hat. Also ein Trauerprozess ist aber ein Prozess. Prozess kommt vom Lateinischen „procedere“ das heißt voranschreiten. Trauerprozess zeigt auch, du gehst durch verschiedene Prozesse und Trauerphasen und du wirst irgendwann wieder herauskommen.
Es gibt verschiede Modelle von Trauerprozessen, von verschiedenen Trauerphasen, eine davon ist zum Beispiel nach dem Verlust kommt erst mal das Leugnen, zum Beispiel sagt man innerlich, er ist gar nicht weg, er ist weiter hier oder wenn ein Partner einen verlassen hat, denkt man, der wird schon wieder kommen. Das ist erst mal das Leugnen, nicht zur Kenntnis nehmen. Das zweite kann dann sein die abgrundtiefe Trauer, mit Verzweifeln verbunden, vielleicht mit Weinkrämpfen und so weiter. Das kann abgelöst werden von der Phase der chaotischen Emotionen, wo Trauer sich abwechselt mit Freude über das, was neu ist, Ärger und Wut über das, was vielleicht nicht so okey war, mit Ängsten, wie geht es weiter in der Zukunft, mit Verzweiflung und dann zwischendurch auch eine Gelassenheit. Eine nächste Trauerphase im Trauerprozess kann sein, die Idealisierung der Situation, die man verlassen hat oder auch die Idealisierung des Menschen, den man verlassen hat. Irgendwie erscheint einem plötzlich alles ganz gut. Der Mensch hat ja insgesamt die Neigung, die Vergangenheit zu verklären. Das hilft aber auch, mit dieser Vergangenheit ins Reine zu kommen. Vielleicht kommt dabei auch eine gewisse Vergebung und eine Möglichkeit, auch sich selbst zu vergeben. Schließlich folgt dann die Periode des Zurückgehens ins Leben. Also das langsame Hineingehen ins Leben. Das ist eine Möglichkeit des Trauerprozesses. Es gibt auch ganz andere.
Sukadev, spirituelle Leiter von Yoga Vidya sagt: "ich kenne es zum Beispiel auch, wo ich viele Menschen spirituell berate, jemand ist irgendwo erst mal abgrundtief verzweifelt, zu seinem eigenen Erstaunen, über den Tod eines Angehörigen, weil er oder sie irgendwo gedacht hat er oder sie glaubt an Reinkarnation und ist dann doch erstaunt, wie heftig die Trauer ist. Aber dann irgendwie plötzlich in der Meditation oder in einem Wort ist plötzlich die Trauer vorbei. Alles ist integriert, alles hört auf. Also Trauerprozesse sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Und es gilt sich bewusst zu machen, die Psyche weiß schon, wie sie damit umgeht. Hilfen können sein, mit jemandem zu sprechen, sein Herz auszuschütten, ein Tagebuch zu führen über das, woran man denkt, Briefe zu schreiben an den, der gestorben ist oder der einen verlassen hat – diesen Brief dann allerdings feierlich verbrennen, nicht losschicken, sind einige Möglichkeiten."
Auf den Internetseiten von yoga.vidya-de kannst du im Suchfeld auch Trauer eingeben, dann bekommst du mehr Informationen. Und wir haben auch [1] Seminare zum Thema Trauerarbeit.
Wenn jemand stirbt, dann kommst Du in den sehr wichtigen Trauerprozess. Dieser Prozess hilft, damit Du Abschied nehmen kannst, Dich wieder auf Neues einlassen kannst und letztlich wieder gut mit dem Leben zurechtkommst. Es gibt verschiedene Modelle von Trauer Phasen; wie beispielsweise das Trauermodell von Verena Kast. Nach diesem Modell gibt es folgende Phasen der Trauer:
- 1.Phase: Leugnen (wenn jemand gestorben ist und man denkt, dass der Tod des Menschen nicht sein kann; wenn man meint, dass der Verstorbene mit einem spricht oder man ihn sieht und man dadurch zu erkennen glaubt, dass er noch lebt)
- 2.Phase: Chaotische Emotionen (Tiefe, Trauer, Ärger, Wut, aber auch Freude und Erleichterung über den Tod des Verstorbenen)
- 3.Phase der Lähmung und Antriebslosigkeit (Hoffnungslosigkeit tritt ein, man empfindet Sinnlosigkeit über das Leben und zieht sich aus dem aktiven Leben weitestgehend zurück)
- 4.Phase: Idealisierung desjenigen, den man verloren hat (der Verstorbenen war der Beste und alles scheint mit ihm fantastisch gewesen zu sein)
- 5.Phase: Wiederteilnahme am normalen Leben und es folgt Integration im neuen Alltag und vielleicht etwas Neues, das ins Leben treten kann
Wenn Du trauerst können die Phasen auch in anderer Reihenfolge erfolgen.
Der Trauerprozess kann ebenfalls in anderen Lebenssituationen eintreten. Zum Beispiel, wenn Du Deine Arbeit verlierst, beim Umzug bzw. Wohnungswechsel und im Allgemeinen, wenn es neue Lebensabschnitte in Deinem Leben gibt, die mit Trauer verbunden sind. Wann immer sich ein Lebensabschnitt ändert, kann es einen Trauerprozess geben. Verstehe diesen Prozess und gehe sodann mit diesem bewusst und mitfühlend mit Dir um.
Was passiert im Körper bei der Trauer?
Natürlich kann man sagen, was passiert. Der Körper wird schwerer. Man fühlt sich nicht mehr gut. Es wird schwerer, den Arm zu heben. Sicherlich werden die Glückshormone weniger im Körper sein. Es werden weniger Endorphine im Körper ausgeschüttet. Die Serotoninaktivität wird gehemmt. Die Aktivität wird reduziert. Man wird davon ausgehen können, dass der Körper einiges tut, um das Belohnungssystem herunter zu fahren, um das Antriebssystem etwas herunterzufahren, so dass du insgesamt etwas ruhiger bist.
Wo sitzt die Trauer?
Das ist eine interessante Frage. Vom Yoga Standpunkt aus sitzt die Trauer in der Manomaya Kosha. Die Yogis sprechen von fünf Koshas:
- Annamaya Kosha (Körperhülle)
- Pranamaya Kosha (Energiehülle)
- Manomaya Kosha (Emotionshülle)
- Vijnanamaya Kosha (intellektuelle Hülle)
- Anandamaya Kosha (Freude Hülle).
Die Trauer sitzt in der Emotionshülle. Von dort geht sie aus. Aber über die Manomaya Kosha, die Emotionshülle, gibt es eine gewisse Einsicht, die auch in der Buddhi, dem Intellekt, dem Verstehen und dem Bewusstwerden Prozess verstanden wird. Die Trauer geht auch ins Prana hinein und lähmt die Energie. Die Trauer manifestiert sich auch im Körper.
Zusammenfassung: Die Trauerphasen
- Phase der Leugnung
- Phase der chaotischen Emotionen: Da erlebt man nochmals die Emotionen, die man mit dem Menschen, um den man trauert, gemacht hat.
- Phase der Antriebslosigkeit: Es kommt vielleicht eine Phase der Antriebslosigkeit, wo das Ganze im Unterbewusstsein weitergeht.
- Phase der Idealisierung: Es gibt eine Phase der Idealisierung, wo man die Zeit mit dem anderen oder das, was man verloren hat, dankbar annehmen kann.
- Phase des Wiedereintritts ins Leben.
So kann man letztlich sagen, dass wir trauern, um Verluste gut zu verarbeiten, um offen zu werden für das Neue, um Lernlektionen zu erhalten und dadurch in der Persönlichkeit zu wachsen.
Video Trauerprozess
Videovortrag über Trauerprozess :
Autor/Sprecher: Sukadev Bretz, Seminarleiter zu den Themen Yoga und Meditation.
Trauerprozess Audio Vortrag
Hier die Audiospur des oberen Videos zu Trauerprozess :
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Bücher von Sukadev:
- Sukadev Bretz, Ulrike Schöber: Der Königsweg zur Gelassenheit; 2014
- Sukadev Bretz: Karma und Reinkarnation
- Sukadev Bretz: Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von Heute
- Sukadev Bretz: Die Yoga-Weisheit der Bhagavad Gita für Menschen von heute / Band 1
- Sukadev Bretz: Die Yoga-Weisheit der Bhagavad Gita für Menschen von heute / Band 2
- Sukadev Bretz: Die Yoga-Weisheit der Bhagavad Gita für Menschen von heute / Folge 3-E-book
- Sukadev Bretz: Die Yoga-Weisheit der Bhagavad Gita für Menschen von heute / Folge 4-E-book