Ritusamhara

Aus Yogawiki

Ritusamhara ist ein meisterhaft gegliedertes Gedicht von Kalidasa, das in prägnanter Form von den sechs indischen Jahreszeiten erzählt.

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Das Kavya (ein episches Gedicht aus der literarischen Sanskrit-Kunstgattung, die ihre Blüte bei den indischen Hofdichtern ab der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts n. Chr. erlebte) beginnt mit dem Sommer und endet mit dem Frühling. Es gelingt Kalidasa hierbei in seinem lyrischen Gedicht, die für die unterschiedlichen Jahreszeiten charakteristische Atmosphäre heraufzubeschwören, indem er die Freuden zum Ausdruck bringt, die die Menschen, insbesondere junge Liebespaare, in der jeweiligen Jahreszeit empfinden. Jeder Canto von Ritusamhara endet mit einem Segenswunsch-Vers.

Der Sommer - Grishma-Ritu

Das vorherrschende Thema des gesamten Cantos ist die sengende Sommerhitze und ihre Auswirkung auf Menschen und Tiere. So werden etwa die Verse, in denen junge Liebespaare beschrieben werden, auf malerische, anschauliche Weise dargestellt. Sie aalen sich in den kühlen, mondbeschienenen Nächten auf den Palastterrassen. Die jungen Frauen probieren allerlei Methoden aus, um die Leidenschaft ihrer Männer wieder zu entfachen, die wegen der Hitze beinahe gleichgültig jedem Verlangen gegenüber sind.

Im Gegensatz zu diesen jungen Liebespaaren leiden die Reisenden und ihre Geliebten aufgrund ihrer Trennung. Die Tiere leiden sehr unter unstillbarem Durst, und sie vergessen vollkommen ihre Feindschaft gegenüber anderen Tieren. Die Starken greifen die Schwachen nicht an. Das schwache Tier hat keine Angst vor den Stärkeren. Der Canto endet mit dem Bild eines Waldbrandes.

Der Monsun - Varsha-Ritu

Der Donner hallt nach, der Blitz schlägt ein. Dunkle Wolken ballen sich schwer über der Erde zusammen. Der lang erwartete Regen kommt. Die wilden, morastigen Flüsse reißen die Bäume, die an den Ufern wachsen, herab und ergießen sich in die Meere. Die endlich von der Hitze befreiten Pfauen tanzen in Trance.

Die Wälder sind von frischem Grün beschirmt. Ihr neugeborenes Leben regt die Sehnsüchte der Menschen an. Frauen eilen, begleitet von Blitz und Donner, zu ihren Geliebten. Die Frauen der Reisenden sind jedoch noch in gedrückter Stimmung, denn ihre besseren Hälften sind mit den Wolken und hübschen Frauen beschäftigt. Die Frauen, die zufrieden sind, schmücken sich mit Blumen, tragen Parfum auf und begeben sich in ihr Schlafzimmer, wo sie sehnsüchtig auf ihre Geliebten warten.

Die Einsamen, die von ihren Lieben getrennt sind, sitzen da und lassen den Blick gen Himmel schweifen. Wie für einen Liebenden macht die Regenzeit die Frauen zum Abbild von Blumen. Nachdem sie das Vindhyagebirge erreicht haben, entleeren die schweren Wolken ihr Wasser auf den majestätischen Berggipfeln.

Der Herbst - Sharat-Ritu

Der Herbst kommt herbei wie eine frisch verheiratete, mit Juwelen geschmückte Frau. Die Blumen, der Mond, die Schwäne – alle sind weiß verhüllt. Die Flüsse fließen jetzt im Zeitlupentempo, ebenso stolz wie junge, majestätisch spazierende Frauen. Der Himmel ist leicht aufgelockert durch spärliches Gewölk und wirkt wie ein König, dem mit einem weißen Fliegenwedel Luft zugefächelt wird.

Der Mond quält die Herzen der einsamen Frauen. Ein kühler Hauch weht über den Lotosteich und verwirrt die Herzen der Jugend. Es sind keine dunklen Wolken mehr da, kein Donner und kein Blitz. Die Frauen schmücken ihr Haar mit Jasminblüten und ihre Ohren mit blauem Lotos. Der Himmel erscheint mit dem Mond und den überall verstreuten Sternen wie ein Meer mit blühenden Wasserlilien und majestätischen Schwänen. Hier vergießen die umherziehenden Reisenden, die in diesen Blumen und Schwänen die Schönheit ihrer Frauen erblicken, Tränen.

Der Frühwinter - Hemanta-Ritu

Es ist Winter! Die Samen schießen in die Höhe, der Lodhrabaum blüht, der Reis ist erntereif. Bisher sieht man aber noch keine Lotosblüten. Die Frauen müssen etwas anderes als Lotosblüten verwenden, um sich zu schmücken. Sie verwenden Sandelholzpaste, um sich zu schminken und ihre Haare zu parfümieren.

Felder und Teiche erfreuen das Herz der Menschen. Die Schönfrucht (Priyangu), die jetzt reif geworden ist, ist so bleich wie eine einsame Frau. Die Nacht ist Zeuge, während Verliebte sich fest umarmen. Am nächsten Morgen lassen sich bei einigen Frauen unbeschwerte Anzeichen beobachten, die Anzeichen der Leidenschaft der vergangenen Nacht: die eine bewundert sich im Spiegel, während sie sich ankleidet, die andere schläft noch in der warmen Morgensonne, wieder eine andere kämmt ihre strubbeligen Haare.

Der Spätwinter: Shishira-Ritu

Das Leben in den Häusern belebt sich wieder. Päckchen mit Rohrzucker und Reis bedecken den Fußboden. Der Wind hat sich abgekühlt, Schnee fällt. Selbst der Mond wirkt kalt.

Die mit ihrem Liebesleben zufriedenen Frauen verzeihen ihren untreuen Geliebten ihre Fehler. In den Nächten treffen sich die Liebespaare, sie trinken Wein und fachen ihre Leidenschaft an. Morgens präsentieren sie sich wie Göttinnen, während ihr frisch gewaschenes Haar ihre Schultern umschmeichelt. Andere legen ihr Nachthemd ab und machen sich fertig für den neuen Tag. Wieder andere schminken sich, während die Sonne aufgeht, und denken vergnügt über sich selbst nach.

Der Frühling – Vasanta-Ritu

Der Frühling kommt herbei wie ein mächtiger Krieger, bei dessen Anblick die Herzen der Menschen ins Stolpern geraten. Er (Vasanta wird als Person dargestellt und hier als männlich betrachtet) verschönert alles, was er berührt – die blühenden Bäume, das Wasser in den Teichen.

Die Frauen machen sich schön mit aparten Kleidern, Blumen, Perlenketten, Armreifen und Fußkettchen. Selbst ein Schweißtropfen auf ihren Gesichtern sieht bezaubernd aus. Während sie im Beisein ihrer Geliebten baden, werden sie von Liebe überwältigt. Sie legen ihre schweren Wintersachen weg und ziehen süß duftende dünne, weiße Kleidung an.

Der Kuckuck küsst seine Freundin; die Biene umschmeichelt ihren Lebensgefährten. Die Blüten des Mangobaums lassen die Herzen der Jugend vor starkem Verlangen übersprudeln. Die Blüten der Roten Amaranthpflanze, die dem Gesicht einer schönen Frau ähneln, verwirren sie. Die von einem roten Kleid bedeckte Erde erscheint wie eine frisch verheiratete Braut. Der stark verliebte junge Mann fühlt sich, als würde ihn der Gesang des Kuckucks töten.

Selbst der Hauch, der diese Musik weiterträgt, betört ihn. Sogar ein Rishi ist bezaubert von diesen hübschen Gärten, so hingerissen ist er von der starken Atmosphäre, in der das Lachen der Frauen widerhallt. Nur der Reisende weint noch immer und beklagt sich, wenn er die blühenden Mangobäume sieht.

Siehe auch

Seminare

Indische Schriften

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