Sanskrit: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. Oktober 2014, 14:42 Uhr

Sanskrit (संस्कृत saṃskṛta adj. und n.) zusammengefügt, gebildet; fein, verfeinert; geweiht, heilig; das Sanskrit, die heilige Sprache Indiens. Sanskrit wird auch als संस्कृता भाषा saṃskṛtā bhāṣā (f.) "die heilige (saṃskṛtā) Sprache (Bhasha)" bezeichnet und ist die älteste und ursprünglichste der (nord)indischen Sprachen. Dem Sanskrit kommt im drawidischen, also nicht-indogermanischen Sprachzweig Südindiens als Schriftsprache lediglich das Alttamil an Alter und Bedeutung gleich. Der Begriff saṃskṛta ("verfeinert, gehoben") grenzt das Sanskrit von den als Prakrit (prākṛta bedeutet "natürlich") bezeichneten mittelindischen Sprachen ab.

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Bedeutung von Sanskrit

Im indischen Kulturkreis hat Sanskrit eine ähnliche Bedeutung wie die lateinische und griechische Sprache für Europa. Eine Vielzahl von Texten aus Religion, Philosophie und Wissenschaft sind in Sanskrit geschrieben. Vor allem im Hinduismus hat Sanskrit als Sprache der Brahmanen große Bedeutung. Sanskrit gilt als heilige Sprache, in der wichtige Texte wie die Upanishaden, die Veden die Bhagavad Gita und auch das Śrīmad Bhāgavatam verfasst wurden. Sanskrit, das vor allem für Rituale benutzt wurde, blieb jedoch lange eine ausschließlich mündliche Sprache.

Sanskrit ist Teil der indoiranischen Unterfamilie der indoeuropäischen Sprachfamilien. Zu den ältesten Texten in Sanskrit zählt man Teile des Rigveda, die man dem mittleren bis späten zweiten Jahrtausend vor Christi Geburt zuordnet. Schriftliche Quellen existieren aus dieser Zeit nicht. Es gilt als gesichert, dass eine mündliche Überlieferung unter den Brahmanen für sakrale Zwecke erfolgte.

Die indoarischen Sprachen wie das Sanskrit weisen Ähnlichkeiten bei den Wortstämmen, der Phonetik und der Grammatik zu den indogermanischen Sprachen auf. Ein gutes Beispiel dafür ist das lateinische Wort "deus", ( Gott), verwandt mit dem Sanskritwort "deva" (Gott).

Sanskrittexte wurden in verschiedenen Schriften geschrieben. Seit dem Mittelalter hat sich Devanāgāri als die gebräuchlichste Schriftform für Sanskrittexte durchgesetzt.

Fast alle Mantras und viele wertvolle Schriften über die hinduistischen Traditionen und die yogische Praxis sind in Sanskrit verfasst.

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Geschichte der Sanskrit Sprache

Sanskrit ist ein Mitglied der indoarischen Unterfamilie der indoeuropäischen Sprachfamilie. Ihre nächsten Verwandten sind die iranischen Sprachen Altpersisch und Avestisch. Um die Gemeinsamkeiten von Sanskrit und anderen indoeuropäischen Sprachen darzulegen, vermuten viele Sprachwissenschaftler, dass die ursprünglichen Sprecher des Sanskrit im Nordwesten Indiens während des zweiten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung angekommen sind. Beweis für diese Migrationshypothese liefert die enge Beziehung der indoiranischen Sprachfamilie mit den baltischen bzw. slawischen Sprachen.

Erste schriftliche Nachweise sind brahmanische Texte des Rigveda, welche auf das späte zweite Jahrtausend v. Chr. datiert sind. Es gibt jedoch keinerlei Aufzeichnungen aus dieser Zeit. Allerdings sind sich die Wissenschaftler sich sicher, dass die mündliche Überlieferung dieser Texte vertrauenswürdig ist, da diese zeremonielle Literatur auf die korrekte Aussprache angewiesen war, da sie entscheidend für ihre religiöse Effektivität ist.

Ausgehend vom Rigveda bis hin zu Pāṇini (400 v. Chr.) ist die Entwicklung der frühen vedischen Sprache anhand folgender vedischer Texte nachvollziehbar: Samaveda, Yajurveda, Atharvaveda, Brahmanas, und die Upanishaden. Während dieser Zeit haben das Prestige der Sprache, die Nutzung für heilige Zwecke und die Wichtigkeit der korrekten Artikulation als starke konservative Kräfte dem normalen Prozess des linguistischen Wandels entgegengewirkt. Die älteste überlebende Grammatik des Sanskrit ist Pāṇini’s Aṣṭādhyāyī. Im Wesentlichen ist es eine Vorschrift, eine Autorität, die korrektes Sanskrit definiert.

Der Begriff Sanskrit wurde nicht als spezifische Sprache gesehen, sondern als eine besonders reine und perfektionierte Art des Sprechens. Kenntnisse des Sanskrit waren ein Indiz für den sozialen Status und Bildungsgrad im antiken Indien, da die Sprache hauptsächlich den Angehörigen der höheren Kasten gelehrt wurde. Demzufolge existierte Sanskrit als die erworbene Sprache des Alten Indiens neben dem Prakrit (mundartlich), auch mittlelindische Sprachen genannt, und schließlich neben den zeitgenössischen indoarischen Sprachen.

Grammatik der Sanskrit Sprache

Das Sanskrit gehört wie das Lateinische und Altgriechische zu den sogenannten flektierenden Sprachen, d.h. es zeichnet sich durch eine große Formenfülle an Endungen aus. Diese treten beim Substantiv (Nomen) als Nominalendungen (Deklination) und beim Verb als Verbalendungen (Konjugation) an die jeweiligen Wortstämme an.

Kasus (Fall)

Auch das Deutsche gehört zu den flektierenen Sprachen, was u.a. an den unterschiedlichen Nominaldeklinationen der vier Fälle (Kasus) ersichtlich ist, z. B.: der Mann (Nominativ), des Mannes (Genitiv), dem Mann(e Dativ), den Mann (Akkusativ). Das Sanskrit verfügt im Gegensatz zum Deutschen jedoch über acht Fälle, die in der altindischen Grammatik (Vyakarana) wie folgt angeordnet sind:

  • 1. Fall: Nominativ (Prathama, skt.: prathamā, d.h. "die Erste Vibhakti = Kasusendung)")

Der Nominativ antwortet auf die Frage Wer? z.B.: rājā "ein König"

  • 2. Fall: Akkusativ (Dvitiya, skt.: dvitīyā, d.h. "die Zweite")

Der Akkusativ antwortet auf die Frage Wen? oder Wohin? z.B.: vanaṃ "in den Wald"

  • 3. Fall: Instrumental (Tritiya, skt.: tṛtīyā, d.h. "die Dritte")

Der Instrumental antwortet auf die Frage Durch wen? oder Womit? z.B.: aśva-hasti-ratha-bhṛtyaiḥ "mit Pferden, Elefanten, Wagen und Dienern"

  • 4. Fall: Dativ (Chaturthi, skt.: caturthī, d.h. "die Vierte")

Der Dativ antwortet auf die Frage Wem? oder Wofür? z.B.: rājñyai "für die Königin"

  • 5. Fall: Ablativ (Panchami, skt.: pañcamī, d.h. "die Fünfte")

Der Ablativ antwortet auf die Frage Woher? oder Warum? z.B.: vanāt "aus dem Wald"

  • 6. Fall: Genitiv (Shashthi, skt.: ṣaṣṭhī, d.h. "die Sechste")

Der Genitiv antwortet auf die Frage Wessen? z.B.: āmra-vṛkṣasya "eines Mangobaumes"

  • 7. Fall: Lokativ (Saptami, skt.: saptamī, d.h. "die Siebente")

Der Lokativ antwortet auf die Frage Wo? oder In welchem Zusammenhang? z.B.: vihāre "im Lustgarten"


Hieraus entsteht die folgende kleine Geschichte:

rājā (Nom.) vanam (Akk.) aśva-hasti-ratha-bhṛtyaiḥ (Instr.) gacchati. rājñyai (Dat.) vanāt (Abl.) phalāny (Akk.) āmra-vṛkṣasya (Gen.) samāharati. vihāre (Lok.) sva-bhāryāṃ (Akk.) bravīti: he rājñi (Vok.), tubhyam (Dat.) etāny (Akk.) āmra-phalāni (Akk.) dadāmi.

Ein König (rājā Nom.) geht in den Wald (vanam Akk.) mit Pferden, Elefanten, Wagen und Dienern (aśva-hasti-ratha-bhṛtyaiḥ Instr.). Der Königin (rājñyai Dat.) bringt er aus dem Wald (vanāt Abl.) Früchte (phalāny Akk.) eines Mangobaumes (āmra-vṛkṣasya Gen.) mit. Im Lustgarten (vihāre Lok.) sagt er zu seiner Gattin (sva-bhāryāṃ Akk.): Oh Königin (he rājñi Vok.), ich schenke dir (tubhyam Dat.) diese (etāny Akk.) Mangofrüchte (āmra-phalāni Akk.)!

Genus (Geschlecht)

Ein weiteres Merkmal des Sanskrit als flektierender Sprache ist, dass es (wie das Deutsche auch) über drei grammatische Geschlechter (Genera) verfügt: männlich (Maskulinum, m.), weiblich (Femininum f.), sächlich (Neutrum n.). Dabei stimmt das grammatische Geschlecht nicht unbedingt mit dem natürlichen Geschlecht überein (vgl. dt. das Weib, das Kind). In manchen Fällen ist das Genus an der Art der Endung des Wortstammes zu erkennen, jedoch nicht immer, z.B.:

kavi (m.) "der Dichter"; śakti (f.) "die Energie"; vāri (n.) "das Wasser"


Substantive, die auf die Langvokale ā, ī und ū enden, sind in der Regel weiblichen Geschlechts:

sabhā (f.) "die Versammlungshalle"; devī (f.) "die Göttin"; bhū (f.) "die Erde"

Numerus (Zahl)

Das Sanskrit verfügt zudem über drei Numeri (grammatische Zahl), wobei sich zur auch im Deutschen bekannten Einzahl (Singular, Ekavachana) und Mehrzahl (Plural, Bahuvachana) noch der Dual ("Zweizahl", Dvivachana) gesellt, dessen Endungen immer zwei Personen oder Dinge bezeichnen:

puruṣa (Nom. Sg.) "ein Mann"; puruṣau (Nom. Dual) "zwei Männer"; puruṣāḥ (Nom. Pl.) "Männer" (d.h. mindestens drei)

Der Dual wird naturgemäß gern für paarige Körperteile verwendet:

hastau (Nom. Dual) "zwei Hände"; pādau (Nom. Dual) "zwei Füße"; karṇau (Nom. Dual) "zwei Ohren"

Verb

Beim Verb (Kriya) wird der Formenreichtum des Sanskrit noch deutlicher (im vedischen mehr als im klassischen Sankrit). Die Verbalendungen geben in Verbindung mit den entsprechenden Verbalstämmen genaue Auskunft über Person, Zahl, Genus verbi (d.h. Aktiv, Passiv bzw. Medium oder Mediopassiv, d.h. Reflexiv), den Modus (wie Indikativ, Optativ, Imperativ) sowie über die entsprechende Zeitform (Tempus). Hierbei wird das Verb nach den in Paninis Ashtadhyayi formulierten Regeln von einer Verbalwurzel (Dhatu) abgeleitet, von der zunächst ein Verbalstamm gebildet wird, an den die entsprechenden Flektionsendungen treten. Dabei erfährt der Stamm maßgebliche Veränderungen durch Bildungsmechanismen wie Ablaut (i wird bspw. zu e oder ai) oder Redublikation (die Verdoppelung eines Teils der Verbalwurzel). Die altindische Grammatik (Vyakarana) teilt die Verben bzw. Verbalwurzeln des Sanskrit in zehn Klassen ein, die im sogenannten Dhatupatha aufgelistet sind.

Von den meisten Verben existieren somit für eine bestimmte Zeitform und einen Modus 18 verschiedene Formen, die teilweise allerdings zusammenfallen: 1., 2. u. 3. Person Singular, Dual u. Plural für das Aktiv (insgesamt 9 Formen) und weitere 9 Formen für das Medium. So wird bspw. von der Wurzel bhū "sein" im Präsens (Gegenwart) der Stamm bhava gebildet, an den die entsprechenden Personalendungen antreten: bhavāmi "ich bin"; bhavasi "du bist"; bhavati "er, sie, es ist" usw.

Hier noch einige Beispiele für verschiedene Zeitformen und Modi im Sanskrit: abhavam "ich war, wurde" (Imperfekt); babhūva "ich bin geworden" (Perfekt); bhaviṣyāmi "ich werde sein" (Futur); bhaveyam "ich möge sein" (Optativ, d.h. Möglichkeitsform).

Siehe auch

Literatur zum Thema Sanskrit

Sanskrit Weblinks

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