Visionen

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Visionen in der Meditation

Swami Sivananda schreibt über das Thema Visionen in der Meditation:

Visionen und Erfahrungen kommen und gehen. Sie sind an sich nicht Inhalt des Sadhana. Wer diesen kleinen Visionen großen Wert beilegt, wird keine schnellen Fortschritte auf seinem Weg machen. Darum sollte man diesen Erfahrungen keine Gedanken widmen. Das endgültige Erlebnis des Höchsten, das unmittelbar und intuitiv aufbricht, ist das einzig Wahrhafte. Erhebe dich über die Visionen, die du während der Meditation erblickst, denn sie sind ein Hindernis zum Samadhi, der Gott-Erfahrung. Das Bewußtsein wird sich den Tag über mit ihnen beschäftigen und sich nicht auf Gott richten. Vermeide sogar, an die Vision zu denken, und bleibe gleichgültig, wenn sie erscheinen. Ersetze sie durch den Gedanken an Gott.

Angenehme und schmerzhafte Erfahrungen sind das Material, mit dem der Mensch seine mentalen und moralischen Fähigkeiten aufbaut. Wie ein Kaufmann bei Jahresabschluß nicht alle früheren Einnahmen und Ausgaben, sondern nur die Salden auf das neue Konto überträgt, so verzeichnet der menschliche Geist nicht die aufeinanderfolgenden Erfahrungen seines Lebens, sondern nur die Schlüsse, die er aus ihnen zog. Das ist der Saldo, der in das neue Gehirn, in das neue Leben mit übergeht. Das Bewußtsein, das sich mit der Flut der Begierde hebt und wieder zurückfallt, hält diese trugvolle Welt zunächst für Wirklichkeit. Ist es sich aber über die wahre Natur dieser Welt klargeworden, erkennt es, daß es Brahma selbst ist. Der Schüler ist auf dem richtigen Weg, wenn seine Gesundheit gut ist, wenn er sich sowohl körperlich wie geistig fröhlich, glücklich und stark fühlt, wenn sein Geist ruhig und friedvoll ist, wenn er Glückseligkeit bei seiner [www.yoga-vidya.de/meditation.html Meditation] verspürt und sich seine Willenskraft stärkt. Das göttliche Licht tritt nicht durch offene Türen, sondern nur durch engste Fensterritzen ein. Der Schüler erblickt das Licht wie einen Sonnenstrahl, der durch einen Spalt in ein dunkles Zimmer dringt. Die plötzliche Erleuchtung bringt Töne und Worte zum Schweigen. Sie bannt den Schüler in Ekstase und ehrfürchtiger Scheu. Das Licht, das die Gottheit umstrahlt, ist so glanzvoll, daß es ihn blendet und betäubt. Zittern überfallt ihn wie Arjuna, als ihm die allumfassende Gestalt (Ishvarupa) Krishnas erschien. Eine andere Vision kann gelegentlich während der Meditation noch wahrgenommen werden. Der Schüler erblickt ein schnell flackerndes Licht oder einen Kopf, wunderbar geformt, flammend rot und furchtbar anzuschauen. Er hat drei Flügel von wunderbarer Länge und Breite und strahlender Weiße, die sich mit furchtbarer Gewalt bewegen, dann wieder unbewegt bleiben. Niemals kommt ein Wort aus seinem Mund. Der Kopf bleibt in vollkommener Ruhe. Nur beginnen die breiten Flügel sich von Zeit zu Zeit wieder zu bewegen. Während der Meditation verändern sich die Farben der Lichter, je nach der Natur des Elements (tattva), das man durch die Nasenlöcher einzieht. Es gibt verschiedene Arten, das Element zu wechseln, deren wichtigste der Gedanke ist: »Du wirst, was du denkst.« Wenn sich agni (Feuer) offenbart, muß man die Gedanken voller Intensität auf apas (Wasser) richten. Dann wird dieses im Schüler zu kreisen beginnen. Fürchte dich nicht, wenn du während der Meditation Erscheinungen des Selbst wahrnimmst, wenn du Engel und Erzengel, Rishis, Befreite (munis), Gottheiten und andere übernatürliche Wesen erblickst. Halte sie nicht für Geister und gehe den Weg des sadhana mit Ausdauer und Eifer voran. Die Schleier werden, einer nach dem anderen, fallen. Gehe mutig voran, ohne dich umzublicken. Durchschreite die Leere und die Dunkelheit, durchdringe die trügerische Hülle (moha) und zerstöre den Gedanken des Ich (ahamkara). Das Höchste (svantpa) wird von allein erstrahlen, und du wirst eingehen in turiya, den Zustand jenseits des traumlosen Schlafs. Wenn dich Bhuta Ganas, Elementarwesen oder Vampire stören, verjage sie mit deiner Willenskraft und befiehl ihnen, zu weichen. Bist du scheu, wirst du nicht vorankommen. Schöpfe Mut aus Atman, der unerschöpflichen Quelle, die in deiner Seele wohnt (avyaya). Du wirst auch wohlwollenden Geistern begegnen, die dir auf deinem Weg helfen.

Der Schüler brennt darauf, in kurzer Zeit geistige Erfahrungen zu erlangen. Doch sobald sie erscheinen, bekommt er Angst und erschrickt, wenn sie sein Körperbewußtsein aufheben. Angstvoll fragt er sich, ob er wieder in seinen Körper zurückfinden wird. Es bedeutet keinen großen Unterschied, ob er zurückkehrt oder nicht. Alle Übungen sind vorwiegend darauf gerichtet, das Körperbewußtsein zu verlieren und in das höhere, geistige einzugehen. Da wir aber an gewisse Begrenzungen gewöhnt sind, glauben wir den Boden unter den Füßen zu verlieren, wenn diese fortfallen. Zu dieser neuen Erfahrung ist Mut unbedingt erforderlich. In den Schriften heißt es: mayamatma balahinena labhya (diesen Atman können die Ängstlichen kaum erlangen). Denn der Schüler muß erwarten, daß ihm auf dem geistigen Weg alle Arten von Kräften begegnen.

Licht-Visionen in der Meditation

Zu Beginn der Meditation leuchten vor der Stirn Lichter verschiedener Farbe, rote, weiße, blaue, grüne, auf. Sie bestehen aus subtilen Teilchen (tanmatras). Jedes Element oder wirkliche Ding (tattva) hat seine besondere Färbung. Die Erde (prithivi tattva) ist gelb, das Wasser (apas tattva) weiß, das Feuer (agni) rot; die Luft (vayu) grün, der Äther (akasha) blau. Die Visionen der farbigen Lichter gehören allein zu diesen wirklichen Elementen (tattvas) .

Manchmal leuchtet auch eine Riesensonne, ein Mond oder Lichtstrahl blitzähnlich auf. Diese Tatsachen dürfen den Schüler nicht beunruhigen. Er sollte sie ausschalten und tiefer in ihre Quelle eindringen.

Es geschieht auch, daß übernatürliche Wesen: devas, rishis, nitya-siddhis sich während der Meditation zu offenbaren in Form von Visionen suchen. Man soll sie mit Ehrfurcht empfangen, sich vor ihnen verbeugen und ihren Rat annehmen; sie wollen helfen und Mut zusprechen.

Zu Beginn der Konzentration und Meditation gewahrt man in der Mitte der Stirn einen blendenden Lichtstrahl, der eine halbe Minute andauert und dann verlöscht. Der Strahl kommt von der Seite oder von oben. Manchmal sieht man eine Sonne von sechs bis acht Daumen Durchmesser mit oder ohne Strahlen. Auch die Gestalt des Gurus kann man erblicken. Wenn der Schimmer des Selbst auftaucht und man ein strahlendes Licht wahrnimmt, wenn auch andere außergewöhnliche geistige Erfahrungen sich offenbaren, darf man nicht erschrecken und im sadhana anhalten, denn diese Dinge sind keine Phantome. Sei mutig und gehe kühn und freudig voran.

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