Sanskrit Grammatik: Unterschied zwischen den Versionen

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==Einführung==
Die Grammatik ([[Vyakarana]]) gehört zu den sechs Hilfswissenschaften ([[Vedanga]]) des [[Veda]]. Das Studium der Grammatik des Sanskrit genießt seit vedischer Zeit (d.h. seit mindestens 3000 Jahren) in Indien höchstes Ansehen und gilt als eine Grundvoraussetzung, sich in den verschiedenen Wissenszweigen ([[Shastra]]) erfolgreich zu beschäftigen. Somit sind gründliche Kenntnisse der Regeln der Grammatik inklusive der Syntax ([[Anvaya]]) und Wortbildung, der Phonetik ([[Shiksha]]), Etymologie ([[Nirukta]]) und nicht zuletzt der Metrik ([[Chhandas]]) für einen Gelehrten ([[Pandit]]) oder Dichter ([[Kavi]]) unverzichtbares Grundrüstzeug.
Das Sanskrit gehört wie das Lateinische und Altgriechische zu den sogenannten flektierenden Sprachen, d.h. es zeichnet sich durch eine große Formenfülle an Endungen aus. Diese treten beim Substantiv (Nomen) als Nominalendungen (Deklination) und beim Verb als Verbalendungen (Konjugation) an die jeweiligen Wortstämme an.  
Das Sanskrit gehört wie das Lateinische und Altgriechische zu den sogenannten flektierenden Sprachen, d.h. es zeichnet sich durch eine große Formenfülle an Endungen aus. Diese treten beim Substantiv (Nomen) als Nominalendungen (Deklination) und beim Verb als Verbalendungen (Konjugation) an die jeweiligen Wortstämme an.  



Version vom 16. Februar 2015, 14:50 Uhr

Einführung

Die Grammatik (Vyakarana) gehört zu den sechs Hilfswissenschaften (Vedanga) des Veda. Das Studium der Grammatik des Sanskrit genießt seit vedischer Zeit (d.h. seit mindestens 3000 Jahren) in Indien höchstes Ansehen und gilt als eine Grundvoraussetzung, sich in den verschiedenen Wissenszweigen (Shastra) erfolgreich zu beschäftigen. Somit sind gründliche Kenntnisse der Regeln der Grammatik inklusive der Syntax (Anvaya) und Wortbildung, der Phonetik (Shiksha), Etymologie (Nirukta) und nicht zuletzt der Metrik (Chhandas) für einen Gelehrten (Pandit) oder Dichter (Kavi) unverzichtbares Grundrüstzeug.


Das Sanskrit gehört wie das Lateinische und Altgriechische zu den sogenannten flektierenden Sprachen, d.h. es zeichnet sich durch eine große Formenfülle an Endungen aus. Diese treten beim Substantiv (Nomen) als Nominalendungen (Deklination) und beim Verb als Verbalendungen (Konjugation) an die jeweiligen Wortstämme an.

Kasus (Fall)

Auch das Deutsche gehört zu den flektierenen Sprachen, was u.a. an den unterschiedlichen Nominaldeklinationen der vier Fälle (Kasus) ersichtlich ist, z. B.: der Mann (Nominativ), des Mannes (Genitiv), dem Mann(e Dativ), den Mann (Akkusativ). Das Sanskrit verfügt im Gegensatz zum Deutschen jedoch über acht Fälle, die in der altindischen Grammatik (Vyakarana) wie folgt angeordnet sind:

  • 1. Fall: Nominativ (Prathama, skt.: prathamā, d.h. "die Erste Vibhakti = Kasusendung)")

Der Nominativ antwortet auf die Frage Wer? z.B.: rājā "ein König"

  • 2. Fall: Akkusativ (Dvitiya, skt.: dvitīyā, d.h. "die Zweite")

Der Akkusativ antwortet auf die Frage Wen? oder Wohin? z.B.: vanaṃ "in den Wald"

  • 3. Fall: Instrumental (Tritiya, skt.: tṛtīyā, d.h. "die Dritte")

Der Instrumental antwortet auf die Frage Durch wen? oder Womit? z.B.: aśva-hasti-ratha-bhṛtyaiḥ "mit Pferden, Elefanten, Wagen und Dienern"

  • 4. Fall: Dativ (Chaturthi, skt.: caturthī, d.h. "die Vierte")

Der Dativ antwortet auf die Frage Wem? oder Wofür? z.B.: rājñyai "für die Königin"

  • 5. Fall: Ablativ (Panchami, skt.: pañcamī, d.h. "die Fünfte")

Der Ablativ antwortet auf die Frage Woher? oder Warum? z.B.: vanāt "aus dem Wald"

  • 6. Fall: Genitiv (Shashthi, skt.: ṣaṣṭhī, d.h. "die Sechste")

Der Genitiv antwortet auf die Frage Wessen? z.B.: āmra-vṛkṣasya "eines Mangobaumes"

  • 7. Fall: Lokativ (Saptami, skt.: saptamī, d.h. "die Siebente")

Der Lokativ antwortet auf die Frage Wo? oder In welchem Zusammenhang? z.B.: vihāre "im Lustgarten"

  • 8. Fall: Vokativ (Sambodhana, skt.: sambhodhana, d.h. "der Anrufefall")

Der Vokativ wird benutzt, um jemanden zu rufen oder anzusprechen, z. B.: he rājñi "oh Königin"


Hieraus entsteht die folgende kleine Geschichte:

rājā (Nom.) vanam (Akk.) aśva-hasti-ratha-bhṛtyaiḥ (Instr.) gacchati. rājñyai (Dat.) vanāt (Abl.) phalāny (Akk.) āmra-vṛkṣasya (Gen.) samāharati. vihāre (Lok.) sva-bhāryāṃ (Akk.) bravīti: he rājñi (Vok.), tubhyam (Dat.) etāny (Akk.) āmra-phalāni (Akk.) dadāmi.

Ein König (rājā Nom.) geht in den Wald (vanam Akk.) mit Pferden, Elefanten, Wagen und Dienern (aśva-hasti-ratha-bhṛtyaiḥ Instr.). Der Königin (rājñyai Dat.) bringt er aus dem Wald (vanāt Abl.) Früchte (phalāny Akk.) eines Mangobaumes (āmra-vṛkṣasya Gen.) mit. Im Lustgarten (vihāre Lok.) sagt er zu seiner Gattin (sva-bhāryāṃ Akk.): Oh Königin (he rājñi Vok.), ich schenke dir (tubhyam Dat.) diese (etāny Akk.) Mangofrüchte (āmra-phalāni Akk.)!


Mehr zu den acht Fällen des Sanskrit erfährst Du hier.

Genus (Geschlecht)

Ein weiteres Merkmal des Sanskrit als flektierender Sprache ist, dass es (wie das Deutsche auch) über drei grammatische Geschlechter (Genera) verfügt: männlich (Maskulinum, m.), weiblich (Femininum f.), sächlich (Neutrum n.). Dabei stimmt das grammatische Geschlecht nicht unbedingt mit dem natürlichen Geschlecht überein (vgl. dt. das Weib, das Kind). In manchen Fällen ist das Genus an der Art der Endung des Wortstammes zu erkennen, jedoch nicht immer, z.B.:

kavi (m.) "der Dichter"; śakti (f.) "die Energie"; vāri (n.) "das Wasser"


Substantive, die auf die Langvokale ā, ī und ū enden, sind in der Regel weiblichen Geschlechts:

sabhā (f.) "die Versammlungshalle"; devī (f.) "die Göttin"; bhū (f.) "die Erde"

Numerus (Zahl)

Das Sanskrit verfügt zudem über drei Numeri (grammatische Zahl), wobei sich zur auch im Deutschen bekannten Einzahl (Singular, Ekavachana) und Mehrzahl (Plural, Bahuvachana) noch der Dual ("Zweizahl", Dvivachana) gesellt, dessen Endungen immer zwei Personen oder Dinge bezeichnen:

puruṣa (Nom. Sg.) "ein Mann"; puruṣau (Nom. Dual) "zwei Männer"; puruṣāḥ (Nom. Pl.) "Männer" (d.h. mindestens drei)

Der Dual wird naturgemäß gern für paarige Körperteile verwendet:

hastau (Nom. Dual) "zwei Hände"; pādau (Nom. Dual) "zwei Füße"; karṇau (Nom. Dual) "zwei Ohren"

Verb

Beim Verb (Kriya, Akhyata) wird der Formenreichtum des Sanskrit noch deutlicher (im vedischen mehr als im klassischen Sankrit). Die Verbalendungen geben in Verbindung mit den entsprechenden Verbalstämmen genaue Auskunft über Person, Zahl, Genus verbi (d.h. Aktiv, Passiv bzw. Medium oder Mediopassiv, d.h. Reflexiv), den Modus (wie Indikativ, Optativ, Imperativ) sowie über die entsprechende Zeitform (Tempus). Hierbei wird das Verb nach den in Paninis Ashtadhyayi formulierten Regeln von einer Verbalwurzel (Dhatu) abgeleitet, von der zunächst ein Verbalstamm gebildet wird, an den die entsprechenden Flektionsendungen treten. Dabei erfährt der Stamm maßgebliche Veränderungen durch Bildungsmechanismen wie Ablaut (i wird bspw. zu e oder ai) oder Redublikation (die Verdoppelung eines Teils der Verbalwurzel). Die altindische Grammatik (Vyakarana) teilt die Verben bzw. Verbalwurzeln des Sanskrit in zehn Klassen ein, die im sogenannten Dhatupatha aufgelistet sind.

Von den meisten Verben existieren somit für eine bestimmte Zeitform und einen Modus 18 verschiedene Formen, die teilweise allerdings zusammenfallen: 1., 2. u. 3. Person Singular, Dual u. Plural für das Aktiv (insgesamt 9 Formen) und weitere 9 Formen für das Medium. So wird bspw. von der Wurzel bhū "sein" im Präsens (Gegenwart) der Stamm bhava gebildet, an den die entsprechenden Personalendungen antreten: bhavāmi "ich bin"; bhavasi "du bist"; bhavati "er, sie, es ist" usw.

Hier noch einige Beispiele für verschiedene Zeitformen und Modi im Sanskrit: abhavam "ich war, wurde" (Imperfekt); babhūva "ich bin geworden" (Perfekt); bhaviṣyāmi "ich werde sein" (Futur); bhaveyam "ich möge sein" (Optativ, d.h. Möglichkeitsform).

Wortarten

In der Sanskritgrammatik werden traditionell die folgenden vier Wortarten unterschieden:

  1. Naman: "Nomen", Substantiv: hierzu zählen alle Wörter, an die Nominalendungen treten, also auch Adjektive (Visheshana)
  2. Akhyata: "Verb, Zeitwort": Wörter, an die Verbalendungen bzw. entsprechende Suffixe treten
  3. Upasarga: "Präposition" sowie Nominal- und Verbalpräfix
  4. Nipata: "Partikel"

Siehe auch

Literatur zum Thema Sanskrit

Sanskrit Weblinks

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