Feindesliebe

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Feindesliebe ist Liebe zu seinen Feinden. Das Konzept der Feindesliebe ist Teil der allumfassenden Liebe. Feindesliebe als Prinzip, als Gebot, findet man insbesondere im Christentum. Aber auch andere Religionen wie Buddhismus, Hinduismus, Judentum kennen das Prinzip der Feindesliebe. Im Yoga geht man einen anderen Weg: Lerne es, niemanden als Feind zu betrachten. Wer allen mit Liebe und Verständnis begegnet, trifft auf keine Feindschaft.

Feindesliebe in der Bergpredigt

In der Bergpredigt spricht Jesus am klarsten über die Feindesliebe. Hier die entsprechenden Bibelstellen aus Matthäus 5:

38 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn.
39 Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.
40 Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel.
41 Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm.
42 Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab.
43 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.
44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen,
45 damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
46 Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner?
47 Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden?
48 Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.

Diese Verse gehören zu den schönsten Texten der Menschheit und sind Grundlage einer allumfassenden Liebe. Es gibt allerdings einen Nachteil: Um Feindesliebe praktizieren zu können, brauchst du auch Feinde.

Jesus selbst hat vorgelebt, dass man ein Leben führen kann, ohne Feindseligkeit zu empfinden. Jesus hatte viele Gegner - er empfand aber niemanden als seinen Feind. Noch am Kreuz sagte er: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.

Patanjali und Feindesliebe

Der Yogameister Patanjali schreibt in seinem Werk Yoga Sutra gar nicht von der Feindesliebe. Vielmehr schreibt er:

Wer fest verankert ist in Ahimsa (Nichtverletzen), trifft auf keine Feindschaft (Yoga Sutra 2, 35)

Das soll heißen: Wer in der Liebe lebt, wer andere versteht und dem daher jeder Gedanke an Feindschaft fremd ist, wird nichts, was andere ihm antun, als Feindschaft erfahren. Er wird vielmehr verstehen, dass der andere es gut meint, aber eventuell irre geleitet ist. Er wird verstehen, dass Karma abläuft, der andere Instrument des Karmas ist. Er wird verstehen, dass er tief im Inneren eins ist mit allen.

Dieses Prinzip der allumfassenden Liebe und der Einheit ist noch tiefer als das Konzept der Feindesliebe. Die Feindesliebe kann nur ein Mittel sein, um schließlich sich selbst zu überwinden, sich selbst überflüssig zu machen. Ein wahrhaft spiritueller Mensch empfindet alle als seine Brüder und Schwestern, alle als Kinder Gottes, alle als Manifestation von Brahman, sieht alles als Kosmisches Schauspiel, als Lila Gottes. So gibt es überhaupt keinen Raum für das Konzept Feind, und auch nicht für das Konzept der Feindesliebe.

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