Samyama
Samyama (Sanskrit: संयम saṃyama u. संयाम saṃyāma m.) Bändigung, Zügelung; Beherrschung der Sinne, Selbstbeherrschung; das Zusammenbinden, Aufbinden; Fesselung; das Schließen (der Augen); Sammlung, geistige Konzentration; Anstrengung; Unterdrückung, Vernichtung.
Im Yogasutra des Patanjali (3. Kapitel, Sutra 4) wird Samyama (saṃyama) als ein technischer Begriff eingeführt, der die Gesamtheit bzw. unmittelbare Aufeinanderfolge der drei letzten Glieder des Ashtangayoga, nämlich Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (überbewusster Zustand) umfasst.
Patanjali beschreibt eine Reihe übernatürlicher Kräfte (Vibhutis bzw. Siddhis) und Erkenntnisse, die durch das Üben von Samyama in Erscheinung treten können. Diese gelten allerdings als Hindernisse auf dem Weg zur höchsten yogischen Verwirklichung, den Zustand des Kaivalya.
Swami Sivananda: Die Übung des Samyama
Konzentration (Dharana), Meditation (Dhyana) und Samadhi zu gleicher Zeit ausgeübt, ergeben samyama. Ein Yogi, der Samyama auf äußere Gegenstände bezieht, erlangt verschiedene übernatürliche Kräfte (Siddhis) und die Erkenntnis verborgener Dinge der feinstofflichen Natur (Tanmatras). Auch wenn er sich auf die Sinnesorgane(Indriyas), auf die Idee des Ego (ahamkara) und auf sein Bewußtsein konzentriert, werden ihm außergewöhnliche Fähigkeiten und Erkenntnisse zuteil. Die drei höheren Stufen des Yoga (dharana, dhyana und samadhi) sind innerlicher als die vorangehenden Stufen (yama, Niyama, Asana, Pranayama und Pratyahara) und bedeuten Yoga im eigentlichen Sinn, während die fünf anderen als nur äußerliche Vorläufer anzusehen sind.
Die drei Stufen führen unmittelbar zum samadhi und werden deshalb »antaranga sadhana«, der innerliche Teil der geistigen Schulung, genannt, während die fünf anderen nur Körper, Atem (Prana) und Sinnesorgane (Indriyas) reinigen.
Die Verwirklichung des Zustands samyama führt zur Erkenntnis. In dem Maß, in dem dieser Zustand sich festigt, wird die Erkenntnis des samadhi wirksamer und klarer. Das Ergebnis des samyama sollte zu einem natürlichen Zustand werden und damit eine wesentliche Kraft für den Yogi bedeuten. Wie ein Bogenschütze zunächst auf eine große Scheibe schießt und sich dann allmählich kleinere Ziele aussucht, wird der Yoga sein samyama zuerst auf grobe Substanz und erst später auf feinstoffliche ausrichten. In langer Übung steigt er Sprosse für Sprosse die Leiter des Yoga hinauf.
Samyama auf die Sonne gerichtet, gibt Erkenntnis der Welten, auf den Mond gerichtet, Erkenntnis der Sternenwelten, auf den Polarstern gerichtet, Erkenntnis der Sternenbewegungen. Wendet man samyama auf die Kraft der Elefanten an, gewinnt man selbst ihre Stärke. Richtet man samyama auf den Charakter anderer, versteht man ihre Gedanken, richtet man es auf die Beziehung zwischen Ohr und Äther, vernimmt man das Göttliche; auf die Beziehung zwischen Äther und Körper gelenkt, wird der Yogi federleicht und vermag sich durch die Luft fortzubewegen.
Richtet man samyama auf die unmittelbare Wahrnehmung unbewußter Eindrücke (samskaras), erkennt man seine früheren Geburten. Ist samyama auf die klare und bestimmte Beziehung zwischen Reinheit(sattva) und Weltseele(purusha) gerichtet, ergeben sich die Kräfte der Allmacht und Allwissenheit.
Samyama, auf das Nabel-Chakra gelenkt, ergibt körperliche Erkenntnisse. Richtet man samyama auf das Chakra des Halses, vermag man Hunger und Durst zu unterdrücken. Auf das Licht des Kopfes gerichtet, führt es zur Beziehung (darshan) mit Wesem, die Vollkommenheit erlangt haben (siddhas).
Die Yoga Sutras von Patanjali
त्रयमेकत्र संयमः || 3.4 ||
trayam ekatra saṃyamaḥ || 3.4 ||
Diese drei (Dharana, Dhyana und Samadhi) werden zusammen als Sammlung (Samyama) bezeichnet.
तज्जयात्प्रज्ञालोकः || 3.5 ||
taj-jayāt prajñālokaḥ || 3.5 ||
Deren Meisterung (Jaya) führt zur Weisheitsschau (Prajna-Aloka).
तस्य भूमिषु विनियोगः || 3.6 ||
tasya bhūmiṣu viniyogaḥ || 3.6 ||
Die Anwendung (Viniyoga) des (Samyama) vollzieht sich in Stufen (Bhumi).
त्रयमन्तरङ्गं पूर्वेभ्यः || 3.7 ||
trayam antaraṅgaṃ pūrvebhyaḥ || 3.7 ||
Diese drei (Dharana, Dhyana und Samadhi) sind das innere Glied (Antaranga) der vorherigen (fünf Glieder).
तदपि बहिरङ्गं निर्बीजस्य || 3.8 ||
tad api bahiraṅgaṃ nirbījasya || 3.8 ||
Selbst dieses (innere Glied) ist ein äußeres Glied (Bahiranga) der keimlosen Versenkung (Nirbija Samadhi).
Siehe auch
Weblinks
Multimedia
Sukadev: Samyama-Techniken verbessern die feinstoffliche Wahrnehmung
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