Sarva Upanishad

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Die Sarva Upanishad, auch Sarva Upanishat Sara, Sarb oder Sarbsar genannt, ist ein Teil der indischen Heiligen Schriften, die Veda genannt werden. Sie gehört zum Atharvaveda.

Sarva Upanishad - Erläuterungen nach Paul Deussen

Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 753 - 757.

Eine ähnliche Stellung wie in dem Corpus der platonischen Schriften die "..., Definitiones, nehmen in der Sammlung der Upanishaden einige sehr späte und sekundäre Schriften ein, welche, auf Grund der älteren Upanishaden, vornehmlich, wie es scheint, für Zwecke des Lehrens und Lernens, die Hauptbegriffe des Vedanta-Systems aufzählen und erklären. Von dieser Art ist die von Weber (Ind. Stud. XVII, 136-160) behandelte Niralamba Upanishad, welche 29 Grundbegriffe erörtert; mehr klassifizierend verfährt die Sariraka Upanishad, und auch die schwer zu beurteilende Nirvana Upanishad scheint diesem Kreis anzugehören. - Größere Anerkennung als diese drei, nur in der Muktika-Sammlung aufgenommenen, Texte hat unsere, Sarva Upanishat Sara oder Sarva Upanishad genannte, Schrift gefunden, welche nicht nur in Colebrookes und Narayanas Sammlung, sondern auch als Sarb (nicht zu verwechseln mit Sarbsar) im Oupnekhat und als Sarvasara in der Muktika-Sammlung vorliegt. Dieselbe erklärt, auf Grund älterer Upanishadstellen, doch mit selbständiger Haltung, folgende dreiundzwanzig Termini:

1-4: Bandha und Moksha, Avidya und Vidya; 5-8: die vier Zustände in Mandukya; 9-13: die fünf Hüllen in Taitt. 2; 14-16: Kartar, Jiva, Kshetrajna; 17-19: Sakshin, Kutastha, Antaryamin; 20-22: Pratyagatman, Paramatman, Atman; 23: Maya.


Om! 1. Was ist die Bindung? 2. Was die Erlösung? 3. Was ist das Nichtwissen? 4. Was das Wissen? 5-8. Was sind die Zustände des Wachens, Träumens, Tiefschlafes und Turiyam? 9-13. Was ist die Nahrungs-artige, Odem-artige, Manas-artige, Erkenntnis-artige, Wonne-artige [Hülle]? 14-19. Was ist der Täter, Jiva, Kshetrajna, Zuschauer, Höchststehende, innere Lenker? 20-23. Was ist der innere Atman, der höchste Atman, der Atman und die Maya?

1. Der Atman ist Gott. Wenn aber einer wähnt, der Leib usw., welcher nicht der Atman ist, sei der Atman, so heißt die¬ser Wahn die Bindung (bandha) des Atman. 2. Das Zunichtewerden dieses Wahnes ist die Erlösung (moksha). 3. Was jenen Wahn bewirkt, ist das Nichtwissen (avidya). 4. Das, wodurch der Wahn zunichte wird, ist das Wissen (vidya). 5. Wenn man mit den von Manas anfangenden vierzehn' Or-ganen, welche nach außen sich entfalten (pushkala) und dabei von Gottheiten wie Aditya usw. unterstützt werden, die groben Objekte, wie Töne usw., wahrnimmt, so heißt dies das Wachen (jagaranam) des Atman. 6. Wenn man, von den Eindrücken des Wachens befreit, mit nur vier Organen [Manas, Buddhi, Cittam, Ahamkara] und ohne daß Töne usw. vorhanden sind, auf jenen Eindrücken beruhende Töne usw. vernimmt, so heißt dies das Träumen (svapnam, hier Neutrum!) des Atman, 1 Manas, Buddhi, Cittam, Ahamkara, fiinf Jnanendriyani, fünf Karrnendri yani (Narayana). Cittam als besonderes Organ auch Prasna 4,8. Culika v. 14.


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7. Wenn man, infolge des Rubens aller vierzehn Organe und des Aufhörens des Bewußtseins der besonderen Objek¬te [ohne Bewußtsein ist], so heißt dies der Tiefschlaf (su-shuptam) des Atman. B. Wenn, unter Wegfall der drei genannten Zustände, das dem Sein als Zuschauer gegenüberstehende Geistige nur noch selbst als eine von allem Sein befreite Unterschiedlosigkeit be- 624 steht, so heißt dieses Geistige das Turiyam (das Vierte). 9. Die Zusammenfassung der sechs aus Nahrung gebilde¬ten Hüllen [Knochen, Mark, Fett, Haut, Fleisch. Blut] heißt die nahrungsartige (annamaya) Hülle. 10. Wenn in der nahrungsartigen Hülle auch noch die vier-zehn Arten des Windes, Prana usw. [prana, apana, vyana, uda-na, samana; ndga, kurma, krikara, devadatta, dhanan'jaya; vai-rambhana, sthanamukhya, pradyota, prakrita] vorhanden sind, so heißt dies die o d e m a rt i g e (pranamaya) Hülle. 11. Wenn der Atman, mit diesen beiden Hüllen verbunden, vermittelst der vier Organe des Manas usw. [Manas, Buddhi, Cittam, Ahamkara] die Töne und anderen Objekt sowie die Betätigungen des Vorstellens usw. bewirkt, so heißt dies die manasartige (manomaya) Hülle. 12. Wenn der Atman, mit diesen drei Hüllen verbunden, als die auf jenen Betätigungen [des Vorstellens usw.] beruhenden Unterschiede und Gleichheiten erkennend erscheint, so heißt dies die erkenntnisartige (vijnYinamaya) Hülle. 13. Wenn er in der Erkenntnis, daß er selbst die Ursache jener vier Hüllen, wie der Feigenkern die des Feigenbaumes, sei, verweilt, so heißt dies die wonneartige (anandamaya) Hülle: 14. Wenn er, auf die Erkenntnis der Lust und des Schmerzes sich stützend, innerhalb des Leibes zum Täter (kartar) wird, so wird die Erkenntnis eines erwünschten Objektes zur Er¬kenntnis der Lust, die Erkenntnis eines unerwünschten Objek¬tes zur Erkenntnis des Schmerzes; die Ursachen aber der Lust und des Schmerzes sind Ton, Berührung, Gestalt, Geschmack und Geruch.

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15. Wenn er im Einhalten der guten und bösen Werke die Trennung von dem gegenwärtigen Leib und die Verbindung 625 mit einem künftigen Leib bewerkstelligt, so heißt er, weil er mit diesen Leibern behaftet ist, die individuelle Seele (fiva). 16. Das Manas mit den übrigen (Buddhi, Cïttam, Ahamkara], der Prana mit den übrigen [Apana, Vyana, Udana, Samana], das Sattvam mit den übrigen [Rajas und Tamas], der Wunsch mit den übrigen und das Gute mit den übrigen [Böses, Erkenntnis, Eindrücke], - dies sind die fünf Gruppen. Der Träger dieser fünf Gruppen, welcher ohne die entstandene Erkenntnis des Atman nicht vergeht und in der Nähe des Atman als ewig auf-gefaßt wird, obgleich er nur eine Bestimmung (upadhi) des Atman ist, dieser heißt der Lingaleib oder der Herzensknoten; und das Geistige, welches in ihm zum Vorschein kommt, heißt der Leibkenner (kshetrajna). 17. Derjenige, welcher Subjekt, Objekt und Tätigkeit des Erkennens in ihrem Hervortreten und Zurücktreten erkennt, während er selbst weder hervortritt noch zurücktritt, sondern an sich selbst Licht ist, dieser heißt der Zuschauer (Rakskin). 18. Sofern er von Brahma an bis zur Ameise herab in den Bewußtseinen aller Lebewesen ohne Unterschied wahrgenom-men wird, als in dem Bewußtsein aller Lebewesen stehend, heißt er der Höchststehende (kutastha). 19. Wenn der Atman; als die Ursache der Naturbeschaffen-heit der mit dem Höchststehenden usw. ausgerüsteten Vielhei-ten, in allen Leibern, gleichwie die Schnur durch die Menge der Perlen, hindurchgefädelt erscheint, so heißt er der innere Lenker (antarpamin). 1 Der Scholiast versteht die Brih. 1,5,3 vorkommende Aufzählung der Funktionen des Manas: »Verlangen, Entscheidung, Zweifel, Glaube, Un-glaube, Festigkeit, Unfestigkeit, Scham, Erkenntnis, Furcht«; - schwer-lich mit Recht, da iccha gar kein Glied in dieser Reihe ist. Richtiger wird man an iccha, dveshas, sukham, duhkham (Shank. ad Brahmasutra p. 660,7) oder an die fünf Klesah (avidya, asmita, raga, dvesha, abhini-vela) des Yoga (Yogasutra 2,3) zu denken haben.

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20. Wenn der Atman, von allen Bestimmungen befreit, wie gediegenes Gold erscheint als seiner Natur nach nur bestehend 626 aus Erkenntnis und Geist, so heißt dies der [in tat yam asi] durch das Wort »du« bezeichnete innere Atman (pratyag-atman). 21. Das Brahman ist real, Erkenntnis, unendlich, Wonne. Real, d. h. unvergänglich, ist das, welches, während Name, Ort, Zeit, Körper und Ursache vergehen, nicht mit vergeht. Dieses Unvergängliche wird weiter als Erkenntnis, nämlich als ein dem Entstehen und Vergehen nicht unterworfenes Geistiges, d.h. als Erkenntnis, bezeichnet. Ferner heißt es unendlich: nämlich wie den Tongefäßen der Ton, den Goldgeräten das Gold, den Geweben der Faden, so ist den vom Unoffenbaren anfangenden Schöpfungsprodukten das Geistige vorherge¬hend und sie durchdringend und wird als solches unendlich genannt. Ferner heißt es Wonne: der aus Lust. und Geistigkeit bestehende, unermeßliche Wonne-Ozean, der seinem Wesen nach ohne Unterschied aus Lust besteht, wird als Wonne be¬zeichnet. Dasjenige, dessen Merkmal diese vier Wesenheiten [seiend, Erkenntnis, unendlich, Wonne] sind, und welches in Raum, Zeit und Kausalität unwandelbar besteht, heißt der [in tat team asi] durch das Wort »das« bezeichnete höchste At-man (paramatman) oder das höchste Brahman. 22. Derjenige, welcher von dem mit Bestimmungen behaf-teten Worte »du« und von dem mit Bestimmungen behafteten Worte »das« verschieden ist und wie der Äther rein, absolut und nur aus Sein bestehend ist, wird als das Selbst (das We-sen, die Seele, &man) des Wortes »das« bezeichnet. 23. Dasjenige, welches ohne Anfang, doch nicht ohne Ende (lies: antavati) ist, welches sich gegen Beweis und Nichtbeweis gleich verhält, nicht seiend, noch auch nichtseiend, noch auch seiend und nichtseiend ist, welches, sofern man für das aus dem selbst Unerschaffenen stammende Erschaffene die Ursa¬che [d. h. Brahman] vorstellt, nicht ist, und sofern man sie [im Empirischen bleibend] nicht vorstellt, ist, dieses aller Merkma¬le Entbehrende wird die Täuschung (maya) benannt.