Ludus: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 25. November 2015, 04:46 Uhr

Ludus, von Lateinisch Ludus, heißt Spiel. Ludus ist einer der sechs Liebesstile, die von John Alan Lee postuliert wurden. Ludus wird oft in Wortzusammensetzungen verwendet, in denen verschiedene Aspekte des Spiels, des Spielerischen, beschrieben werden.

Ludus ist die spielerische Liebe

Ludus als einer der sechs Liebesstile

Der amerikanische Sozialpsychologe John Alan Lee fand in empirischen Untersuchungen sechs unterschiedliche Stile der Liebe, Liebesstile genannt. Er benannte sie nach griechischen und lateinischen Begriffen. An der Marburger Universität wurde dafür ein standardisierter Fragebogen, nämlich das Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile (MEIL) entwickelt. Damit kann man die jeweilige Stärke von Liebesstilen bei Personen feststellen. Einer dieser sechs Liebesstile ist Ludus, der spielerische Liebesstil.

Die sechs Liebesstile

Die sechs Liebesstile sind in dieser Systematik:

Der Ludus Liebesstil

Ludus als Liebesstil hat folgende Charakteristika:

  • Der Betreffende sucht insbesondere Vergnügen in der Liebe
  • Der Betreffende sieht Liebe als ein Spiel an, das immer neue Spielpartner braucht
  • Der Betreffende hat wechselnde Sexualpartner
  • Der Betreffende hat auch parallele Beziehungen

Der Ludus Liebesstil wird manchmal auch als Freie Liebe bezeichnet - obgleich sie gar nicht so frei ist, da sie inneren Launen und Antrieben ausgeliefert ist.

Beurteilung des Ludus Liebesstils

Etwas Spielerisches tut jeder Liebesbeziehung gut. Aber das Spielerische, Ludus, sollte in der Beziehung bleiben, nicht außerhalb.

Langfristig sucht der Mensch eine feste Beziehung. Kaum jemand ist zufrieden, immer wieder neue sexuelle Beziehungen einzugehen. Auch Menschen, die von freier Liebe sprechen, sehnen sich meist nach einer festen, tiefen Beziehung.

Manche Menschen lösen die Problematik, indem sie eine feste Beziehung haben, in der sie Eros, Storge und Agape pflegen, und Außenbeziehungen, in denen sie Ludus pflegen. Ohne schlechtes Gewissen gelingt das jedoch kaum. Und oft zerstört diese scheinbar spielerische Außenbeziehung die eigentliche Beziehung.

So wird man sagen, dass Ludus als Haupt-Liebesstil eventuell für junge Menschen zum Ausprobieren hilfreich sein könnte. Aber gerade Teenager neigen ja zu heftigster romantischer Liebe...

Ludus, freie Liebe und verhaftungslose Liebe

In Yoga Kreisen wird manchmal unter verhaftungsloser Liebe eine unverbindliche Liebe mit Freiheit zu Außenbeziehung genannt, also das was auch als Ludus bezeichnet werden kann. In den Yoga Schriften ist verhaftungslose Liebe aber nicht die Liebe mit wechselnden Partnern. Vielmehr ist dort die bedingungslose Liebe zum Partner genannt, die den Partner so nimmt wie er ist, ohne ihn ändern zu wollen. Verhaftungslose Liebe ist Liebe um der Liebe willen und nicht Liebe mit Erwartungen. Insofern ist eine tiefe Zweierbeziehung, die auf Dauer angelegt ist und den anderen so akzeptiert wie er ist, im eigentlichen Sinn eine verhaftungslose Liebe.

Schwierig wird es, wenn der andere zu Ludus bzw. zur sogenannten freien Liebe neigt. Heißt verhaftungslose Liebe, das zu dulden? Vermutlich wird man das verneinen müssen.

Die Liebe ist kompliziert, insbesondere wenn es um die Liebe zwischen zwei Menschen geht, und noch komplizierter zwischen mehr als zwei Menschen...

Weitere Bedeutungen von Ludus

Ludus hat verschiedene Bedeutungen. Hier ein paar Beispiele

  • Ludus ist eine Stadt in Rumänien
  • Ludus ist eine britische Post-Punk-Band
  • Ludus Magnus war eine Gladiatorenschule in Rom

Ludus als Wortbestandteil

Ludus oder eine Abwandlung davon gibt es in vielen verschiedenen Wörtern und Wortzusammensetzungen. Hier ein paar Beispiele:

  • Präludium - Vorspiel
  • Interludium - Zwischenspiel
  • Ludothek - eine Spielesammlung
  • Ludus de Antichristo (deutsche ÜBersetzung Das Spiel vom Antichrist) - ein geistliches Spiel (etwa 1160 n. Chr.)
  • Ludus de nato Infante mirificus (das Spiel von der Geburt des wunderbaren Knaben), ein Weihnachtsspiel von Carl Orff
  • Ludus tonalis (Das Tonspiel), ein Werk von Paul Hindemith

Magister Ludi bei Hermann Hesse

Einer der Spätwerke von Hermann Hesse war der Roman "Das Glasperlenspiel". Dieser Roman hat als Untertitel: Versuch einer Lebensbeschreibung des Magister Ludi Josef Knecht samt Knechts hinterlassenen Schriften. Magister Ludi ist hier der Meister (Magister) des Glasperlenspiels. Hermann Hesse versuchte in dieses Werk Glasperlenspiel die Essenz seiner Erkenntnisse zu packen - und der Magister Ludi ist in vielerlei Hinsicht ein besonders weiser Mann.

Siehe auch