Sonntagsruhe
Sonntagsruhe bezeichnet die Ruhe am Sonntag. Die Sonntagsruhe geht zurück auf eines der 10 Gebote, welches besagt, dass man am Sabbat (Samstag) nicht arbeiten soll. Papst Silvester I. hat zusammen mit Kaiser Konstantin 325 nach dem ersten Konzil von Nicaea den Sonntag als christlichen Ruhetag postuliert, um sich von den Juden abzusetzen. So wurde der Sonntag zu dem Tag, an dem alle zur sonntäglichen Heiligen Messe gehen sollten und an dem die Arbeit ruhen sollte. Heutzutage schützen verschiedene Gesetze die Sonntagsruhe. Es gibt auch zahlreiche Ausnahmen insbesondere des Arbeitsverbots am Sonntag.
Sonntagsruhe als Zeit der spirituellen Praxis
Ursprünglich waren im Judentum der Sabbat und im Christentum der Sonntag nicht einfach Ruhezeiten. Vielmehr waren es Ruhezeiten plus Zeiten religiöser Praxis. Gottesdienstbesuch war im christlichen Mittelalter sogar verpflichtend. Und viele Zerstreuungen waren am Sonntag verboten. Der Sonntag sollte also nicht einfach ein Tag des Vergnügens sein, sondern ein Tag der religiösen Übung.
Im Zuge der Säkularisierung ist sich heute kaum noch jemand des religiösen Ursprungs der Sonntagsruhe bewusst. Es hat sich vielmehr als gesundheitlich und psychologisch sehr sinnvoll erwiesen, einen Tag pro Woche frei zu haben und für Regeneration zu nutzen.
Man kann aber seinen Sonntag auch nutzen, um seine spirituelle Praxis zu vertiefen. Viele Menschen machen am Wochenende Yoga Seminare mit, gehen in die Natur und nehmen Kontakt auf mit der Natur, vertiefen ihre Praxis von Yoga und Meditation. Die meisten Yoga Vidya Zentren bieten am Sonntag gut besuchte Yogastunden und Satsangs mit Meditation, Mantrasingen und Vortrag an.
Sonntagsruhe ist ein altes Konzept aus dem Christentum, letztlich entstanden im Judentum, wo es heißt: es ist gut, einen Tag die Woche zu ruhen
Wir finden in der jüdischen Bibel, dass Gott die Welt in sechs Tagen geschaffen hat und am siebten Tag hat er sich ausgeruht. Oder wir finden es auch unter den Geboten: sechs Tage sollst du arbeiten, am siebten Tag solltest du ruhen. Dieses ruhen am siebten Tag ist zum einen etwas, was einem hilft, zu entspannen, sich zu regenerieren aber es sollte eben auch ein Tag sein, der besonders der spirituellen Praxis gewidmet ist. Bei den Juden war es natürlich der Shabbat, der Samstag. Die Christen haben letztlich – auch um sich ein bisschen abzusetzen von den Juden – den Ruhetag von Samstag auf Sonntag verlagert. Es gibt natürlich eine Begründung: Sonntag ist der Tag der Wiederauferstehung von Jesus und in Feiern dieses großartigen Ereignisses haben die Christen den Sonntag geheiligt und die Sonntagsruhe entwickelt. Bis heute ist es mindestens in Deutschland so, dass in den meisten Orten die Geschäfte am Sonntag geschlossen sind und dass immer noch die Mehrheit der Menschen am Sonntag frei hat.
So ist es zum Beispiel auch bei Yoga Vidya, dass mehr Menschen am Wochenende da sind, letztlich hat es sich ja seit den 1950iger, 1960iger Jahre entwickelt, dass von der Sonntagsruhe aus das Wochenende heilig wurde und so Samstag/Sonntag für viele frei sind, wo sie dann ein Yoga-Seminar mitmachen. In den meisten Yoga-Vidya-Stadtzentren gibt es am Sonntag abend einen Satsang – Meditation mit Mantrasingen – so schließt man den Sonntag würdevoll ab.
Aber egal, ob du jetzt christlich bist oder nicht christlich – die Sonntagsruhe einzuhalten ist etwas Gutes. Ob das immer der Sonntag sein muss oder ob du vielleicht eine Arbeit hast, die am Sonntag dich beschäftigt, dann wäre es vielleicht gut an einem anderen Tag die Ruhe einzuhalten, aber grundsätzlich ist es so, dass es gut ist, einen Tag die Woche nicht deiner normalen Arbeit nachzugehen und mehr spirituell zu praktizieren. Dann ist das mehr, als nur eine äußere Sonntagsruhe, sondern eine innere Sonntagsruhe.
Patanjali schreibt im Yoga Sutra: "Yogas citta vrtti nirodhah". Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen. Wenn du also den Sonntag oder einen anderen Wochentag nutzt, dein Geist zur Ruhe zu bringen, dann erfährst du dort dein wahres Wesen und letztlich Gott. In der Bibel finden wir ja auch: Sei still und wisse, ich bin Gott. Gehe in die Stille, gehe in die Ruhe und in der Ruhe erfährst du die Gegenwart des Göttlichen. Und so ist die Sonntagsruhe mehr als nur etwas Lästiges für Kinder oder für Erwachsene, die gerne einkaufen würden und gerne etwas erleben würden oder es ist mehr als nur ein erholsamer Tag, wo man alles möglich machen kann.
Die Sonntagsruhe kann und sollte etwas Heiliges sein. Etwas, wo du dich spirituell erneuerst. Etwas, wo du durch intensivere spirituelle Praxis neue Energie, neue Freude empfindest und Gott vermehrt spürst.
Video Sonntagsruhe
Hier findest du ein Vortragsvideo über Sonntagsruhe :
Autor/Sprecher: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Seminarleiter zu den Themen Yoga und Meditation.