Die Verwirklichung des Absoluten - Kapitel 4 - Die Natur der Wirklichkeit

Aus Yogawiki
Swami Krishnananda beim Arati

Die Verwirklichung des Absoluten - Kapitel 4 - Die Natur der Wirklichkeit

Die Verwirklichung des Absoluten - Kapitel 4 - Die Natur der Wirklichkeit

Brahman als Existenz oder Sein

Vor langer Zeit hat der Rigveda verkündet:

"Das Eine Sein, von dem die Weisen unterschiedlich sprechen."

Die ganze Philosophie geht davon aus und die ganze Religion gründet darauf. Wir hören außerdem solche Erklärungen wie: "Wahrheit, Wissen, Unendlichkeit ist Brahman", "Bewusstsein und Wonne ist Brahman", "All DAS ist wahrlich Brahman", "Dieses Selbst ist Brahman", "Unsterblich, furchtlos ist Brahman" und so weiter. Weiterhin sind uns Behauptungen bekannt wie: "DAS, aus dem diese Wesen geboren sind, durch DAS sie nach der Geburt leben, in DAS sie wieder eintreten und mit dem sie Eins werden, - erkenne DAS, "Allgegenwart, Allwissenheit und Allmacht, so wird gesagt, sind die Eigenschaften Gottes. Sie dienen dazu, die zwiefältige Natur Brahmans, - die Wirklichkeit - zu bestimmen, und zwar ihre essentielle Natur (Svarupa-Lakshana) und die nebensächlichen Beifügungen (Tatastha-Lakshana). Erstgenanntes ist die unzerstörbare Wahrheit Brahmans, letztgenannte sind seine aufgestülpten abhängigen Qualitäten, die den Veränderungen des Zeitprozesses unterliegen. Das 'Svarupa-Lakshana' eines Dinges entspricht seiner Definition in Begriffen, die sich auf die Eigenschaftsmerkmale oder 'Svabhavas' stützen, aus denen sich das Ding, solange es existiert, zusammensetzt. Die Merkmale, die das 'Svarupa-Lakshana' eines Dinges ausmachen, sind identisch mit der essentiellen Existenz eines Dinges als solchem. 'Svabhava' und 'Svarupa' bedeuten das gleiche Ding und sind keine zwei Dinge, die zu einem anderen in irgendeinem Kontakt stehen. Ein Haus kann zum Beispiel anhand seiner essentiellen Merkmale, die solange verweilen wie das Haus selbst besteht, definiert werden. Solch eine Definition würde das 'Svarupa-Lakshana' eines Hauses sein. Als 'Svarupa-Lakshana' Brahmans sollten nur jene Eigenschaften zugelassen sein, die Ewig sind wie Brahman Selbst und nicht wie jene, die vorübergehend im Verhältnis zu Jiva (individuelle Seele) erscheinen. Existenz oder 'Sat' ist stets Ewig. Es kann keine Auflösung der Existenz geben. Und Existenz wiederum kann nicht ohne das Bewusstsein von Existenz sein. Daher ist Bewusstsein oder 'Chit' ebenfalls Ewig. Da Existenz Ungebunden, Ungeteilt, Einzigartig und in jeder Hinsicht Unendlich ist, ist sie auch höchste Freiheit oder Wonne. Somit ist Wonne oder 'Ananda ' genauso Ewig wie Existenz und Bewusstsein. Existenz-Bewusstsein-Wonne oder 'Satchidananda' ist keine dreigeteilte, sondern die eine ewige Wirklichkeit. Dies entspricht dem 'Svarupa-Lakshana' oder der Definition von der ESSENTIELLEN NATUR Brahmans. Obwohl Sat-Chit-Ananda in Wirklichkeit Eins sind, manifestieren sie sich unterschiedlich durch die tamasischen, rajasischen und sattvischen Vritti (Gedankenbewegungen) des Manas (Denkorganes), wobei das Tamasika-Vritti ausschließlich Existenz offenbart, das Rajasika-Vritti die Kombination von Existenz und Bewusstsein und das Sattvika-Vritti den gesamten Existenz-Bewusstsein-Wonne-Komplex. Sat Chit Ananda sind keine Teile oder Eigentum Brahmans, sondern Brahmans wahre Essenz oder eigenes Sein. Das 'Tatasthalakshana' eines Dinges entspricht dessen Definition in Begriffen von bestimmten Eigenschaftsmerkmalen, die in nebensächlichem Zusammenhang zu ihm bestehen und nicht für immer existieren. Diese Merkmale befinden sich außerhalb des definierten Dinges und bilden somit nicht dessen essentielle Natur. Sie unterscheiden sich vom Svarupa oder Svabhava, das heißt vom definierten Ding als solchem. Es besteht eine äußere Beziehung zwischen diesen Merkmalen und dem Ding, das sie definieren. Ein Haus kann zum Beispiel als ein Gebäude definiert werden, auf dessen Dach eine Krähe sitzt, was jedoch nicht bedeuten muss, dass sich auf jedem Haus stets eine Krähe befindet. Dies ist nur eine vergängliche Definition des Hauses im Verhältnis zu einem äußeren Objekt, wobei das Verhältnis eher vorübergehender Natur ist. Diese Definition hat keinen dauerhaften Wert. Weiterhin ist dies eine unvollständige Definition, die allerdings dem 'Tatasthalakshana' eines Hauses durchaus entsprechen würde. Das 'Tatasthalakshana' von Brahman ist die Definition Brahmans in Begriffen des scheinbaren und vergänglichen Universums, entsprechend der individuellen Erfahrung. Sowohl Schöpfung, Erhaltung und Auflösung des Universums, als auch All-Gegenwart, Allwissenheit und All-Macht, sind alles Merkmale, die Brahman im Verhältnis zu etwas, das sich (scheinbar) außerhalb von IHM befindet, zugeordnet und übergestülpt werden. Diese Definition ist nur solange tauglich, solange das Universum (als wirklich) erfahren wird. Es ist eine abhängige und künstliche Definition, die kein wirkliches Verhältnis zu DEM hat, was zu definieren versucht wird. Die Ursächlichkeit Brahmans ist keine Tatsache als solche, sondern eine erfahrungsbedingte Vorstellung des 'Jiva' (indiv. Seele).SEIN ist Wahrheit im transzendenten Sinne ohne Beziehung zu irgend etwas. ES kümmert sich nicht um die Schwierigkeit des Menschen, die Begrenzungen des relativen Bewusstseins nicht transzendieren zu können und somit den Wert und die Bedeutung der relativen Ordnung für die Wahrheit zu halten. Der Höchste Wert der Wahrheit ist gleichbedeutend mit reinem Sein, denn Nicht-Sein kann keinen Wert haben.

"Dies war am Anfang ausschließlich Existenz (Sein), -Eines allein ohne ein Zweites."
-Chh. Upanishad, VII.2.1.

Brahman ist DAS, was beständig in den Dingen ist, die sich verändern. ES ist ohne Namen und Form, welche beide die charakteristischen Eigenschaften der Erscheinungswelt sind. ES ist essentiell Absolute Existenz. Existenz kann sich niemals verändern, kann niemals vergehen, auch wenn die von IHR durchdrungenen Dinge verschwinden. Existenz ist daher die Natur der Wirklichkeit und unterscheidet sich von den formen- und namengebundenen Dingen. Existenz ist ohne etwas Zweites und hat keine äußeren Beziehungen oder innere Unterscheidungen. ES ist nicht von Raum, Zeit und Individualität begrenzt. ES bezieht sich auf nichts, da es nichts Zweites gibt. Es gibt weder etwas Ähnliches noch etwas Unähnliches, denn nur 'DAS allein IST'. Das gesamte Universum ist eine spirituelle Einheit und eins mit dem essentiellen Brahman. ES hat weder innen noch außen einen Unterschied. Brahman ist strukturell überall gleich und daher entspricht die Kenntnis von Einem Teil dem Wissen um das Ganze. Selbst-Erkenntnis ist die Erkenntnis Brahmans. Alles, was ist, ist der eine Brahman, das Wirkliche des Wirklichen,- "Satyasya Satyam" -. ES zu kennen, heißt Alles zu kennen.

"Wie durch die Erkenntnis eines Klumpen Erde alles, was aus Erde gemacht ist, erkannt werden kann, - alle Veränderungen sind lediglich Namen und ein Spiel der Sprache, da das letztendliche Substrat all dieser Dinge die Erde ist - , so wird gleichermaßen alles erkannt, wenn Brahman erkannt wird."
"Wo scheinbare Dualität ist, ist eine Subjekt-Objekt-Beziehung; doch wo Atman allein ist, - wie kann es da irgendeine Beziehung geben oder eine Handlung zwischen irgend etwas stattfinden ?"
"Da ist Wissen und dennoch ist da keine Wahrnehmung oder Erkenntnis, denn dieses Wissen ist unzerstörbar; es ist beziehungslose Bewusstseins-Masse".
-(Vide Brih. Upanishad)

ES ist der ewige objektlose Kenner und alles andere ist nichts, - lediglich eine Erscheinung, etwas Falsches.

Brahman ist Existenz, die unendliches Bewusstsein und reine Wonne ist.

"Brahman ist Existenz, Bewusstsein, Unendlichkeit."
-TAITT.UPANISHAD,II.1.
"Brahman ist Bewusstsein, Wonne."
-Brih. Upanishad, III.9.28.
"DAS, was Unendlichkeit ist, ist Wonne und Unsterblichkeit."
-Chh. Upanishad, VII. 23, 24.

Diese Sätze beinhalten die beste Definition der Höchsten Wirklichkeit. Brahman ist Bewusstsein. ES ist der letztendliche Kenner. ES ist nicht wahrnehmbar, denn niemand kann den Kenner kennen, niemand kann DAS kennen, durch das alles erkannt wird.

"Es gibt keinen Sehenden, sondern DAS;
keinen Hörenden, sondern DAS;
keinen Denkenden, sondern DAS;
keinen Erkennenden, sondern DAS."

ES ist das ewige Subjekt der Erkenntnis und niemand kennt ES als das Objekt der Erkenntnis. Dieses grenzenlose Selbst-Bewusstsein ist die alleinige Wirklichkeit. ES ist die Fülle der Vollkommenheit und Unendlichkeit.

"Brahman ist Unendlich, das Universum ist Unendlich, aus dem Unendlichen setzt sich das Unendliche fort und nach der Wegnahme des Unendlichen vom Unendlichen verbleibt nur das Unendliche."

Dieser Satz aus den Upanishaden scheint die Unendlichkeiten aufeinander zu türmen und zu dem verwirrenden Schluss zu kommen, dass nach der Wegnahme des Ganzen vom Ganzen ausschließlich das Ganze zurückbleibt. Die hier eingepflanzte Bedeutung liegt im Unveränderlichen und Unsichtbaren Charakter der Unendlichen Wirklichkeit, unabhängig von all den Formen, die scheinbar in IHR erschaffen werden. Das Unendliche ist Nichtdual und es sind keinerlei Verfahrensweisen mit IHM möglich.

Wir lesen von Sanatkumara, der die Gedanken Naradas von dessen unangemessenen Vorstellungen hinsichtlich der Wahrheit zu angemesseneren Vorstellungen führte und schließlich dazu überging, ihm die Majestät Bhumas, - das 'absolut Grosse', das 'Unbegrenzte', über dem es nichts mehr gibt, DAS alles versteht, DAS den gesamten Raum ausfüllt und DAS mit dem Selbst in uns identisch ist -, zu erklären. Bhuma ist das essentielle Brahman, wo man nichts sieht, nichts hört, nichts versteht. ES ist Wonne und Unsterblichkeit, - das Plenum der Glückseligkeit. ES ist das vollkommene Sein.

Nun, die Vorstellung von der Wirklichkeit als einem zusammengesetzten Sein lässt gleichermassen die Idee des Nicht-Seins entstehen. Der Rigveda (X.129.1) sagt, dass am Anfang weder Nicht-Sein noch Sein war (Na Asad Asit, Na Sad Asit). Sein war nicht, weil kein Nicht-Sein war. Die Wahrheit ist eine über-intellektuelle Transzendenz der Ideen vom Sein und Nicht-Sein und von all dem, was verknüpft ist mit den zeitlichen Beziehungen des Denkens, denn in dem, was Wirklich ist, gibt es keinerlei Denkformen (Psychosen). Gemäß dem Rigveda sind selbst

"Unsterblichkeit und Tod nicht mehr als bloße Schatten". Was wahrhaftig existiert, ist das Wirkliche.
"ES ist das Sein und das Über-Sein, das Ausgedrückte und das Unausgedrückte, das Gegründete und das Ungegründete, das Bewusstsein und das Unbewusste, die Wirklichkeit und die Unwirkliche, das Wirkliche, und das, was ES immer ist"
-Taitt. Upanishad, II.6.

Shri Shankaracharya beschreibt die Bedeutung des später folgenden Anteiles dieses Mantras wie folgt: "Sie, die Absolute Wirklichkeit, wurde das Geformte und Formlose, das Definierte und Undefinierte, die Stütze und die Nicht-Stütze, das Intelligente und das Unintelligente, die praktische (relative) Wirklichkeit und das, was nicht die praktische (relative) Wirklichkeit ist; was immer hier ist und das sie das 'Wirkliche' nennen.

Die Brihadaranyaka Upanishad (II.3.1.) sagt, dass Brahman zwei Formen hat:

"die geformte und die formlose,
die sterbliche und die unsterbliche,
die feststehende und die sich bewegende,
die wirkliche und die überwirkliche".

Es besteht ein Kontrast zwischen Brahman und der 'Welt der Namen und Formen'; Brahman ist das Höhere, das Unausdrückliche, das Grundlose, das Unbewusste, das Unwirkliche im Verhältnis zur 'Welt der Namen und Formen', die empirisch als seiend, ausdrücklich, gegründet, bewusst und wirklich erfahren wird. Attribute oder Qualitäten werden logischerweise zu unzulässigen Vorstellungen, wenn sie auf das Absolute ausgedehnt und angewendet werden. Ein Gegenstand hat nur in Beziehung zu einem anderen Gegenstand eine Beifügung. Es ist nutzlos zu sagen, dass eine Substanz ein Attribut hat, wenn gleichzeitig von dieser Substanz gesagt wird, dass sie allein existiert. Die Natur eines einzigartigen absoluten Prinzips ist unbestimmbar. Jegliche Beifügungen begrenzen ES und erschaffen einen Unterschied im Nicht-Unterschied. Von Brahman kann nicht gesagt werden, dass ES irgendwelche verständlichen Attribute besitzt, da ES die gesamte Existenz ist und nichts Zweites in Beziehung zu IHM steht. Sat (Sein) ist eine Idee im Verhältnis zu Asat (Nichtsein); das gleiche gilt für Chit (Bewusstsein) in Beziehung zu Jada (Trägheit/Stillstand); für Ananda (Wonne) in Beziehung zu Dukha (Leid); für Ananta (Unendlichkeit) in Beziehung zu Alpa (Begrenztheit); für Prakasha (Licht) in Beziehung zu Tamas (Dunkelheit). Jedes qualitative Konzept birgt Beziehungen in sich, und jeder Gedanke erzeugt eine Dualität. Brahman zu denken, heißt, DAS auf die Welt der Erfahrungen zu reduzieren. Denken ist nur in einem individuellen Zustand möglich, doch Brahman ist kein Individuum und ebenfalls durch kein Individuum erreichbar. Brahman kann nicht einmal als ein Licht angesehen werden, da es nichts zum Bescheinen gibt. ES ist auch kein Bewusstsein, da es nichts gibt, dessen ES sich bewusst ist. Bewusstsein oder Licht im absoluten Zustand kann nicht Bewusstsein oder Licht genannt werden, da solche Vorstellungen dualen Merkmalen entsprechen. Das Sein in Sich Selbst ist 'nichts' im Verständnis des Individuums. ES ist kein Objekt der Erkenntnis. Die Wahrheit ist unabhängig, beziehungslos und selbst-seiend; eine unabhängige, beziehungslose und selbst-seiende Qualität hingegen gibt es nicht. Die einzige Hilfe besteht im Eingeständnis der Hilflosigkeit des Intellektes in seinem Versuch, die Natur der Wirklichkeit zu bestimmen und Zuflucht zu verneinenden Behauptungen zu nehmen.

Der Atman ist weder dies, noch das.
" -Brih. Upanishad, IV.5.15.
"Der Atman ist weder das, was innerlich, noch äußerlich oder beiderseits bewusst ist; ES ist keine Bewusstseinsmasse und weder bewusst noch unbewusst; ES ist ungesehen, beziehungslos, unfassbar, unbestimmbar, undenkbar, unbegrenzbar; ES ist die Essenz des Bewusstseins des EINEN SELBST, die Verneinung des Universums, friedvoll, wonnevoll und nicht-dual."  
-Mand. Upanishad, 7
"ES ist jenen unbekannt, die ES erkennen. ES ist jenen bekannt, die ES nicht erkennen."
-Kena Upanishad, II.3.

All diese Hinweise deuten auf die Absolute Transzendente Natur der Wirklichkeit hin.

"ES ist auch nicht durch häufiges Hören erreichbar, und selbst nachdem man von IHM gehört hat, bleibt ES vielen unerkannt. Wunderbar ist Sein Verkünder! Gesegnet ist derjenige, der ES erwirbt!"

Das ehrfurchtgebietende Absolute wird beschrieben als "klanglos, berührungslos, formlos, unzerstörbar, geschmacklos, beständig, geruchlos, anfangslos, endlos, Höher als das Höchste, ewig, ES erkennend, wird die Befreiung aus dem Rachen des Todes erlangt." ES besteht in solch einem gleichförmigen und unterschiedslosen Zustand, dass, "was immer hier ist, auch dort ist; was immer dort ist, auch hier ist," - und daher wird die räumliche Natur der Existenz mit ihren begleitenden Unterscheidungen von Zeit und Individualität in der unsichtbaren und grundlegenden Essenz Brahmans überwunden. ES 'ist ' und ES 'ist nicht '. Doch wenn überhaupt etwas über das Ideal und Ziel des Lebens ausgesagt werden soll, dann können wir mit einer solch verwirrenden Vorstellung von Wirklichkeit nicht weiterkommen. Für uns ist Wirklichkeit das, was im strengsten logischen Sinne das Höchste sein kann. Obwohl die Wirklichkeit sämtliche Logik und Vernunft transzendiert, ist dies der Philosophie nicht möglich, da nichts in dieser Welt ohne das Denken erreicht werden kann. Wir sind denkende Wesen und alles, was 'wirklich' ist, muss für uns verständlich sein. wenn irgend etwas unverständlich ist, können wir keine Beziehung dazu haben. Das Wirkliche ist daher eher SEIN denn Nicht-Sein, eher Bewusstsein denn Unbewusstsein, eher Wonne denn Leid. Das Nicht-Sein ergibt keinen Sinn, da schließlich auch das Nicht-Sein 'sein ' muss. Bewusstsein selbst ist SEIN, und solange Nicht-Sein und Unbewusstsein keine Objekte des Bewusstseins sind, haben sie auch keine Bedeutung.

"Wie kann Sein aus dem Nicht-Sein entstehen ?"
-CHH.UPANISHAD, VI.2.1.
"Die Heilige Lehre ist, daß ES das SEIN des Seins ist."
-BRIH.UPANISHAD, II.1.20

ES ist das Sein, das selbst dem Nicht-Sein Existenz gewährt. Das Sein bedeckt das Nicht-Sein von beiden Seiten. In der Brihadaranyakaupanishad (V.5.1.) wird "Satyam " als ein aus den drei Silben 'Sa ', 'Ti ' und 'Yam ' zusammengesetztes Wort erklärt, wobei die erste und letzte Silbe die 'Wahrheit' kennzeichnen und die mittlere Silbe die Unwahrheit, was bedeutet, dass die 'Wahrheit' die Unwahrheit von beiden Seiten bedeckt und die unwirkliche Welt den äußeren Anschein der Wahrheit, - welche unbestechliches Sein ist -, erlangt. Außerdem wird gesagt, dass allein die Wahrheit triumphiert und nicht die Unwahrheit (Mund. Upanishad, III.1.6.) , womit eine unterschiedliche Wirklichkeit für das, was 'ist ' und für das, was 'nicht ist ' gegeben wird. Das, was sich verändert, ist unwahr und das, was beständig ist, ist wahr. Nichtsein verschwindet im Sein, welches in sich Selbst die höchstmöglichen Werte vereint, die das Ziel der allgemeinen Bestrebungen aller Individuen sind. Niemand wünscht sich 'nicht zu sein', jedermann wünscht sich eine Existenz in irgendeiner Form. Die Wahrheit des Sein' als Höchstem Prinzip ist im Bewusstsein, das allen erkennenden Wesen zugrunde liegt, eingepflanzt. Die Maitrayani Upanishad sagt, dass Brahman "Einer ist und grenzenlos; grenzenlos nach dem Osten, grenzenlos nach dem Süden, grenzenlos nach dem Westen und grenzenlos nach dem Norden; grenzenlos nach oben und unten und nach allen Seiten; für DAS existieren überhaupt keine Richtungen, keine Kreuzungen, kein unten und kein oben; dieser Paramatman ist unbegreiflich, unendlich, ungeboren, nicht zu ergründen" (VI. 17).

So etwas kann kein 'Nichtsein' sein. ES ist Existenz in ihrer Höchsten Vollendung. Extreme und äußerste Existenz erscheint als Nichtexistenz. Das extrem Positive des Wirklichen erscheint wie eine Verneinung von allem. Gemäß dem Übermaß an Licht ist ES dunkel. ES ist nicht wahrnehmbar, da ES allein das Wahrnehmende ist. ES ist nicht erkennbar, da ES allein der Erkennende ist. ES scheint nirgends zu sein, da ES allein überall ist. ES scheint nichts zu sein, denn 'Es allein ist alles'.

Brahman gründet "auf Seiner eigenen Größe, oder überhaupt nicht auf Größe" (Chh. Upanishad,VII.24). ES ist die unteilbare Masse an Vollkommenheit, - auf was kann ES sich selbst gründen? Das selbst-bestehende Brahman wird durch nichts gestützt, jedoch wird alles durch ES gestützt. Es ist kindlich zu sagen, dass ES Ruhm gegründet 'hat ', obwohl Sein Name Grosser Ruhm 'ist' (Svet. Upanishad, IV.19). Weiterhin "benennen die Menschen hier auf Erden die Kühe und Pferde, die Elefanten und das Gold, die Diener und Frauen, die Felder und Häuser als etwas, das Größe besitzt", doch Brahman ist keine Größe dieser Art, wohingegen deren Größe vom Vergleich mit äußeren Objekten abhängt. Die Größe Brahmans dagegen beruht auf Seinem eigenen Sein, und nicht auf irgend etwas Zweitem.

"Brahman allein, - das Größte - , ist das gesamte Universum."
-Mund. Upanishad, II.2.11.

"Wahrlich, dieses große, ungeborene Selbst, - nicht zerfallend, unsterblich und furchtlos, - ist Brahman." Die Gesamtheit der Wirklichkeit wird in diesem Weltprozess nicht erschöpft.

"Das gesamte Universum (in Sich) einschließend, dehnt ES sich darüber in die Unendlichkeit aus. Was immer hier ist, was immer war und was immer sein wird, ist einzig dieses Purusha. ES ist der Herr der Unsterblichkeit. Anteilig sind alle Wesen ein Viertel von IHM, Seine (nicht offenbaren) drei Viertel jubeln als Unsterblichkeit hoch über dem Staub der Erde"
(Rig Veda, X.90).
"Unbeweglich, ist ES schneller als der Verstand", denn das Wirkliche, welches das Selbst ist, wird allen Gedankenformen vorausgesetzt.
"Die Sinne scheitern in dem Versuch, ES zu erreichen."
"Den anderen vorauseilend, steht ES still."
"ES bewegt sich und bewegt sich nicht"; - ES ist anders als das, was ruht oder in Bewegung ist.
"ES ist weit weg und doch ist ES sehr nah; ES ist in allem und ist auch außerhalb."
"ES ist das Selbst, das Sein von allem."
"Sitzend geht ES weiter und liegend bewegt ES sich überall hin. ES ist offenbar und doch verborgen."

Solche metaphorischen Definitionen von der Wirklichkeit deuten auf die zentrale Bedeutung ihrer Absolutheit hin. DAS, was alles bewirkt, bewirkt nichts Besonderes. Alle Spekulationen hinsichtlich des letztendlichen Prinzips führen schließlich zu dem eindeutigen Schluss, dass ES Ewig, Unendlich, Unbedingt, Nichtdual, Absolut und Seiend ist. ES ist ohne ein 'früher' und ohne ein 'später', ohne ein 'innen' und ohne ein 'außen'; ES ist das Sein, das Selbst von allen, das Erfahrende von allem.

Yajnavalkya beschreibt das Höchste Sein folgendermaßen:

"Ein Ozean, das Eine, der Sehende ohne Dualität. Dies ist der Zustand von Brahman. Dies ist das Höchste Ziel. Dies ist der Kostbarste Besitz. Dies ist die Höchste Heimstatt'. Einem Teil dieser WONNE verdanken die Kreaturen ihr Leben."
"Durch gute Taten wird ES nicht größer und durch schlechte Taten nicht kleiner."

In den Worten der berühmten Nasadiya Sukta des Rig Veda, war die ursprüngliche Bedingung der Existenz durch eine völlige Abwesenheit der Welt, des Himmels und aller (anderen) Offenbarungen charakterisiert. Es gab weder Tod noch Unsterblichkeit, da sich beide aufeinander beziehen und folglich keinerlei Erkenntniswert in der Wirklichkeit haben. Es gab weder Tag noch Nacht, sondern nur das EINE, die Quelle des Lichtes, die ohne Veränderung und Bewegung existiert. ES existierte identisch mit Seiner Kraft und es gab keinen Unterschied zwischen der Zeit und der Ewigkeit. Es gab nichts anderes als ES. Selbst die Götter können nicht sagen, wie diese Schöpfung verursacht worden ist, denn selbst sie wurden nach der Schöpfung geboren. Allein diese Quelle, aus der das Universum entsprang, kann es auch erhalten, nichts sonst. Dieses Eine allein kennt die Wahrheit Seiner Schöpfung, - oder wer sonst kann es wissen? Das Wirkliche allein kennt das Wirkliche. Niemand sonst kann ES kennen. Das Wirkliche zu kennen, heißt, Wirklich zu Sein. Wir können nicht abseits von IHM stehen und ES zur gleichen Zeit erkennen. In dem Moment, wo wir uns aufmachen, das Wirkliche zu suchen, beginnen wir mit dem Schaufeln des Grabes unserer abgesonderten, individuellen Existenz. Das Herrliche Bewusstsein von der Höchsten Wahrheit ist die vollständige Transzendenz der kümmerlichen Anhaftung an Formen, die als etwas anderes als das eigene Selbst und als das eigene, scheinbar individuell lokalisierte Leben erscheinen. Im Absoluten, dem einzig Wirklichen, zu leben, heißt, dem Individuellen, das unwirklich ist, zu sterben.

"Derjenige wird nicht-existent, der erkennt, dass Brahman nicht-existent ist. Von demjenigen, der erkennt, dass Brahman existiert, wird gesagt, dass er wahrhaftig existiert."
-Taitt. Upanishad, II.6.

Nicht das Ganze zu kennen, heißt, auf ein Teilbewusstsein begrenzt zu sein, das nicht wirklich besteht, das sterblich ist und daher im absoluten Sinne mit Nichtsein gleichzusetzen ist. Wahrhaft zu leben bedeutet, der Wirklichen Existenz bewusst zu sein, welche ohne die Mängel der Veränderung und des Todes ist. "Alle Geschöpfe haben Existenz als ihre Wurzel, ihre Heimstatt' und ihre einzige Stütze." Alle Formen sind Schatten der reinen Existenz, welche allein Bestand in der Vergangenheit, der Gegenwart und Zukunft hat; wohingegen die Schatten wie Blasen im Ozean verschwinden. Im Wirklichen sind Existenz und Inhalt identisch. Deshalb ist alles reine Existenz, die allein wirklich ist.

"Wie Vögel zum Ausruhen einen Baum aufsuchen, so dient dieses Höchste Sein allen Wesen hier als Ruheplatz für ihre Existenz." "Nicht durch Sprechen, nicht durch Denken, noch mittels Sehen kann ES erfasst werden . Wie kann ES anders erkannt werden, außer als ‘ES Ist’ anerkannt zu werden?"
Katha Upanishad, VI.12

ES ist die schwere Wirklichkeit,

"der große Schrecken, der aufsteigende Donner, durch den aus Furcht das Feuer brennt, die Sonne ihre Hitze spendet, der Wind weht, Indra erschauert und der Tod seine Pflicht tut!". "Die Brahmanen und Kshatriyas dienen als Seine Speise und der Tod selbst ist Seine Würze." "Auf den Befehl dieses Unzerstörbaren verweilen die Sonne und der Mond, die Erde und der Himmel in ihren geeigneten Positionen. Auf den Befehl dieses Unzerstörbaren stehen die Momente, die Augenblicke, die Tage, die Nächte, die halben Monate, die Monate, die Jahreszeiten und die Jahre unterschiedlich an ihren eigenen Plätzen. Auf den Befehl dieses Unzerstörbaren fließen einige Flüsse von den schneebedeckten Bergen zum Osten, zum Westen, in welche Richtung auch immer. Welch großartige Werke auch jemand in dieser Welt vollbringen mag, - selbst für die Dauer von Tausenden von Jahren -, ohne die Erkenntnis dieses Unzerstörbaren sind sie alle endlich. Wer auch immer ohne die Erkenntnis dieses Unzerstörbaren stirbt, ist bedauernswert"
(Brih. Upanishad).

"Dieses Unzerstörbare ist Satyam, - wahres Sein." "'SAT' ist das Unsterbliche und 'TI' ist das Sterbliche. 'YAM' ist das, was beide zusammenhält" (Chh. Upanishad, VIII.3.5.).

ES erhebt sich über das Sterbliche und das Unsterbliche, die beide relative Vorstellungen sind, hinaus. Das Höchste ist Ritam und Brihat, - das Wirkliche und das Grosse.

Das Sein allein ist die unvermeidliche Grunderfahrung und somit das grundlegende Konzept in der Philosophie. Wir können uns über alles mögliche hinwegsetzen, jedoch nicht die Tatsache, dass 'wir sind'! Sein ist die wahrhaftige Natur selbst dessen, der ES leugnet. Alle Bestandteile unseres Denkens, alle Formen der Existenz, alle Veränderungen der Erkenntnis setzen Sein voraus. Sein kann uns nicht zum Nichtsein führen, denn in dem Moment, wo Nichtsein erkannt wird, wird es zum Sein. Doch Sein ist kein Objekt unserer unmittelbaren empirischen Erfahrung, denn diese ist immer eine besondere Art des Seins, oder vielmehr ein Werden dessen, was das Objekt unserer relativen Erfahrung ist. Für uns Individuen kann es keine solche Erfahrung der Existenz im allgemeinen geben. Doch das ewige Sein ist allgemeine oder absolute Existenz, welche mit 'Werden' im Sinne eines Prozesses weder verwechselt noch gleichgesetzt werden kann. Brahman ist kein Prozess oder eine Ansammlung etlicher Besonderheiten und auch keine Vielfalt mehrerer Endlichkeiten. Keine angehäufte Summe von Beziehungen, wie groß diese auch sein mag, ergibt das Absolute. Eine Anhäufung von Endlichkeiten kann uns eine Riesenmenge von Endlichkeiten bescheren, aber nicht das Unendliche, - räumliche Unermesslichkeit oder Weite ist keine Unendlichkeit. Das Absolute transzendiert alles Endliche und schließt alles in sich ein. ES 'wird ' nicht, - ES 'ist '. 'Werden ' ist keine Vollkommenheit der Existenz, wohingegen vollständiges Sein die Fülle beinhaltet. Das Absolute wächst oder entwickelt sich nicht. ES ist kein Prozess, der sich über sich selbst ausdehnt. Wäre dies so, dann würde das Absolute in Raum, Zeit und Ursache verwickelt sein und aufhören, das Absolute zu sein. Das Absolute ist vollständige Einheit und kein System von mehren Wesensarten, die als Wirklich mittels Handlung und Gegenhandlung miteinander existieren. ES ist keine komplexe Masse von Beziehungen. Wenn das Absolute als ein System angesehen wird, dann müssen seine Teile entweder identisch mit ihm oder unterschiedlich von ihm sein. Wenn sie identisch sind, verlieren sie automatisch ihre Identität; sind sie verschieden, dann wird die Beziehung untereinander unverständlich. Das Absolute kann nur ein Sein ohne jegliche Art von Unterscheidungen sein. ES muss ungeteilte, ewige, gleichförmige Existenz sein, - "Eines allein ohne ein Zweites." Existenz ist das Universale Konzept, das nichts außerhalb von sich zulässt.

Existenz ist das, was beständig in allen Erkenntnisprozessen gegenwärtig ist. Alles wird als existent anerkannt, obwohl die Existenz eines Dinges durch die begrenzenden Faktoren, aus denen sich die Individualität dieses Dinges zusammensetzt, zur Eigenschaft wird. Ohne Existenz kann es keine Idee oder Erkenntnis, keine Handlung und keinen Wert, ja nicht einmal Leben geben. Im objektiven Universum der Namen und Formen gibt es ein beständiges Existenzprinzip, das allen Namen und Formen zugrunde liegt. Selbst wenn alles stirbt und verloren ist, kann die Existenz, die selbst jene Bedingung, in der nichts mehr besteht, in sich trägt, weder sterben noch verloren gehen. Da sich Existenz nicht verändern kann, gibt es für ES weder Tod noch Geburt. Existenz ist ewig. Die physische Form eines äußeren Objektes ist der Veränderung unterworfen, und diese Veränderung wird 'Prozess von Geburt und Tod' genannt. Für die Formen, Zustände, Bedingungen usw. gibt es eine Geburt und einen Tod, nicht aber für die Existenz. Existenz befähigt uns zur Erkenntnis, dass es Geburt und Tod, Wechsel und Veränderung und so weiter gibt, doch ohne Existenz kann nichts sein. Alles 'ist ' in diesem oder in jenem Zustand. Obwohl alles aufgelöst wird, wird die innewohnende Existenz nicht aufgelöst. Da Existenz die allgemeine Wirklichkeit von allem ist, muss ES Unendlich sein. Existenz ist Unteilbar und erklärt sich aus sich heraus. Existenz kann nicht näher bestimmt werden, da ES keine spezifischen Merkmale hat und niemals zu einem Objekt der Erkenntnis wird. ES ist die Wirklichkeit des Objektes, wie auch des Subjektes. Der Körper, die Lebensenergie, die Sinne, das Denkorgan, der Intellekt und selbst die Bedingungen all dieser objektiven Offenbarungen, sie alle begründen ihre Wirklichkeit auf dieser Höchsten Existenz. Das Reich des Erkennenden und des Erkannten und so weiter, das gesamte Universum in all seinen Aspekten und Zuständen gründet letztlich auf unvergänglicher Existenz. Das Universum ist eine Bedingung, ein Erfahrungszustand, und dieser Zustand kann nur eine Bedeutung haben, wenn er in der ewigen und unendlichen Existenz verwurzelt ist. Reine und vollkommene Existenz ist das Absolute und wird in den Upanishaden als Höchstes Brahman verehrt und verkündet.

Brahman als Bewusstsein und Intelligenz

Was ist nun die Natur dieser Absoluten Existenz? Das innerste Sein in uns, unsere eigene Existenz wird dieses Problem lösen. Wir werden herausfinden, dass wir keinen Unterschied zwischen unserem Sein und unserem Bewusstsein machen können. Sich das Sein als wirklich und trotzdem als verschieden vom Bewusstsein zu denken, scheint unmöglich zu sein. So wenig wir das Sein verleugnen können, so wenig können wir das Bewusstsein verleugnen. Wir können die Objekte und Zustände des Bewusstseins verleugnen, aber niemals das Bewusstsein selbst. Bevor wir überhaupt richtig zu denken anfangen, um dies zu versuchen, wird ES seine Existenz behaupten. Bewusstsein ist die positivste aller Tatsachen, der Zeitpunkt aller Erfahrungen. ES transzendiert alle Begrenzungen des Raumes, der Zeit und der Ursache. Bewusstsein ist niemals begrenzt, denn das Bewusstsein von der Tatsache, begrenzt zu sein, ist bereits Beweis genug für Seine Transzendente Unbegrenztheit.

Dieses universale Bewusstsein ist nicht mit dem individuellen Ich-Bewusstsein zu verwechseln. Vielmehr ist ES Reines Bewusstsein. Das Ich-Bewusstsein benötigt in einer bestimmten Weise eine Veränderung, wodurch es lediglich eine Veränderung im 'Werden' und kein 'Sein' in ursprünglicher Fülle ist. Bewusstsein im Sinne von Wirklichkeit besagt nicht, dass etwas außerhalb Seiner Selbst als Objekt bestehen muss. Dies ist nur im Fall von empirischer Erkenntnis notwendig, wo das Bewusstsein ein Objekt benötigt. In der Höchsten Bedingung sind die Existenz und der Inhalt des Bewusstseins ein und dasselbe. Das Absolute kennt sich ohne irgendeinen Erkenntnisprozess. Bewusstsein ist Absolute Intelligenz und unbegrenzte Selbst-Erleuchtung. Sogar in allen Zuständen wie Wach-, Traum-, Tiefschlaf- und Ohnmachtszustand und so weiter verweilt das Selbst als die unentbehrliche und unbestreitbare Unmittelbarkeit des Bewusstseins, das heißt als Zeuge aller Zustände. Unberührt und Unverändert verharrt ES in allen Erfahrungszuständen als das ewige Prinzip in vollster Reinheit. Letztendliche Existenz ist identisch mit unendlichem Bewusstsein und nicht mit individuellem Bewusstsein. Das Wirkliche ist unpersönlich und das Individuelle ist persönlich.

"Brahman ist Bewusstsein."
-Ait. Upanishad, III.3.
"Purusha ist SELBST-leuchtend."
-Brih. Upanishad, IV.3.9,14.
"Das Selbst allein ist Sein (eigenes) Licht."
-Brih. Upanishad, IV. 3.6.
"Durch was kann sich jemand seiner selbst bewusst sein, durch DAS allein sich jemand allem bewusst sein kann? Durch was kann man den Kenner erkennen?"
-Brih. Upanishad, II.4.14

Erkenntnis ist nicht die Beifügung, sondern die wirkliche Substanz der Wirklichkeit. Sie ist die Essenz der Existenz. Aus diesem Grunde ist die Wirklichkeit als ein Objekt der Erkenntnis nicht erkennbar. ES offenbart sich als das erste Prinzip in allen Gedanken und Handlungen. "DAS, was mit deinem Prana (Lebensatem) einatmet, ist dein SELBST, das in allen Dingen ist. DAS, was mit deinem Apana* ausatmet, mit deinem Vyana*ringsherum atmet und mit deinem Udana* nach oben atmet, ist dein SELBST, das in allen Dingen ist."

(* andere Bez. für Lebensatem).

Yajnavalkya erklärt mit der Sicherheit eines Wahrheit-Sehers: "Du kannst den Seher des Sehens nicht sehen. Du kannst den Hörer des Hörens nicht hören. Du kannst den Denker des Denkens nicht denken. Du kannst den Versteher des Verstehens nicht verstehen. ER ist dein Selbst, das in allen Dingen ist."

Das erkennende Subjekt ist die Essenz vom Sein des Selbst und deshalb ist ES kein Objekt der Erkenntnis. Bewusstsein kann sich keines Bewusstseins bewusst sein, sowenig sich jemand auf die eigenen Schultern steigen kann. Ewiges Bewusstsein ist Sein in Sich Selbst.

"In Wahrheit, O Gargi, sieht allein dieses unvergängliche Eine, ohne gesehen zu werden; ES hört, ohne gehört zu werden; ES denkt, ohne gedacht zu werden; ES versteht, ohne verstanden zu werden. Es gibt keinen anderen Seher als DAS, keinen anderen Hörer als DAS, keinen anderen Denker als DAS, keinen anderen Verständigen als DAS. In diesem unvergänglichen Einen, O Gargi, ist der Raum wie 'Kette und Schuss'" eingewoben.
-Brih. Upanishad, III.8.11.

Des weiteren wird erklärt, dass, vergleichbar mit dem Meer als Zentrum aller Gewässer, Atman als Auge das Zentrum aller Formen, als Ohr das Zentrum aller Klänge, als Nase das Zentrum aller Gerüche und so weiter ist. Die eine zentrale Handlung dieses Selbst-Bewusstseins wird häufig in Bezug zu den wahrnehmenden Unterschieden als Auge, Ohr usw. bezeichnet. Wenn das Auge auf den Raum gerichtet wird, ist es das Bewusstsein des Wirklichen, das im Auge leuchtet, das Auge selbst ist lediglich ein sekundäres unempfindliches Instrument. Ebenso ist es mit den anderen Sinnesfunktionen. Selbst das Denken und Verstehen sind bloße Namen für die Widerspiegelung des Wahrheits-Bewusstseins in den unempfindlichen psychologischen Organen. Sprache und Verstand kehren (von ihrer Erkenntnisreise nach außen) erstaunt zurück, unfähig ES zu erreichen. Es ist der Atman, der durch das Denkorgan leuchtet und die Freuden und Wonnen darin wahrnimmt. Die Intensität des Bewusstseins wird im Verhältnis zu der reflektierenden Fähigkeit der inneren wahrnehmenden Instrumente verspürt. Jegliche Erkenntnis ist eine Reflexion des Selbst-Seienden Wirklichkeits-Bewusstseins, ein Schatten der Brahman-Intelligenz. Selbst ein Genius, bewandert in allen möglichen Wissensbereichen und der Kunst, kann nur den Anschein der absoluten Weisheitsmasse haben, die durch seinen Intellekt, der wiederum nur ein schwacher Ersatz für das wahre Wissen ist, reflektiert wird. Auch die beste Inspiration des größten Poeten ist nur eine Reflexion der Brahman-Erkenntnis. Es gibt keine Intelligenz, weder im Himmel noch auf Erden, die dem Vergleich mit der Intelligenz des Absoluten in irgendeiner Weise standhalten könnte, da alle unterschiedlichen Wesen lediglich einen Intelligenzanteil besitzen und niemals das Brahman-Bewusstsein erfahren können, solange sie als Individuen vom Ganzen getrennt sind. Das Denkorgan, der Intellekt und die Sinne sind daher nicht intelligent; es ist Brahman, der die Intelligenz und das Licht der Lichter ist.

Dieses erkennende Subjekt ist Unfassbar, Unzerstörbar, Unverhaftet, Ungebunden, Unveränderlich, Unberührt. ES befindet sich zu allem, was objektiv ist, in Opposition, wie Licht zur Dunkelheit. ES entschlüpft dem Zugriff dessen, der im objektiven Bewusstsein gefangen ist. Die gesamte Welt ist objektiv (mit sich) beschäftigt, weshalb Brahman der Welt unerkannt bleibt. Wir sind uns immer etwas anderem als dem Selbst bewusst, sowohl im Wach-, als auch im Traumbewusstsein. Nur im Tiefschlaf geschieht es, dass wir praktisch Eins mit dem Absoluten werden. Doch die Anwesenheit der Unwissenheit, - dem Lagerhaus der potentiell objektiven Kräfte, das in einem unmanifestierten Zustand existiert -, verhindert die Erfahrung Brahmans. Diese unmanifestierte träge Bedingung ist nicht die Wirklichkeit. Wirklichkeit ist dynamisches Bewusstsein, das gleichwohl der höchste Ruhezustand ist. ES ist der unvorstellbare vierte Zustand, der die drei anderen Zustände ( zum Beispiel Wachen, Träumen, Tiefschlafen und so weiter) in sich einschließt und transzendiert. Das Wirkliche 'sieht ' nicht und 'kennt ' nichts; ES sieht und kennt nur sich Selbst:

"ES, der Seher und Kenner, erfährt keine Unterbrechung im Sehen und Erkennen, da ES unzerstörbar ist, - es gibt nichts Zweites, das sich von IHM unterscheidet, das ES sehen und erkennen könnte." "Gerade wie ein Klumpen Salz innen oder außen nicht unterschieden werden kann, sondern gänzlich aus derselben geschmacklichen Essenz besteht, so hat dieses Selbst weder innen noch außen, sondern besteht durchweg nur aus Bewusstseins-Masse"  
-Brih. Upanishad, IV.5.13.
"Gerade wie ein ins Wasser geworfener Salzklumpen sich im Wasser auflösen und außer dem Salzgeschmack nichts mehr von ihm übrigbleiben würde, so ist wahrlich dieses Große Sein Unendlich, Endlos, eine Einzige Bewusstseins-Masse"  
-Brih. Upanishad, II.4.12.

DAS ist der Ozean der Weisheit und des Lichtes, - alles in Einem.

"Da leuchtet weder Sonne noch Mond, auch keine Sterne, keine Blitze und kein Feuer; sie alle leihen sich ihr Licht von IHM, der alleine leuchtet; die ganze Welt erstrahlt in Seinem herrlichen Licht".
-Katha Upanishad, V.15.
Derjenige, der dieses Bewusstsein hat, lebt im Ewigen Sonnenschein, und es ist immer Tag für ihn. Für ihn gibt es keinen Sonnenuntergang. ATMAN wird mit einer Brücke verglichen, die die Welten miteinander verbindet. "Diese Brücke überquerend, wird jemand, der blind ist, sehend; wer verwundet ist, geheilt; wer krank ist, gesund. Diese Brücke überquerend, erscheint selbst die Nacht als heller Tag, denn der BRAHMAN-ZUSTAND ist ewig leuchtend".
-Chh. Upanishad, VIII.4.2.

In der Matraiyani Upanishad finden wir die Erklärung, dass derjenige, der die Dunkelheit durchdrungen hat, DAS erreicht, was wie ein Feuerrad leuchtet; Brahman, der Allmächtige, strahlend wie die Sonne; DAS, was in der Sonne und dem Mond, im Feuer und im Blitz aufleuchtet, - ES zu sehen, heißt, Unsterblich zu werden (VI. 24). Dieses Wirkliche ist das Absolute Erkennende Subjekt, weshalb "ES nicht das Objekt der Verehrung sein kann"(Kena Upanishad, I.4.).Der innere Erkenntnis-Mechanismus ist einschließlich der Sinne ein träges Objekt, welches durch das Subjekt, - das Brahman-Bewusstsein - , erleuchtet wird.

"Alles, was dieses Herz und dieser Verstand, was Bewusstsein, Herrschaft, Unterscheidung, Intelligenz, Wissen, Wahrnehmung, Standhaftigkeit, Gedanke, Gedanken-Kontrolle, Verzagtheit, Erinnerung, Wille, Bestimmung, Leben, Wunsch, Anhaftung usw. sind, - all diese Dinge sind bloße Namen des Reinen Bewusstseins. All diese Dinge werden durch Bewusstsein gelenkt und alles ist im Bewusstsein verankert; die Welt hat Bewusstsein als ihren Führer. Bewusstsein ist der Grundstock (für alles). Bewusstsein ist Brahman"
-Ait.Upanishad, III.2.,3.
"Wer immer erkennt, 'Ich bin das Absolute', wird dies Alles"
-Brih. Upanishad, I.4.10

ES ist die Unendlichkeit der äußersten Erkenntnis. ES kennt sich selbst als SELBST-IDENTISCH.

"Es gibt niemanden, der ES kennt. ES ist das GROSSE ANFÄNGLICHE SEIN"
-Svet. Upanushad, III.19.

ES ist über-geistige Bewusstheit, welche die Essenz der Existenz bildet. ES ist Bewusstsein ohne Gedanke. ES ist 'Param Vijnanat', das heißt 'über der relativen Erkenntnis befindlich '.

Das Selbst ist reines Bewusstsein, wie es allen Bewusstseinsveränderungen zugrunde liegt, die in der Bewusstseinsform äußerer Bedingungen oder Objekte arbeitet. Das menschliche Bewusstsein zeichnet sich durch Objektivität aus. Es ist eher Erkenntnis oder Wahrnehmung als einfaches, unverfälschtes Bewusstsein. Erkenntnis und Wahrnehmung sind die Erkenntnisprozesse des Denkorganes und der Sinne. Im Wachzustand des einfachen Bewusstseins empfangen die verschiedenen Sinne unterschiedliche Erkenntnisformen, wobei die Arbeitsweise und Erkenntnisfähigkeit eines Sinnesorgans ganz verschieden von - und ohne Verbindung zu - den anderen Sinnesorganen ist. So kann zum Beispiel das Auge nur Formen erkennen und das Ohr nur Klänge hören. Erkenntnis unterscheidet sich hinsichtlich der verschiedenen Sinne. Doch selbst wenn diese Sinneswahrnehmungen völlig voneinander abgeschnitten sind, ist die Person, welche diese Sinnes-Wahrnehmung erfährt, ein und dieselbe. Die Person ist der Zusammenhalt aller Sinneswahrnehmungen, die untereinander keine Beziehungen haben. Ein und dieselbe Person erfährt Formen, Klänge, Berührungen, Geschmäcker, Gerüche und so weiter und fühlt: "ICH bin der Seher, der Hörer" und so weiter; fühlt aber nicht, dass zum Beispiel der Seher sich vom Hörer unterscheidet. Der Letztendliche Kenner muss daher ein Unteilbares, Absolutes Ganzes Bewusstsein sein. Wäre da nur die leichteste Unterscheidung in der zusammensetzenden Essenz des Kenners, - vorausgesetzt, der Kenner besteht aus Teilen -, dann würde ein zusammenfließendes Erkennen niemals möglich sein. Wäre eine Teilung im Kenner vorhanden, was wäre die Beziehung zwischen den Teilen? Wenn ein Teil vom anderen Teil abweicht, was existiert dann zwischen den beiden Teilen? Die Frage kann nicht beantwortet werden, da Erkenntnis keinen Raum in sich selbst zulässt. Erkenntnis geht der Idee von Raum, Zeit und Kausalität voraus. Wenn die Teile, von denen gesagt wird, dass sie das Bewusstsein oder den Kenner bilden, durch nichts anderes als den Kenner unterschieden werden können, dann ist der Kenner nicht länger eine Zusammensetzung von Teilen, sondern ein Ungeteiltes Bewusstsein, das absolut identisch mit Sich Selbst ist. Die Natur des Kenners muss Erkenntnis sein. Wenn nicht, was ist sie sonst? Die fundamentalste Erfahrung ist reines und einfaches Bewusstsein, frei von den sich selbst wider­spre­chenden Unterteilungen und Fluktuationen der Gedanken. Niemand kann etwas Größeres oder etwas Gleichwertiges zum Bewusstsein, das die letztendliche Grundlage aller Erfahrungen im Leben ist, erfahren.

Das Denkorgan kann auch nicht der Kenner der Sinneswahrnehmungen sein, obwohl es ohne die Hilfe seitens der Sinne dazu fähig ist, zu erkennen und zu koordinieren, zu arrangieren und systematisch die Sinneswahrnehmungen zusammenzufügen. Gedanken unterscheiden sich an verschiedenen Plätzen, zu bestimmten Zeiten und unter den jeweiligen Bedingungen, so dass es einen anderen zusammenführenden Handelnden mit geistiger Erkenntniskraft geben muss. Ansonsten könnte eine Person nicht erkennen, dass sie ein und dasselbe Individuum ist, das die verschiedenen Gedankenarten erfährt. Selbst 'Erinnerung' wäre nicht möglich, außer für ein nicht-relatives Bewusstsein, das die Gedanken transzendiert.

Geistige Erkenntnis und sinnliche Wahrnehmung sind ihrer Natur gemäß gegensätzlich. Daher zeigt die Möglichkeit und die Erfahrung der Vereinten Vollständigkeit eines Selbst-identischen, Absolut Unmittelbaren und Direkten Bewusstseins, dass das wahre Selbst in Seiner Essenz Reines Bewusstsein ist, welches durch die revoltierenden Handlungen des Denkorgans und der Sinne nicht berührt wird. Die innewohnende Natur des Kenners oder des Selbst muss transzendentales Bewusstsein sein, denn am Beispiel des Tiefschlafes kann festgestellt werden, dass, - wenn der Körper, der Lebensatem, die Sinne, das Denkorgan, der Intellekt, das Ego, das Unterbewusstsein und all das, was ein Individuum auszeichnet, (im Tiefschlaf) ausgeschaltet ist und dadurch dessen Wichtigkeit als Existenz (im Wachzustand) verliert - , dass dann die Person trotzdem noch existiert, was anhand der Erfahrung der erwachten Person als 'mit großer Wahrscheinlichkeit mit der vorher schlafenden Person identisch zu sein', überprüft werden kann. Die Existenz der innewohnenden Person, - das Selbst - , kann in der Bedingung des Tiefschlafes als eine 'Bewusstheit vom Nichts' bezeichnet werden, wobei eine 'Bewusstheit vom Nichts' bloße Bewusstheit bedeutet, da 'Nichts' als solches keine Bedeutung hat. Weiterhin wird die Existenz der Selbst-Erfahrung durch das unterschwellige Erringen der Existenz von sich selbst (als Person) im Tiefschlaf erhärtet. Da Erinnerung ohne vorherige Erfahrung nicht möglich ist, und da Erfahrung niemals ohne Bewusstsein möglich ist, müssen wir daraus schließen, dass das Selbst im Tiefschlaf als reines Bewusstsein existiert. Dieses Bewusstsein existiert im Wachzustand als die unveränderliche Basis des wechselhaften Denkorganes und der Sinne. Im Traumzustand existiert ES als der Vermittler der geistigen Funktionen. Die Objekte im Wach- und Traumzustand unterscheiden sich voneinander, doch das Bewusstsein von den Objekten bleibt dasselbe, - ES verändert sich nicht im Verhältnis zu den Objekten. Der einzige Unterschied zwischen dem Wach- und dem Traumzustand ist der, dass die Wirkung der Denkfunktion in der Wach-Erfahrung von den Sinnen unterstützt wird, während in der Traum-Erfahrung nur das Denkorgan arbeitet. Das Bewusstsein jedoch bleibt in beiden Zuständen dasselbe. Da dieses Bewusstsein erwiesenermaßen auch im Tiefschlaf-Zustand existiert, ist es offenkundig, dass dieses eine Bewusstsein, ohne die geringste Veränderung in sich selbst, in allen Erfahrungszuständen andauert, ohne einer Vergangenheit oder Zukunft ausgesetzt zu sein. ES unterscheidet sich von keinem anderen Bewusstsein noch von Sich Selbst, jetzt und später, hier und dort, in diesem oder in jenem Zustand, wie dies allgemein ja für Objekte und geistige Zustände zutrifft. Bewusstsein ist immer Eines allein und stets einzigartig. Wir können nicht von zweierlei Bewusstsein' sprechen, von denen wir etwas empfangen, obwohl es zwei oder mehr geistige Zustände geben mag. Bewusstsein ist daher ewig. Metaphysisch betrachtet, muss alles, was ewig ist, ohne jede Einschränkung auch Unendlich sein, da Begrenzung ebenfalls etwas ist, das vom Bewusstsein erkannt und folglich auch transzendiert wird. Das Selbst ist Absolutes Bewusstsein, Brahman oder Bhuma. Die Unwissenheit, die allgemein im Tiefschlaf erfahren wird, kann keine tatsächliche Existenz sein, denn wäre dies so, dann würde sie ein Gegenspieler zum Bewusstsein sein, wodurch Bewusstsein wiederum begrenzt und zerstörbar würde. Die Unlogik und Unmöglichkeit der Existenz von Unwissenheit annulliert ihre (scheinbare) Bedeutung und bekräftigt die Existenz des Absoluten als Alleiniges Bewusstsein, das nicht eine nackte, merkmalslose Transparenz ist, sondern das gesamte Universum der Objekte umfasst. Ein jeder erfährt als sein zugrunde liegendes Sein oder Selbst nicht Unwissenheit, sondern Bewusstsein. Das Selbst ist deshalb in dem Sinne verschieden von Unwissenheit, als Bewusstsein nicht Unwissenheit ist, was aber nicht bedeutet, dass das Selbst dadurch Zeuge einer objektiven Unwissenheit ist, die ebenfalls Existenz ist. Das Selbst stirbt nicht, noch ist ES geboren und ES unterliegt auch keiner Veränderung. Gäbe es diese Veränderungen, müssten sie von einem anderen Bewusstsein erfahren werden, dessen Einspruch zu einem unendlichen Rechtsanspruch führen würde.

Das letztendlich erfahrende Bewusstsein ist das Selbst. Dieses Absolute Selbst ist Selbst-Erleuchtung, Nicht-Dualität, Unabhängigkeit, Bewusstsein, das Alleinige Sein.

Brahman als Wonne oder Glückseligkeit

Absolutes Sein ist die Höchste Vollkommenheit. Vollkommenheit ist Wonne. Das Selbst ist der Sitz Absoluter Liebe, ohne irgendein Objekt außerhalb von Sich Selbst. ES ist Wonne ohne Vergegenständlichung, denn Brahman-Wonne wird nicht durch den Kontakt von Subjekt mit Objekt erreicht. Liebe und Wonne sind hier (reine) Existenz. DAS, was IST, ist die Wonne des Bewusstseins, welche Existenz ist. Das Höchste Ziel aller Bemühungen ist die Befreiung von der gegenwärtigen Bedingung des begrenzten Lebens und das Erreichen von "Bhuma, das Wonne ist ".

"Das Große Unendliche allein ist Wonne, wohingegen es in dem kleinen Endlichen keine Wonne geben kann. Wo es weder Sehen noch Hören oder Erkennen von irgend etwas Zweitem gibt, - das ist das Unendliche"
-Chh. Upanishad, VII.23.24.

Absolute Existenz ist Absolute Erkenntnis und ebenso Absolute Wonne. Das zu erfahrende Bewusstsein von Wonne hängt vom Wachstum und der Ausdehnung ab, die wir im Bewussten Sein unseres Selbst verspüren. 'Sat-Chit-Ananda' deutet nicht auf eine dreifältige Existenz hin, sondern ist Absolute Selbst-Identität. Die Welt erscheint wirklich, intelligent und wonnevoll, da sie sich selbst auf dem Hintergrund von etwas projiziert, das essentiell 'Wirklichkeit-Intelligenz-Wonne' ist.

"Wahrlich, DAS ist die Essenz. Nur durch den Erhalt dieser Essenz wird jemand mit Wonne erfüllt. Ansonsten, - wer würde atmen und wer würde leben, gäbe es keine Wonne in der (räumlichen) Existenz! Wahrlich, diese Essenz ist die Quelle der Wonne".
-Taitt. Upanishad, II.7.
Diese Essenz ist verliehene Wonne und Furchtlosigkeit, doch "würde jemand den geringsten Unterschied in ihr herstellen, müsste er sich fürchten". "Dieses Sein (Brahman) ist die Höchste Wonne."
-Brih. Upanishad, IV.3.32

Die Mundaka Upanishad nennt die Wirklichkeit "wonnevolle Unsterblichkeit". Gemäß der Taittiriya Upanishad ist dasjenige die Wirklichkeit, "dessen Selbst die Wahrheit, die Wonne des Lebens, die Freude des Verstandes, die Fülle des Friedens und die Unsterblichkeit ist." Die wiederholten Verlautbarungen des Weisen Yajnavalkya, - "was immer anders ist als DAS, ist verkehrt", "derjenige, der ohne die Erkenntnis dieses Unvergänglichen dahinscheidet, ist beklagenswert", - betonen die absolute Hoheit der Wonne Brahmans, zu der im Vergleich selbst die höchsten Himmel und die Wohnstätte des Schöpfers nur (Orte der) Dunkelheit und Sorgen sind. Es wird gesagt, dass die natürlichen Erscheinungen von Hunger und Durst, Schmerz und Illusion, Alter und Tod durch Das Höchste Sein, das über allem Bösen und Sündigen ist, überschritten wird. Brahman ist nicht 'wonnevoll', sondern 'Wonne', nicht 'bewusst', sondern 'Bewusstsein', nicht 'existent', sondern 'Existenz'. DAS nimmt weder zu noch ab; DAS ist der Ozean der Vollkommenheit, ohne Ebbe oder Flut und angefüllt bis zum äußersten Rand Seines Seins, nichts hinzufügend und auch nichts abgebend. DAS ist die wirkliche Natur des Selbst, in dem man vom 'Etwas-Bewusstsein' ins 'ALL-Bewusstsein' aufsteigt, wo der Erkenner und das Erkannte, der sich Erfreuende und das Erfreute eins sind, wo man über alle Wünsche hinausgehoben wird und nichts außerhalb sieht. Es wird gesagt, dass das Selbst in fester Umarmung mit dem Sein, dessen Essenz die Erkenntnis ist, nichts erkennt, weder außen noch innen, da dies das wahre eine ist, in dem allein das Selbst der Wunsch ist, der alle Wünsche und Sorgen in sich auflöst. Das ist der Höhepunkt der Wonne und der Weisheit, der auf einem geringen Anteil dessen beruht, DAS das gesamte Universum erhält. "Wer sich der Wonne Brahmans bewusst ist, fürchtet sich vor nichts." Wer Ruhe findet in DEM, das unsichtbar, körperlos, unausdrückbar und unergründlich ist, hat die Furchtlosigkeit erreicht." Denn dieser Atman ist Stille und Frieden, - "Shantoyamatma".

Von der scheinbar dreifachen Natur der WIRKLICHKEIT wird behauptet, dass sie in Wahrheit einfach ist. "DAS, was Freude ist, ist dasselbe wie Sein, welches Leben ist" (Chh.Upanishad, IV.10.5.). Nichtexistenz ist die Existenz der Abwesenheit von Existenz. Existenz ist die Grundlage aller positiven und negativen Dinge. Existenz ist ein Wert, der immer durch ein bewusstes Sein eingeschätzt wird. Obwohl Existenz 'in Sich Selbst ' kein (eigener) Wert ist, ist SIE dies in ihren 'wahrgenommenen' objektiven Phasen. Die Abwesenheit von Bewusstsein annulliert jeden Wert, einschließlich der Existenz. Wahrnehmung und andere Wege der Erkenntnis sind möglich aufgrund der Intelligenz, die dem Mechanismus des einfachen Bewusstseins zugrunde liegt. Intelligenz oder Bewusstsein ist nicht-objektiv und Objektivität ist somit eine Selbst-Begrenzung, hervorgerufen durch eine Veränderung im Erkenntnis-Prozess. Bewusstsein muss daher unbegrenzt und unendlich sein. "Das Unendliche ist". "Das UNENDLICHE ist Entzücken. Alle Wesen sind entzückt, da sie wissen, dass sie existieren"

Das Sein der Wirklichkeit besteht in Erfahrung, - unwidersprochen durch Transzendenz und ungehemmt von Veränderung. Alle Erscheinungen verschmelzen in diesem Einen Ganzen und verschwinden in IHM. Diese Wirklichkeits-Erfahrung ist Eine allein, ohne jeden Zusatz und wahr in sich selbst; über dem Denken und über jedem Teilaspekt des Seins, vielmehr alles einschließend, so dass nichts vollständig sein kann, ohne im wirklich Realen, - dem Absoluten - , eingetaucht zu sein. Dieses Sein kann nur Eins sein, da Erfahrung immer etwas Ganzes ist und da Unzufriedenheit stets die Wirkung eines Glaubens in unabhängige Mehrheiten und äußere Beziehungen ist, die sich endlos gegenseitig widersprechen. Das Absolute wird, unabhängig von den Millionen von Wegen sich IHM zu nähern, als ein und dieselbe Unbegrenzbare Fülle erfahren. Das Absolute handelt nicht, da Handlungen ohne das Ich-Bewusstsein, das zu einer Diskrepanz in der Vollkommenheit des Absoluten führen würde, unmöglich sind. Denken und Sprechen sind gleichermaßen unlogische Vorstellungen in einem Zustand des Absoluten. Es gibt keinen Vergleich, keine passende Beschreibung und keine vernünftige Erklärung, welche die Natur des Absoluten bestimmen könnte. Das Wirkliche ist über-rational. ES wird 'erfahren ' und nicht (bloß) 'verstanden '. ES ist die intensivste Tatsache, nichts ist wahrer als das Absolute. Alles andere als DAS ist eine Null. ES ist raum- und zeitlos, Unteilbar und Unzerstörbar. ES ist sozusagen Etwas, in dem die gesamte Existenz verloren zu gehen scheint, aber ES ist DAS, in dem alles in der härtesten Wirklichkeitsform gefunden wird. Wenn das Absolute als I bezeichnet werden kann, dann ist alles andere nichts als Tod. ES ist selbst über dem Höchsten Intellekt, über Gott angesiedelt. ES ist nicht Gott, vielmehr ist ES die Essenz von Gott, - die Höchste Intuition. ES ist das allgemeine Unpersönliche, über jeglicher Unterscheidung. ES ist das große Unbewegliche, durch das alles bewegt wird. "Alle Dinge existieren um des Unendlichen Selbst' willen." "Wenn wir sie nicht als solche (relativen Dinge) erachteten, würden sie uns entschwinden." Wir lieben die Dinge, da wir das Unendliche, das wir selbst sind, lieben. In jeder Handlung geistiger Liebe ruft das Unendliche nach dem Unendlichen, das ausschließlich in Sich und für Sich Selbst ist. Wir lieben nichts um seinetwillen; wir lieben alles um des Selbst' willen. Dieses Selbst ist nicht irgend etwas, das wir kennen. ES ist nicht einmal das Bewusstsein, wie wir es verstehen, denn Bewusstsein im einfachen Sinne ist ein fließendes Phänomen entsprechend dem Eintritt der Wirklichkeit in die Elemente, die die Formen hervorrufen. All das existiert in der unterschiedslosen Wirklichkeit. "So ist wahrhaftig die Unsterblichkeit", sagte Yajnavalkya.

Dass das Selbst von Natur aus Absolute Wonne ist, beweist die Tatsache, dass ES Ewiges, Selbst-leuchtendes Bewusstsein ist. Es kann im Bewusstsein keine Unvollständigkeit geben. Außerdem ist es selbstverständlich, dass ES frei ist von allen Wünschen, da ES absolut ist und somit alles in sich einschließt. Leid ist die Wirkung aus dem Nichtbesitz von etwas, das gewünscht wird oder aus dem Besitz von etwas, das nicht gewünscht wird. Beides trifft für das Absolute nicht zu, da ES allein ist. Leid ist folglich im Absoluten unmöglich. Da im Absoluten weder Hitze noch Kälte, Hunger oder Durst, weder Gram, Täuschung, Unwissenheit, Leidenschaft, Krankheit, Niedergang oder Tod vorhanden sind, kann durch sie auch kein Leid entstehen. Die Abwesenheit von Beziehungen mit objektiver Existenz, - was den Merkmalen von 'Asangata' (Nicht-Anhaftung) und 'Kevalata' (Absolutheit) entspricht -, zeigt, dass das Absolute vollständig frei von Leid und Kummer ist. Die psychologischen, physischen und sonstigen schweren Sorgen finden hinsichtlich ihres Wunsches nach äußerlicher oder innerlicher Unterscheidung im Absoluten keinen Platz. Leid ist der Zustand, in dem sich ein Individuum, unter bestimmten gegebenen Umständen, durch eine besondere Erfahrung im Umgang mit einem Objekt oder einer Bedingung befindet. Das Absolute ist jedoch weder eine Bedingung unter vielen Bedingungen, noch eine Ebene unter vielen Ebenen, geschweige denn ein Individuum. Das Absolute erfährt keine Umstände oder Umgebungen. Seine ERFAHRUNG ist beziehungslos, weshalb es nichts derartiges wie beziehungsloses Leid gibt, da Leid eine objektive Erfahrung und deshalb relativ ist. Kontakt ist die Mutter allen Leides. Das Absolute hat keinerlei Kontakt (zu irgend etwas Zweitem) und kennt folglich auch kein Leid.

Weiterhin zeigt die allgemeine Erfahrung, dass Glückseligkeit eine Tatsache im Leben ist. Sie ist der Höchste Wert im Leben. Es kann keine andere Bedeutung in den Handlungen des Lebens geben, als den Versuch, auf diese oder andere Weise Glückseligkeit zu erlangen, - was auch immer die Quantität oder Qualität der abgeleiteten Glückseligkeit sein mag. Tatsächlich gibt es in der Glückseligkeit keine Unterschiede, und wenn trotzdem eine Abstufung empfunden wird, beruht dies auf den Abstufungen und Unterschieden, die in den Mitteln gegenwärtig sind, die zum Zweck des Glückseligkeits-Erwerbes benötigt werden, nicht aber in irgendwelchen Unterschieden innerhalb der Glückseligkeit Selbst. Das Licht und die Hitze von Feuer unterscheiden sich den unterschiedlichen (Brenn-) Mitteln gemäß, durch die das Feuer brennt. Glückseligkeit in dieser Welt wird, wenn auch nicht immer als allgemein das Ergebnis des Kon­taktes des Denkorganes oder der Sinne mit bestimmten, wünschenswerten Objekten oder Zuständen erfahren. Kein Objekt oder Zustand kann tatsächlich in sich selbst wünschenswert sein, - denn wäre dies der Fall, dann würde ein und dasselbe Ding in jedem Wesen dieselbe Art von Liebe hervorrufen. Dies trifft aber keineswegs zu. Ein und dasselbe Ding kann Liebe oder Hass in unterschiedlichen Wesen erzeugen. Ein Mensch kann zur gleichen Zeit sowohl der Freund von jemandem als auch der Feind von jemand anderem sein. Man kann Würmer beobachten, die selbst in beißend-stinkenden und giftigen (anstatt in süßen) Früchten schwelgen. Ein und dasselbe Ding kann einer Person unter verschiedenen Bedingungen in unterschiedlicher Art und Weise erscheinen. Die Ansicht, dass irgend etwas aus sich selbst heraus erfreulich ist, stimmt nicht. Doch was ist dann Glückseligkeit und wo ist Glückseligkeit?

Wenn Glückseligkeit allgemein durch den Kontakt des Subjektes mit dem Objekt erfahren wird, und wenn Glückseligkeit nicht die Natur des Objektes selbst sein kann, dann muss sie entweder die Natur des Subjektes oder die des Kontaktprozesses selbst sein. Der Kontaktprozess als solcher ist nicht selbst-existent, sondern besteht nur als eine Gedankenbewegung, die durch das Subjekt der Erkenntnis selbst ausgelöst wird, was zu der Annahme berechtigt, dass Glückseligkeit allein zum Subjekt gehört. Doch, warum ist dann überhaupt Kontakt notwendig, um vorhandene Glückseligkeit im Subjekt aufsteigen zu lassen? Die Wahrheit ist, dass das Subjekt, wenn es sich ein Objekt der Liebe vorstellt oder (mit physischen Augen) anschaut und solchermaßen mit ihm in Kontakt kommt, sich eigentlich die Form vorstellt, anschaut und erfährt, die durch den Ausdruck des eigenen Wunsches, der das Objekt der Wahrnehmung oder der Erkenntnis durchdringt, Gestalt annimmt. Es ist der Wunsch des Subjektes, der im Objekt leuchtet und dieses anziehend werden lässt. Die Schönheit (des Objektes) ist im Betrachter verankert. Wenn das Subjekt das wünschenswerte Objekt berührt, dann erfreut sich das Subjekt seiner eigenen Wünsche und identifiziert sich mit diesen Wünschen, was konsequenterweise zu einem vorübergehenden Stillstand der Wünsche führt, solange sich diese in Übereinstimmung mit dem Gefühl der Befriedigung des Subjektes und dessen Vorstellung, das Objekt besessen zu haben, befinden. Da im Subjekt bereits Bewusstsein vorhanden ist, stellt sich vorübergehend das Gefühl ein, keine Wünsche mehr zu haben und mit dem objektivierenden Gedankenprozess, - das Objekt (durch dessen Besitz) zu kennen -, identisch zu sein.

Sobald die Gedanken im subjektiven Bewusstsein ruhen, ist das Subjekt unter Ausschluss von allem, - selbst der Wünsche -, einfach nur seiner selbst bewusst. Da die Wünsche in diesem Stadium jedoch nicht erlöschen, sondern lediglich zurückgehalten worden sind, handelt es sich hier nur um einen blitzartigen Prozess in Form einer momentanen Erfahrung von extrem kurzer Dauer. Wenn man sich eines Wunschobjektes erfreut, entsteht ein leuchtendes Gefühl der Unabhängigkeit oder der Freiheit von Äußerlichkeiten, da durch den Erwerb des Objektes das leidvolle Gefühl der Abhängigkeit von demselben beseitigt ist. Wenn ein Subjekt auf irgendein Objekt schaut, richtet sich der Blick nicht wirklich auf das 'Objekt', sondern auf die 'Vorstellung', die das Subjekt vom Objekt hat. Solange ein Subjekt Interesse zeigt, ist ein Objekt nicht wirklich ein Objekt, sondern eine Bewegung, die das erkennende Bewusstsein in seiner unteilbaren Natur unternommen hat. Da diese Bewegung untrennbar vom Bewusstsein des Subjektes ist, handelt es sich, wenn die Form des Objektes als korrekte wechselseitige Erfüllung seiner Wünsche vor ihm steht, um das meist Geliebte, - das als das eigene SELBST geliebte -, oder aber, wenn es sich um die entgegengesetzte Form handelt, um das meist Gehasste. Hieraus lässt sich trefflich die Vorliebe für bestimmte Objekt ableiten. Wie ein Hund, der sein eigenes Spiegelbild anbellt, so entwickelt eine Person in Übereinstimmung mit der Idee, die sie von einer Sache hat, eine besondere Neigung zu ihr. Man kann an nichts denken, außer in Begriffen der eigenen Wünsche und Vorstellungen. Wo kein Wunsch nach etwas ist, kann auch keine Glückseligkeit daraus entspringen. Wenn die Wünsche zurückgehalten werden, verweilen die Objekte so, wie sie sind. Doch solange jemand auch nur einen einzigen Wunsch hegt, ist es ihm nicht möglich zu erkennen, welches Objekt sich wirklich vor ihm befindet. Das Denkorgan, in dem sich ein Wunsch versteckt, ist wie gefärbtes Glas, durch das wir mit der Vorstellung auf ein Objekt schauen, dass dieses nur aus der einen (reflektierten) Farbe besteht und aus sonst nichts. Das Glücksgefühl, das wir erfahren, besteht daher aus der Erfahrung von der Abwesenheit des Wunsches, obwohl dies nur vorübergehend der Fall sein mag. Kontakte mit Objekten vermehren das Leid, da durch sie der falsche Glaube in die freudebringenden Objekte noch verstärkt wird, und jeder Kontakt einen weiteren Wunsch zur Wiederholung der Bemühung um noch mehr Kontakte erzeugt. Glückseligkeit ist die Natur des Selbst ohne Wünsche, und jeder Wunsch vermehrt das Leid je nach dem Grad der Intensität zu sich selbst.

Mehr noch, - die Liebe des Selbst (zu Sich Selbst) ist die Grundlage aller Liebe. Einer liebt den anderen nur wegen der Liebe des Selbst. Der letztendliche Zweck aller Liebe ist es, in der Zufriedenheit des eigenen Selbst zu ruhen. Wahrnehmung und Kontakt arbeiten als Helfer zur Entschleierung der subjektiven Wünsche, die die äußeren Objekte umhüllen. Deshalb sind die Motive hinter den wahrnehmenden und vorstellungsbedingten Kontakten nicht so sehr darauf ausgerichtet, irgend etwas von dem Objekt zu erwerben, als es vielmehr zu einem Instrument zur Entschleierung des Denkorganes zu machen, was wiederum ein rein selbstsüchtiger Prozess ist, den das individuelle Subjekt aus Erfolgsgründen unternimmt. Vorstellung oder Wahrnehmung entspricht auf gewisse Weise der Bemühung, einen Wunsch zu erschöpfen, obwohl wegen dem darin enthaltenen offenkundigen Irrtum ein anderer Wunsch aufsteigen kann. Kontakt ist nicht die geeignete Methode, um Glückseligkeit' zu erwerben ', sondern eher ein 'Mittel zur Befreiung' von dem Wunschleiden, wodurch indirekt das Selbst erfahren wird. Doch selbst die vorübergehende Erfahrung von Glückseligkeit aufgrund des Kontaktes, sollte nicht als ein, - wenn auch winziger - , Genuss wahrer Selbst-Wonne missverstanden werden, denn durch den Kontakt werden die Wünsche nicht ausgelöscht, weshalb dieses kontaktbedingte Glück auch nur eine, durch die materielle Qualität von Sattva-Guna (Reinheit) reflektierte Selbst-Wonne ist. Kontakt ist lediglich ein Anreiz für Sattva-Guna, das allein Glückseligkeit reflektieren kann. Sinneskontakt ist eine, aus getäuschter Wahrnehmung geborene, grobe Methode zur Wunscherfüllung und kann niemals dem Erfahrenden die wirkliche Wonne verschaffen, nach der dieser verlangt.

Niemand liebt etwas wirklich um dessentwillen, da nichts in diesem Universum einen wahrhaftig objektiven Wert hat, der für alle Zeiten gültig ist. Alle Werte gehen vom Selbst aus und bestehen im SELBST. Das Selbst allein ist der letztendliche und unendliche Wert in allen Dingen. Eine sorgfältige Analyse wird offenbaren, dass alle Kontakte ihre Bedeutung in der 'Selbst-Befriedigung' haben. 'Selbst-Befriedigung' in seiner individuellen Bedeutung ist nur eine vergängliche Freude und eine Täuschung, die durch die Handlungsweise der Gedankenbewegungen hervorgerufen wird. Selbst geistige Befriedigung, die über die Sinneswege stattfindet, ist nicht das, über das Denkorgan und die Sinne angestrebte Ziel. Niemand wird durch einen objektiven Prozess dauerhaft zufriedengestellt. Das Selbst des Menschen hungert nach ewiger Befriedigung, doch was es bekommt, ist ein Becher Gift, den es in der Dunkelheit findet und trinkt, - der eigentlichen Vision beraubt, mit der die wahre Natur der Dinge erblickt wird. Niemand würde bewusst Gift trinken, auch nicht bei großem Durstgefühl. Es ist nicht die Absicht des Selbst, sich mit trügerischen Luftspiegelungen zufrieden zu geben, doch es leidet unter dem Mangel an wahrer Erkenntnis und den Ablenkungen seitens der quälenden Erscheinungen des Lebens. Eigentlich liebt das Selbst nur die Höchste essentielle Existenz, die es als Eins mit Sich Selbst zu verwirklichen versucht, die jedoch inmitten des Lärmes der Sinne, den Kapriolen des Denkorganes und den Farben und Geräuschen der Objekte in dieser Welt nicht entdeckt werden kann. Die Liebe des Selbst ist unübertrefflich. Sogar ein Selbstmord, der begangen wird, beweist nur die Höchste Liebe, die gegenüber dem Selbst offenbar wird, denn dass eine solche Handlung überhaupt begangen wird, beruht auf dem Ekel gegenüber irgendwelchen Bedingungen des Lebens und nicht auf dem Hass gegen das Selbst. Selbstmord ist die Wirkung einer quälenden Art von objektivem Kontakt, einer ätzenden Anhaftung an ein bestimmtes Phänomen, einem unerfüllten objektiven oder nicht erreichten relativen Ziel. Der Ekel dem eigenen Leben gegenüber entspringt der Unzufriedenheit mit einem besonderen Lebenszustand oder einer unerfreulichen Erfahrung im Leben, doch nicht dem Leben Selbst. Niemand empfindet im Herzen, dass er absolut aufhören sollte zu existieren. Ein jeder wünscht sich ein ewiges Leben voll immerwährender Wonne. Ein leidvolles Leben wird verabscheut und ein angenehmes begehrt. Die Liebe der unsterblichen Wonne als identisch mit dem Selbst zu erfahren ist bedingungslos und kennt keinen Vergleich.

Diese Selbst-Liebe erleidet keine Verringerung, auch wenn es keine Objekte gibt. Im Tiefschlaf, wenn keine Objekte erfahren werden, verbleibt die Glückseligkeit des Selbst unverändert. Sogar das liebste Objekt würde von jemandem zurückgewiesen, um die Glückseligkeit des Tiefschlafes zu haben. Ja selbst ein Königreich wird bedeutungslos, wenn sich der Schlaf einstellt. Das Glück des Tiefschlafes, in dem keine Kontakte stattfinden, ist größer als die, durch Sinneskontakt hervorgerufene Freude. Es gibt Situationen, wo jemand allem überdrüssig und selbst von den liebsten Dingen angewidert ist. Die, in dieser Zeitspanne erfahrene Freude und Freiheit ist größer als die scheinbare Befriedigung in Zeiten der Anhaftung und der Liebe zu Objekten. All dies deutet letztlich auf das Zentrum der Glückseligkeit, auf das absolute Selbst hin. Welche Freuden jemand im einfachen Leben auch haben mag, sie sind lediglich eine, durch das Denkorgan hervorgerufene, verdrehte Spiegelung der Selbst-Wonne und deshalb unbeständig und niemals befriedigend. Die Glückseligkeit des Tiefschlafes wird zweifellos nicht durch irgendeine Intelligenz reflektiert, die irgendeine Art von Gedankentätigkeit zulässt; doch dass der Wert (der Glückseligkeit) nicht verwirklicht wird, beruht auf der Abwesenheit des Bewusstseins im Tiefschlaf. Durch die Gegenwart der nicht offenbaren Form des Denkorganes im Tiefschlaf wird die, durch das Bewusstsein erleuchtete Offenbarung der Wonne verhindert. Zur Verwirklichung der ewigen Wonne ist die Auflösung des stofflichen Denkprozesses, sowohl in dessen entwickelten als auch unentwickelten Zuständen, notwendig. Diese Wonne wird im Selbst erfahren und sonst nirgends. Da das Selbst seiner Natur gemäß Absolut ist, ist die Wonne des Selbst ebenfalls Absolut. Wonne ist kein Attribut, sondern die wahre Essenz des Selbst. Das Selbst ist Brahman, und Selbst-Wonne ist Brahman-Wonne.

Raum, Zeit und Ursächlichkeit

Das unzerstörbare Sein wird als DAS verkündet, in das der 'Raum' der Länge und Breite nach verwoben ist und in dem alles, was über den Himmeln und unter der Erde, was zwischen Himmel und Erde und was in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft befindlich ist, innen und überall durch 'Raum' miteinander verwoben ist.

"Dieser Brahman hat weder vorne noch hinten, weder innen noch außen." ES ist Raumlose Unendlichkeit, "die unter und über dem Westen und Osten, dem Süden und Norden ist; ES allein ist die gesamte Existenz" 
(Chh. Upanishad, VII.25). 
"ES ist nach allen Seiten hin Unendlich." Räumlichkeit ist das Eingeständnis der Verschiedenheit, welche der unbedingten Nicht-Dualität Brahmans abträglich ist. Raum ist eine Abweichung von der reinen Vollkommenheit, da er das Zeitliche in der Existenz zulässt. "Dieses Selbst ist kleiner als ein Reiskorn; dieses Selbst ist größer als das gesamte Universum" 
(Chh. Upanishad, III. 14.3). 
"Dieses Selbst ist ein Teil des hundertsten Teiles einer Haarspitze, die wiederum hundertfach unterteilt ist; und dieses (Selbst) steigt zur Unendlichkeit empor" 
(Svet. Upanishad, V.9.). 
Unteilbarkeit deutet auf die Unabhängigkeit von Raum hin, denn alles, was im Raum ist, ist teilbar. Allgegenwart ist Raumlosigkeit. "Brahman ist dort (an einem Punkt), und was dort ist, ist auch hier" 
(Vide Katha Upanishad, II.1.10). 
"Dieses Unermessliche Ewige Sein muss als eine Einheit erkannt werden;" "derjenige, der hier Dualität wahrnimmt, stirbt wieder und wieder" 
(Brih. Upanishad, IV.4.20,19). 

Raum wird folglich in Brahman transzendiert.

Die Zeit wird ebenso in Brahman aufgehoben.

"DAS, was Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist, und was diese dreifache Unterteilung der Zeit transzendiert, ist das unzerstörbare Om, das ALL, - Brahman" 
(Mand.Upanishad, 1.2). Brahman ist 'Anadi ' und 'Ananta', das heißt von unbegrenzter Dauer, welche Zeitlosigkeit ist. 
"Über diese Brücke (Atman) können weder Tag noch Nacht, weder Alter noch Tod gehen" 
(Chh. Upanishad, VII,4,1). 

Die unverzügliche Abfolge des Bewusstseins-Blitzes, seine absolute Unmittelbarkeit der Erfahrung, seine Unabhängigkeit von Grenzen und seine ‘nicht auf Objekte’ Natur kennzeichnen sein zeitloses Wesen.

Ursache ist Bewegung, und es kann über DAS, was vollkommen Wirklich ist, nicht gesagt werden, dass ES sich bewegt. Bewegung ist Vergänglichkeit der Natur, doch Brahman ist Ewig. In dieser essentiellen Wirklichkeit gibt es keinen Weltprozess, denn jeder Prozess bedeutet Veränderung. Alles, was keiner Veränderung unterliegt, hat keine ist Ursache. Das Unzerstörbare, - 'Akshara' -, ist ohne die geringste Spur von Handlung. In der Brihadaranyaka Upanishad (VI.4.20) wird das Absolute als "das große Eine , Ungeboren, Veränderungslos, Ewig, Unermesslich, Fehlerlos, über den Raum sich erhebend" beschrieben. Uddalaka sagt, dass alle Veränderungen nur bloße Namen, Wortmaterial und ohne Bestand sind. ES wird als verschieden von dem, was ins Sein kommt und dem, was nicht ins Sein kommt und als über den Tod hinausgehend und ohne Vergänglichkeit beschrieben. ES ist das Eine, von dem die Weisen unterschiedlich sprechen, und ES schließt jegliche Mehrheiten aus. Alle Beziehungen im Raum und Zeitenlauf werden zur Ursache einer Wirkung, oder zur Wirkung einer Ursache und zur Gegensätzlichkeit von Subjekt und Objekt.

Die objektive Welt von Raum, Zeit und Ursache repräsentiert lediglich die Bedingung einer Erfahrung. Raum, Zeit und Ursächlichkeit sind gegenseitig voneinander abhängig und keines von ihnen scheint den Charakter der Wirklichkeit zu haben. Ohne das eine, kann das andere nicht erklärt werden, und jegliche Beweisführung würde zu einem endlosen Teufelskreis führen. Eine vernünftige Begründung ist nicht möglich, da selbst die Vernunft an diese Vorstellungen gebunden ist. Raum, Zeit und Ursächlichkeit bedingen den Denkvorgang als solchen und sind somit das Arbeitsmaterial aller Erkenntnismethoden, - daher ist die menschliche Erkenntnis lediglich ein anderer Name für die bewusste Offenbarung dieser Beziehungen. Objektiv kann nichts, außer diesen Beziehungen erkannt werden. Raum, Zeit und Ursächlichkeit repräsentieren letztlich nur Ideen und nichts weiter. Sie sind die Selbst-Projektionen des Gedankenprozesses in der Form einer äußeren Welt, um die Denkhandlung als solche überhaupt zu ermöglichen und ihr einen besonderen Wert beizumessen. Das Naturgesetz gilt immer in Beziehung zu einem Individuum oder einer Gruppe von Individuen und ist niemals eine ewig existente Tatsache, außer natürlich im Sinne der ewig veränderungslosen unteilbaren Natur Brahmans. Raum, Zeit und Ursache sind bestimmte Wahrnehmungsweisen äußerer Objektbedingungen und stellen somit Beziehungen dar und nichts, was wirklich existent ist. Das wahrnehmende Denkorgan wünscht nicht in einer chaotischen Art und Weise, sondern immer in System- und Ordnungsbegriffen zu arbeiten. Zu diesem Zweck sind diese universell anerkannten Beziehungen namens Raum, Zeit und Ursächlichkeit von dem wahrnehmenden Bewusstsein, das individualisiert und veräußerlicht ist, formuliert worden. Das gesamte Universum setzt sich aus den drei Ideen von Raum, Zeit und Ursache zusammen. Sie sind die wirkliche Bedingung aller Erkenntnis und Erfahrung in einem Individuum, und aus diesem Grunde weigern sich diese Konzepte, selbst zu Objekten der Erkenntnis zu werden. Entweder erkennen wir alles in Begriffen von Raum, Zeit und Ursache, oder wir erkennen überhaupt nichts. Die Individualität unterliegt diesen Kategorien der relativen Erfahrung und daher ist die gesamte Erkenntnis im Universum relativ und phänomenal, - ein Notbehelf ohne letztendliche Gültigkeit. Da Raum, Zeit und Ursache die idealen und notwendigen Konstruktionen aller empirischen Erfahrung sind, sind die Objekte der Erfahrung ebenso nur bloße Bedingungen, 'Passformen', die relativ zur Wirklichkeit des Erfahrenden sind und keine Unabhängige Existenz haben. Das Objekt der Wahrnehmung existiert nur für die Dauer der jeweiligen geistigen Zustände der Individuen, in denen das Objekt wahrgenommen wird. Unabhängig von dem Gedankenspiel des Wahrnehmenden gibt es keine beständige Wirklichkeit einer Objektform.

Obwohl die Essenz der Welt und die der Individuen Absolut Wirklich ist, - denn zu dieser essentiellen Existenz gehört alles, was unbestechlich und unbegrenzt ist -, entbehren die Objekte in ihrer abgeschiedenen Natur jeglicher Wirklichkeit. Die Welt der Objekte in ihrem gegenwärtigen Zustand ist falsch und abhängig von relativen Wahrnehmungen; ihre 'Formen ' sind unwirklich, denn 'Form' als solche ist die eingebildete Konstruktion des auf Objekte ausgerichteten Zentrums des Bewusstseins im Universum, angetrieben von machtvollen Wunschimpulsen. Der kosmische Geist handelt als das letztendliche Subjekt, dessen Bewusstsein der Schöpfer aller Formen auf allen Offenbarungsebenen ist. Die Welt, wie sie sich manifestiert, oder anders ausgedrückt, die Handlung bzw. der Offenbarungsprozess selbst ist sozusagen im Sinne einer Illusion aufzufassen, obwohl das Wesen der Welt oder die letztendliche Substanz der Welt ewig ist. Es ist die 'Form ' und nicht die 'Essenz', die unwirklich ist. Über die Natur eines jeden Objektes kann gesagt werden, dass sie fünffach ist: Existenz, Bewusstsein, Wonne, Name und Form. Von diesen fünf Kategorien bilden Existenz-Bewusstsein-Wonne die Selbst-identische Unmittelbare Wirklichkeit von allem, so dass dieser Sein-Komplex niemals aufhören wird zu sein. Diese unaufhörliche Selbst-Vollkommenheit ist das Absolute. Name und Form der Welt sind, zusammen mit ihren Inhalten, nur eine Erscheinung in der Wirklichkeit. Wenn das Absolute die alleinige Wirklichkeit ist, können Raum, Zeit und Ursache nur bedeutungslose Begriffe sein.

"All dies ist, was das Selbst ist."
-Brih. Upanishad, II.4.6. "
Dies ist das Selbst, dies ist das Unsterbliche, dies ist das Absolute, dies alles ist Existenz."
-Brih. Upanishad, II.5.1.

Dass alle Beweismittel zur Bestimmung der exakten Natur der Wirklichkeit und ihr Verhältnis zur Erscheinung scheitern, deutet auf den nicht erkennbaren Charakter der Wirklichkeit hin. Deshalb wird ES auch als 'weder dies noch das' definiert. Im Eingeständnis unserer begrenzten Erkenntnis und unserer Unfähigkeit die Wirklichkeit zu erkennen, ist unser Anspruch, ES zu erkennen mit eingeschlossen. ES wird durch relative Mittel (als unbegreifliches Objekt) erkannt, verwirklicht aber wird ES nur in der unmittelbaren Erfahrung, die über der relativen Erkenntnis angesiedelt ist.

Brahman als Gott oder Ishvara

Das Verhältnis zwischen Jiva und Ishvara wirft die weitere Frage nach der Rolle, die der 'Freie Wille' und die 'Notwendigkeit' in der Evolution spielen, auf. Wie erhebt sich die richtige Erkenntnis in Jiva ? Es sollte mittlerweile klar sein, dass die Ursache der Entstehung von Erkenntnis letztlich keine wirkliche, sondern eine unwirkliche Gegebenheit ist. Da jegliche Unwissenheit oder Fesselung des Bewusstseins eine bloße Erscheinung ist, sollte deren Auflösung gleichermaßen eine Erscheinung sein. Tatsache ist, dass Bewusstsein immer frei ist. Wenn ES gebunden oder beschränkt erscheint, muss dies als falsch gelten. Eine falsche Beschränktheit wird durch eine falsche Freiheits-Ursache beseitigt, wobei nichts absolut Wirkliches benötigt wird. Traum-Erfahrungen sind unwirklich (vom Standpunkt des Wach-Zustandes aus gesehen), und die Ursache des Erwachens aus dem Traum mag ebenso etwas Unwirkliches sein wie entweder die leidvolle Erfahrung, von einem Tiger gejagt zu werden, von einem Baum oder Berg zu fallen, im Wasser zu ertrinken, von irgendwelchen Leuten überfallen zu werden, oder aber wie die wundervolle Erfahrung, an Festmahlen, Belustigungen usw. teilzunehmen. Ähnlich wird die Auflösung der Unwissenheit nicht durch ein absolutes Prinzip verursacht, sondern durch eine relative Erscheinung in Form des auslaufenden Prarabdha's (karmische Bedingtheit), der Wirksamkeit von Purushartha (mensch­liches Streben nach Vollkommenheit) oder dem Willen Ishvaras als handelnder 'Notwendigkeit'. Alle zusammen, einschließlich dem Willen Ishvaras, sind lediglich Erscheinungen und keine Wirklichkeit, womit sie nur empirischen Wert besitzen, was wiederum bedeutet, dass ihre Existenz durch die Erscheinung des individualistischen Bewusstseins bewirkt wird. Ishvara muss solange als Tatsache akzeptiert werden, solange alle Erkenntnis in Begriffen der Individualität und des Welt-Bewusstseins ausgedrückt wird. Wenn das Individuum als solches transzendiert wird, sind auch Ishvara und die Welt transzendiert. Ishvara ist von regulierendem Nutzen, um die Gegebenheiten des empirischen Universums zu erklären. ER ist Brahman, das in Beziehung zu den Erfahrungen des Individuums erdachte Absolute. Wenn also die Fesselung und die 'Gelegenheit' der Selbst-Verwirklichung eine Tatsache sind, folgt daraus, dass die Ursache der Fesselung und die 'Gelegenheit' der Befreiung ebenfalls wahr sein müssen. In der Annahme der Fesselung als einer Wirklichkeit, ist die Wirklichkeit der Erfahrungs-Welt inbegriffen. Fesselung entspricht der Abwesenheit der Unendlichkeit des Bewusstseins oder einer Begrenzung des Bewusstseins. Dieser Zustand kann nicht durch Jiva verursacht werden, da Jiva selbst die Wirkung (das Ergebnis) von Unwissenheit ist. Ebenso wenig kann diese Fesselung nicht durch die Welt verursacht werden, solange wir mit Welt entweder eine Ansammlung von Individuen oder bloß träge Materie meinen. Brahman kann diesen Zustand auch nicht verursacht haben, da ER Einzigartig ist. Um Fesselung zu erklären, bedarf es eines Ishvara, der in Sich Selbst das Bewusstsein von Brahman und des Universums kombiniert. Wenn ER die Ursache der Fesselung ist, kann auch nur ER allein die Ursache für die Befreiung sein. Doch die Hl. Schriften plädieren entschieden dafür, dass Ishvara niemals die Ursache für das Böse oder für das Leid in der Welt ist. Ishvara verursacht keine Bindung, da ER die Verkörperung der Vollkommenheit ist. Es ist daher unlogisch, Ishvara zur Ursache der Fesselung des Jiva' zu machen. Zweifellos ist Bindung in dem Sinne 'kosmisch', als sie von allen JIVAS im Kosmos erfahren wird, und dennoch können wir Ishvara nicht die Urheberschaft dafür zur Last legen. Tatsache ist, dass die Ursache der Bindung nicht nur aus irgendeinem Faktor allein besteht, sondern, dass es eine wechselseitige Handlung zwischen dem Subjekt und dem Objekt ist, die zur Erfahrung der Fesselung führt. Das ist der Grund, warum man sagt, dass Fesselung relativ ist.

Irgendwie beinhaltet das Bindungsbewusstsein des Jiva die Vorstellung von der Existenz eines kosmischen Ishvara. Ishvaras Existenz wird postuliert, nicht um IHM die Ursache der Bindung zuzuschreiben, sondern um eine Bedeutung und Erklärung für die Erfahrung einer Welt der Gebundenheit zu finden. Diese Erklärung ist allerdings relativ; Bindung, ihre Ursache und alles was damit in Zusammenhang steht ist relativ; und umgekehrt sind Ishvara und das Universum ebenfalls relativ. All diese Dinge haben eine empirische Wirklichkeit und eine transzendentale Unwirklichkeit. Es ist das Bewusstsein von der Wirklichkeit einer letztlich falschen Gebundenheit, das die Zustimmung des Bewusstseins von seinen letztlich unwirklichen Wechselbeziehungen, das heißt der Welt und Ishvara, erfordert.

Nun, hinsichtlich des 'Freien WILLENS' und der 'Notwendigkeit' muss gesagt werden, dass der normale JIVA aufgrund seines Bewusstseins von der Unvollkommenheit seiner Erkenntnis und Glückseligkeit auch ein Bewusstsein von der Bemühung hat, die ihn auf die Beseitigung der Unvollkommenheit hinweist. Dies ist durch das im JIVA gegenwärtige Bewusstsein verständlich. Aber was ist es, was das Aufsteigen der rechten Unterscheidung und der Kraft der Vernunft im Jiva verursacht ? Man kann nicht sagen, dass dies von der Bemühung herrührt, da die Bemühung ohne eine solche unterscheidende Erkenntnis nicht möglich ist. Außerdem kann man nicht sagen, dass alle Jivas diese Erkenntnis besitzen, da sie nicht in allen zu sehen ist. Tiere haben nicht eine solche Unterscheidungsfähigkeit. Wer verhilft ihnen auf eine höhere Bewusstseinsebene? Können wir sagen, dass ursprünglich alle Jivas mit Unterscheidungskraft ausgestattet waren und all die Tiere, Pflanzen und unbelebten Dinge lediglich gefallene Jivas sind? Das kann nicht sein, denn derjenige, der unterscheidungsfähig ist, kann nicht fallen. Außerdem, wie kamen nicht-unterscheidungsfähige Jivas und Steine und so weiter in die Existenz? Diese Fragen können nur gelöst werden, indem ein allmächtiger und allwissender Ishvara oder die 'Absolute Notwendigkeit' beziehungsweise das 'Gesetz des Absoluten' als existent im Verhältnis zum Universum akzeptiert wird.

Hat nun Ishvara, - oder die 'Absolute Notwendigkeit' beziehungsweise 'das Gesetz des Absoluten', wie wir IHN zu nennen pflegen, um frei zu sein von einer vermenschlichten Wirklichkeitsvorstellung, -volle Macht über Jiva, oder hat Jiva ein wenig Freiheit für sich selbst? Es hat keinen Zweck, die Schwierigkeiten, die durch die Idee der Unterscheidung zwischen Ishvara und Jiva aufgrund der 'Regel von der Einheit der beiden' verursacht werden, zu erläutern. Das wäre ein unnützer Vorgang, da für ein fehlerhaftes Problem keine wirkliche Lösung gefunden werden kann. Selbst die Lösung müsste sich letztlich, aus logischen Gründen, als unwirklich zu erkennen geben. Wie die Wirkung beschaffen ist, so muss auch die Ursache sein. Somit haben jene Jivas ohne die erforderliche Unterscheidungskraft oder Vernunft weder Unabhängigkeit noch eigene Freiheit, geschweige denn irgendwelche Verantwortlichkeit. In ihrem Fall ist es allein die 'Absolute Notwendigkeit', die wirkt. Bis hoch zur Ebene der vernunftbegabten menschlichen Wesen gibt es, - unabhängig von der 'Notwendigkeit' oder dem Zwang des Instinktes, über den der Jiva keine Kontrolle hat -, keine moralische Verantwortlichkeit und keine Handlungs-Freiheit. Das Göttliche Element ist in den subhumanen Wesen zugedeckt, was im Fall der vernunftbegabten menschlichen Wesen anders ist. Jiva, auf der Stufe des Menschen, wächst allmählich in das Angesicht der Wahrheit hinein, wo der Göttliche Funke zu blitzen beginnt und einen bestimmten Umfang an Freiheit und Verantwortlichkeit vermittelt. Da die Göttlichkeit jedoch noch nicht vollständig offenbar ist, ist diese Freiheit nicht voll, sondern begrenzt. Das träumende Subjekt lebt mit der Freiheit, in der Traumwelt zu handeln, wo es auch eine Traumwelt-Vernunft oder Traumwelt-Unterscheidungsfähigkeit gibt. Es muss hier daran erinnert werden, dass die Vernunft im Traum eine schwache Erinnerung an die wachende Vernunft ist, und die wachende Vernunft wiederum eine begrenzte Reflexion des Ishvara-Bewusstseins. Im Traum sind Fortschritt, Rückfall, Freude und Leid erfahrbar, doch diese Erfahrungen des träumenden Individuums werden dann vom wachenden Individuum nicht erkannt. Tatsache ist, dass es zu diesem Zeitpunkt kein wachendes Individuum gibt, das vom träumenden gesondert existiert, da es mit Träumen beschäftigt ist. Und doch herrscht das Gesetz des wachenden Individuums über das träumende. Diese Analogie darf jedoch nur mit größter Vorsicht auf Ishvara angewendet werden, da ER weder der Traumwelt Jivas entleert, noch in diese verwickelt ist. Das ist eine Tatsache, da JIVA als Wahrnehmer der Welt, - der Ishvara nicht kennt - , keine direkte Antwort von IHM (das heißt, von Brahman im Verhältnis zu Jiva) erhalten kann. Deshalb kann Ishvara nicht für die besonderen Erfahrungen Jivas in dessen Traumzustand der Welt-Wahrnehmung verantwortlich gemacht werden, obwohl Ishvaras universelles Gesetz ganz allgemein jeden Jiva regiert.

Folglich ist allein im Menschen eine wechselseitige Handlung des 'Freien Willen' und der 'Notwendigkeit' vorhanden, wobei beide ihre eigene Rolle im Erwachen aus dem träumenden oder gebundenen Individuum spielen. Diese Stellung muss akzeptiert werden, solange unsere Erläuterungen an das rein Empirische gebunden sind. Das Erwachen aus dem Traum muss nicht bloß im Sinne des Erwachens zum Absoluten Selbst, sondern ebenso in jede Höhere Stufe des empirischen Zustandes oder der Erfahrung verwendet werden.

Die Unterschiede zwischen den unterscheidenden Kräften unterschiedlicher Menschen werden durch das Vorrecht von einigen von ihnen in der Skala ihrer Entwicklung gegenüber den anderen erklärt, und zwar in Abhängigkeit davon, ob sie vom tierischen Zustand aufgestiegen oder vom himmlischen 'Status quo' herausgefallen sind. Es erheben sich weder zwei Individuen zur gleichen Zeit vom animalischen Zustand, noch fallen sie gleichzeitig vom Göttlichen Zustand heraus, da es sich ansonsten um eine Identität dieser Individuen handeln würde. Das ist der Grund, weshalb keine zwei Denkstrukturen jemals übereinstimmen können. Im reinen selbst abgestimmten Zustand der Individualität entsteht nicht die Frage nach 'Freiem Willen' oder Kriyamana-Karma, da es dort nur die 'Notwendigkeit' oder 'Ishvaras Sein-Gesetz' gibt. Doch sobald das Ego zu arbeiten beginnt, übt sich das Individuum im 'freien Willen' und kann diesbezüglich Zeichen des Leides und der Schmerzen offenbaren, wenn seine Bemühungen nicht korrekt auf ein nicht-selbstsüchtiges Ziel gerichtet werden, und zwar in dem Umfang, wie dies jeweils möglich ist. Im Ich-losen Zustand kann es keine leidvollen Erfahrungen geben, da eine solche Geburt direkt vom 'Gesetz der Notwendigkeit' verursacht worden ist und nicht durch den individuellen 'freien Willen'. Der Mensch ist eine Mischung aus Göttlichem Bewusstsein und rohem Instinkt, so dass er mit der zuerst genannten Ausstattung ein wenig Wahlfreiheit hat, während er im zweiten Fall der 'Notwendigkeit' unterworfen ist. Bei jenen, durch ihre eigenen Handlungen in niedere Geburten gefallenen Menschen, funktioniert weder der frische 'freie Wille', noch Ishvaras Gesetz, sondern das Ergebnis des vorangegangenen 'Freien Willens', der die Ursache zum Fall geworden war. Wenn wir 'Mensch' sagen, müssen wir ebenso alle Individuen wie die Gandharven, Devas und so weiter hierin mit einschließen. Diese Wesen sind nicht nur aufgrund von gutem Karma aufgestiegene Menschen, die deshalb auch sicherlich nach der Erschöpfung der Kraft ihrer Tugenden wieder fallen werden, sondern auch jene, die direkt durch Ishvaras ursprünglichen Willen sich manifestiert haben. Selbst diese letztgenannten tragen den Egoismus in sich und unterliegen somit einem weiteren Abstieg, obwohl sie nicht fallen müssen, wenn sie ihre Unterscheidungsfähigkeit nutzen. 'freier Wille' ist die Funktion des Höheren Bewusstseins, das jedoch immer mit einem Ego verknüpft ist, - denn in untermenschlichen und überindividuellen Wesen, die weder Egoismus noch konsequenterweise einen 'freien Willen' abgesondert vom Willen Ishvaras oder des Universellen Gesetzes haben, ist dieser 'freie Wille' nicht vorhanden. In untermenschlichen Wesen ist es die vollständige Unterwerfung unter die Unwissenheit gegenüber dem 'Gesetz'. In überindividuellen Wesen ist es die Erkenntnis der Wahrheit und die vollkommene Freiheit, die die Abwesenheit von Egoismus und eines abgesonderten 'freien Willen' bedingt. Solange dieser Egoismus verharrt, kommt es zu einer Verquickung des 'freinen Willens' und der 'Notwendigkeit', einem Mittelweg zwischen vollständiger Unterwerfung und vollkommener Freiheit. Die Freiheit oder der 'freie Wille' verhält sich umgekehrt proportional zur Empfindung der Individualität, die jemand von sich hat, und der, auf jemanden eindringende 'Wille Ishvaras' oder die kosmische Kraft in Form der 'Notwendigkeit' ist direkt proportional zur Individualität. 'Freier Wille' ist ein Anzeichen der Wunschlosigkeit und der Ausdehnung des Bewusstseins in Abhängigkeit von deren angedeutetem Umfang, die 'Notwendigkeit' hingegen ist ein Anzeichen, das auf das Gegenteil hinweist. Absolute Freiheit ist das Bewusstsein davon, selbst identisch zu sein mit der 'absoluten Notwendigkeit' oder dem 'Gesetz', das, - solange das Individuum noch leer ist vom Bewusstsein der Einheit und immer noch angezogen ist vom dualen Bewusstsein -, zwingend auf dieses einwirkt. Genau genommen ist das Minimum an Wahlfreiheit, welches das menschliche Wesen zu besitzen scheint, eine begrenzte Reflexion des 'absoluten Gesetzes' auf einer bestimmten Stufe.

Die Frage des 'freien Willens' und der 'Notwendigkeit' kann nur mit dem Verständnis von der Beziehung Jivas zu Jagat (Welt) und Ishvaras verstanden werden, denn es besteht immer eine sehr intime Verbindung von Einem zum Andern. Keiner hat eine Vorrecht gegenüber dem Andern. Diese Drei erheben sich gleichzeitig im Bewusstsein und versinken auch gemeinsam wieder in diesem. Es gibt keine Ursache-Wirkung-Beziehung zwischen diesen notwendigen Merkmalen der Erfahrung. Ishvara ist der Name, der dem Höchsten Absoluten verliehen wird, wenn ES im Universum der dualen Erfahrung erscheint, um dort zu operieren und um allen Vorstellungen und Wahrnehmungen innerhalb des Universums einen Wert zu verleihen.

Für das Individuum, das durch die Begrenzungen des Intellektes, der wiederum in den Prozess von Raum, Zeit und Ursächlichkeit, - den schweren und unleugbaren Tatsachen des Lebens -, eingebunden ist, ist der unbestimmbare Brahman ein Gegenstand der Spekulation. Dem Menschen, der auf diese Welt beschränkt ist, wird die essentielle Wirklichkeit als außerhalb der Erkenntnis befindlich erscheinen, da sein Höchstes (Ideal) stets seinem höchsten Denken entspricht. Der menschliche Verstand kann von seinem begrenzten Standpunkt aus die Wirklichkeit nicht verstehen. Wir können nicht durch das Wirkliche sehen und sagen, "das ist das Wirkliche", da das Wirkliche dem Wirklichen nur in Selbst-identischer, Nicht-objektiver Erfahrung bekannt ist. Die Absolute Wahrheit kann nicht ausgedrückt, ja nicht einmal gedacht werden; ansonsten würde ES seine Wahrhaftigkeit verlieren und unwahr werden. 'Unser Absolutes ' ist das 'konzeptionelle Absolute', und dieses Höchste Begriffliche ist 'Gott ' oder 'Ishvara ', das unbestimmbare Wirkliche, das Objekt der Frommen Meditation und der Höchsten Form der Verehrung, - Para-Bhakti -, während Brahman das ewige Subjekt reiner unbestimmbarer Erkenntnis ist. Der relative Intellekt sucht nach einer Lösung der Schwierigkeiten, die durch die Vorstellung von der Unabhängigkeit dieser Welt und den darin stattfindenden Erfahrungen des Individuums gegenwärtig sind. Die kausale Beweisführung zwingt den Intellekt dazu, sich auf eine 'konzeptionelle Wirklichkeit' zu stützen, die diese Welt ohne Preisgabe der Idee der Ursache zu erklären versucht. Der Intellekt, der unentrinnbar durch die Kausalität gebunden ist, kann diese Wirklichkeit, die sich über der Ursache und deren Helfershelfern befindet, nicht verstehen. Das reine unteilbare Sein kann nicht das Objekt der Verstandesmühen mittels phänomenaler Merkmale sein. Die menschlichen Wesen neigen im allgemeinen zu dem Gefühl der Notwendigkeit eines höchsten Herrschers, der Gerechtigkeit walten lässt und die Früchte ihrer Gedanken und Handlungen an sie verteilt. Dieses Empfinden erfordert einen barmherzigen und liebenden Gott, der auf diese Gefühlsäußerungen eingeht und sie von allen Sorgen befreit. Der religiöse Geist beteuert, dass die Welt einen Gott benötigt, der nicht als ein bloßer logischer Irrtum verbreitet werden kann. Er zollt den Gesetzen der Vernunft nur wenig Beachtung und unterwirft dieselben den Gesetzen der Gefühle des Menschen. Für ihn kann 'Erkenntnis, die nur sich allein kennt' und sonst gar nichts, die Bestrebungen des Individuums nicht befriedigen. Die innere (geistige) Verfassung (des Individuums) wird auf das Universum ausgedehnt, was das natürliche Gefühl zur Folge hat, dass eine solche Wirklichkeit, - in der 'Vielheit und Einheit', 'Tod und Unsterblichkeit' bloße Schatten der Wirklichkeit und deren gegensätzliche konzeptionellen Aspekte sind -, für immer unlenkbar und nicht erkennbar für das, im Universum der Erfahrungen existierende, Individuum sein wird. Einen ganzheitlichen Einblick in das Wirkliche zu haben, entspricht dem Versuch, über den Intellekt hinaus zu gelangen; einen teilweisen Einblick zu nehmen, heißt, eine Niederlage im Erkenntnisversuch des Wirklichen hinzunehmen. Dies verdeutlicht die Verfahrensweise des begrenzten menschlichen Verstandes, die tiefsten Probleme des Lebens und was darüber hinaus führt, zu lösen.

Das relative Individuum kann in der höchsten Wahrheit nur relative Tatsachen deuten, wie großartig und überwältigend seine Vorstellungen auch sein mögen. Für den individuellen Menschen ist Gott ein Überdimensionaler Mensch, - die kosmische Person -, die alles Wissen und Macht innehat. ER ist der Schöpfer, Erhalter und Zerstörer des Universums, der in Seiner unübertrefflichen Herrlichkeit über die Erde und den Himmel herrscht, der die Sonne, den Mond und die Sterne gestaltet, und der sich weit über den grenzenlosen Raum hinaus ausdehnt. ER ist die Höchste Vollkommenheit und Herrlichkeit; das vollständige Gegenteil dessen, was das begrenzte Individuum ist. Gott ist in jedem erdenklichen Sinne Unbegrenzt. ER ist die Höchste Seele, der Vater der gesamten Schöpfung. ER schließt nichts aus; alles befindet sich in Seinem Übermenschlichen Körper. ER ist 'Virat ', der Universale König, die Absolut Vereinigende Form, in der alle Wesen zusammengebunden sind wie Perlen auf einer Schnur. ER ist 'Hiranyagarbha', das innere belebende Lebensprinzip von allem. ER ist 'Ishvara', das universelle Bewusstsein, das die gesamte Offenbarung erhält. Es gibt nichts neben IHM. ER triumphiert und strahlt in Seiner eigenen Grösse. ER ist der Ozean von allem, das zu allen Zeiten und an jeglichem Ort immer das Beste ist. ER ist die Unmittelbare Voraussetzung und Gegenwart von allem, was jemals sein kann. ER ist 'Antaryamin', - der Innere Überwacher; 'Avyarkrita', der, über der Sinneswahrnehmung befindliche Unmanifestierte; 'Sutratma' oder die alle miteinander verknüpfende Faden-Seele; das 'Mahaprana ', die Kosmische Lebensenergie. ER dient als Höchstes Objekt aller Verehrung und Anbetung.

Ishvara ist die manifestierte Form der Wirklichkeit. ER ist Saguna-Brahman, das mit allen glorreichen Attributen ausgestattete Absolute. Diese Qualifizierte Wirklichkeit ist trotz ihrer, für jeden von uns zugänglichen Größe, nicht das Höchste in Sich Selbst. Solange in unserem Denkprozess, unserem Leben und unseren Handlungen das Wirkliche in Sich Selbst von keinem praktischen Nutzen ist, ist es hinsichtlich unseres Lebens unwesentlich, ob die Höchste Wirklichkeit qualifiziert ist oder nicht. Solange wir innerhalb der Grenzlinien des Intellektes leben, kann das Höchste in Sich Selbst nicht als Bestandteil unserer Lebensbetrachtungen Verwendung finden, so dass wir mit dem zufrieden sein müssen, was das Höchste von unserem Standpunkt aus ist.

Die kosmische Person, die vom Standpunkt der Intuition Brahmans aus keine unabhängige Existenz darstellt, ist wirklicher als das Universum und dessen individuelle Bestandteile. Obwohl unterhalb Brahmans (angesiedelt), ist Gott über der Welt und beherrscht diese als deren vollendeter Meister. Solange unsere Persönlichkeit wirklich ist, ist Gott ebenso wirklich und sollte der persönliche Gott als unwirklich zurückgewiesen werden, dann haben wir nicht länger das Recht, als Individuen weiterzuleben. Der persönliche Ishvara steht dem unpersönlichen Brahman nicht gegenüber, sondern 'ist Brahman, wie wir IHN verstehen '. Als Individuen sind wir jedoch relativ, so dass unsere relative Sicht in eine höhere Erfahrung verfeinert und transzendiert werden muss. Die Genauigkeit der unterscheidenden Fähigkeit wird dringend benötigt, um das äußerste an spiritueller Nicht-Weltlichkeit anzunehmen, - ob dies unserer schwächeren menschlichen Verfassung nun angenehm ist oder nicht. Unsere Unfähigkeit, die strengste Wahrheit anzunehmen, erfordert einen Gott, der relativ ist zur empirischen Welt. Eine vernünftige Wahrnehmung akzeptiert nicht einfach die beständige Wirklichkeit eines kosmisch objektiven Gottes, da die Form der objektiven Existenz nicht unabhängig vom Prozess des subjektiven Bewusstseins ist. Wenn alle Erscheinungen unverständlich sind, dann ist Ishvara, der auch nur eine Erscheinung des Wirklichen sein kann, ebenfalls unverständlich. Es ist nicht Brahman, der Sich in 'Gott und die Welt' verwandelt, sondern das erkennende Subjekt, das Brahman als solchen benutzt. Wenn das Denken aufhört, erlischt das Individuum und mit ihm zusammen versinken Ishvara und die Welt ins reine Sein. Es ist nicht möglich, restlos damit zufrieden zu sein, dass ein Persönlicher Gott die letztendliche Wirklichkeit ist, wie unerfreulich dies auch für all jene sein mag, die nicht darauf verzichten können, in weltlichen Begriffen zu denken. Der Philosophie-Anwärter, der von der brennenden Leidenschaft, sich selbst in die Existenz zu integrieren, erfasst ist, hat nicht die stumpfsinnige Geduld, sich in dem langsamen Prozess der fortschreitenden Selbst-Transzendenz durch die Kanäle der unterschiedlichen Stadien der Wirklichkeit hindurch, aufzuhalten. Der höchste wissenschaftliche Geist versucht immer, das Ganze zu erfassen, und zwar nicht im Sinne des größten Teiles, da Teilhaftes innerhalb der Existenz unlogisch und eine unwissende Vorstellung ist. Die, von ihrem eigenen Selbst abhängige Wahrheit, transzendiert selbst die Ideen von der Allwissenheit und Allmacht, da diese in Beziehungen verwickelt sind, die wiederum Begrenzungen des Absoluten sind. In den Vedas und den Upanishaden finden wir dennoch ausführliche Beschreibungen über einen persönlichen Purusha, -Purushottama-, der Quelle, Sein und Ende des Universums, die uns eine Idee von der unparteiischen Haltung der alten Seher (Rishis) gegenüber den unterschiedlichen Vorstellungen von der Wirklichkeit und von den glänzenden Visionen des 'Einen' in ihren vielen Visionen, die sie hatten, vermitteln, und die sie in den feinsten Zuständen des Bewusstseins von der 'Gesamtheit der Schöpfung' zum Ausdruck brachten.

Die erste Offenbarung des kosmischen Purusha wird in der dargebrachten Hymne des Rigveda, 'Purusha-Sukta' genannt, folgendermaßen ausgedrückt:

"Tausendköpfig war Purusha, tausendäugig und tausendfüßig. ER, der die Erde nach allen Seiten hin bedeckt, dehnt Sich Selbst ‘Zehnfinger lang’ darüber hinaus. All dies ist Purusha allein, - was immer war und was immer sein wird. Ein Viertel von IHM sind alle Wesen, (doch) dreiviertel von IHM erstreckt sich unsterblich in den (Höchsten) Himmel."
-RIGVEDA, X.90.

Das Wort 'tausend' wird hier verwendet, um 'zahllos' oder 'unendlich' anzudeuten und nicht, um damit irgendeine Zahl festzulegen. Diese Beschreibung vermittelt eine Idee von der Allumfassenden Natur des Höchsten Purusha. ER offenbart Sich nicht vollständig in der Form des Universums; nur ein kleiner Aspekt von IHM kommt in der Relativität zum Ausdruck. Der größere Aspekt von IHM existiert unmanifestiert und verweilt als das leuchtende Unveränderliche. Dies heißt nicht, dass Gott in Aspekte unterteilt oder in Teile geschnitten werden kann, vielmehr bedeutet es sprichwörtlich, dass Gott in keiner Weise begrenzt, sondern über jeder Offenbarung befindlich und ebenso das Selbst all dessen ist, was offenbar ist. Gott ist beides, 'Immanent und Transzendent', da ER in jeder Ecke dieses Universums gegenwärtig ist und dieses außerdem in einem unvorstellbaren Ausmaß transzendiert. Die Wahrheit ist weder in der Philosophie des; noch in der des; zu finden, die Gott entweder als völlig in der Welt sich erschöpfend oder als gänzlich über der Welt befindlich anschauen. Das Universum ist eine organische Einheit, die durch das einfache Sein Gottes aufrechterhalten wird, von DEM alles ein Teil ist und DER die innere und äußere Wirklichkeit von allem ist. Die Philosophie des

Die nebensächlichen Attribute, die sog. 'Tatashta-Lakshanas' des Absoluten, lassen ES als Ishvara erscheinen, dessen Existenz im Verhältnis zum offenbarten Uni­versum besteht.

"Die Sonne geht in IHM auf und wieder unter."
"Die leuchtenden Reiche der Himmel sind Sein Haupt, die Sonne und der Mond sind Seine Lebensenergie, das Universum ist Sein Herz, die Erde ist Sein Fußpaar, - Dies ist das innerste Selbst aller Wesen"
-Mund. Upanishad, II.1.4.

Die uns bekannte Wirklichkeit ist im Verhältnis zu diesem Selbst begrenzt. Wir lieben und besitzen Dinge, wir sprechen, handeln und denken deshalb, weil wir das Selbst sind, DAS geliebt, besessen, ausgesprochen, getan und gedacht wird. Die Welt existiert in unserem Bewusstsein, welches das grosse Selbst von allem ist. Etwas anderes als unser Selbst gibt es nicht; das Selbst ist 'Vaishvanara', der Gott von allen, und alle 'sind', weil ER 'ist'. Unser Selbst und Sein Selbst sind eins; was immer außerhalb von uns ist, ist ebenso in uns:

"In Wirklichkeit ist dieser Raum im Herzen so groß wie dieser äußere Raum; in IHM sind beide enthalten, sowohl Himmel und Erde, Feuer und Luft, Sonne und Mond, Blitz und Sterne, was immer hier ist und was nicht hier ist, - all das ist in IHM enthalten."
-Chh. Upanishad, VIII.1.3.

Darin ist eine Erklärung enthalten, die für Aufruhr im weltlichen Menschen sorgt, nämlich, dass ! "Das bist du, o Svetaketu!" Dies mag nicht so leicht akzeptiert werden, doch nur das allein kann die unauslöschliche Wahrheit sein, die alle Widersprüche im Leben beseitigt.

"Purusha ist, was ist und was nicht ist." "Derjenige, der in allen Wesen wohnt und etwas anderes ist als die Wesen; den die Wesen nicht kennen, dessen Körper alle Wesen sind, der alle Wesen von innen her beherrscht, - dies ist Dein Selbst, der Innere Herrscher, der Unsterbliche"
(Brih. Upanishad,III.7.15).
"Im Inneren des Herzens ruht der Herrscher von allem, der Herr von allem, der König von allem..., ER ist der Herr aller Wesen, der König aller Wesen, der Beschützer aller Wesen"
(Brih. Upanishad, IV.4.22).
"Etad Vai Tat, - DIES ist wahrlich DAS." Der HÖCHSTE HERR ist die KRAFT der Kräfte. "Ohne den WILLEN des HÖCHSTEN kann AGNI (Feuer-Gott) keinen Strohhalm verbrennen und VAYU (Wind-Gott) keinen Strohhalm wegblasen" 
(Kena Upanishad, III). 

Alle Wesen, selbst Götter, die größten Kräfte, üben ihre Funktionen gemäß der Verbindung zu diesem Höchsten aus. Der große Herr kann alles geschehen oder ungeschehen machen oder das gesamte Universum im Bruchteil eines einzigen Momentes aufblitzen lassen! ER ist der ungebundene Ozean der Erkenntnis. Selbst die Götter können IHN nicht sehen. Auch durch Buße und Opfergaben kann ER nicht erkannt werden.

"Dieser Atman ist durch bloße Diskussion, den Intellekt oder durch angespanntes Zuhören nicht zu verstehen; ER wird nur durch denjenigen erreicht, den ER (zur Offenbarung Seiner Natur) auswählt" 
(Katha Upanishad, I.2.23). 

Das alles heißt aber nicht, dass Gott ein selbstherrlicher Tyrann ist, der ohne Rücksicht auf die Gefühle und Beschwerden anderer, handelt wie ER will. Dies käme einer kärglichen Auslegung dieses Satzes gleich. Gott erwählt alle und schließt niemanden aus, der zu IHM aufschaut; ER hilft selbst denjenigen, die IHN nicht kennen! Selbst ein Schurke und ein Kastenloser erreichen IHN durch Seine Gnade. Gott ist der Ozean der Barmherzigkeit. ER ist der gerechteste Herrscher, der meist geliebte Vater von allen. Die Bedingung göttlichen Kraft wider die egoistischen Unternehmungen des Individuums, - einschließlich der sogenannte Wissenschaft und so weiter -, die zu Eigendünkel und zu unangemessenem Stolz führen. Dieser Absatz bedeutet auch, dass ER nur durch DAS zu erreichen ist, was jemand zu erreichen sucht, das heißt, der Sucher ist selbst das Höchste Objekt und somit auch das Gesuchte. Das Subjekt und das Objekt sind in Wahrheit Eins. Man sollte keine getrennte Unabhängigkeit mit der Hoffnung auf ein erfolgreiches Ergebnis geltend machen. Wir werden auch darauf hingewiesen, das Bewusstsein eines einzigen Purusha zu haben, selbst wenn wir verschiedenen Gottheiten Opfergaben anbieten. Die Vielzahl der Götter in den Vedas entstammen keineswegs den kindischen Vorstellungen unreifer Schwärmer, die lediglich den übermenschlichen Kräften zu schmeicheln wussten; vielmehr handelt es sich hierbei um die Visionen der Seher und deren überfließende ekstatische Freude beim Anblick des Großen Purusha, der Sich in der wonnevollen Offenbarung Seiner Selbst in Seiner Universalen Form übertrifft. Den vedischen Sehern erschien diese Welt als die seligmachende Flut des übervollen Reichtums Gottes. Dieses Höchste Eine ist das Objekt spiritueller Liebe. Alle Wesen haben ein angeborenes Verlangen, ja eine Liebe, ES zu erreichen.

"ES wird großes Verlangen, - Liebe -, genannt und ES wird als solches verehrt, und derjenige, der ES kennt, wird von allen Wesen geliebt und nach ihm wird verlangt" 
(Kena Upanishad,IV.6.). 

Dem transzendentalen Wunsch dieses GROSSEN WESENS gemäß, wird das gesamte Universum systematisch hervorgebracht, gerecht beschützt und von der Wurzel bis zum Zweig wieder ausgelöscht. Ishvara ist der absolute Brahman, der im Universum wirkt.

Dies ist die Natur der Wirklichkeit, wie sie erscheint, um all die Namen und Formen anzulegen, obwohl diese drei Aspekte das Eine Sein sind, - das SSelbstT 
(Brih. Upanishad, I.6). 

Die Upanishaden machen keinen großen Unterschied zwischen Ishvaraund Brahman; sie halten daran fest, dass

"Brahman beides ist, das Geformte und das Ungeformte" 
(Brih. Upanishad, II.3.1). 

Damit stimmen sie beiden Standpunkten zu, dem phänomenalen und dem absoluten. Die Beweise für die Existenz Ishvaras kehren sich in Beweise für die Existenz Brahmans um. Tatsächlich kann es keinen strengen logischen Nachweis für die Existenz Ishvaras geben, der verschieden von BRAHMAN ist. In dem Moment, wo wir etwas zulassen, das Ishvara von BRAHMAN unterscheidet, fördern wir damit eine Wirklichkeit, die weder Ishvara noch BRAHMAN ist. Das ABSOLUTE, das immer angefüllt ist mit SICH SELBST, erlaubt keinerlei zusätzliches Prinzip, das die REINE EXISTENZ begrenzen würde. Ishvara ist BRAHMAN, ausgezeichnet durch den Schöpferischen Willen.

Wenn es kein Ende der innewohnenden Natur BRAHMANS gibt, und wenn BRAHMAN als Ishvara so erscheint wie ein 'Seil als Schlange erscheinen kann', dann kann Ishvara keine von BRAHMAN verschiedene Wirklichkeit haben. BRAHMAN erscheint als die Höchste PERSON (PURUSHA-VIDHA) und mit diesem 'Werden' würde 'DAS was IST' als etwas erscheinen, das, zumindest zeitweise, aufhört zu sein. Eine solche Vorstellung wendet sich jedoch gegen den wahren Kern der WIRKLICHKEIT BRAHMANS. Dass BRAHMAN auf irgendeine Weise zu Ishvara 'wird ', ist keine Tatsache, denn wäre dies so, dann würde die gesamte Philosophie, die die EXISTENZ der ABSOLUTEN WIRKLICHKEIT postuliert, in einen Selbst-Widerspruch und Absurdität einmünden. BRAHMAN in eine andere Form zu gießen, heißt, BRAHMAN zu verleugnen. Diejenige Theorie, die an Ishvaras Schöpfung von Individuen festhält, - die für die Natur der manifestierten Welt, die wiederum durch die Kräfte vorausgegangener Zyklen der Welten bestimmt wird, verantwortlich sind- , macht Ishvara zu einem Geschöpf der Zeit, entblößt IHN seiner Allmacht und Freiheit, und erzeugt eine ewige Dualität zwischen Ishvara und den Kräften der Schöpfung in Form von stofflicher Materie, zusätzlich zu einer wirklichen Vielfalt an Individuen. Ein solch künstlicher Blickwinkel auf Ishvara zeigt, dass sie (die Theorie) nur als praktische Erfindung zur Erklärung der Schwierigkeiten des Individuums einen Wert besitzt, und dass sie nicht dazu in der Lage ist, Ishvara so zu 'begreifen', wie ER wirklich 'in Sich Selbst' ist. Diese Schöpfungsansicht stellt ein bedauerliches Echo der SANKHYA-Philosophie dar, die so kühn eine Mehrzahl von Wirklichkeiten behauptet, dass sie für all die Schwierigkeiten blind wird, die durch solch eine Behauptung entstehen. Eine ewige Vielheit oder Dualität widerspricht der ABSOLUTHEIT der WIRKLICHKEIT, was der Verleugnung der WIRKLICHKEIT gleichkommt. Wenn gesagt wird, dass Ishvara nicht direkt mit der Schöpfung verknüpft ist, sondern nur bei der Offenbarung der Welt behilflich ist, die durch die schlafenden Potenzen der unbefreiten Individuen erzwungen wird, dann entsteht die Frage, - wer erschuf die Individuen?

Selbst die Ansicht, dass Ishvara allein durch seine bloße Existenz als eine Ursache der Manifestation sämtlicher Potentiale vorangegangener Weltzyklen handelt, rechtfertigt nicht die Position eines Ishvara, der vollständig getrennt von BRAHMAN ist. Denn dies könnte ebenso durch BRAHMAN SELBST bewirkt werden, da Ishvaras Anteil (an der Manifestation) lediglich darin beruht, Handlung durch SEINE bloße 'EXISTENZ' hervorzurufen. Wenn gesagt wird, dass Handlung ein möglicher Anteil Ishvaras ist, der nicht dem UNVERÄNDERLICHEN BRAHMAN zugerechnet werden kann, dann bleibt die Frage, "was bringt Ishvara dazu, überhaupt zu handeln", weiterhin unbeantwortet. Dieser Einwand gilt ebenso für die Theorie, dass Ishvara SICH SELBST als Viele vorstellt. Mitleid, Notwendigkeit und Spiel (LILA) können keine befriedigende Antwort geben, da BRAHMAN weder Mitleid mit SICH SELBST haben kann, noch zu irgendeiner Handlungs-Notwendigkeit gezwungen wird und auch nicht als HÖCHSTE VOLLKOMMENHEIT ein Bedürfnis nach Unterscheidung oder Spiel empfindet. Ohne die Wahrnehmung von Dualität können weder Mitleid gezeigt, noch Notwendigkeiten (zu irgendeiner Handlung) empfunden, geschweige denn Spiele (LILAS) gewünscht werden. Diese Ansichten sind unvereinbar mit der Nicht-Dualität BRAHMANS.

Es wird gesagt, dass die Individuen nur die Formen sind, die Ishvara Sich vorstellt, Selbst zu sein. Wenn Ishvara allmächtig ist, dann kann ER jederzeit damit aufhören, Sich so etwas vorzustellen. Wenn ER die Schöpfung zu jeder Zeit, nach jedem Zyklus der Welten erschaffen und wie eine Uhr arbeiten muss, dann kann Ishvara nur eine Maschine sein und scheint keine Freiheit vom Denken und Handeln zu haben. Mehr noch, - ER scheint in strenger Übereinstimmung mit den Regeln, die ER Selbst aufgestellt hat, arbeiten zu müssen! Wenn sich Ishvara der Zustand der Auflösung des Universums am Ende eines Zyklus als erzwungene Erfahrung aufdrängt, dann ist ER nicht weiter Ishvara, der HERR. Wenn ER dies andererseits freiwillig auf sich nimmt, besteht kein Grund dafür, warum ER Zyklus für Zyklus weiter erschaffen sollte, gerade so, als sei dies Seine verbindliche Pflicht. Freiheit und das Gefühl der Pflicht stehen sich unvereinbar gegenüber. Wenn Ishvara nichts mit der Schöpfung zu tun hat und lediglich die Individuen ihre Fesselung und Befreiung irgendwie durch eine Art von Beziehung zum ABSOLUTEN herstellen, dann besteht kein Grund dafür, weiterhin einen Ishvara zu postulieren, der von BRAHMAN verschieden ist.

Es kann kein Verharren der befreiten SEELEN bis zum Ende des Weltzyklus in Ishvara geben, es sei denn, der Weltzyklus ist eine objektive Tatsache in Relation zum ABSOLUTEN. Es gibt allerdings keinen zuverlässigen Beweis für die Existenz eines objektiven ewigen Prozesses, außer in Beziehung zu den JIVAS oder den Individuen des Universums. Ist die Welt ewig oder nicht ewig? Wenn sie ewig ist, was geschieht mit ihr, nachdem JIVA SELBST-VERWIRKLICHUNG erreicht hat? Wenn sie weiterhin besteht, würde das ABSOLUTE SELBST zu einem Subjekt werden, das eine äußere Welt erkennt, was wiederum bedeuten würde, dass es etwas Zweites zum SELBST gäbe. Ist die Welt nicht ewig, dann hätte sie ein Ende und ISHVARA wäre nur ein anderer Name für BRAHMAN und keine weitere Möglichkeit, da die Welt als besondere Form Ishvaras nicht-existent wäre. In solch einem Fall kann es kein Verharren der JIVAS in Ishvara bis zum Ende des Weltzyklus geben, vorausgesetzt, die Individualität ist vollständig transzendiert worden.

Diese unmittelbare Selbst-Transzendenz ist 'SADYO-MUKTI'. Sollte aber etwas von dem Individuum in JIVA zurückbleiben, was es noch vom UNMITTELBAREN KAIVALYA (Zustand der Befreiung) zurückhält, dann kann es nicht sein, dass es (das Individuum) bis zum KALPA (Kosmische Schöpfungs-Zeitspanne) einer anderen Person warten muss, da das KALPA-Ende das Ende seiner eigenen Individualität ist, wonach es nicht mehr von der ERFAHRUNG des ABSOLUTEN abgehalten werden kann. Daher kann es so etwas wie 'SARVA-MUKTI' oder UNIVERSELLE BEFREIUNG außerhalb der Befreiung aller JIVAS, und zwar unabhängig und zu allen Zeiten, nicht geben. Dies steht jedoch nicht im Widerspruch zur Theorie des 'KRAMA-MUKTI ' (fortschreitende Befreiung), da letztere nur die vorübergehend vom JIVA angenommene Form eines feinstofflichen und durchdringenden geistigen Wesens ist, bis die Kräfte einer solchen objektiven Erfahrung durch die ERFAHRUNG als solcher erschöpft sind. ISHVARA ist solange wirklich, solange JIVA wirklich ist; sobald letzterer REINES BEWUSSTSEIN verwirklicht, kann ihn niemand mehr von dieser VERWIRKLICHUNG zurückhalten. Doch bis dieser Zustand erreicht ist, muss es akzeptiert werden, dass ISHVARA, - das 'GESETZ des ABSOLUTEN '-, JIVA eindeutig kontrollieren wird. Wenn wir andererseits der Behauptung zustimmen sollten, dass selbst der befreiten Seele im Zustand Ishvaras der Zutritt zur VOLLSTÄNDIGEN VOLLKOMMENHEIT verwehrt wird, dann entspräche dies der Zulassung eines Tyrannen, der unabhängig von den befreiten Seelen handeln kann wie er will, - selbst gegen die befreiten Seelen, die mit der WAHRHEIT vereint sind - , was einer Theorie entspräche, die indirekt die Möglichkeiten der Parteilichkeit ISHVARAS, der ewigen Verdammnis der Seelen und weitere solcher unhaltbarer Positionen auferstehen ließe. Solch ein ISHVARA mag diese Seelen ewig in Sich Selbst festhalten und braucht sie ohne ersichtlichen Grund nicht einmal am Ende des KALPAS freizulassen. Wenn gesagt wird, dass sie wegen der Existenz eines objektiven ISHVARA' bis zum Ende des KALPA' festgehalten werden, dann entsteht die Frage erneut, "was veranlasst ISHVARA bis zum Ende des KALPA' zu verweilen?", außerdem ist es ohne Bedeutung (zu sagen), dass es ein Objekt im Verhältnis zum befreiten SELBST geben kann. Solch eine Theorie, bis zu ihren logischen Grenzen ausgedehnt, verhilft sich in ihrer Gesamtheit selbst zur Absurdität.

Weiterhin würde die Ansicht, dass die befreiten Seelen im ISHVARA-Zustand bis zur Auflösung von ISHVARA nach dem Universellen Zyklus warten sollten, lediglich anzeigen, dass ISHVARA selbst vom Prozess der Schöpfung, Aufrechterhaltung und Auflösung des Universums beherrscht wird, und dass ER nicht die Freiheit hat, diesen Prozess zu beenden, obwohl dies Sein eigener Wille ist. Wenn der Weltprozess nur ein Spiel ISHVARAS ist, kann dieses nicht zu einer strengen Regel werden, da die Regel einer Pflicht kein Spiel sein kann. Wir können nicht sagen, dass ISHVARA am Prozess der systematischen Weltmanifestation festhalten sollte usw., da Offenbarung und alles, was damit zusammenhängt innerhalb der Zeit ist und ISHVARA selbst als die Bedingung von Zeit erachtet wird. Die Theorie, dass die Schöpfung von ISHVARA unabhängig ist von jener der Individuen, wobei die letztere die Ursache von Bindung ist, stellt eine Überstülpung von relativen Werten auf universell existente und eigenschaftslose Objekte dar und ist nicht überzeugend. Diese Theorie zieht scheinbar in Betracht, dass der menschliche Verstand etwas denken oder erkennen kann, selbst wenn er von allen Wünschen und ihren Eindrücken entschlackt ist. Denken ist ein aktiver Prozess und dasselbe wie die Bewegung eines Wunsches oder Willens; seine Abwesenheit allein kann der Zustand des reinen Gleichgewichtes und der Harmonie über den Bewegungen des erkennenden Prozesses sein. Jede Form von Erkenntnis in einem Individuum ist ein Prozess, und REINES GLEICHGEWICHT, das frei von allen Bewegungen ist, - die allein dem Prozess seinen Wert verleihen -, kann kein Prozess sein. Was die Schöpfung des Individuums genannt wird, ist nur eine äußere Beziehung. In dem Moment, wo seine Schöpfung, das heißt wo die äußere Beziehung durch das Geistorgan hindurch ein Ende findet, ist es für das Individuum nicht möglich, äußerlich zu leben oder irgend etwas äußerlich zu erkennen. Das Individuum ist nichts als das, was es durch seine tätigen Organe hindurch macht; wenn es nichts mehr macht, das heißt, wenn seine Schöpfung ruht, dann ist es (als Individuum) nicht länger existent, da das Individuum, - wie alles Erschaffene - , lediglich eine Masse von unverständlichen Beziehungen ist. Von den tätigen Organen kann auch nicht gesagt werden, dass sie unabhängig sind von ihren eigenen Tätigkeiten und den Beziehungen, in die diese unausweichlich verwickelt sind, so dass in dem Moment, wo diese Tätigkeiten ruhen, auch die Instrumente ruhen. Das Individuum ist kein selbständig existierendes Etwas. Es ist nur ein Name, das einem Bündel von Beziehungen gegeben wird. Sobald die Beziehungen zurückgenommen werden, löst sich das Individuum in REINES SEIN auf.

Individuen sind Objekte der Wahrnehmung und ihre Wirklichkeit bleibt solange unbegründet, solange sie nicht in einer wirklich bewussten Ursache oder einem wirklich bewussten Wahrnehmer verankert sind. Diese Ursache ist wahrlich nicht irgend etwas, das direkt durch die Sinne oder den Verstand wahrgenommen wird. Es kann einzig auf der Grundlage der Hl. Schriften und der empirischen Notwendigkeiten gefolgert werden. Die Wirkung erweist sich aufgrund einer Ursache als wirklich, die als wirklich vorausgesetzt wird, und die Existenz der Ursache erweist sich erst durch die Wahrnehmung der Wirkung als wirklich. Die Überzeugung endet in einem endlosen Kreislauf, so dass keine objektive Wirklichkeit als Wahrheit bestand hat, - denn nichts Objektives kann Bestandteil des BEWUSSTSEINS sein.

ISHVARAS Schöpfung kann nicht in Begriffen der verschiedenen Individuen des Universums erklärt werden da die Existenz der Individuen als solche nicht logisch nachgewiesen werden kann. ISHVARA ist das, was ER aufgrund des Universums und dessen Inhalte ist, und wenn letztere nicht beweisbar sind, dann ist ISHVARA ebenfalls nicht beweisbar; es sei denn, man argumentiert mit einer völlig unhaltbaren und willkürlichen Behauptung in der Form, dass man ISHVARA Sich aus reiner Objektivität oder aus einem Nicht-Sein heraus begreifen und Sich vorstellen kann, dass ER Selbst als ein absolutes Individuum existiert, auch wenn IHM kein zweites Objekt neben Sich bekannt ist. Es ist wahrlich verwunderlich, dass ISHVARA allmächtig ist und sich zur gleichen Zeit von BRAHMAN unterscheiden kann. Wenn in BRAHMAN ein unterscheidendes Prinzip existiert, dann kann weder BRAHMAN noch ISHVARA allgegenwärtig sein. Wenn es nichts gibt, was die beiden voneinander trennt, dann ist allein BRAHMAN und keine andere PERSON wie ISHVARA vorhanden. Vom Standpunkt des relativen Universums aus gesehen, ist ISHVARA eine Erscheinung BRAHMANS.

Weiterhin wird gesagt, dass ISHVARA Sich Selbst aufteilte und zu vielen JIVAS (individuelle Seelen) wurde. Wenn ISHVARA nicht wirklich die Vielfalt geworden ist, sondern lediglich als vielfältige Welt erscheint, dann kann die Ursächlichkeit ISHVARAS ebenso nur eine Erscheinung sein, so dass kein wirklich Zweites neben BRAHMAN verbleibt. Wie konnte dies ISHVARA tun, ohne seine angeborenen Merkmale (der Allmacht, Allgegenwart usw.) zu verlieren? Wie erdachte Sich ISHVARA die vielen Individuen, ohne zu erkennen, dass sich ein Individuum vom anderen unterscheidet? Wie kann es eine Bewusstheit der Vielfalt geben, ohne das sich eine vom anderen zu unterscheiden? Wenn ISHVARA keine Unterscheidungs-Idee hat, wie kommt es dazu, dass ER die vielgestaltige Welt erschuf? Wenn die Idee der Unterscheidung nur dem relativen Individuum zu eigen ist und nicht ISHVARA, und wenn Schöpfung ohne die Idee der Unterscheidung nicht möglich ist, bedeutet dies, dass ISHVARA überhaupt nichts erschaffen hat, und dass es deshalb auch keine Schöpfung gibt. Wenn ISHVARA nicht wirklich die Vielfalt geworden ist, sondern lediglich als vielfältige Welt erscheint, dann kann die Ursächlichkeit ISHVARAS ebenso nur eine Erscheinung sein, so dass kein wirklich Zweites neben BRAHMAN verbleibt.

ISHVARA ist das Objekt eines logischen Verständnisses der WIRKLICHKEIT, die dem Universum zugrunde liegt - nicht mehr und nicht weniger. ER hat einen Platz einzunehmen, weil das Universum wahrgenommen wird. Die Gegenwart eines ISHVARA drängt sich auf dem Weg der Notwendigkeit über die Erfahrung des Universums auf. Wenn SELBST-VERWIRKLICHUNG stattfindet, löst sich ISHVARA in REINES BEWUSSTSEIN auf. Diese Schwierigkeiten in der Beweisführung von der Existenz ISHVARAS als einer, von BRAHMAN unterschiedlichen Wirklichkeit, erscheint deshalb, weil das Individuum versucht, seine eigenen (begrenzten) Werte an die Universale WAHRHEIT der Dinge anzuhängen. Solange das Individuum existiert, muss ein ISHVARA als dessen notwendiger Gegenpol postuliert werden, da es bedeutungslos ist, zwar an der Existenz von Individuen oder der Welt festzuhalten, aber an der Existenz ISHVARAS nicht. Wo eine Wirkung ist, muss auch eine Ursache sein. Die Ursache kann nur dann geleugnet werden, wenn auch die Wirkung geleugnet wird. ISHVARA ist die notwendige objektive Vergegenwärtigung der Schlussfolgerungen aus den Erfahrungen der Individuen. In der Bestätigung der Welt und der Individuen ist die Existenz des Höchsten SCHÖPFERS mit einbezogen. Wo es keinen GOTT gibt, kann es auch keine Welt geben. Die begrenzte Intelligenz des Individuums kann die Bedeutung des Universums nicht verstehen, außer auf der Grundlage eines ISHVARA, der es beherrscht. ISHVARA und JIVA sind die beiden Seiten von ein und derselben Münze. Die beiden haben eine wechselseitige Beziehung. Wird das Eine geleugnet, dann wird das Andere automatisch mit geleugnet. Wird das Eine bestätigt, dann wird das Andere ebenfalls bestätigt. Für das Individuum ist ISHVARA die kosmische Seite der Annahme von der Wirklichkeit seiner eigenen Erfahrungen. Die Transzendenz der Individualität, des Zeitlichen oder der Relativität ist gleichzeitig die Transzendenz des ISHVARA-Zustandes. Beide, JIVA und ISHVARA, finden in der Oberhoheit BRAHMANS ein Ende. Solange die Welt als Wirklichkeit erfahren wird, wird die Wirklichkeit ISHVARAS nicht abgelegt. Die Stufen der Wirklichkeit und der Erfahrungen, die allesamt Gegebenheiten im Leben des Individuums sind, zählen nicht; es sei denn, ISHVARA wird als URSACHE der Welt angenommen. Die qualitative Unterscheidung zwischen Wach- und Traumzustand kann nur eine Bedeutung haben, wenn die Existenz von ISHVARA als eine Tatsache angenommen wird. Von der Wahrheit und Falschheit weiß man, dass sie verschieden voneinander sind, weil es in der menschlichen Einbildungskraft ein äußeres Universum gibt. ISHVARA ist folglich eine relative Wirklichkeit. ER ist in diesem Sinne mehr eine Erklärung für die Erfahrung des Universums, als eine wahre Existenz. Und wo immer ISHVARA mit dem HÖCHSTEN SELBST identifiziert wird müssen wir verstehen, dass es sich damit um die ESSENTIELLE EXISTENZ ISHVARAS und nicht um Seine relative Form handelt, die auf diese Weise identifiziert wird.

ISHVARA wird in den UPANISHADEN häufig als BRAHMAN SELBST bezeichnet, da sie jede WIRKLICHKEITS-Stufe, - ANNA (mater. Körper), PRANA (Lebensatem), MANAS (Denkorgan), VIJNANA (Intelligenz) usw. - , als BRAHMAN betrachten, der SICH auf einer Höheren oder niederen Stufe offenbart. Manchmal erachten sie diese Dinge als den gesamten BRAHMAN. Sie pflegen nichts anderes zu sehen als BRAHMAN in Allem. Häufig machen sie keinerlei Unterschied zwischen der Form und der ESSENZ; für sie ist alles ESSENZ; selbst die Form ist nichts als ESSENZ. Dies ist eine sehr hoch entwickelte Sicht. Doch wenn ISHVARA als ein wirkliches Bindeglied in der Ursächlichkeits-Kette existiert, dann sind wir gezwungen, einen Unterschied zwischen dieser erfahrungsbedingten Vorstellung, die wir von BRAHMAN haben und BRAHMAN, wie ER SELBST IST, zu machen. Wenn die ursächliche Vorstellung abgelegt wird, gibt es keinen Anlaß, ISHVARA mit BRAHMAN zu identifizieren. Manchmal wird ISHVARA das SELBST aller Wesen genannt, der HÖCHSTE HERR, die WIRKLICHKEIT des UNIVERSUMS usw., wobei auf diese Weise das in ISHVARA vorhandene BEWUSSTSEIN und nicht SEINE URSÄCHLICHE NATUR identifiziert wird. In der empirischen Beurteilung erscheint ISHVARA als ein Wesensmerkmal, das mit dem Universum verwickelt ist.

Die Kraft Brahmans

Wenn BRAHMAN als ISHVARA erscheint, wird diese Erscheinungsform durch die KRAFT der Erscheinung hervorgebracht. Wir müssen in unserer Absicht sehr zögerlich sein, irgend etwas über die 'KRAFT' im ABSOLUTEN zu sagen, da unsere kühnen Schlußfolgerungen bezüglich der Unteilbaren, Nicht-dualen Natur von BRAHMAN sehr leicht in Vergessenheit geraten könnten. Wenn BRAHMAN dazu fähig ist als ISHVARA, und in Folge davon auch als Welt, zu erscheinen, müssen wir uns mit der Frage beschäftigen: "Wie wird das EINE zwei und mehr?" Wir können nicht einfach antworten, daß ISHVARA und die Welt von BRAHMAN aus einer Substanz erschaffen worden ist, die anders als ES SELBST ist, denn ES ist einmalig. Daraus müssen wir entnehmen, daß ES diese Dinge aus Sich Selbst erschafft, was jedoch bedeutet, daß dadurch Seine ansonsten veränderungslose und ewige Natur Schaden erleidet und ES Selbst zu einem phänomenalen Wesen werden läßt. Mehr noch, - in BRAHMAN kann es weder Raum, noch Zeit und Ursächlichkeit geben, die allesamt für eine Schöpfung notwendig sind. Schöpfung wird somit zu einem Selbst-Widerspruch. Die ESSENTIELLE VOLLKOMMENHEIT BRAHMANS, - die BRAHMANHAFTIGKEIT -, verschwindet in dem Moment, wo wir ES als Schöpfer, Aufrechterhalter und Auflöser benutzen. Außerdem erhebt sich die Frage, falls es eine tatsächliche Schöpfung gibt,- wie bringen die UPANISHADEN dies in Einklang mit ihrer Position, daß in der VERWIRKLICHUNG des ABSOLUTEN jegliche Objektivität verschwindet? Ein wirkliches 'Etwas' kann niemals seine eigene EXISTENZ leugnen. Lediglich falsche Vorstellungen können durch Erkenntnis beseitigt werden. Selbst die schöpferische Handlung kann nicht einmal Idee oder Gedanke genannt werden, da in BRAHMAN Gedanke und Wirklichkeit EINS sind. Schöpfung, die verschieden vom ABSOLUTEN ist, kann nicht existieren. Ist sie jedoch mit IHM identisch, dann gibt es nur das ABSOLUTE und nichts, was (zusätzlich) erschaffen worden ist. Daher muß Schöpfung, vom Höchsten Standpunkt aus, falsch sein, - ein bloßer Mythos. Obwohl nicht wirklich vorhanden, scheint dieses mysteriöse Spiel durch die sogenannte Brahmische KRAFT (abgeleitet von Brahma, dem Schöpferaspekt Brahman’s des Absoluten), auf deren Erscheinung in den UPANISHADEN hingewiesen wird, das ABSOLUTE BEWUSSTSEIN zu verdecken und ein objektives Bewußtsein zu projizieren. Von INDRA (Himmelsherrscher) wird gesagt, daß ER durch Seine gauklerische Kraft in vielen Formen erscheint (BRIH.UPANISHAD, II.5.19). Die SVETASVATARA UPANISHAD sagt, das Höchste SEIN ist der Gaukler, und das erschaffene Universum ist Sein Gauklerspiel(IV.10).

Diese KRAFT ist sozusagen nur eine objektivierende Kraft, die die SELBST-ERFAHRUNG verhütet, indem sie das BEWUSSTSEIN, - der Erscheinungen wegen -, durch die Verschleierung und das Abziehen des BEWUSSTSEINS von Sich Selbst, täuscht. Doch da diese KRAFT mit BRAHMAN so identisch ist wie Hitze mit Feuer, erheben sich die Fragen: wie kann Sich BRAHMAN Selbst täuschen und woher stammt die Existenz der KRAFT im TEILUNGSLOSEN SEIN? Und außerdem, - wie kann es eine objektive KRAFT in der UNBEGRENZTEN BEWUSSTSEINSMASSE geben? Dies ist der unerklärliche Zauber, der irgendwie vorhanden sein muß, obwohl er eigentlich gar nicht sein kann und der irgendwie DAS täuscht, was auf ewig frei von Täuschung ist. Doch das Unerklärbare ist keine Entschuldigung dafür, wenn es darum geht, daß die Philosophie ihren Zweck zu rechtfertigen hat. Keine Spekulation ist jemals dazu fähig gewesen, die Bedeutung einer Ungeteilten Schöpfung, die von Ewigkeit zu Ewigkeit ist und von daher gar keine Schöpfung sein kann, herauszustellen. Wir können nicht sagen, warum wir in Unwissenheit gefangen zu sein scheinen. Dieses Geheimnis ist jenseits der Logik. Unsere größte Intelligenzleistung besteht darin, zuzulassen, daß wir tatsächlich nichts verstehen können. 'ANIRVACHANIYATVA ' oder das 'Unerforschliche' ist unsere letzte Ruhestätte; und dies ist alles, was die stolze philosophische Vernunft nach zahllosen Jahren des Nachdenkens als Ergebnis erreicht hat. Einige kühnere Geister hatten jedoch den unglaublichen Mut, unter gnadenloser Mißachtung aller Tatsachen der relativen Erfahrung und ohne deren Widersprüche und auffallend schwierigen Wirklichkeiten, die alle nur ihre Gültigkeit im Reich der Individuen besitzen, energisch auf der WEISHEIT zu beharren, daß es nichts außer dem EINEN BRAHMAN, dem ABSOLUTEN gibt. Sie erscheinen dem leidenschaftslosen Urteil als die wahren und größten Helden der Menschheitsgeschichte. Es kann keinen besseren Weg geben, als denjenigen, den diese Helden genommen haben. Die UPANISHADEN erklären:

"SARVAM KHALU IDAM BRAHMA "; "
All dies, ist wahrlich BRAHMAN."
-CHH.UPANISHAD, III.14.1

Letztendlich kann es keine Täuschung, Unwirklichkeit, 'MAYA', Fehler oder irgendein objektives Konzept oder erkennbares Prinzip geben, sondern einzig das ABSOLUTE BEWUSSTSEIN. Es kann nichts anderes als BEWUSSTSEIN da sein. Dies ist die WAHRHEIT. Selbst Stufen in der WIRKLICHKEIT würden Objektivität und darin enthaltene Dualität bedeuten, da sie die WIRKLICHKEIT auf eine phänomenale Erscheinung vermindern würden. WIRKLICHKEIT, wie Sie in SICH SELBST IST, kann nur das 'ABSOLUTE' sein, das frei von allen unterscheidenden Elementen ist, einschließlich der sogenannten Stufen. Das ABSOLUTE ist immer ES SELBST, niemals ein Objekt, niemals ein Subjekt und somit Ewig Unteilbar.

Siehe auch

Literatur

Seminare

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