Überbehüten

Aus Yogawiki

Überbehüten ist etwas, was viele Eltern heutzutage (2016) ihren Kindern antuen. Man spricht von sogenannten Helikopter-Eltern, die ständig um ihre Kinder Kreisen. Die Aufgabe der Eltern ist sicherlich, sich um ihre Kinder mit Liebe zu kümmern, ihnen Schutz und Halt zu geben. Aber Kinder müssen auch ihre eigenen Erfahrungen machen. Wenn Kinder im Elternhaus immer nur freundlich umsorgt wurden, bekommen sie im Kindergarten, spätestens aber in der Schule einen Schock: Denn hier werden die Kinder nicht mehr so behütet. Andere Kinder sind nicht mehr so freundlich wie die Eltern gerade bei Einzelkindern sind.

Kinder sollte man behüten, aber nicht überbehüten. Die Trennlinie ist nicht so einfach zu finden.

Urvertrauen, Überbehüten und Frustrationstoleranz

Man geht in der Kinderpsychologie davon aus, dass Kinder als Baby, vielleicht schon im Mutterleib Urvertrauen lernen können und sollten. Um Urvertrauen zu bekommen, muss ein Kind sich auf die Eltern verlassen können. So ist es Aufgabe der Eltern, dem Kind ein sicheres Umfeld zu geben. Aber auch hier kann es ein Überbehüten geben: Manche Eltern wollen bis zum Alter von drei Jahren anderen Menschen keinen Kontakt zu ihrem Kind geben. Diese Art des Überbehütens kann später zu mangelnder Sozialkompetenz und auch einem unterentwickelten Immunsystem führen. Menschen sind immer schon in Gruppen gewesen. Babys wachsen natürlicherweise in einer Stammesgemeinschaft, einer Dorfgemeinschaft, mit vielen Geschwistern, Tanten, Cousins, Onkeln etc. auf.

Kinder müssen auch Frustrationstoleranz lernen. Wenn man ihnen alle Wünsche erfüllt oder bei nicht erfüllbaren Wünschen sie immer nur ablenkt, lernen sie diese Frustrationstoleranz nicht. Überbehüten zuhause führt später zu Schwierigkeiten in der normalen Gesellschaft oder auch in jeder anderen Gemeinschaft. Überbehütete Kinder können sogar in der Partnerbeziehung in große Schwierigkeit kommen. Denn die Partnerliebe heißt gegenseitiges Aufeinandereingehen.

Überbehüten und die Lerntheorie

Der Mensch wächst durch Lernen. Der Mensch wächst auch durch Erfahrungen. Gute Entscheidungen kommen durch Erfahrung. Erfahrung kommt durch schlechte Entscheidungen. Eltern und auch Lehrern müssen den Kindern ermöglichen, Erfahrungen zu machen, auch wenn diese zu Verletzungen und Scheitern führen. Aber Eltern und Lehrern sollten Kindern Wertschätzung geben, auch wenn sie Fehler gemacht haben.

Allerdings kann auch das ständige Loben von Fehler sein: Später in der Arbeitswelt werden die jungen Erwachsenen auch nicht gelobt werden, wenn sie sich bemüht haben und einen Misserfolg erzeugt haben. Überbehüten ist also in vielerlei Hinsicht problematisch.

Behüten und Überbehüten

Wie viel Behütung sollte man einem Kind zukommen lassen? Ab wann ist es zuviel des Guten, wann ist das Überbehüten?

Das sind Fragen, die sich jedes Elternteil, jede/r Pädagoge/in sich immer wieder stellen muss.

Überbehüten im Yoga Unterricht

Yogalehrer haben Verantwortung für einen guten Yoga Unterricht - sollten sich aber auch vor dem Überbehüten hüten

Auch im Yoga Unterricht muss ein Yogalehrer, eine Yogalehrerin sich davor hüten, die Teilnehmer überzubehüten. Manche Yogalehrer machen die Yogastunde extrem sanft aus Angst, ein Teilnehmer könne sich verletzen. Aber damit enthalten sie ihren Teilnehmern einen Teil der Wirkung der Yoga Übungen: Manche Yoga Übungen wirken gerade, wenn ein Teilnehmer sich anstrengt.

Es gibt auch die Form des Überbehütens, dass ein Yogalehrer, eine Yogalehrerin, dem Teilnehmer genau sagt, was er/sie tun darf und was nicht, wie genau die Asana genau richtig ist. Das führt dazu, dass der Teilnehmer, die Teilnehmerin, nicht lernt, auf den eigenen Körper zu hören. Auch als Yogalehrer, Yogalehrerin, muss man zwar verantwortungsbewusst unterrichten. Aber man soll seine Teilnehmer nicht überbehüten, sondern sie in die Eigenverantwortlichkeit führen. Schließlich ist ein Ziel des Yoga Kaivalya, Freiheit, nicht Abhängigkeit von der Yogalehrerin.

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