Sein

Aus Yogawiki

Sein (griechisch einai bzw. to on, lateinisch esse bzw. ens, Sanskrit सत् Sat) bedeutet das "Dasein", das "Seiende", das "Zugrundeliegende". Der Teil der Philosophie, der sich mit dem Sein an sich beschäftigt, wird Ontologie, das Wissen um das Sein, bezeichnet.


Gott und das Selbst als Sein Wissen und Glückseligkeit

In der indischen Vedanta Philosophie geht es um die Fragen:

Wer bin ich?

In diesem Wiki gibt es einen sehr umfangreichen Artikel zum Thema "Wer bin ich?" Hier eine Kurzzusammenfassung:

Ich bin icht das, was beobachtet werden kann. Ich bin der Beobachter. Ich kann nicht räumlich umgrenzt sein - denn räumliche Grenzen sind beobachtbar. Ich beobachte räumliche Grenzen. Ich kann nicht in der Zeit begrenzt sein - denn zeitliche Grenzen sind beobachtbar. Das "Ich" an sich ist beständig - die Inhalte, das Beobachtbare, das Erlebbare, verändert sich. Daher: Ich kann nur das Unveränderliche sein. Das Veränderliche bin ich nicht. Ich bin nicht der Körper - er ist beobachtbar, verändert sich. Ich beobachte den Körper. Ich bin nicht die Psyche - die Eigenschaften der Psyche sind beobachtbar, können sich verändern. Ich kann nur sagen: "Ich bin". Oder auch: Ich bin reines Sein.

Ich bin aber nicht nur einfach da - sondern: Ich bin bewusst, daher: Ich bin Sein und: Ich bin Bewusstsein. Und nicht nur das: Ich bin nicht einfach neutrales Sein und Bewusstsein - sondern: Wenn ich ganz bei mir bin, dann bin ich auch Freude. Daher: Ich bin Sein - Bewusstsein - Freude. Und in der Freude ist auch die Liebe enthalten.

So sagt der indische Philosoph und Jnana Yoga Meister Shankaracharya:

Sat-Chid-Ananda Swarupoham - Meine Wahre Natur ist Sein, Wissen (Bewusstsein) und Glückseligkeit.


Shankaracharya kommt zum gleichen Schluss wie der französische Philosoph Décartes. Dieser sagte nämlich in seinem Werk Meditationes: Cogito ergo sum: Ich denke, also bin ich. Damit hat Décartes ausdrücken wollen: Ich kann an allem zweifeln. Ich weiß nicht, ob es irgendetwas gibt. Es könnte alles Illusion sein, es könnte alles Traum sein. Aber an einem kann ich nicht zweifeln: Es gibt jemanden, der zweifelt, jemanden der denkt: Ich kann nicht an mir selbst zweifeln. Daher: Ich weiß, es gibt ein Sein von mir. Und es gibt ein bewusstes Sein. Cogito - ergo sum.

Wer oder was ist Gott?

Wer ist Gott? Was ist Gott? Diese Fragen werden je nach religiösem bzw. philosophischem Standpunkt unterschiedlich beantwortet. Wenn man das ausgeht, dass es Gott gibt, geht man auch davon aus: Gott gab es vor der Schöpfung. Wenn es Gott vor der Schöpfung gegeben hat, kann er nicht in Raum und Zeit gewesen sein. Denn was in Raum und Zeit ist, muss ja Schöpfung sein. Damit aber Gott Ursache für eine Schöpfung sein kann, muss Gott ein Sein haben - aber jenseits von Zeit und Raum.

In der Schöpfung gibt es Bewusstsein. Bewusstsein ist etwas anderes als Materie. Wenn es Bewusstsein gibt und dieses Bewusstsein etwas anderes ist als Materie, muss es Bewusstsein geben auch ohne Materie, also Bewusstsein vor der Schöpfung. Vor der Schöpfung kann es nur Gott gegeben haben. Wenn es nämlich etwas anderes als Gott gegeben hätte, dann hätte dieses andere von Gott geschöpft sein müssen, wäre also vor der Schöpfung gewesen. Daher: Gott muss selbst Bewusstsein sein.

Gott ist aber nicht einfach nur. Alle Religionen stimmen darin überein, dass Gott Liebe ist. Weil Gott Liebe ist, sehnen sich alle nach Liebe. So kann man sagen:

Gott ist Sein, Bewusstsein und Liebe.

Liebe ist enthalten in Freude, Ananda.

So kommen wir zum Schluss:

Gott ist Satchidananda, reines Sein, Wissen/Bewusstheit und Liebe/Freude

Gott und Selbst als Sein, Wissen, Glückseligkeit

Wir sind also zum Schluss gekommen:

  • Das Selbst ist Sein-Wissen-Glückseligkeit
  • Gott ist Sein-Wissen-Glückseligkeit

Die logische Schlussfolgerung ist:

Das Selbst und Gott sind eins. Auf Sanskrit heißt das:

Daher kann man über Gott sagen: Er ist reines Sein. Gott ist Sein an sich.



Sprichwörter und Redensarten rund um den Begriff Sein"

Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage

Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage ist die Übersetzung vom Englischen: "To be, or not to be, that is the question". "Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage" ist ein Zitat aus der Tragödie von William Shakespeare Hamlet, Prinz von Dänemark. Es stammt aus dem 3. Aufzug, 1. Szene. In dem Stück beginnt die Hauptperson Hamlet mit diesem Satz einen Monolog, in dem er darüber nachdenkt, dass er vor entschlossenem Handeln Scheu hat, weil er trotz seiner Todessehnsucht und seinem Weltschmerz Angst vor dem Tod hat. Die Zerrissenheit von Hamlet wird in diesem Monolog, der voller emotionale Tragik und philosophischem Tiefgangs ist, sehr klar.

Das Zitat "Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage" wird häufig gebraucht in Situationen, die für jemanden existenziell von Bedeutung sind und man nicht weiter weiß.

Sein Wille Geschehe

Sein Wille Geschehe - so kann ein Aspirant beten. Nicht "mein Wille geschehe". Sondern "Sein Wille geschehe", also Gottes Wille geschehe. Diese Redensart, dieses Gebet bezieht sich auf ein Bibelzitat: "Jesus sprach: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe (Luk. 22,42, in der Luther-Übersetzung).

Siehe auch

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