Purva Mimamsa

Aus Yogawiki

Die Mimamsa, auch Purva Mimansa (Sanskrit: मीमांसा pūrva mīmāṃsā f. "Erörterung, Reflektion") gehört zu den sechs klassischen Systemen der indischen Philosophie (Saddarshana) und bezieht sich auf den früheren Teil der Upanishaden aus dem indischen Veda, wurde in dem Mimansa Sutra des Jaimini vermutlich in der Zeit zwischen 200 und 300 n. Chr., festgelegt.

Gläubig-geistig orientierte Schrift: Lehre von Reinkarnation und Karma: Punyas (guten Taten): Man kommt in den Himmel, sammelt gutes Karma an, um im nächsten Leben unter besseren Verhältnissen wiedergeboren zu werden. Papas (Sünden): Man kommt in die Hölle, sammelt schlechtes Karma an, um im nächsten Leben unter schwierigen Bedingungen wiedergeboren zu werden.

Die Purva Mimansa enthält außerdem Reinheitsvorschriften, vorgeschriebene Rituale und Handlungen, Sühne- und Bußübungen. Populärster, am weitesten verbreiteter Teil der Saddarshana.

Grundlagen der Purva Mimamsa Philosophie

Purva Mimamsa, „Purva“ bedeutet „vorherig“; „Mimamsa“ bedeutet „Erörterung/Reflexion“. Beides sind Sanskritausdrücke, die übersetzt soviel wie „Erörterung oder Untersuchung des vorderen Teils der Veden“, bedeuten. Als der Begründer dieser philosophischen Richtung gilt der Weise Jaimini.

Die Purva Mimamsa war zu Krishnas Zeiten das populärste Philosophiesystem in Indien. Auch bis heute ist es im indischen Volksglauben mit das Populärste. Da Arjuna in diesem Glauben aufgewachsen, und in ihm fest verwurzelt ist, nimmt Krishna immer wieder Bezug auf dieses System. Nur so kann er Arjuna erreichen. Krishna selbst steht dieser Philosophie recht ablehnend gegenüber.

Das Purva Mimamsa System besagt: Ziel des Lebens ist, in den Himmel zu kommen, um dort ein schönes paradiesisches Leben zu führen. Ein zweites Ziel ist es in jeder Inkarnation auf dieser Erde ein schönes, angenehmes Leben zu leben.

Und um dorthin zu kommen müssen wir „Punyas“ ansammeln und „Papas“ vermeiden oder sühnen. „Punya“ kann man übersetzen als „Verdienst“ und „Papa“ kann man übersetzen als „Sünde“. Wahrscheinlich wäre es besser, „Vergehen“ zu sagen, da der christliche Sündenbegriff nicht ganz in Übereinstimmung mit dem Sündenbegriff in der Bhagavad Gita ist. Punya und Papa entstammen der Karmalehre.

  • Wir tun etwas Gutes und anschließend kommt etwas Gutes auf uns zurück.
  • Wir tun was Schlechtes. Konsequenz ist, dass etwas Schlechtes auf uns zurückkommt.
  • Wir verletzen jemanden, wir werden verletzt.
  • Wir geben eine Spende, wir werden im nächsten Leben reich - vielleicht auch schon in diesem Leben.

Weite Teile der Veden lehren diese Purva Mimamsa Philosophie. Insbesondere wird diese Lehre vom so genannten „Karma Kanda“ der Veden unterstützt. Im Karma Kanda wird beschrieben, welche Handlungen wir tun müssen, um gutes Karma zu erzeugen. Demgegenüber steht der „Jnana Kanda“. Im Jnana Kanda geht es darum, wie wir zum Wissen kommen. Die Veden selbst bestehen aus vier Teilen:

Die ersten drei zusammen formen den Karma Kanda. Der größte Teil der Veden wird also als Karma Kanda bezeichnet und ein kleiner Teil der Veden gehört zum Jnana Kanda.

Der Karma Kanda nun bildet die Grundlage der Purva Mimamsa Philosophie. Jede Handlung hat eine Konsequenz. Welche Handlung welche Konsequenz hat, wird im Karma Kanda nicht expliziert ausgeführt. Dies kann man besser in den Puranas nachlesen. Dort steht in aller Ausführlichkeit geschrieben, welche Handlung in welchen Himmel führt, welches Vergehen dich in welche Hölle bringt; was mit dir im nächsten Leben passiert, wenn du in diesem Leben jemanden umgebracht hast; was du tun musst, wenn du König werden willst; wenn du eine Frau heiraten willst; ein Brahmane werden willst; wenn du über jemanden negativ gesprochen hast; wenn du gestohlen, gelogen, geraubt, gemordet hast usw. Wer das nachlesen will, kann das in Swami Sivanandas Buch „What becomes with the Soul after death“ oder Swami Vishnus Buch „Karma und Krankheiten“ nachlesen. Da ist einiges davon beschrieben.


Punya und Papa - Verdienst und Sünde

Punya ist in der Purva Mimamsa Philosophie Verdienst, Papa ist Sünde. Punya hat als Konsequenz gutes Karma, Papa als Konsequenz schlechtes Karma. Gutes Karma wird definiert als Vergnügen, Freude, Reichtum, Glück in diesem Leben, Himmelsfreude zwischen zwei Leben, Geburt in wohlhabender Familie in einer friedvollen Weltgegen im nächsten Leben. Schlechtes Karma wird definiert als Schmerz, Leid, Krankheit, Armut, Sorgen in diesem Leben, Höllenqualen zwischen zwei Leben, Geburt in armer Familie mit Hungerqualen bzw. in einer Kriegsgegend im nächsten Leben.

Es gilt Punyas anzusammeln, Papas zu vermeiden.

Was gab es aber für Möglichkeiten, böse Taten zu sühnen? Im Karma Kanda werden uns drei Mittel angeboten, etwas Konkretes zu erreichen, Punyas anzusammeln bzw. Papas wieder gut zu machen. Diese sind:

  • Dana
  • Tapas
  • Puja und Homa.

Dana heißt gute Werke tun. Dana heißt geben. Indem wir eben einen Teil unseres Vermögens anderen zur Verfügung stellen, schaffen wir gutes Karma. Wenn wir jemandem etwas gestohlen haben, dann können wir es gut machen, indem wir ihm das wieder zurückgeben, vorzugsweise mit Zinseszins. Wenn man also Mal während seines Lebens feststellt, dass man so viele schlechte Dinge getan hat, dann kann man probieren, es wieder gut zu machen.

Tapas heißt Disziplin oder Askese. Tapas können wir machen, indem wir viel Fasten, indem wir auf dem Boden schlafen, indem wir im Ganges im kalten Wasser stehen, in dem wir ein Feuer anzünden und uns in die Mitte begeben, in dem wir in der heißen Sonne sitzen und ähnliche Praktiken machen. Krishna lehnt in der Bhagavad Gita jede extreme selbstquälerische Praxis ab, und schimpft sogar an einigen Stellen in der Bhagavad Gita darüber. Er äußert sich immer wieder abwertend über die Purva Mimamsa Philosophie. Er möchte nichts mit ihr zu tun haben und unterstellt dieser Philosophie, sie hätte nichts mit spirituellem Leben zu tun. Vor allem, weil es in diesem System auch furchtbare Askesen gibt, die er gerade im 18. Kapitel und auch in anderen Kapiteln beschreibt. Dazu zählen z.B. tagelang auf einem Bein stehen oder die Fingernägel nicht schneiden, bis sie irgendwann so lang werden, dass sie durch die Hand hindurch wachsen im Bogen. Es gibt ein sehr interessantes Buch „Das spirituelle Feuer“, erschienen im Mangalam Verlag, was die Lebensgeschichte eines Asketen in Indien beschreibt. Dieser hielt z.B. die Arme immer hochgehoben, so dass sie nicht mehr durchblutet wurden und die Hände vermoderten und er hat weitere extreme Formen von Tapas praktiziert.

Dann gibt es auch „Puja“ und „Homa“. Puja und Homa sind Gottesverehrungs- und Feuerrituale. Beides sind die heute in Indien wohl verbreitesten Formen, um Papas zu vermeiden und Punyas anzuhäufen. Dana und Tapas werden nicht mehr so häufig ausgeführt. Wenn ihr in Indien zu einem Priester geht, sagt der vielleicht: „Ich will eine Puja für euch machen.“ Als westlicher spiritueller Aspirant findet man das irgendwie toll. Dann fragen sie, was für einen Wunsch du dafür hast. Für die Puja hat man einen bestimmten Wunsch. Durch die Puja sammelt man Punyas an und diese Punyas gehen dann (nach diesem Glauben) in die Wunscherfüllung hinein. Zum Schluss will der Priester dann natürlich auch noch eine Spende dafür haben, dass das alles funktioniert.


Christentum und Purva Mimamsa

Auch in der christlichen Theologie kennt man das Problem. Dort spricht man von der Ursünde. Der Begriff der Ursache kann verschieden interpretiert werden. Zum einen spricht man von der so genannten „Urabsonderung“. Wenn wir uns von Gott getrennt fühlen, dann ist das die Ursünde, mit der jeder Mensch schon geboren wird. Zum anderen kann man es so sehen: Wir entfernen uns von Gott, weil wir Vergehen im Leben begehen. Und da wir nicht umhin kommen, gegen Gottes Gebote zu verstoßen, sind wir in der Ursünde befangen.

Krishna und Purva Mimamsa Philosophie

Krishna wendet sich in der Bhagavad Gita gegen diesen philosophischen Ansatz. Sein Ansatz der Spiritualität sieht so aus, dass es nicht darum geht Dinge zu tun, um Punyas anzuhäufen. Man sollte nicht Pujas oder Homas zelebrieren, um etwas Konkretes zu erreichen. Es ist nicht richtig Tapas zu tun, um etwas zu erreichen oder Spenden zu geben mit dem Hintergedanken, dann selbst mehr zu bekommen oder gutes Karma anzuhäufen. All diese Handlungen sind aus Wünschen heraus geborene Handlungen. Sie führen dazu, dass wir denken, wenn wir all das haben, dann werden wir glücklich werden. Letztlich bleibt die Purva Mimamsa im Egoismus verhaftet.