Bewusstheit: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 20. Juni 2022, 10:55 Uhr
Bewusstheit ist eine Erweiterung des Adjektivs „bewusst“. Bewusstheit kommt also von „bewusst sein“. Doch was genau bedeutet „bewusst sein“?
Bewusst in diesem Augenblick bedeutet, dass ich hier in diesem Augenblick mit allen Sinnen genau bei dem bin, was ich gerade tue. Wenn ich zum Beispiel bewusst esse, sitze ich dabei nicht vor dem Fernseher, skype oder lese Zeitung. Auch bin ich nicht in Gedanken versunken, was ich am Tag noch alles zu tun habe oder wem ich nachher unbedingt noch eine SMS schicken muss.
Bewusst essen heißt: Ich bin hier und ich esse. Ich sehe bewusst, was ich esse, ich rieche es, spüre bewusst die Konsistenz des Lebensmittels auf der Zunge, ertaste mit allen Sinnen die verschiedenen Nuancen seines Geschmacks. So kannst du bei jeder Aufgabe oder allem, was du tust, bewusst sein. Durch Bewusstheit kannst du jede kleine Aufgabe deines Lebens zu einer kleinen Meditation machen.
Versuche es doch einfach mal, wenn du das nächste Mal im Wald spazieren gehst: Wie fühlt sich der Waldboden unter den Füßen an? Welche Geräusche kannst du ausmachen, was kannst du riechen, was genau siehst du? Und falls du jetzt neugierig geworden bist: Mehr über die fokussierte Aufmerksamkeit, die Bewusstheit mit sich bringt, erfährst du in unserem Artikel zur Achtsamkeit.
Gesundheit und Bewusstheit
Gesundheit und Bewusstheit hängen zusammen. Wenn du eine gute Gesundheit hast, besitzt du auch eine klare Bewusstheit. Wenn du krank bist, kann auch das Bewusstsein getrübt sein. Umgekehrt: Wenn du ein klares Bewusstsein hast, hat dies auch einen Einfluss auf den Körper. Wenn du nicht weißt, was zu tun ist, wenn du verwirrst bist, gekränkt bist, wenn dein Bewusstsein irgendwo ein Problem hat, besteht auch ein Einfluss auf die Gesundheit.
Gesundheit und Bewusstheit im Yoga
Im Yoga wollen wir pflegen, dass wir gesund sind. Wir streben ein klares Bewusstsein an. Wir wollen im Yoga aber auch lernen, das Bewusstsein nicht der Körper ist und nicht die Psyche ist. Im Laufe der Zeit wollen wir sogar lernen, dass Gesundheit und Bewusstheit nicht mehr sich so bedingen.
Es gibt einige Yogameister, die in den 90er Jahren nicht mehr einen so gesunden Körper hatten. Sie verfügten aber über ein sehr klares Bewusstsein. Sie konnten durchaus nicht mehr normal gehen. Sie bewegten sich mittels Stock oder anhand eines Rollators fort. Teilweise war eine Stütze von anderen Menschen nötig, um gehen zu können. Aber ihr Bewusstsein war absolut klar. Auf die Frage nach Schmerzen, wurde dies mit einem eindeutigen Ja beantwortet. Manche dieser Menschen haben sogar Tabletten gegen Bluthochdruck und andere Beschwerden eingenommen. Aber ihr Bewusstsein war davon nicht beeinflusst.
Dies ist durchaus anzustreben. Swami Vishnudevananda zum Beispiel war auch einen Meister, der, bevor er gestorben ist, nicht mehr gesund war. Er hatte sogar einen Schlaganfall gehabt und konnte nicht mehr normal sprechen. Sein Bewusstsein war allerdings klar. Obwohl er manchmal Halluzinationen hatte. Sein Bewusstsein war weit und verbunden.
Bewusstsein ist noch nicht einmal Psyche. Es ist noch nicht einmal Denkvermögen und Emotionen. Normalerweise ist Bewusstsein mit Psyche und Körper irgendwo verbunden. Normalerweise machen wir im Yoga vieles, um gesund zu sein und ein klares Bewusstsein zu haben. Aber im Laufe der Zeit lernen wir, uns nur mit unserem Bewusstsein zu identifizieren. Wir lernen zu wissen, wir sind reines Bewusstsein. Somit können wir unabhängig werden von Körper und Psyche. Wir können sogar unabhängig von Gesundheit werden.
Viveka Chudamani - Lebe aus der Bewusstheit das du Sat Chid Ananda bist
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 466 von Sukadev Bretz -
Es gibt nur das Eine (eka) nicht-duale (advaya) Absolute. Es ist reines Sein (sad-ghana), reines Bewusstsein (chid-ghana), ewig reine Glückseligkeit (ananda-ghana). In Ihm gibt es keinerlei Vielfalt.
Du bist das Ewige, Unendliche, Atman
Mache dir das immer wieder bewusst: Du bist das unsterbliche Selbst, der Atman. Du bist das Ewige, das Unendliche. Lebe aus dieser Bewusstheit heraus. Immer wieder sage dir das. Das ist auch alltagstauglich. Zwischendurch sage dir: Sat Chid Ananda Swarupoham – Meine wahre Natur ist Sein Wissen Glückseligkeit.
In der Tiefe meines Wesen ist alles vorhanden
Du kannst auch sagen, dass gerade an der Oberfläche deines Bewusstseins gerade Sorgen und Nöte sind. An der Oberfläche deines Bewusstseins sind gerade Ängste und vielleicht gibt es dafür auch gute Gründe, aber in der Tiefe meines Wesens bin ich jederzeit Sat Chid Ananda, Sat-Chid-Ananda Swarupoham – Meine wahre Natur ist Sein-Wissen-Glückseligkeit. Und aus dieser Tiefe meines Wesens kommt auch in die relative Welt und auch in meinen Geist Kraft, Liebe, Energie und Inspiration.
Du bist das unsterbliche Selbst. Sage dir immer wieder Sat-Chid-Ananda Swarupoham – Meine wahre Natur ist Sein Wissen Glückseligkeit.
Siehe auch
Literatur
- Sukadev Bretz: Meditieren lernen in 10 Wochen - Übungsbuch mit MP3-CD
- Sukadev Bretz: Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute
- Sukadev Bretz, Ulrike Schöber: Der Pfad zur Gelassenheit
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- James Swartz: Die Wirklichkeit verstehen
- Sri Shankaracharya: Das Kronjuwel der Unterscheidung
Seminare
Vedanta
Hier erscheint demnächst wieder eine Seminarempfehlung: url=interessengebiet/vedanta/?type=2365 max=2