Aggression: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Aggression bekommt erst dann einen Einfluss auf das [[Leben]] eines Menschen, wenn er sich darauf einlässt und mit dem [[Gefühl]] der „Aggression“ etwas macht – sie unterdrückt oder sie ausdrückt. Er könnte sie auch als Zeuge einfach nur beobachten, sie bewusst wahrnehmen und losgelöst davon handeln.
Die Aggression bekommt erst dann einen Einfluss auf das [[Leben]] eines Menschen, wenn er sich darauf einlässt und mit dem [[Gefühl]] der „Aggression“ etwas macht – sie unterdrückt oder sie ausdrückt. Er könnte sie auch als Zeuge einfach nur beobachten, sie bewusst wahrnehmen und losgelöst davon handeln.
[[Datei:800px-Venus and Mars.jpg|thumb|500px|Boticelli: Venus mit dem schlafenden Mars, Kentauren spielen mit seiner Kriegsausrüstung, um 1483]]


==Einführung==
==Einführung==

Version vom 17. September 2014, 09:36 Uhr

Aggression leitet sich vom Lateinischen „aggredi“ ab. Es bedeutet: „an eine Sache herangehen und sie in Angriff nehmen“, was neutral zu verstehen ist. Die Aggression an sich ist folglich weder schlecht noch gut. Sie ist einfach als Urprinzip im Universum etabliert, als das Prinzip von Mars und Pluto - von nach außen oder nach innen gekehrter Energie.

Ausdruck von Aggression

Die Aggression ist also zunächst als neutral zu betrachten. Sie hat aber wie alles in einer Welt der Polaritäten auch zwei Pole: Sie kann Himmelsmacht und Höllenfeuer zugleich sein. Aggression kann im Positiven genutzt werden und steht dann für Kraft, pure Lebensenergie, Durchsetzungsvermögen, Willensstärke, Fortschritt. Aggression kann aber auch in seiner negativen Ausprägung gelebt werden und steht dann für Zerstörung und Kampf in ganz unterschiedlicher Ausprägung.

Die Aggression bekommt erst dann einen Einfluss auf das Leben eines Menschen, wenn er sich darauf einlässt und mit dem Gefühl der „Aggression“ etwas macht – sie unterdrückt oder sie ausdrückt. Er könnte sie auch als Zeuge einfach nur beobachten, sie bewusst wahrnehmen und losgelöst davon handeln.

Einführung

Zeichen von Aggression

„In den modernen Industriegesellschaften hat man sich stillschweigend darauf geeinigt, dass Aggression nur böse und schlecht ist; man will sie deshalb am liebsten aus der Welt schaffen. Dabei zeigt sich auf den ersten Blick, dass kein anderes Thema das Leben mehr beherrscht. Wenn man sich vom Aggressionsprinzip tatsächlich lösen könnte, wäre es sicher schon längst geschehen.“ [1] Das geht so weit, dass Menschen Angst haben vor Aggression und gar nichts davon wissen wollen. Sie wollen ihre eigene Aggression nicht spüren, unterdrücken sie, und sie wollen natürlich auch nichts von der Aggression anderer Menschen abbekommen. So werden sie nie damit konfrontiert, lernen aber auch nicht, damit zurechtzukommen. [2]

Unsere eigenen inneren Kriege brechen dann entweder als Krankheit aus oder zeigen sich in Form eines Krieges, der irgendwo auf der Welt stattfindet. Das ist die angestaute aggressive Energie, die sich in ihrer extremsten Form einen Ausdruck sucht. Während die Gewalt des Einzelnen als Delikt gilt und streng verboten wird, legitimiert der Krieg die schlimmsten Gräueltaten sogar per Gesetz. Die Verteidigung des Vaterlandes wird dann als wichtig und wertvoll angesehen, und man geht dafür dann sogar in den Tod oder schickt andere dahin. [3]

Experimente mit Affen haben ergeben, dass nicht nur Überfüllung (Territorialaggression) zu Aggression führt, sondern auch soziale Desorganisation. Angst (Furchtaggression) kann ebenfalls ein Auslöser für Aggression sein. Provokationen, die Bedrohung der Rangordnung (Rivalenaggression), die Unterbrechung eines Handlungsablaufes (Reizbarkeitsaggression), enttäuschte Hoffnungen und andere Frustrationen lösen in der Regel auch Aggression aus. [4]

Mars, die nach außen gekehrte Aggression

Mars – das archetypische männliche Aggressionsprinzip

Mars, Gott des Krieges, mit Schild, Schwert und Helm. Römische Kopie nach einem griechischen Original von etwa 320 v. Chr., Ergänzungen von Gian Lorenzo Bernini

Die spirituelle Philosophie betrachtet Aggression als die Energie allen Anfangs, die dem Prinzip von Mars zugeordnet wird: „Ohne Aggression könnte nichts beginnen, und so ist der erste Impuls immer ein aggressiver [...] Jeder Neubeginn des Jahres geschieht natürlich aus der aggressiven Energie des Frühlings heraus. Die Säfte steigen, die Bäume schlagen aus, und der Salat schießt sogar […] Wenn Milliarden Knospen ihre wehrlosen Hüllen sprengen, Milliarden gefährlicher spitzer Keime auf brutale Weise die unschuldige Mutter Erde durchbohren, ist uns das durchaus angenehm. Wir genießen die aggressive Marskraft im Frühling – der neue Wachstumszyklus könnte ohne sie nicht beginnen.“ [5]

Es ist aber so, dass alle Geschosse diese Form haben, sie ist spitz und durchdringend. Diese Form ist weder schlecht noch gut, sie ist einfach marsisch und dadurch für bestimmte Dinge bestens geeignet: Die Form kann sich durchsetzen, Widerstände überwinden und sich schnell fortbewegen. Selbst eine spitze Bemerkung trifft viel besser ihr Ziel als platte Reden. [6]

Ob wir die Energie von Mars nun mögen oder nicht – sie ist bei jedem Anfang dabei. Auch das erste Wort oder der erste Ton, der die Stille durchströmt, enthält eine aggressive Kraft, die die Stille zerstört. Der Ton ist deswegen nicht böse, er ist einfach nur da. Das Aggressionsprinzip steht aber nicht nur am Anfang, es ist auch sonst immer vorhanden, weil es einfach zur Welt gehört. Wir müssen uns nur die Frage stellen, auf welcher Ebene wir diesem Marsprinzip begegnen wollen.

Der Mensch liebt die Gesellschaft. Er benötigt aber eine gewisse Aggression, um auf jemanden zuzugehen, um so diesem Impuls Folge leisten zu können. Er ist in Beziehungen und auch für Beziehungen braucht man Mut und Kraft, um eine Beziehung anbahnen zu können, sie danach aufrecht und lebendig zu erhalten, so dass man gemeinsam wachsen kann. Je weniger Beachtung wir einem Prinzip wie Mars schenken, umso heftiger wird es in Erscheinung treten, umso stärker wird es seine Aufmerksamkeit einfordern. [7]

„Krieg ist selbstverständlich die gröbste, gefährlichste und primitivste Ebene des Marsprinzips. Es zeigt sich schon daran, dass er stets die primitivsten und brutalsten Charakterzüge aus Menschen hervorholt. Zu keiner Zeit wird mehr gemordet, vergewaltigt, geplündert, gebrandschatzt und gequält. Es war deshalb vor allem der Krieg, der das ganze Prinzip in so in Verruf gebracht hat.“ [8] Weil es aber in der Gesellschaft die stille Vereinbarung gibt, dass Aggression schlecht ist und wir dem Marsprinzip nicht offen begegnen, sondern vielmehr unsere aggressiven Gefühle unterdrücken, bis es nicht mehr länger möglich ist, eskaliert die Aggression meistens auf der primitivsten Ebene. „Die gegeneinander gerichteten negativen Aggressionen sind unter Umständen so angewachsen und auf solch einer primitiven Ebene angekommen, dass man gar nicht mehr miteinander kommunizieren kann.“ [9]

Wenn Menschen in Konflikt geraten, steigen die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin an und provozieren den Menschen zur Handlung: Er kann nur kämpfen oder fliehen. Wer sich nicht traut, zu seiner marsischen Energie zu stehen, wird gegenüber einem anderen, der das sehr wohl tut, immer den Kürzeren ziehen.

Mars Ultor: Marsdarstellung auf der Rückseite einer römischen Münze von Antoninus Pius. Copyright

Es gibt Möglichkeiten, seine Aggression zu kanalisieren, indem man sich in eine dafür ritualisierte Umgebung begibt. Die Fußballfans leben mit ihren „Kriegsgesängen“ eine solche ritualisierte Form der Aggression, aber natürlich auch die Fußballspieler auf dem Feld, die, wie man immer wieder gut beobachten kann, auch nicht davor zurückschrecken, handgreiflich zu werden. Andere ritualisierte Ventile wären auch noch weitere Sportarten, die im Grunde auf Fairness und Ritterlichkeit bauen, bei denen man aber immer wieder beobachten kann, dass diese nicht eingehalten werden und man versucht unritterlich zu gewinnen.

Mars – sieben Entwicklungsstufen

  • Die unterste und völlig unerlöste Ebene von Mars zeigt sich in Mord und Totschlag, in Krieg und Brutalität. Man zögert nicht, körperliche Gewalt einzusetzen, um seine eigenen Interessen auf jeden Fall durchzusetzen. Auf dieser Ebene geht es im blanken, brutalen Egoismus, es geht darum, seine Ellbogen auszufahren und scheut auch vor Vergewaltigung nicht zurück. Man nimmt sich, was möglich ist und nicht, was einem zusteht. Verletzung und Zerstörung sind auf dieser Ebene in Ordnung, solange sie dem eigenen Vorteil dienen. Das Geschlechterverhältnis wird von hirnloser Triebhaftigkeit bestimmt.
  • Auf der zweiten Ebene der Entwicklungsstufen von Aggression ist das primitive, geistlose Berserkertum überwunden. Die Sexualität ist nicht mehr nur Auslebung des Triebes, sie bezieht den Partner mit ein. Hier bewegen wir uns auf einer Ebene, auf der Konkurrenz und Rivalität eine Rolle spielen. Heißblütige Aktionen der Eroberung und Durchsetzung werden nun mit einem gewissen Willen zu Einsatz und Leistung verbunden.
  • Auf der dritten Entwicklungsstufe setzt der Mensch seinen Tatendrang und seinen Mut für weitergehende Ziele ein. Hier ist Pionierarbeit angesagt, die eine entschlossene Handlung erfordert, die nicht blind zerstörend agiert, sondern überlegt und machtbewusst handelt. Auf dieser Ebene wird auch die Eigenverantwortung entwickelt.
  • Auf der vierten Entwicklungsstufe reflektiert der Mensch sich noch mehr. Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit gewinnen an Bedeutung. Der tatkräftige Einsatz ist mit Vernunft gepaart, Zivilcourage tritt an den Tag. Die Freude an der eigenen Kraft und Energie führt zu mutigen und beeindruckenden Taten, die auch anderen nutzen. Der Egoismus ist überwunden.
  • Auf der fünften Entwicklungsstufe der Aggression genießt der Mensch einfach nur die eigene Kraft und den spontanen Energiefluss. Die Lust am Kampf verfeinert sich zur Kriegskunst. Es geht nicht mehr darum, Krieg zu führen, sondern die Stärke und die Ausstrahlung zu haben, dass keiner es überhaupt wagt, einen anzugreifen. Beispiele dafür sind die europäische Ritter und die japanische Samurai. Ehre bestimmt das Spiel des Lebens.
  • Auf der sechsten Stufe der Entwicklung von Aggression genießt der Mensch seine Energie, die absichtslos und frei fließt. Der Tatendrang wird zu bewussten Handlungen, die Absicht verliert an Bedeutung. Wir handeln und des Handelns Willen, weil gehandelt werden muss, weil das zu dem Spiel des Lebens dazugehört und das Rad sich weiterdrehen muss. Die Früchte der Handlungen spielen keine Rolle mehr. Es geht nicht mehr um Belohnung und Zweck. Der Krieg wird heilig und richtet sich nur noch gegen das eigene Ego.
  • Die siebente Stufe stellt die erlöste Ebene der Aggression dar, die Erlösung schlechthin. Das Handeln ist frei und im Einklang mit den Schicksalsgesetzen und mit der Schöpfung.

Pluto, die nach innen gerichtete Aggression

Pluto – das archetypisch weibliche Aggressionsprinzip

Albrecht Dürer: Die Entführung der Persephone (1516)

Pluto – sieben Entwicklungsstufen

August Gaber: Pluto sitzt mit der melancholischen Persephone auf dem Thron. Vor ihnen liegt Cerberus, der Höllenhund. (1864)

Swami Sivananda über Aggression

Fußnoten

  1. Rüdiger Dahlke: Aggression als Chance: Be-Deutung und Aufgabe von Krankheitsbildern wie Infektion, Allergie, Rheuma, Schmerzen und Hyperaktivität, Goldmann Verlag, 2006, S. 12.
  2. Ebenda, S. 13.
  3. Ebenda, S. 34.
  4. Ebenda, S. 22/23.
  5. Ebenda, S. 51.
  6. Ebenda, S. 52.
  7. Ebenda, S. 54/55.
  8. Ebenda, S. 63.
  9. Ebenda, S. 64.

Siehe auch

Weblinks

Literatur

Seminare