Klassische Upanishaden - Die Mundaka-Upanishad des Atharvaveda: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Yogawiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
''Quelle:'' <br />
''Quelle:'' <br />
Klassische Upanishaden<br />
Klassische [[Upanishaden]]<br />
Die Weisheit des Yoga<br />
Die Weisheit des [[Yoga]]<br />
Auszüge aus dem Werk<br />
Auszüge aus dem Werk<br />
„Sechzig Upanishads des Veda“<br />
„Sechzig Upanishads des Veda“<br />
Zeile 11: Zeile 11:
Alle Rechte vorbehalten<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
Yoga Vidya Verlag<br />
Yoga Vidya Verlag<br />
Yoga Vidya GmbH<br />
[[Yoga Vidya]] GmbH<br />
Yogaweg<br />
Yogaweg<br />
32805 Bad Meinberg<br />
32805 Bad Meinberg<br />
Zeile 19: Zeile 19:
==Erstes Mundakam==
==Erstes Mundakam==
===Erste Hälfte===
===Erste Hälfte===
1. Brahman entstand als erster von den Göttern,
1. [[Brahman]] entstand als erster von den [[Götter]]n,
Als Schöpfer dieses Weltalls und als Behüter.
Als Schöpfer dieses Weltalls und als Behüter.
Der lehrte seinem ältesten Sohn Atharva(n)
Der lehrte seinem ältesten Sohn [[Atharva]](n)
Das Brahmanwissen, alles Wissens Grundstein.
Das Brahmanwissen, alles Wissens Grundstein.
2. Was Brahman vormals lehrte dem Atharvan,
2. Was Brahman vormals lehrte dem Atharvan,
Das Brahmanwissen, sagte der dem Angir,
Das Brahmanwissen, sagte der dem Angir,
Dieser dem Satyavaha Bharadvaja,
Dieser dem [[Satya]]vaha Bharadvaja,
Und der dem Angiras, das Höchst-und-Tiefste.
Und der dem Angiras, das Höchst-und-Tiefste.
3. Da geschah es, dass Shaunaka, ein Mann von großem Reichtume, dem Angiras in geziemender Weise nahte und ihn fragte: „Was ist, o Ehrwürdiger, dasjenige, mit dessen Erkenntnis diese ganze Welt erkannt worden ist?“
3. Da geschah es, dass Shaunaka, ein Mann von großem Reichtume, dem Angiras in geziemender Weise nahte und ihn fragte: „Was ist, o Ehrwürdiger, dasjenige, mit dessen Erkenntnis diese ganze Welt erkannt worden ist?“
4. Und er sprach zu ihm: „Zwei Wissenschaften soll man wissen nach dem, was die Brahmanwisser sagen, nämlich die höhere und die niedere
4. Und er sprach zu ihm: „Zwei Wissenschaften soll man wissen nach dem, was die Brahmanwisser sagen, nämlich die höhere und die niedere
Lautlehre, Kultus, Grammatik,
Lautlehre, Kultus, [[Grammatik]],
Wortschatz, Metrik, Astronomie.
Wortschatz, Metrik, Astronomie.


5. Die niedere ist der Rigveda, Yajurveda, Samaveda, Atharvaveda. Aber die höhere ist die, durch welche jenes Unvergängliche (asharam) erkannt wird;
5. Die niedere ist der [[Rigveda]], [[Yajurveda]], [[Samaveda]], [[Atharvaveda]]. Aber die höhere ist die, durch welche jenes Unvergängliche ([[asharam]]) erkannt wird;
6. jenes welches
6. jenes welches
Unsichtbar, ungreifbar, ohne Stammbaum, farblos,
Unsichtbar, ungreifbar, ohne Stammbaum, farblos,
Zeile 38: Zeile 38:
Ewig, durchdringend, überall, schwer erkennbar,
Ewig, durchdringend, überall, schwer erkennbar,
Jenes Unwandelbare,
Jenes Unwandelbare,
Das als der Wesen Schoß die Weisen schauen.
Das als der [[Wesen]] Schoß die Weisen schauen.
7. Wie eine Spinne, auslässt und einzieht (den Faden),
7. Wie eine Spinne, auslässt und einzieht (den Faden),
Wie auf der Erde sprießen die Gewächse,
Wie auf der Erde sprießen die Gewächse,
Wie auf Haupt und Leib des Menschen, der lebt, die Haare,
Wie auf Haupt und Leib des Menschen, der lebt, die Haare,
So aus dem Unvergänglichen alles, was hier ist.
So aus dem Unvergänglichen alles, was hier ist.
8. Durch Tapas breitet sich Brahman,
8. Durch [[Tapas]] breitet sich Brahman,
Aus ihm entwickelt Nahrung sich,
Aus ihm entwickelt Nahrung sich,
Aus Nahrung Odem, Geist, Wahrheit,
Aus [[Nahrung]] Odem, Geist, Wahrheit,
Welt und, in Werken, Ewigkeit.
Welt und, in Werken, Ewigkeit.
9. Der Allkenner und Allwisser,
9. Der Allkenner und Allwisser,
Zeile 53: Zeile 53:


===Zweite Hälfte===
===Zweite Hälfte===
1. Dieses ist die Wahrheit:
1. Dieses ist die [[Wahrheit]]:
Die Werke, die in den Liedern Weise schauten,
Die Werke, die in den Liedern Weise schauten,
Sind vielfach ausgebreitet in der Dreiheit (der Veden):
Sind vielfach ausgebreitet in der Dreiheit (der [[Veden]]):
Die übt ihr stets, Verwirklichung begehrend;
Die übt ihr stets, Verwirklichung begehrend;
Der Pfad führt euch zur Welt der Werkvergeltung.
Der Pfad führt euch zur [[Welt]] der Werkvergeltung.
2. Wenn die Flamme emporzüngelt,
2. Wenn die Flamme emporzüngelt,
Wenn hell das Opferfeuer flammt,
Wenn hell das [[Opfer]]feuer flammt,
Dann zwischen den zwei Schmalzspenden
Dann zwischen den zwei Schmalzspenden
Soll die Trankgüsse opfern man,
Soll die Trankgüsse opfern man,
Zeile 73: Zeile 73:


5. Wer sich ans Werk macht, während diese funkeln,
5. Wer sich ans Werk macht, während diese funkeln,
Und rechtzeitig die Opfergüsse vornimmt,
Und rechtzeitig die [[Opfer]]güsse vornimmt,
Den führen sie als Sonnenstrahlen aufwärts,
Den führen sie als Sonnenstrahlen aufwärts,
Dorthin, wo thront der eine Herr der Götter.
Dorthin, wo thront der eine Herr der [[Götter]].
6. „Komm mit! Komm mit!“ so sprechen die Spenden glanzreich
6. „Komm mit! Komm mit!“ so sprechen die Spenden glanzreich
Und führen auf Sonnenstrahlen den Opfrer aufwärts;
Und führen auf Sonnenstrahlen den Opfrer aufwärts;
Zeile 83: Zeile 83:
Die achtzehn, in denen das niedre Werk sich ausdrückt;
Die achtzehn, in denen das niedre Werk sich ausdrückt;
Die Toren, die danach als dem Bessern trachten,
Die Toren, die danach als dem Bessern trachten,
Verfallen wieder dem Alter und dem Tode.
Verfallen wieder dem [[Alter]] und dem [[Tod]]e.
8. In des Nichtwissens Tiefe hin sich windend,
8. In des Nichtwissens Tiefe hin sich windend,
Sich selbst als Weise, als Gelehrte wähnend,
Sich selbst als [[Weise]], als Gelehrte wähnend,
So stoßen ziellos sich herum die Thoren,
So stoßen ziellos sich herum die Thoren,
Wie Blinde, die ein selbst auch Blinder anführt.
Wie Blinde, die ein selbst auch Blinder anführt.
Zeile 92: Zeile 92:
Vor Werkdienst kommen sie nicht zur Besinnung,
Vor Werkdienst kommen sie nicht zur Besinnung,
Der Not verfallend, wenn der Lohn verbraucht ist.
Der Not verfallend, wenn der Lohn verbraucht ist.
10. Opfer und Werke für das Höchste haltend,
10. [[Opfer]] und Werke für das Höchste haltend,
Nichts andres, Besseres wissen sie sich, die Betörten.
Nichts andres, Besseres wissen sie sich, die Betörten.
Auf des Werkhimmels Rücken genossen habend,
Auf des Werkhimmels Rücken genossen habend,
Geh'n sie zurück in diese Welt und tiefer.
Geh'n sie zurück in diese Welt und tiefer.
11. Doch die im Wald Askese und Glauben üben,
11. Doch die im Wald [[Askese]] und [[Glaube]]n üben,
Beruhigt, wissend, nur vom Bettel lebend,
Beruhigt, wissend, nur vom Bettel lebend,
Die gehen staublos durch der Sonne Pforte
Die gehen staublos durch der [[Sonne]] Pforte
Zum ewigen Geiste, zum wandellosen Atman.
Zum ewigen Geiste, zum wandellosen Atman.
12. Der Weise, prüfend die werkgewirkten Welten,
12. Der Weise, prüfend die werkgewirkten Welten,
Abwende sich; nichts wirkt die ungewirkte!
Abwende sich; nichts wirkt die ungewirkte!
Sie zu erkennen such' er auf den Lehrer,
Sie zu erkennen such' er auf den Lehrer,
Mit Brennholz, der schriftkundig, fest in Brahman.
Mit Brennholz, der schriftkundig, fest in [[Brahman]].
13. Ihm, der geziemend nahte, stillen Herzens
13. Ihm, der geziemend nahte, stillen Herzens
Und ruhevoll, teilt mit sodann der Weise,
Und ruhevoll, teilt mit sodann der Weise,
Zeile 117: Zeile 117:
Ihm gleichen Wesens, tausenfach entspringen,
Ihm gleichen Wesens, tausenfach entspringen,
So geh'n, o Teurer, aus dem Unvergänglichen
So geh'n, o Teurer, aus dem Unvergänglichen
Die mannigfachen Wesen
Die mannigfachen [[Wesen]]
Hervor und wieder in dasselbe ein.
Hervor und wieder in dasselbe ein.
2. Denn himmlisch ist der Geist, der ungestaltete,
2. Denn himmlisch ist der [[Geist]], der ungestaltete,
Der draußen ist und drinnen, ungeboren,
Der draußen ist und drinnen, ungeboren,
Der odemlose, wünschelos, reine,
Der odemlose, wünschelos, reine,
Zeile 125: Zeile 125:
3. Aus ihm entsteht der Odem, der Verstand und alle Sinne,
3. Aus ihm entsteht der Odem, der Verstand und alle Sinne,
Aus ihm entstehen Äther, Wind und Feuer,
Aus ihm entstehen Äther, Wind und Feuer,
Das Wasser und, alltragende, die Erde.
Das Wasser und, alltragende, die [[Erde]].
4. Sein Haupt ist Feuer, seine Augen Mond und Sterne,
4. Sein Haupt ist Feuer, seine Augen [[Mond]] und Sterne,
Die Himmelsgegenden die Ohren,
Die Himmelsgegenden die Ohren,
Seine Stimme ist des Veda Offenbarung.
Seine Stimme ist des [[Veda]] Offenbarung.
Wind ist sein Hauch, sein Herz die Welt, aus seinen Füßen Erde,
Wind ist sein Hauch, sein Herz die Welt, aus seinen Füßen Erde,
Er ist das innre Selbst in allen Wesen.
Er ist das innre [[Selbst]] in allen Wesen.


5. Aus ihm entsteht Feuer, dessen Brennholz die Sonne ist,
5. Aus ihm entsteht Feuer, dessen Brennholz die Sonne ist,
Zeile 136: Zeile 136:
Der Mann ergießt den Strom in die Genossin,
Der Mann ergießt den Strom in die Genossin,
Nachkommen viele sind dem Geist geboren.
Nachkommen viele sind dem Geist geboren.
6. Aus ihm sind Hymnen, Lieder, Opfersprüche,
6. Aus ihm sind [[Hymne]]n, [[Lied]]er, Opfersprüche,
Die Weihen, Opfer, Bräuche, Opfergaben,
Die Weihen, [[Opfer]], Bräuche, Opfergaben,
Jahrlauf und Opferbringer, und die Welten,
Jahrlauf und Opferbringer, und die Welten,
Die Somas und der Sonne Licht verklären.
Die [[Soma]]s und der Sonne Licht verklären.
7. Aus ihm die Götter vielfach sind entstanden
7. Aus ihm die [[Götter]] vielfach sind entstanden
Und Selige, aus ihm Menschen, Vieh und Vögel;
Und Selige, aus ihm Menschen, Vieh und Vögel;
„Einhauch und Aushauch, Reis und Gerste“, Glaube,
„Einhauch und Aushauch, Reis und Gerste“, Glaube,
Kasteiung, Wahrheit, Brahmanwandel, Vorschrift.
Kasteiung, Wahrheit, Brahmanwandel, Vorschrift.
8. Sieben Organe sind aus ihm, mit sieben
8. Sieben [[Organ]]e sind aus ihm, mit sieben
Brennhölzern, sieben Flammen, Opferspenden,
Brennhölzern, sieben Flammen, Opferspenden,
Und sieben Welten sind, in die sie schweifen
Und sieben [[Welt]]en sind, in die sie schweifen
Aus ihrer Höhle, wo versteckt je sieben.
Aus ihrer Höhle, wo versteckt je sieben.
9. Aus ihm sind Weltmeere und alle Berge,
9. Aus ihm sind Weltmeere und alle Berge,
Zeile 153: Zeile 153:
In den Wesen als ihr inneres Selbst Bestand hat.
In den Wesen als ihr inneres Selbst Bestand hat.


10. Ja, Purusha ist dies Weltall,
10. Ja, [[Purusha]] ist dies [[Weltall]],
Werk, Tapas, Brahman, Unsterbliches; -
Werk, [[Tapas]], Brahman, Unsterbliches; -
Wer dieses weiß verborgen in der Höhle (des Herzens),
Wer dieses weiß verborgen in der Höhle (des Herzens),
Der sprengt, o Teurer, des Nichtwissens Knoten.
Der sprengt, o Teurer, des Nichtwissens Knoten.
Zeile 160: Zeile 160:
===Zweite Hälfte===
===Zweite Hälfte===
1. Was offenbar ist und verborgen doch,
1. Was offenbar ist und verborgen doch,
Weilt in der Höhle, als der große Ort,
Weilt in der [[Höhle]], als der große Ort,
In welchem eingespeicht, was lebt und haucht und schließt die Augen,
In welchem eingespeicht, was lebt und haucht und schließt die Augen,
Was ihr als höher, als was ist und nicht ist, wißt,
Was ihr als höher, als was ist und nicht ist, wißt,
Zeile 166: Zeile 166:
2. Was Flammenlohend, was des Feinen Feinstes,
2. Was Flammenlohend, was des Feinen Feinstes,
Auf dem beruh'n Welten und Weltbewohner,
Auf dem beruh'n Welten und Weltbewohner,
Das Unvergängliche, Brahman,
Das Unvergängliche, [[Brahman]],
Das Odem, Rede und Verstand,
Das Odem, Rede und Verstand,
Das ist die Wahrheit, das Unsterbliche,
Das ist die [[Wahrheit]], das Unsterbliche,
Ja das, o Teurer, sollst als Ziel du treffen.
Ja das, o Teurer, sollst als Ziel du treffen.
3. Der Upanishads große Waffe ergreif' als Bogen,
3. Der [[Upanishad]]s große Waffe ergreif' als Bogen,
Den Pfeil leg' auf, geschärft durch Meditation,
Den Pfeil leg' auf, geschärft durch Meditation,
Den spanne durch auf Brahmans Sein gelenkten Geist
Den spanne durch auf Brahmans Sein gelenkten Geist
Und triff, o Teurer, als Ziel das Unvergängliche.
Und triff, o Teurer, als Ziel das Unvergängliche.
4. Als Bogen Om, als Pfeil Seele,
4. Als Bogen Om, als Pfeil [[Seele]],
Als Ziel Brahman bezeichnet wird;
Als Ziel Brahman bezeichnet wird;
In ihm, nicht lässig, zielnehmend,
In ihm, nicht lässig, zielnehmend,
Dringt man ein, wie der Pfeil im Ziel.
Dringt man ein, wie der Pfeil im Ziel.


5. In ihm sind Himmel, Erde und der Luftraum
5. In ihm sind [[Himmel]], [[Erde]] und der Luftraum
Gewoben, der Verstand mit allen Sinnen
Gewoben, der Verstand mit allen Sinnen
Ihn kennt ihr als den Atman und lasst fahren
Ihn kennt ihr als den Atman und lasst fahren
Zeile 186: Zeile 186:
Wie Speichen in der Nabe sind,
Wie Speichen in der Nabe sind,
Er weilt im Innern und wird geboren vielfach,
Er weilt im Innern und wird geboren vielfach,
Om! so sprecht ihr und meditiert den Atman,
Om! so sprecht ihr und meditiert den [[Atman]],
Heil euch! zum Ufer geht's jenseits des Dunkels.
Heil euch! zum Ufer geht's jenseits des Dunkels.
7. Der Allkenner und Allwisser,
7. Der Allkenner und Allwisser,
Dessen Größe die Welt euch zeigt,
Dessen Größe die [[Welt]] euch zeigt,
In der himmlischen Brahmanstadt
In der himmlischen Brahmanstadt
Im Herzensraum als Atman weilt!
Im Herzensraum als Atman weilt!
Geist ist sein Stoff, er lenkt den Leib des Lebens,
Geist ist sein Stoff, er lenkt den Leib des Lebens,
Wurzelt in Nahrung, weilt versteckt im Herzen,
Wurzelt in Nahrung, weilt versteckt im Herzen,
Dort finden ihn die Weisen und erblicken
Dort finden ihn die [[Weise]]n und erblicken
Den Wonneartigen, unsterblich, glanzreich.
Den Wonneartigen, unsterblich, glanzreich.
8. Wer jenes Höchst-und-Tiefste schaut,
8. Wer jenes Höchst-und-Tiefste schaut,
Zeile 202: Zeile 202:
9. In goldner, herrlichster Hülle
9. In goldner, herrlichster Hülle
Staublos und teillos Brahman thront;
Staublos und teillos Brahman thront;
Glanzvoll, der Lichter Licht ist es,
Glanzvoll, der Lichter [[Licht]] ist es,
Und dies kennt, wer den Atman kennt.
Und dies kennt, wer den [[Atman]] kennt.


10. Dort leuchtet nicht die Sonne, nicht Mond noch Sternenglanz,
10. Dort leuchtet nicht die [[Sonne]], nicht [[Mond]] noch Sternenglanz,
Noch jene Blitze, geschweige irdisch Feuer.
Noch jene Blitze, geschweige irdisch [[Feuer]].
Ihm, der alleine glänzt, nachglänzt alles andre,
Ihm, der alleine glänzt, nachglänzt alles andre,
Die ganze Welt erglänzt von seinem Glanze.
Die ganze Welt erglänzt von seinem Glanze.
11. Brahman ist dies Unsterbliche im Osten,
11. [[Brahman]] ist dies Unsterbliche im Osten,
Brahman im Westen, Brahman im Süden und Norden;
Brahman im Westen, Brahman im Süden und Norden;
Brahman erstreckt nach unten sich und oben,
Brahman erstreckt nach unten sich und oben,
Zeile 216: Zeile 216:
==Drittes Mundakam==
==Drittes Mundakam==
===Erste Hälfte===
===Erste Hälfte===
1. „Zwei schönbeflügelte, verbundene Freunde
1. „Zwei schönbeflügelte, verbundene [[Freund]]e
Umarmen einen und denselben Baum;
Umarmen einen und denselben Baum;
Einer von ihnen speist die süße Beere;
Einer von ihnen speist die süße Beere;
Der andre schaut, nicht essend, nur herab.“
Der andre schaut, nicht essend, nur herab.“
2. Zu solchem Baum der Geist, herabgesunken,
2. Zu solchem [[Baum]] der Geist, herabgesunken,
In seiner Ohnmacht grämt sich wahnbefangen;
In seiner Ohnmacht grämt sich wahnbefangen;
Doch wenn er ehrt und schaut des andern Allmacht
Doch wenn er ehrt und schaut des andern Allmacht
Und Majestät, dann weicht von ihm sein Kummer.
Und Majestät, dann weicht von ihm sein Kummer.
3. Wenn ihn der Seher schaut, wie Goldschmuck strahlend,
3. Wenn ihn der [[Seher]] schaut, wie Goldschmuck strahlend,
Den Schöpfer, Herrn und Geist, die Brahmanwiege,
Den [[Schöpfer]], Herrn und Geist, die Brahmanwiege,
Dann schüttelt der Weise Gutes ab und Böses,
Dann schüttelt der Weise Gutes ab und Böses,
Eingehend fleckenlos zur höchsten Einheit.
Eingehend fleckenlos zur höchsten [[Einheit]].
4. Er glänzt in allen Wesen als ihr Leben,
4. Er glänzt in allen Wesen als ihr Leben,
Der Weise, Kenner, - niemand spricht ihn nieder, -
Der Weise, Kenner, - niemand spricht ihn nieder, -
Zeile 233: Zeile 233:
So ist der Trefflichste der Brahmankenner.
So ist der Trefflichste der Brahmankenner.


5. Durch Wahrheit, Tapas wird erfasst der Atman,
5. Durch Wahrheit, [[Tapas]] wird erfasst der Atman,
Durch volles Wissen, steten Brahmanwandel;
Durch volles Wissen, steten Brahmanwandel;
Im Leib, aus Licht bestehend, glänzend ist er,
Im Leib, aus Licht bestehend, glänzend ist er,
Ihn schaun die Büßer, deren Schuld getilgt ist.
Ihn schaun die Büßer, deren Schuld getilgt ist.
6. Wahrheit ersiegt er, nicht Unwahrheit,
6. [[Wahrheit]] ersiegt er, nicht Unwahrheit,
Durch Wahrheit öffnet sich der Devayana,
Durch Wahrheit öffnet sich der [[Deva]]yana,
Auf dem empor die Weisen, wunschvollendet,
Auf dem empor die Weisen, wunschvollendet,
Zum höchsten Hort der Weisheit hingelangen.
Zum höchsten Hort der Weisheit hingelangen.
Zeile 245: Zeile 245:
Ferner als Fernes und doch hier so nahe,
Ferner als Fernes und doch hier so nahe,
Geborgen hier, in des Betrachters Herzen.
Geborgen hier, in des Betrachters Herzen.
8. Nicht reicht zu ihm das Auge, nicht die Rede,
8. Nicht reicht zu ihm das [[Auge]], nicht die Rede,
Nicht andre Sinnengötter, Werk, Kasteiung:
Nicht andre Sinnengötter, Werk, Kasteiung:
Wenn ruhig das Erkennen, rein das Herz ist,
Wenn ruhig das [[Erkennen]], rein das [[Herz]] ist,
Dann schaut man sinnend ihn, den Ungeteilten.
Dann schaut man sinnend ihn, den Ungeteilten.
9. Geheim ist er, nur durch das Herz erkennbar,
9. Geheim ist er, nur durch das Herz erkennbar,
In das der Prana fünffach eingegangen,
In das der [[Prana]] fünffach eingegangen,
Dem mit den Pranas der Geist ist eingewoben.
Dem mit den Pranas der Geist ist eingewoben.
Ist dies rein, dann entfaltet sich der Atman.
Ist dies rein, dann entfaltet sich der Atman.


10. Die Welt, die man sich, rein an Herzen, vorstellt,
10. Die [[Welt]], die man sich, rein an Herzen, vorstellt,
Und alle Wünsche, die man mag begehren,
Und alle Wünsche, die man mag begehren,
Diese Welt erlangt man so und diese Wünsche,
Diese Welt erlangt man so und diese Wünsche,
Zeile 262: Zeile 262:
1. Denn er kennt jene höchste Brahmanwohnung,
1. Denn er kennt jene höchste Brahmanwohnung,
In der beschlossen die Weltlichter glänzen;
In der beschlossen die Weltlichter glänzen;
Ja, wer den Purusha, frei von Verlangen,
Ja, wer den [[Purusha]], frei von Verlangen,
Verehrt, kommt los von dieser Welt der Zeugung.
Verehrt, kommt los von dieser Welt der Zeugung.
2. Wer Wünsche noch begehrt und ihnen nachhängt,
2. Wer Wünsche noch begehrt und ihnen nachhängt,
Zeile 269: Zeile 269:
Dem schwinden alle Wünsche schon hienieden.
Dem schwinden alle Wünsche schon hienieden.
3. Nicht durch Belehrung wird erlangt der Atman,
3. Nicht durch Belehrung wird erlangt der Atman,
Nicht durch Verstand und viele Schriftgelehrtheit;
Nicht durch [[Verstand]] und viele Schriftgelehrtheit;
Nur wen er wählt, von dem wird er begriffen;
Nur wen er wählt, von dem wird er begriffen;
Ihm macht der Atman offenbar sein Wesen.
Ihm macht der [[Atman]] offenbar sein Wesen.
4. Nicht dem, der kraftlos, wird zu teil der Atman,
4. Nicht dem, der kraftlos, wird zu teil der Atman,
Der lässig ist, der Tapas übt, das unecht;
Der lässig ist, der [[Tapas]] übt, das unecht;
Doch wer als Wissender strebt durch jene Mittel,
Doch wer als Wissender strebt durch jene Mittel,
In dessen Brahmanheim geht ein der Atman.
In dessen Brahmanheim geht ein der Atman.


5. Doch Weise, die, erkenntnissatt, ihn fanden,
5. Doch Weise, die, erkenntnissatt, ihn fanden,
Ihr Selbst bereitet, leidenschaftslos, ruhig,
Ihr [[Selbst]] bereitet, leidenschaftslos, ruhig,
Sie, deren Seele wohlgerüstet, gehen
Sie, deren [[Seele]] wohlgerüstet, gehen
Von allher in das All, allgegenwärtig.
Von allher in das All, allgegenwärtig.
6. Die der Vedantalehre Sinn ergriffen,
6. Die der Vedantalehre Sinn ergriffen,
Entsagungsvoll, die Büßer, reinen Wesens,
Entsagungsvoll, die Büßer, reinen Wesens,
In Brahmans Welt zur letzten Endzeit werden
In [[Brahman]]s Welt zur letzten Endzeit werden
Völlig unsterblich und erlöset alle.
Völlig unsterblich und erlöset alle.
7. Die fünfzehn Teil gehn, woher sie kamen,
7. Die fünfzehn Teil gehn, woher sie kamen,
Und alle Götter je nach ihrer Gottheit;
Und alle [[Götter]] je nach ihrer Gottheit;
Werk aber und erkenntnisart'ger Atman,
Werk aber und erkenntnisart'ger Atman,
Sie werden alle eins im höchsten Ew'gen.
Sie werden alle eins im höchsten Ew'gen.
8. Wie Ströme rinnen und im Ozean,
8. Wie Ströme rinnen und im [[Ozean]],
Aufgebend Name und Gestalt, verschwinden,
Aufgebend Name und Gestalt, verschwinden,
So geht, erlöst von Name und Gestalt,
So geht, erlöst von Name und Gestalt,
Der Weise ein zum göttlich höchsten Geiste.
Der [[Weise]] ein zum göttlich höchsten Geiste.
9. Wahrlich, wer jenes höchste Brahman kennt, der wird zu Brahman. Keiner entspringt in seiner Familie, der das Brahman nicht wüßte. Er überschreitet den Kummer, überschreitet das Böse, und, von den Knoten des Herzens befreit, wird er unsterblich.
9. Wahrlich, wer jenes höchste Brahman kennt, der wird zu Brahman. Keiner entspringt in seiner [[Familie]], der das Brahman nicht wüßte. Er überschreitet den Kummer, überschreitet das Böse, und, von den Knoten des Herzens befreit, wird er unsterblich.


10. Darüber dieser Vers:
10. Darüber dieser Vers:
Werktüchtige, Schriftkundige, Brahmantreue,
Werktüchtige, Schriftkundige, Brahmantreue,
Sich selbst, als einigem Rishis, gläubig opfernd,
Sich selbst, als einigem [[Rishi]]s, gläubig opfernd,
Die lehre man dies Brahmanwissen, wenn sie
Die lehre man dies Brahmanwissen, wenn sie
Das Kopfgelübde regelrecht erfüllten.
Das Kopfgelübde regelrecht erfüllten.
11. Dieses ist die Wahrheit. Sie hat vordem der weise Angiras verkündigt. Keiner darf dies lesen, der nicht das Gelübde erfüllte.
11. Dieses ist die Wahrheit. Sie hat vordem der weise Angiras verkündigt. Keiner darf dies lesen, der nicht das [[Gelübde]] erfüllte.
Verehrung den höchsten Weisen! Verehrung den höchsten Weisen!
Verehrung den höchsten Weisen! Verehrung den höchsten Weisen!



Version vom 12. April 2023, 08:28 Uhr

Quelle:
Klassische Upanishaden
Die Weisheit des Yoga
Auszüge aus dem Werk
„Sechzig Upanishads des Veda“
von Paul Deussen
Originalausgabe F.A. Brockhaus, Leipzig, 1897
Neuauflage B. Kleine Verlag GmbH, Bielefeld, 1980

Copyright dieser Ausgabe
Alle Rechte vorbehalten
Yoga Vidya Verlag
Yoga Vidya GmbH
Yogaweg
32805 Bad Meinberg

Gibt es auch als schönes Buch zu kaufen

Erstes Mundakam

Erste Hälfte

1. Brahman entstand als erster von den Göttern, Als Schöpfer dieses Weltalls und als Behüter. Der lehrte seinem ältesten Sohn Atharva(n) Das Brahmanwissen, alles Wissens Grundstein. 2. Was Brahman vormals lehrte dem Atharvan, Das Brahmanwissen, sagte der dem Angir, Dieser dem Satyavaha Bharadvaja, Und der dem Angiras, das Höchst-und-Tiefste. 3. Da geschah es, dass Shaunaka, ein Mann von großem Reichtume, dem Angiras in geziemender Weise nahte und ihn fragte: „Was ist, o Ehrwürdiger, dasjenige, mit dessen Erkenntnis diese ganze Welt erkannt worden ist?“ 4. Und er sprach zu ihm: „Zwei Wissenschaften soll man wissen nach dem, was die Brahmanwisser sagen, nämlich die höhere und die niedere Lautlehre, Kultus, Grammatik, Wortschatz, Metrik, Astronomie.

5. Die niedere ist der Rigveda, Yajurveda, Samaveda, Atharvaveda. Aber die höhere ist die, durch welche jenes Unvergängliche (asharam) erkannt wird; 6. jenes welches Unsichtbar, ungreifbar, ohne Stammbaum, farblos, Ohn' Aug' und Ohren, ohne Händ' und Füße, Ewig, durchdringend, überall, schwer erkennbar, Jenes Unwandelbare, Das als der Wesen Schoß die Weisen schauen. 7. Wie eine Spinne, auslässt und einzieht (den Faden), Wie auf der Erde sprießen die Gewächse, Wie auf Haupt und Leib des Menschen, der lebt, die Haare, So aus dem Unvergänglichen alles, was hier ist. 8. Durch Tapas breitet sich Brahman, Aus ihm entwickelt Nahrung sich, Aus Nahrung Odem, Geist, Wahrheit, Welt und, in Werken, Ewigkeit. 9. Der Allkenner und Allwisser, Dessen Tapas Erkenntnis ist, Aus ihm ist alles dies: Brahman, Name, Gestalt und Nahrung auch.

Zweite Hälfte

1. Dieses ist die Wahrheit: Die Werke, die in den Liedern Weise schauten, Sind vielfach ausgebreitet in der Dreiheit (der Veden): Die übt ihr stets, Verwirklichung begehrend; Der Pfad führt euch zur Welt der Werkvergeltung. 2. Wenn die Flamme emporzüngelt, Wenn hell das Opferfeuer flammt, Dann zwischen den zwei Schmalzspenden Soll die Trankgüsse opfern man, mit Glauben sei es dargebracht. 3. Wer dem Feueropfer nicht Neu- und Vollmondopfer, Viermonats-, Erstlingsopfer, Gastbewirtung läßt folgen, Nicht opfert, ohne Allgötterspende, oder falsch, - Den bringt sein Opfern um alle sieben Welten. 4. Die Schwarze, Fletschende, Gedankenschnelle, Hochrote, Funkenstiebende, Rauchfarb'ge, Und die Allschimmernde, hehre, - das sind, schaukelnd, Des Opferfeuers sieben Flammenzungen.

5. Wer sich ans Werk macht, während diese funkeln, Und rechtzeitig die Opfergüsse vornimmt, Den führen sie als Sonnenstrahlen aufwärts, Dorthin, wo thront der eine Herr der Götter. 6. „Komm mit! Komm mit!“ so sprechen die Spenden glanzreich Und führen auf Sonnenstrahlen den Opfrer aufwärts; Mit lieben Worten redend und ihm schmeichelnd: „Dort winkt euch die heil'ge Brahmanwelt des Frommen“. 7. Doch schwankend und unstet sind jene Opferhaften. Die achtzehn, in denen das niedre Werk sich ausdrückt; Die Toren, die danach als dem Bessern trachten, Verfallen wieder dem Alter und dem Tode. 8. In des Nichtwissens Tiefe hin sich windend, Sich selbst als Weise, als Gelehrte wähnend, So stoßen ziellos sich herum die Thoren, Wie Blinde, die ein selbst auch Blinder anführt. 9. Im Nichtwissen vielfältig hin sich windend, Am Ziel der Wünsche wähnen sich die Thoren; Vor Werkdienst kommen sie nicht zur Besinnung, Der Not verfallend, wenn der Lohn verbraucht ist. 10. Opfer und Werke für das Höchste haltend, Nichts andres, Besseres wissen sie sich, die Betörten. Auf des Werkhimmels Rücken genossen habend, Geh'n sie zurück in diese Welt und tiefer. 11. Doch die im Wald Askese und Glauben üben, Beruhigt, wissend, nur vom Bettel lebend, Die gehen staublos durch der Sonne Pforte Zum ewigen Geiste, zum wandellosen Atman. 12. Der Weise, prüfend die werkgewirkten Welten, Abwende sich; nichts wirkt die ungewirkte! Sie zu erkennen such' er auf den Lehrer, Mit Brennholz, der schriftkundig, fest in Brahman. 13. Ihm, der geziemend nahte, stillen Herzens Und ruhevoll, teilt mit sodann der Weise, So wie sie ist, die Wissenschaft vom Brahman, Dem Unvergänglichen, dem Geist, der Wahrheit.

Priester beim Opfer

Zweites Mundakam

Erste Hälfte

1. Dieses ist die Wahrheit: Wie aus dem wohlentflammten Feuer die Funken, Ihm gleichen Wesens, tausenfach entspringen, So geh'n, o Teurer, aus dem Unvergänglichen Die mannigfachen Wesen Hervor und wieder in dasselbe ein. 2. Denn himmlisch ist der Geist, der ungestaltete, Der draußen ist und drinnen, ungeboren, Der odemlose, wünschelos, reine, Noch höher, als das höchste Unvergängliche. 3. Aus ihm entsteht der Odem, der Verstand und alle Sinne, Aus ihm entstehen Äther, Wind und Feuer, Das Wasser und, alltragende, die Erde. 4. Sein Haupt ist Feuer, seine Augen Mond und Sterne, Die Himmelsgegenden die Ohren, Seine Stimme ist des Veda Offenbarung. Wind ist sein Hauch, sein Herz die Welt, aus seinen Füßen Erde, Er ist das innre Selbst in allen Wesen.

5. Aus ihm entsteht Feuer, dessen Brennholz die Sonne ist, Aus Soma wird Regen, Pflanzen aus der Erde; Der Mann ergießt den Strom in die Genossin, Nachkommen viele sind dem Geist geboren. 6. Aus ihm sind Hymnen, Lieder, Opfersprüche, Die Weihen, Opfer, Bräuche, Opfergaben, Jahrlauf und Opferbringer, und die Welten, Die Somas und der Sonne Licht verklären. 7. Aus ihm die Götter vielfach sind entstanden Und Selige, aus ihm Menschen, Vieh und Vögel; „Einhauch und Aushauch, Reis und Gerste“, Glaube, Kasteiung, Wahrheit, Brahmanwandel, Vorschrift. 8. Sieben Organe sind aus ihm, mit sieben Brennhölzern, sieben Flammen, Opferspenden, Und sieben Welten sind, in die sie schweifen Aus ihrer Höhle, wo versteckt je sieben. 9. Aus ihm sind Weltmeere und alle Berge, Aus ihm die Ströme rinnen allgestaltig, Aus ihm die Pflanzen und Nahrungssaft, durch den er In den Wesen als ihr inneres Selbst Bestand hat.

10. Ja, Purusha ist dies Weltall, Werk, Tapas, Brahman, Unsterbliches; - Wer dieses weiß verborgen in der Höhle (des Herzens), Der sprengt, o Teurer, des Nichtwissens Knoten.

Zweite Hälfte

1. Was offenbar ist und verborgen doch, Weilt in der Höhle, als der große Ort, In welchem eingespeicht, was lebt und haucht und schließt die Augen, Was ihr als höher, als was ist und nicht ist, wißt, Erkenntnis übersteigend, der Geschöpfe Höchstes. 2. Was Flammenlohend, was des Feinen Feinstes, Auf dem beruh'n Welten und Weltbewohner, Das Unvergängliche, Brahman, Das Odem, Rede und Verstand, Das ist die Wahrheit, das Unsterbliche, Ja das, o Teurer, sollst als Ziel du treffen. 3. Der Upanishads große Waffe ergreif' als Bogen, Den Pfeil leg' auf, geschärft durch Meditation, Den spanne durch auf Brahmans Sein gelenkten Geist Und triff, o Teurer, als Ziel das Unvergängliche. 4. Als Bogen Om, als Pfeil Seele, Als Ziel Brahman bezeichnet wird; In ihm, nicht lässig, zielnehmend, Dringt man ein, wie der Pfeil im Ziel.

5. In ihm sind Himmel, Erde und der Luftraum Gewoben, der Verstand mit allen Sinnen Ihn kennt ihr als den Atman und lasst fahren Die andern Reden, er ist die Unsterblichkeitsbrücke. 6. In dem gefügt die Herzadern Wie Speichen in der Nabe sind, Er weilt im Innern und wird geboren vielfach, Om! so sprecht ihr und meditiert den Atman, Heil euch! zum Ufer geht's jenseits des Dunkels. 7. Der Allkenner und Allwisser, Dessen Größe die Welt euch zeigt, In der himmlischen Brahmanstadt Im Herzensraum als Atman weilt! Geist ist sein Stoff, er lenkt den Leib des Lebens, Wurzelt in Nahrung, weilt versteckt im Herzen, Dort finden ihn die Weisen und erblicken Den Wonneartigen, unsterblich, glanzreich. 8. Wer jenes Höchst-und-Tiefste schaut, Dem spaltet sich des Herzens Knoten, Dem lösen alle Zweifel sich, Und seine Werke werden Nichts. 9. In goldner, herrlichster Hülle Staublos und teillos Brahman thront; Glanzvoll, der Lichter Licht ist es, Und dies kennt, wer den Atman kennt.

10. Dort leuchtet nicht die Sonne, nicht Mond noch Sternenglanz, Noch jene Blitze, geschweige irdisch Feuer. Ihm, der alleine glänzt, nachglänzt alles andre, Die ganze Welt erglänzt von seinem Glanze. 11. Brahman ist dies Unsterbliche im Osten, Brahman im Westen, Brahman im Süden und Norden; Brahman erstreckt nach unten sich und oben, Brahman ist dieses herrlich große Weltall.

Drittes Mundakam

Erste Hälfte

1. „Zwei schönbeflügelte, verbundene Freunde Umarmen einen und denselben Baum; Einer von ihnen speist die süße Beere; Der andre schaut, nicht essend, nur herab.“ 2. Zu solchem Baum der Geist, herabgesunken, In seiner Ohnmacht grämt sich wahnbefangen; Doch wenn er ehrt und schaut des andern Allmacht Und Majestät, dann weicht von ihm sein Kummer. 3. Wenn ihn der Seher schaut, wie Goldschmuck strahlend, Den Schöpfer, Herrn und Geist, die Brahmanwiege, Dann schüttelt der Weise Gutes ab und Böses, Eingehend fleckenlos zur höchsten Einheit. 4. Er glänzt in allen Wesen als ihr Leben, Der Weise, Kenner, - niemand spricht ihn nieder, - Mit dem Atman spielt er, freut er sich, befasst sich, So ist der Trefflichste der Brahmankenner.

5. Durch Wahrheit, Tapas wird erfasst der Atman, Durch volles Wissen, steten Brahmanwandel; Im Leib, aus Licht bestehend, glänzend ist er, Ihn schaun die Büßer, deren Schuld getilgt ist. 6. Wahrheit ersiegt er, nicht Unwahrheit, Durch Wahrheit öffnet sich der Devayana, Auf dem empor die Weisen, wunschvollendet, Zum höchsten Hort der Weisheit hingelangen. 7. Groß ist es, himmlisch, undenkbar gestaltet, Und doch erglänzt es feiner als das Feine; Ferner als Fernes und doch hier so nahe, Geborgen hier, in des Betrachters Herzen. 8. Nicht reicht zu ihm das Auge, nicht die Rede, Nicht andre Sinnengötter, Werk, Kasteiung: Wenn ruhig das Erkennen, rein das Herz ist, Dann schaut man sinnend ihn, den Ungeteilten. 9. Geheim ist er, nur durch das Herz erkennbar, In das der Prana fünffach eingegangen, Dem mit den Pranas der Geist ist eingewoben. Ist dies rein, dann entfaltet sich der Atman.

10. Die Welt, die man sich, rein an Herzen, vorstellt, Und alle Wünsche, die man mag begehren, Diese Welt erlangt man so und diese Wünsche, Darum, wer Glück wünscht, ehre den Atmanwisser!

Zweite Hälfte

1. Denn er kennt jene höchste Brahmanwohnung, In der beschlossen die Weltlichter glänzen; Ja, wer den Purusha, frei von Verlangen, Verehrt, kommt los von dieser Welt der Zeugung. 2. Wer Wünsche noch begehrt und ihnen nachhängt, Wird durch die Wünsche hier und dort geboren; Wer aber wunschgestillt, wes Selbst bereitet Dem schwinden alle Wünsche schon hienieden. 3. Nicht durch Belehrung wird erlangt der Atman, Nicht durch Verstand und viele Schriftgelehrtheit; Nur wen er wählt, von dem wird er begriffen; Ihm macht der Atman offenbar sein Wesen. 4. Nicht dem, der kraftlos, wird zu teil der Atman, Der lässig ist, der Tapas übt, das unecht; Doch wer als Wissender strebt durch jene Mittel, In dessen Brahmanheim geht ein der Atman.

5. Doch Weise, die, erkenntnissatt, ihn fanden, Ihr Selbst bereitet, leidenschaftslos, ruhig, Sie, deren Seele wohlgerüstet, gehen Von allher in das All, allgegenwärtig. 6. Die der Vedantalehre Sinn ergriffen, Entsagungsvoll, die Büßer, reinen Wesens, In Brahmans Welt zur letzten Endzeit werden Völlig unsterblich und erlöset alle. 7. Die fünfzehn Teil gehn, woher sie kamen, Und alle Götter je nach ihrer Gottheit; Werk aber und erkenntnisart'ger Atman, Sie werden alle eins im höchsten Ew'gen. 8. Wie Ströme rinnen und im Ozean, Aufgebend Name und Gestalt, verschwinden, So geht, erlöst von Name und Gestalt, Der Weise ein zum göttlich höchsten Geiste. 9. Wahrlich, wer jenes höchste Brahman kennt, der wird zu Brahman. Keiner entspringt in seiner Familie, der das Brahman nicht wüßte. Er überschreitet den Kummer, überschreitet das Böse, und, von den Knoten des Herzens befreit, wird er unsterblich.

10. Darüber dieser Vers: Werktüchtige, Schriftkundige, Brahmantreue, Sich selbst, als einigem Rishis, gläubig opfernd, Die lehre man dies Brahmanwissen, wenn sie Das Kopfgelübde regelrecht erfüllten. 11. Dieses ist die Wahrheit. Sie hat vordem der weise Angiras verkündigt. Keiner darf dies lesen, der nicht das Gelübde erfüllte. Verehrung den höchsten Weisen! Verehrung den höchsten Weisen!

Siehe auch