Breathwork
Breathwork (auf Deutsch: "Atemarbeit" oder "Atemübungen") bezeichnet eine Vielzahl von bewusst eingesetzten Atemtechniken zur Förderung von körperlichem, geistigem und emotionalem Wohlbefinden. Breathwork wird sowohl in der Yoga-Praxis als auch in der Meditation, in der Psychotherapie, im Coaching und in spirituellen Kontexten eingesetzt. Immer mehr Menschen entdecken Breathwork als Werkzeug zur Selbstheilung, Persönlichkeitsentwicklung und Stressbewältigung.
Herkunft und Geschichte
Breathwork-Techniken haben ihre Wurzeln in alten spirituellen und medizinischen Traditionen. Besonders in der yogischen Pranayama-Tradition findet sich eine breite Vielfalt an Atemtechniken, die bereits in den alten vedischen Schriften beschrieben werden. Auch im Buddhismus, im Taoismus und in schamanischen Kulturen spielt der Atem eine zentrale Rolle.
In der westlichen Welt wurde Breathwork im 20. Jahrhundert populär. Die moderne Bewegung wurde maßgeblich durch die Arbeiten von Stanislav Grof (Holotropes Atmen), Leonard Orr (Rebirthing) und Judith Kravitz (Transformational Breath) geprägt. Diese Methoden verknüpfen Atemtechniken mit transpersonaler Psychologie und emotionaler Verarbeitung.
Auch bestimmte Achtsamkeitstechniken wie Atembeobachtung, die z.T. aus dem yogischen Sakshi Bhava bzw. de buddhistischen Vipassana ihren Eingang in die westliche Psychotherapie gefunden haben, werden als Breathwork bezeichnet.
Ziele und Wirkungen
Breathwork zielt darauf ab, die Lebensenergie (im Yoga: Prana) zu aktivieren, emotionale Blockaden zu lösen, Stress abzubauen und einen tieferen Zugang zum eigenen Selbst zu ermöglichen. Der bewusste Einsatz des Atems kann dabei helfen, unterbewusste Muster aufzulösen und innere Heilungsprozesse in Gang zu setzen.
Mögliche Wirkungen von Breathwork:
- Tiefere Entspannung und Stressreduktion
- Aktivierung des parasympathischen Nervensystems
- Erhöhte Energie und Vitalität
- Auflösung unterdrückter Emotionen
- Klarheit und geistige Wachheit
- Spirituelle Öffnung und Selbsterkenntnis
- Verbesserung der Lungenkapazität und Atemkontrolle
Wissenschaftliche Studien und Erfahrungsberichte belegen positive Effekte von Breathwork auf Stress, Angststörungen, Depression, Schlafstörungen und körperliche Verspannungen.
Arten von Breathwork
Es gibt verschiedene Ansätze und Methoden im Breathwork. Einige der bekanntesten sind:
Yogisches Pranayama
Siehe Hauptartikel: Pranayama
- Kapalabhati – Schnellatmung, auch genannt Feueratmung, zur Aktivierung und Reinigung
- Nadi Shodhana bzw. Anuloma Viloma – Wechselatmung zur Reinigung der Nadis (Energiekanäle)
- Bhastrika – Blasebalg-Atmung zur Energetisierung
- Ujjayi – Siegreiche Atmung, beruhigend und zentrierend
- Sitali – kühlende Atemtechnik
Zum yogischen Breathwork gehört auch die gezielte Beeinflussung von Stimmungen durch spezielle Atemtechniken, wie Ärgertransformationsatmung, Lampenfieber Transformations-Atmung, Energie-Atmung etc.
Modernes Breathwork
Basierend
- Holotropes Atmen: Intensiver Atemprozess in Kombination mit Musik zur Aktivierung veränderter Bewusstseinszustände, entwickelt von Stanislav Grof
- Transformational Breath: Ganzheitliche Methode, die Atmung, Körperarbeit und positive Affirmationen kombiniert
- Rebirthing-Breathwork: Sanfte, verbundene Atmung zur Auflösung frühkindlicher und geburtstraumatischer Erfahrungen
- Wim-Hof-Methode: Kombination aus Atemtechniken, Kältetherapie und Meditation zur Stärkung des Immunsystems und der Willenskraft
- Conscious Connected Breathing: Durchgehende Atemzyklen zur emotionalen Reinigung und Bewusstseinsförderung
Ablauf einer Breathwork-Session
Eine typische Breathwork-Sitzung dauert zwischen 30 und 90 Minuten und kann individuell oder in Gruppen durchgeführt werden. Der Ablauf kann je nach Methode variieren, beinhaltet aber meist:
- Einführung und Zielklärung durch einen erfahrenen Breathwork-Leiter
- Körperliche Einstimmung (leichte Dehnung oder Asanas)
- Geführte Atemübung im Liegen oder Sitzen
- Eventuell Einsatz von Musik, Duft, Berührung oder Visualisierung zur Vertiefung
- Nachruhephase zur Integration der Erfahrungen
- Reflexion oder Sharing in der Gruppe
Breathwork kann intensive emotionale Reaktionen hervorrufen. Daher ist eine einfühlsame Begleitung wichtig, besonders bei tiefgreifenden Prozessen.
Hinweise und Kontraindikationen
Breathwork ist in der Regel sicher, sollte jedoch bei bestimmten gesundheitlichen Bedingungen mit Vorsicht oder nur unter fachlicher Anleitung praktiziert werden. Dazu gehören:
- Schwangerschaft (besonders im letzten Trimester): Schwangere Frauen (auch schon ab Beginn der Schwangerschaft) sollten keine anstrengenden Atemübungen ausführen, insbesondere die Luft nicht lange anhalten
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Epilepsie
- Schwere psychische Erkrankungen (z.B. Psychosen, akute Traumata)
- Glaukom oder erhöhter Augeninnendruck
Vor der Teilnahme an einer intensiven Session empfiehlt sich ein Vorgespräch und ggf. die Rücksprache mit einem Arzt.
Breathwork im Yoga
Im Yoga ist Breathwork unter dem Begriff Pranayama bekannt und bildet neben Asana (Körperhaltungen) und Meditation einen wesentlichen Teil der Praxis. Yogisches Atemtraining dient nicht nur der physischen Reinigung und Energetisierung, sondern öffnet auch den Weg zu Samadhi – dem Zustand der Erleuchtung.
Durch regelmäßiges Pranayama kann:
- die Lebensenergie harmonisiert werden
- das Nervensystem stabilisiert werden
- die Konzentrationsfähigkeit steigen
- der Geist zur Ruhe kommen
- Zugang zu Höheren Bewusstseinsebenen erleichtert werden
Literatur und weiterführende Links
- Pranayama – Yoga-Atemübungen
- Atem – Die Bedeutung des Atems im Yoga
- Meditation – Verbindung von Atem und Geist
- Kundalini – Die Rolle des Atems beim Erwachen der Kundalini
- https://www.yoga-vidya.de/ – Offizielle Webseite von Yoga Vidya
- Das große Yoga Vidya Pranayama Buch