Brahma Nirwana
Brahma Nirwana ist die höchste Vereinigung mit der ewigen Wirklichkeit des Lebens, die Brahma ist. Brahma Nirwana soll sich mit dem Brahma verbinden und bedeutet Moksha oder Befreiung. Der Mensch muss alle sinnlichen Begierden aufgeben, den Pfad der Tugend beschreiten, ein reines Leben führen und sollte stets achtsam sein. Erst dann erlangt er sein Ziel des dauerhaften Friedens und der Befreiung. Der Ausdruck „Brahma Nirwana“ ist eine Besonderheit der Gita.
Wesentlich an diesem Konzept ist, dass Brahma allein die absolute Wirklichkeit ist. Der Ausdruck Brahma Nirwana deutet an, dass menschliches Leben seine Erfüllung in der Verschmelzung mit Brahma findet. Dabei wird die Illusion „ich bin der Körper“ zerstört. Alle Unternehmungen, jedes individuelle Dasein, jeder Dienst an der Gemeinschaft, die Aneignung von Wissen und die Meditation von Personen haben als oberstes Ziel Brahma Nirwana. Diese bestimmte tiefe Bedeutung ist auch durch die Bhagavad Gita übermittelt worden.
Brahma ist das Unermessliche, das Allumfassende. Zweck des menschlichen Lebens ist, die enge Dichte des Körpers zu überwinden und mit dem Endlosen zu verschmelzen, was Brahma ist. Eine Form des Lebens ist größer als die andere, eine dritte ist noch größer. Es besteht auch eine Vielfalt unter den ausgedrückten Lebensformen. Im Vergleich zu Brahma jedoch sind die Geschöpfe am bedeutungslosesten. Sie sind endlich, innerhalb von Begrenzungen beschränkt. Thema der menschlichen Betrachtung, Gegenstand seiner ganzen Reflexion, ist, Mittel zum Überschreiten seiner Grenzen zu entdecken, um sich zu befreien und mit der Unendlichkeit zu verschmelzen. Das versteht man unter Brahma Nirwana.
Wenn ein Mensch Brahma Nirwana erreicht hat, fallen die Wände des Fleisches ab. Dem Konzept des Brahma Nirwana zufolge ist der Körper nützlich und bis zu einem Punkt sogar notwendig. Wenn sich die Wahrnehmung eines Menschen erweitert, verliert der Körper immer mehr an Bedeutung. Der Körper gehört zur ersten Stufe dieses Wachstums. In den späteren Stadien wird der Körper eine Behinderung. Wissen oder Jnana, Betrachtung oder Dhyana oder Upasana und Arbeit oder Karma Yoga beginnen jeweils im Körper und sind zu Anfang nützlich. Aber später, wenn die Schüler Einblick gewinnen, wird das Unendliche immer deutlicher vergegenwärtigt, und alle Dinge werden als in Atman enthalten und von Atman durchdrungen gesehen. Der Körper dient folglich seinem Zweck.
Im Zustand des Brahma Nirwana entsagt das Individuum Gefühlen wie Sinneslust, Zorn und Ego und sucht Zufriedenheit im Einssein mit der entscheidenden Wirklichkeit. In ihm erscheint ein Bewusstsein, das eigentlich ein transzendentales Bewusstsein ist. Es ist das Erlöschen des falschen Selbst und der Höhepunkt hin zu einem höheren Selbst.
Solange sich Menschen ausschließlich über ihren Körper definieren, schirmen sie sich von der vollständigen Vereinigung mit aller Schöpfung ab. Der Körper ist in einem derartigen Fall eine Barriere. Der Körper hindert den Menschen daran, in die Herzen aller oder in das universelle Herz zu gelangen. Der Körper ist für Individuen nützlich, solange er als Instrument dient, die Herzen der anderen zu verstehen. Die individuelle Existenz gibt einem die Gelegenheit, die Sorgen und das Vergnügen anderer durch unsere eigenen Erfahrungen zu verstehen.
Wenn das Herz zu Empathie fähig ist und den Kummer von anderen spürt, als wäre es sein eigener, ist der Körper eine Bereicherung für das Verständnis, aber wenn man einen Blick auf das Wesentliche des Herzens aller Wesen erhascht hat, wenn man die Vereinigung mit der Gesamtheit des offenbarten Lebens erlebt hat, wird die ausschließliche Identifizierung mit einem Körper und dem eingeschränkten Bereich seiner Sinne, seines Geistes und Urteils ein Hindernis für das Verständnis. Diese Begrenzungen überwinden, diese Sperren erklimmen bis hin zur richtigen Wahrnehmung ist das abschließende Ziel des Herzens. Die Vereinigung mit und die Assimilierung an alles offenbarte Leben suchen, um mit dem Unendlichen zu verschmelzen, seine Identität im Brahma zu verlieren - dieser Zustand gilt als Brahma Nirwana.
Siehe auch
Literatur
- Swami Vivekananda, Der Ozean der Weisheit
- Sri Shnakaracharya, Das Kronjuwel der Unterscheidung, mit Kommentar von Emanuel Meyer
- Sri Shankaracharya, Atma Bodha und Aparoksha Anubhuti
Weblinks
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