Ahimsa Harmonie und Satya in Yoga Sutra und Bhagavad Gita
Ahimsa, Harmonie und Satya in Yoga Sutra und Bhagavad Gita. Bhagavad Gita und Yoga Sutra sind zwei wichtige Schriften im Yoga. Beide sprechen von Ahimsa, Harmonie und Satya. Was damit genau gemeint ist, und welche Tipps diese beiden Schriften zu Ahimsa, Harmonie und Satya geben, das erfährst du hier.
Ahimsa und Satya – Unterschiede zwischen Bhagavad Gita und Yoga Sutra?
Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018
Om Namah Shivaya und herzlich willkommen zu einem Vortrag aus der Reihe spirituelle Fragen. Mein Name Sukadev von Yoga Vidya.
Die recht ausführliche Frage lautet:
In dem Yoga Sutra wird die Freiheit über das Leben von Ahimsa und das Streben nach Harmonie erreicht. Im Vergleich dazu wird in der Bhagavad Gita wird eher ein kriegerischer Weg beschrieben. Hier führt Satya und die Erfüllung des Dharmas zur Freiheit. Wie erklären sich diese Unterschiede und was sind die Gemeinsamkeiten?
Antwort auf die Frage
Patanjali beschreibt die Ethik des Yogas mit Ahimsa, Satya, Asteya, Brahmacharya, Aparigraha, der 5 Yamas. Die fünf Yamas sind Nicht-Verletzen, Wahrhaftigkeit, Nicht-Stehlen, Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens und Unbestechlichkeit. Patanjali erwähnt immer wieder Maitri Bhavana, die Kultivierung von Mitgefühl und uneigennütziger Nächstenliebe und auch von bewusstem, uneigennützigem Dienen.
Die Bhagavad Gita spricht auch über die verschiedenen Daivi Sampat, die göttlichen Eigenschaften eines Schülers. Da gehören auch Ahimsa, Satya, Brahmacharya, die 5 Yamas dazu.
Manche sagen, dass Patanjali zu den sogenannten Schramana-Traditionen gehört, also zu den Traditionen, bei denen besonders Menschen in spirituellen Praktiken unterrichtet werden, die nicht unbedingt im Berufs- oder Familienleben waren. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber einige vertreten diese Position. Im Vergleich dazu hat Krishna Menschen Spiritualität gelehrt, die im Berufs- und Familienleben standen und so wurde die Bhagavad Gita als Schrift inmitten eines Krieges geschrieben. Vielleicht auch um Menschen zu sagen, dass in der extremsten menschlichen Situation spirituelle Prinzipien anwendbar sind. Die Bhagavad Gita will uns sagen, dass es keine Situationen gibt, in denen keine spirituellen Prinzipien anwendbar sind. Vermutlich ist der Unterschied zwischen Patanjali und der Bhagavad Gita nicht so groß. Ahimsa heißt ja nicht-verletzen. Ahimsa heißt auch eine Handlung so auszuführen, dass am wenigsten Himsa entsteht.
Ich weiß nicht wie sehr du die Bhagavad Gita und das Yoga Sutra kennst. Die Bhagavad Gita hat als Hintergrundgeschichte die Mahabharata. Dort gibt es eine Gruppe von fünf Brüdern, die Pandavas, die eigentlich die rechtlichen Herrscher sind und seit Jahrzehnten, seit ihrer Kindheit und Jugend trachten ihre Cousins, die Kauravas, ihnen nach dem Leben. Seit Jahrzehnten gab es Mordanschläge gegen sie. Die Pandavas haben immer wieder versucht sich dort nicht zu wehren. Aber irgendwann haben sie festgestellt, dass es nicht mehr geht. Vom Standpunkt des Ahimsa kann man sagen: Zum größtmöglichen Wohl anderer war es jetzt angemessen, sich mit Waffengewalt gegen Tyrannen und Diktatoren zu wehren. Nachdem jahrzehntelang die Versuche, das Ganze friedlich zu machen, nicht funktioniert hatten, war nun der kriegerische Weg der letzte Ausweg. Es ist wichtig, das zu verstehen. Es ist nicht der erste Weg, sondern der letzte Weg. Die Pandavas haben alles probiert und auch Ahimsa geübt. Denn wenn sie jetzt weggelaufen wären, dann hätte der Tyrann sie noch mehr unterdrückt.
Es ist wie die Frage: Wäre Hitler zu bremsen gewesen durch Gewaltlosigkeit? Sicherlich nicht durch die Gewaltlosigkeit der Polen, der Russen, der Amerikaner. Hitler wäre vermutlich zu bremsen gewesen durch gewaltlosen Widerstand durch die Deutschen. Es hätte vermutlich funktioniert, wenn eine ausreichend große Menge von Deutschen gewaltlosen Widerstand geübt hätte. So ähnlich auch Duryodhana und die Tyrannen wären durch gewaltlosen Widerstand gestoppt worden, wenn er aus den eigenen Reihen gekommen wäre. Aber eben nicht durch gewaltlosen Widerstand durch die Pandavas. Die Pandavas hatten nur die Wahl, zum Wohl des Ganzen notfalls die Kauravas mit Waffengewalt zu besiegen. In diesem Sinne bedeutet Ahimsa, zum größtmöglichen Guten auf Gewalt zu verzichten. Sich physisch zu Wehr setzen, geschieht demnach nicht voreilig, sondern nachdem alle anderen Mittel ausgeschöpft worden sind. Das ist das Gemeinsame. Aus Mitgefühl heraus handeln und so weit wie möglich gewaltlos. Dort ruhig Jahrzehnte damit verbringen und wenn das nicht klappt, muss man notfalls auch mit Waffengewalt Unrecht vermeiden. Aber hier heiligt nicht der Zweck jedes Mittel, sondern die Gegenwehr muss angemessen sein und zum Wohl des Guten soll man nicht das Böse gutheißen. Es ist also nicht so einfach.
Video: Ahimsa, Harmonie und Satya in Yoga Sutra und Bhagavad Gita
Hier findest du einen Videovortrag über "Ahimsa, Harmonie und Satya in Yoga Sutra und Bhagavad Gita":
Kurzer Videovortrag vom Yogalehrer Sukadev Bretz über Yama, aus dem Interessengebiet Raja Yoga.
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