Baschkl: Unterschied zwischen den Versionen

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:Der mächt'ge Indra, allschauend,
:Der mächt'ge Indra, allschauend,
:Wunschgewährend, der Feinde Schar
:Wunschgewährend, der [[Feind]]e Schar
:Besiegend, alles fortraffend,
:Besiegend, alles fortraffend,
:Um den das Tapas ich geübt,
:Um den das [[Tapas]] ich geübt,


:Der sieht mich, wo es auch sein mag,
:Der sieht mich, wo es auch sein mag,
:Er trägt den Blitz in seiner Hand,
:Er trägt den Blitz in seiner [[Hand]],
:Zu treffen den, der, abweichend
:Zu treffen den, der, abweichend
:Vom Recht, krumme Wege geht!
:Vom Recht, krumme Wege geht!
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:Keine Kunde erhalten hat?
:Keine Kunde erhalten hat?


:Und die Götter im Lichthimmel,
:Und die [[Götter]] im Lichthimmel,
:In West und Süd, in Ost und Nord,
:In West und Süd, in Ost und Nord,
:Und die nach oben hin wohnen,
:Und die nach oben hin wohnen,
:Ob sie wissen, daß du mich raubst?
:Ob sie wissen, daß du mich raubst?


:Wenn ich recht ihren Dienst übte,
:Wenn ich recht ihren [[Dienst]] übte,
:Warum befreien sie mich nicht?
:Warum befreien sie mich nicht?
:Worin mag ich gefehlt haben,
:Worin mag ich gefehlt haben,
:Daß sie jetzt mir nicht helfend nahen?"
:Daß sie jetzt mir nicht helfend nahen?"


Da lächelte Indra, und, um den Zweifel aus seinem Herzen zu verscheuchen, sprach er: Wer, glaubst du, hält dich jetzt in Schutz und Gewahrsam? Du fühlst dich von mir bedrängt und weißt doch nicht, wer ich bin, und daß ich dich erlösen kann, ohne dich zu meiner Stätte zu bringen.
Da lächelte Indra, und, um den [[Zweifel]] aus seinem [[Herz]]en zu verscheuchen, sprach er: Wer, glaubst du, hält dich jetzt in Schutz und Gewahrsam? Du fühlst dich von mir bedrängt und weißt doch nicht, wer ich bin, und daß ich dich erlösen kann, ohne dich zu meiner Stätte zu bringen.


:Ich bin es, der die Opferwerke lohnt,
:Ich bin es, der die Opferwerke lohnt,
:Der Mantra bin ich, der das Opfer heiligt,
:Der [[Mantra]] bin ich, der das [[Opfer]] heiligt,
:Das Feuer, das verzehrt die Opfergaben,
:Das Feuer, das verzehrt die Opfergaben,
:Bin ich, bin der Zuschauer aller Dinge.
:Bin ich, bin der [[Zuschauer]] aller Dinge.


:Ich nähre auch die Götter; alle Welten,
:Ich nähre auch die Götter; alle Welten,
:Das Brahman-Ei, schuf ich als meine Stätte.
:Das [[Brahman]]-[[Ei]], schuf ich als meine Stätte.
:von allem in der Welt bin ich getrennt,
:von allem in der [[Welt]] bin ich getrennt,
:Und doch auch allem in der Welt verbunden.'<ref></ref>
:Und doch auch allem in der Welt verbunden.<ref>Als der Atman, das Subjekt des Erkennens, ist er mit allem Objektiven verbunden und steht ihm doch als ein Anderes getrennt gegenüber.</ref>


:Ich bin die große Rede, die, zerteilt,
:Ich bin die große Rede, die, zerteilt,
:Als mannigfache Reden sich verbreitet.2<ref></ref>
:Als mannigfache Reden sich verbreitet.<ref>Vgl. Rigv. 10, 125, 3.</ref>
:Ich bin es, der den Dämon Vritra3<ref></ref> schlug,
:Ich bin es, der den Dämon [[Vritra]]<ref>Occidens ''Bratr nomine schaittani''.</ref> schlug,
:Als er als Schlange im Gebirge hauste4<ref></ref>.
:Als er als [[Schlange]] im Gebirge hauste<ref>Rigv. 1, 32, 2: Ahim parvate sisriyanam.</ref>.
 
 
1 Als der Atman, das Subjekt des Erkennens, ist er mit allem Objektiven verbunden und steht ihm doch als ein Anderes getrennt gegenüber.
2 Vgl. Rigv. 10, 125, 3.
3 Occidens rôvBratr nomine schaittani.
4 Rigv. 1, 32, 2: ahim parvate sisriyanam.
:Mit meinem Donnerkeile schreck' ich alle.
:Mit meinem Donnerkeile schreck' ich alle.
:Ich mache Nahrung wachsen, bin der Fittich
:Ich mache [[Nahrung]] wachsen, bin der Fittich
:Des Fliegenden; die Siege, welche Indra
:Des Fliegenden; die Siege, welche Indra
:Mit seiner Schar errang, — ich bin ihr Sieger!
:Mit seiner Schar errang, — ich bin ihr Sieger!
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:Ich bin der Eine, bin das Licht, erscheine,
:Ich bin der Eine, bin das Licht, erscheine,
:Durch Zauberkräfte vielfach mich gestaltend)
:Durch Zauberkräfte vielfach mich gestaltend<ref>Vgl. Rigv. 6, 47, 18: Indro mayabhih pururupa' iyate.</ref>
:Ich fürchte nichts; bin allem innerlich
:Ich fürchte nichts; bin allem innerlich
:Als inn'rer Lenker2, als Zuschauer' aller.
:Als inn'rer Lenker<ref>Als Antaryamin, Brih. 3, 7.</ref>, als Zuschauer<ref>Als der Sakshin, Svet. 6, 11.</ref> aller.


:Mich überragte keiner je an Größe,
:Mich überragte keiner je an Größe,
:Ich habe Erd' und Himmel ausgebreitet.
:Ich habe Erd' und [[Himmel]] ausgebreitet.
:Den Weltherrn schaffe Nahrung ich durch Opfer;  
:Den Weltherrn schaffe Nahrung ich durch Opfer;  
:Denen, die freudig opfern, spende Lohn ich.
:Denen, die freudig opfern, spende Lohn ich.


:Ich weiß der Erde Mitte, bin Urvater
:Ich weiß der Erde Mitte, bin Urvater
:Der Vater und die Mutter dieser Welten.
:Der [[Vater]] und die [[Mutter]] dieser Welten.
:Ich mache, daß es von dem Himmel regnet,
:Ich mache, daß es von dem Himmel regnet,
:Den Tau, der aus dem Luftraum fällt, ich schaff' ihn.
:Den Tau, der aus dem Luftraum fällt, ich schaff' ihn.


:Ich weiß die Veden, Opfer, die Versmaße,
:Ich weiß die [[Veden]], Opfer, die Versmaße,
:Und Schätze, bin im Meere jenes Feuer (Aurva),
:Und Schätze, bin im [[Meer]]e jenes [[Feuer]] ([[Aurva]]),
:Das stets brennt; bin das Naciketa-Feuer,
:Das stets brennt; bin das [[Naciketa]]-Feuer,
:Das reine, das sie auf dem Altar schichten.
:Das reine, das sie auf dem [[Altar]] schichten.


:Ich bin die Priester, die beim Opferwerke
:Ich bin die [[Priester]], die beim Opferwerke
:Am frühen Morgen, eh' die Vogel fliegen,
:Am frühen Morgen, eh' die [[Vogel|Vögel]] fliegen,
:Die Opferspenden in das Feuer gießen
:Die Opferspenden in das Feuer gießen
:Und laut des Feuers Preis ertönen lassen.
:Und laut des Feuers Preis ertönen lassen.


1 Vgl. Rigv. 6, 47, 18: Indro mayabhih pururupa' îyate.
:Einrädrig ist der Wagen mit zwölf Speichen<ref>Vgl. Rigv. 1, 164, 2. 11 (Allg. Gesch. d. Phil. I, 108. 111).</ref>,
2 Als antaryamin, Brih. 3, 7.
3 Als der sakshin, Svet. 6, 11.
:Einrädrig ist der Wagen mit zwölf Speichen'<ref></ref>,
:Der sich im Lauf des Jahrs am Himmel umschwingt;
:Der sich im Lauf des Jahrs am Himmel umschwingt;
:Die Sonne ist's, die in zwölf Monaten
:Die [[Sonne]] ist's, die in zwölf Monaten
:Die Welt umkreist, - ich bin ihr Wagenlenker.
:Die [[Welt]] umkreist, - ich bin ihr Wagenlenker.


:Und er, der Tag um Tag sein Licht vermehrt,
:Und er, der [[Tag]] um Tag sein [[Licht]] vermehrt,
:Anschwillt an Leib und wieder regnen läßt
:Anschwillt an Leib und wieder regnen läßt
:Die Wasser, die des Lebens Ursprung sind2<ref></ref>,
:Die [[Wasser]], die des [[Leben]]s Ursprung sind<ref>Vgl. Chand. 5, 3-10, oben S. 137f</ref>,
:Ich bin auch dieses Wesen, bin der Mond.
:Ich bin auch dieses Wesen, bin der [[Mond]].


:Und er, der in der Welt der Lebewesen (jagat)
:Und er, der in der Welt der Lebewesen ([[Jagat]])
:Dahinfährt zwischen ihnen, über ihnen,
:Dahinfährt zwischen ihnen, über ihnen,
:Der durch das ganze Weltall läuternd streicht,
:Der durch das ganze Weltall läuternd streicht,
:Ich bin auch dieses Wesen, bin der Wind.
:Ich bin auch dieses Wesen, bin der [[Wind]].


:Und jene, die in ihren Eingeweiden
:Und jene, die in ihren Eingeweiden
:Die Welt der Pflanzen wohlgeborgen hält,
:Die Welt der [[Pflanze]]n wohlgeborgen hält,
:Und sie emporschickt zur Befriedigung
:Und sie emporschickt zur Befriedigung
:Des Opferbringers, ich bin es, die Erde.
:Des Opferbringers, ich bin es, die [[Erde]].


Ich bin es, der, zum Lebenshauch geworden,
:Ich bin es, der, zum Lebenshauch geworden,
Eingeht in große und in kleine Formen
:Eingeht in große und in kleine [[Form]]en
Und hoch und tief in allen Wesen umläuft.
:Und hoch und tief in allen [[Wesen]] umläuft.
Wer mich im Herzensraum weiß, wird zu mir
:Wer mich im Herzensraum weiß, wird zu mir


:Fünffach und zehnfach3<ref></ref> bin ich, eins und tausend,
:Fünffach und zehnfach<ref>Chand. 7, 26, 2, oben S.186.</ref> bin ich, eins und tausend,
:Unendlichfach in dieser Welt verbreitet.
:Unendlichfach in dieser Welt verbreitet.
:Wer dieses weiß, wird wie ich ausgebreitet,
:Wer dieses weiß, wird wie ich ausgebreitet,
:Wer es nicht weiß, der kennt. sich selber nicht.
:Wer es nicht weiß, der kennt sich selber nicht.


Nicht durch die Werke bin ich zu erlangen4<ref></ref>,  
:Nicht durch die Werke bin ich zu erlangen<ref>Vgl. Kath. 2, 23, oben S.275.</ref>,  
:Nicht durch Schriftwissen, nicht durch vieles Fasten,  
:Nicht durch Schriftwissen, nicht durch vieles [[Fasten]],  
:Auch nicht durch Wohltun, vielfach ausgeübt, -  
:Auch nicht durch Wohltun, vielfach ausgeübt, -  
:Doch alles kommt zu mir auf allen Wegen.
:Doch alles kommt zu mir auf allen [[Weg]]en.
 
1 Vgl. Rigv. 1, 164, 2. 11 (Allg. Gesch. d. Phil. L 108. 111).
2 Vgl. Chand. 5, 3-10, oben S. 137f
3 Chand. 7, 26, 2, oben S.186.
4 Vgl. Kath. 2, 23, oben 5.275.
   
   
:Wer ist's, der tötet und gefangen nimmt?
:Wer ist's, der tötet und gefangen nimmt?
:Wer ist der Widder, der dich fuhrt von dannen?
:Wer ist der Widder, der dich führt von dannen?
:Ich bin es, der in dieser Form erscheint,
:Ich bin es, der in dieser Form erscheint,
:Ich bin es, der erscheint in allen Formen.
:Ich bin es, der erscheint in allen Formen.
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:Du hast, Medhatithi, um meinetwillen
:Du hast, Medhatithi, um meinetwillen
:Viel Buße und Selbstpeinigung erduldet;
:Viel Buße und Selbstpeinigung erduldet;
:Zur Wahrheit dich, zum reinen Sein zu führen,
:Zur [[Wahrheit]] dich, zum reinen [[Sein]] zu führen,
:Bin ich als Widder zu dir abgestiegen.
:Bin ich als Widder zu dir abgestiegen.


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:Ich bin zu dieser ganzen Welt gestaltet.
:Ich bin zu dieser ganzen Welt gestaltet.


:Als Rudra bin ich dieser Welt Zerstörer,
:Als [[Rudra]] bin ich dieser Welt Zerstörer,
:Erschütternd alles; ich bin auch der Tod,
:Erschütternd alles; ich bin auch der [[Tod]],
:Bin der Verhänger aller Not und Plage;
:Bin der Verhänger aller Not und Plage;
:Ich ibn der Herr der Welt, bin ihre Seele (hamsa)
:Ich bin der Herr der Welt, bin ihre [[Seele]] ([[Hamsa]])


:Von Kummer bin ich frei und frei von Alter,
:Von [[Kummer]] bin ich frei und frei von [[Alter]],
:Ich bin der Alte, frei bin ich von allem;
:Ich bin der Alte, frei bin ich von allem;
:Wahrlich, ich bin das Weltall.
:Wahrlich, ich bin das [[Weltall]].
:ich bin es auch, der darbringt alle Opfer.
:ich bin es auch, der darbringt alle [[Opfer]].
   
   
:Von allen Seiten bin ich Angesicht (Rigv. 10, 81, 3),  
:Von allen Seiten bin ich Angesicht (Rigv. 10, 81, 3),  
:Das All umfassend, Herr, Zuschauer bin ich.  
:Das All umfassend, [[Herr]], Zuschauer bin ich.
:Allgegenwärtig, gütig gegen alle,
:der Eine bin ich; was da ist, ich bin es!"
 
 
 
 
 
:Nicht durch die Werke bin ich zu erlangen<ref>Vgl. Kath. 2, 23, oben S.275.</ref>,
:Nicht durch Schriftwissen, nicht durch vieles [[Fasten]],
:Auch nicht durch Wohltun, vielfach ausgeübt, -
:Doch alles kommt zu mir auf allen [[Weg]]en.
 
Lichtartig bin ich, ewig, ohne Fesseln,
:Was war und ist und sein wird, - ich bin alles.
 
:Von allen Seiten bin ich Angesicht (Rigv. 10, 81, 3),
:Das All umfassend, [[Herr]], Zuschauer bin ich.  
:Allgegenwärtig, gütig gegen alle,
:Allgegenwärtig, gütig gegen alle,
:der Eine bin ich; was da ist, ich bin es!"
:der Eine bin ich; was da ist, ich bin es!"

Version vom 1. September 2014, 14:13 Uhr

Baschkl, auch Bashkala Upanishad, ist eine Upanishad des Oupnek'hat.

"Der als Bewußtsein, Denken und Entschließen, der als unsterblich Licht verweilt im Menschen, ohn' dessen Zutun keine Hand sich regt, der Geist sei mir von freundlicher Gesinnung!" Zitat: Schiw sanklap

Baschkl (Bashkala Upanishad) mit Erläuterungen von Paul Deussen

Artikel aus "Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 1001 - 1007.

Einleitung

Der Name dieser, nur im Oupnek'hat als Baschkl oder Baschkel erhaltenen Upanishad wird von Weber, wohl mit Recht, als Bashkala Upanishad gedeutet und auf die halbverschollenen Bashkalas, eine Schule des Rigveda (zu dem unsere Upanishad gehören will) bezogen, wiewohl die vorliegende Upanishad keinerlei Beziehung zu dem zeigt, was über die Bashkalas bekannt ist, auch ihrem Inhalt nach unmöglich in die Zeit zurückgehen kann, in welcher die Upanishaden, als Anhänge der Brahmanas oder Aranyakas, die dogmatischen Textbücher bestimmter Vedaschulen bildeten.

Eine Shadv. Br. 1, 1 auftauchende (vielleicht auf dem mißverstandenen Verse Rigv. 8, 2, 40 beruhende, vgl. Ind. Stud. IX, 40) Legende berichtet, daß Indra Medhatithim ha Kanvyayanam mesho bhutva jahara, "in Gestalt eines Widders den Medhatithi, Sohn des Kanva, entführt habe". An diese Legende knüpft (ganz ähnlich wie die Kathaka Upanishad an die Naciketas-Legende) unsere Upanishad an, um durch den sich selbst offenbarenden Indra, welcher (ähnlich wie Kaush. 3) als Vertreter des Atman erscheint, die wesentlichen Grundgedanken der Upanishadlehre aussprechen zu lassen. Die Form war, vielleicht bis auf die Anfangsstellen, allem Anschein nach metrisch. Für die Abfassungszeit ist, mehr noch als die Anklänge an Rigv., Brih., Chand., Kath., Svet., charakteristisch, daß die Fünffeuerlehre (Chand. 5, 10) als bekannt vorausgesetzt wird, daß der Atman wiederholt als der "Zuschauer" (Sakshin, zuerst Svet. 6, 11) bezeichnet, und daß sogar das im Ozean brennende Feuer (Aurva) erwähnt wird, welches sonst in keiner uns bekannten Upanishad vorkommt. Möglicherweise könnte dies, wie manches andere, Zusatz des von den persischen Übersetzern mehrfach, namentlich wohl zu Anfang, eingeflochtenen Kommentars sein; zu der übergroßen Treue der Anquetil'schen Übersetzung steht in merkwürdigem Kontrast die übergroße Freiheit, mit welcher sie den Text hier wie anderweitig behandelt haben, und welche es, solange der Sanskrittext nicht gefunden sein wird, nicht möglich macht, die vorliegende Upanishad anders als wie durch einen Nebel hindurch zu sehen.

Baschkl

Es begab sich, daß dem Medhatithi, dem Sohn des Kanva, der weise Indra in Gestalt eines Widders sich nahte und denselben wider seinen Willen emporhob und zur Himmelswelt trug. Da sprach Medhatithi, ungehalten über seine gewaltsame Entführung, zu Indra das erregte Wort: "Du weißt, wer du bist; ich weiß nur, daß du stark bist und schnell dahineilst. Wer dich so sieht, wird nicht glauben, daß du einer der Widder bist, wie sie auf der Erde wandeln, während du, ohne die Erde zu berühren, dahinfährst. Niemand vermag mit einem Körper behaftet zu den oberen Welten zu fliegen, wie du es tust. Allweise bist du, darum sage mir, wer du bist; wo nicht, so werde ich, ein Brahmane, mit meinem Zorn dich treffen.

Der mächt'ge Indra, allschauend,
Wunschgewährend, der Feinde Schar
Besiegend, alles fortraffend,
Um den das Tapas ich geübt,
Der sieht mich, wo es auch sein mag,
Er trägt den Blitz in seiner Hand,
Zu treffen den, der, abweichend
Vom Recht, krumme Wege geht!
Nachdem ich gegen mein Wollen
In deine Hand geraten bin,
Du Wunderherr, wohin wirst du
Mich führen, und wo ist dein Reich?
Wo weilt mein Vater wohl? schläft er,
Daß er von dir, der du mich raubst,
Und von mir, den du ihm raubtest;
Keine Kunde erhalten hat?
Und die Götter im Lichthimmel,
In West und Süd, in Ost und Nord,
Und die nach oben hin wohnen,
Ob sie wissen, daß du mich raubst?
Wenn ich recht ihren Dienst übte,
Warum befreien sie mich nicht?
Worin mag ich gefehlt haben,
Daß sie jetzt mir nicht helfend nahen?"

Da lächelte Indra, und, um den Zweifel aus seinem Herzen zu verscheuchen, sprach er: Wer, glaubst du, hält dich jetzt in Schutz und Gewahrsam? Du fühlst dich von mir bedrängt und weißt doch nicht, wer ich bin, und daß ich dich erlösen kann, ohne dich zu meiner Stätte zu bringen.

Ich bin es, der die Opferwerke lohnt,
Der Mantra bin ich, der das Opfer heiligt,
Das Feuer, das verzehrt die Opfergaben,
Bin ich, bin der Zuschauer aller Dinge.
Ich nähre auch die Götter; alle Welten,
Das Brahman-Ei, schuf ich als meine Stätte.
von allem in der Welt bin ich getrennt,
Und doch auch allem in der Welt verbunden.[1]
Ich bin die große Rede, die, zerteilt,
Als mannigfache Reden sich verbreitet.[2]
Ich bin es, der den Dämon Vritra[3] schlug,
Als er als Schlange im Gebirge hauste[4].
Mit meinem Donnerkeile schreck' ich alle.
Ich mache Nahrung wachsen, bin der Fittich
Des Fliegenden; die Siege, welche Indra
Mit seiner Schar errang, — ich bin ihr Sieger!
Wer könnte mich erkennen, wer erklären?
Ich schlug die Feinde alle, mich schlug niemand.
Ich spende Nahrung; wer vermöchte wohl
In allen Welten meine Macht zu schauen?
Ich bin der Eine, bin das Licht, erscheine,
Durch Zauberkräfte vielfach mich gestaltend[5]
Ich fürchte nichts; bin allem innerlich
Als inn'rer Lenker[6], als Zuschauer[7] aller.
Mich überragte keiner je an Größe,
Ich habe Erd' und Himmel ausgebreitet.
Den Weltherrn schaffe Nahrung ich durch Opfer;
Denen, die freudig opfern, spende Lohn ich.
Ich weiß der Erde Mitte, bin Urvater
Der Vater und die Mutter dieser Welten.
Ich mache, daß es von dem Himmel regnet,
Den Tau, der aus dem Luftraum fällt, ich schaff' ihn.
Ich weiß die Veden, Opfer, die Versmaße,
Und Schätze, bin im Meere jenes Feuer (Aurva),
Das stets brennt; bin das Naciketa-Feuer,
Das reine, das sie auf dem Altar schichten.
Ich bin die Priester, die beim Opferwerke
Am frühen Morgen, eh' die Vögel fliegen,
Die Opferspenden in das Feuer gießen
Und laut des Feuers Preis ertönen lassen.
Einrädrig ist der Wagen mit zwölf Speichen[8],
Der sich im Lauf des Jahrs am Himmel umschwingt;
Die Sonne ist's, die in zwölf Monaten
Die Welt umkreist, - ich bin ihr Wagenlenker.
Und er, der Tag um Tag sein Licht vermehrt,
Anschwillt an Leib und wieder regnen läßt
Die Wasser, die des Lebens Ursprung sind[9],
Ich bin auch dieses Wesen, bin der Mond.
Und er, der in der Welt der Lebewesen (Jagat)
Dahinfährt zwischen ihnen, über ihnen,
Der durch das ganze Weltall läuternd streicht,
Ich bin auch dieses Wesen, bin der Wind.
Und jene, die in ihren Eingeweiden
Die Welt der Pflanzen wohlgeborgen hält,
Und sie emporschickt zur Befriedigung
Des Opferbringers, ich bin es, die Erde.
Ich bin es, der, zum Lebenshauch geworden,
Eingeht in große und in kleine Formen
Und hoch und tief in allen Wesen umläuft.
Wer mich im Herzensraum weiß, wird zu mir
Fünffach und zehnfach[10] bin ich, eins und tausend,
Unendlichfach in dieser Welt verbreitet.
Wer dieses weiß, wird wie ich ausgebreitet,
Wer es nicht weiß, der kennt sich selber nicht.
Nicht durch die Werke bin ich zu erlangen[11],
Nicht durch Schriftwissen, nicht durch vieles Fasten,
Auch nicht durch Wohltun, vielfach ausgeübt, -
Doch alles kommt zu mir auf allen Wegen.
Wer ist's, der tötet und gefangen nimmt?
Wer ist der Widder, der dich führt von dannen?
Ich bin es, der in dieser Form erscheint,
Ich bin es, der erscheint in allen Formen.
Wenn einer fürchtet sich vor was auch immer
Ich bin's, der fürchtet und der fürchten macht;
doch in der Größe ist ein Unterschied:
Ich esse alle, aber mich ißt niemand.
Du hast, Medhatithi, um meinetwillen
Viel Buße und Selbstpeinigung erduldet;
Zur Wahrheit dich, zum reinen Sein zu führen,
Bin ich als Widder zu dir abgestiegen.
Auf jenem Wege, der zur Wahrheit führt,
Auf dem sollst du zur Wahrheit jetzt gelangen:
Lichtartig bin ich, ewig, ohne Fesseln,
Was war und ist und sein wird, - ich bin alles.
Was ich bin und was du bist, ich und du
Und du und ich, das, wisse, bin ich alles!
Nicht zweifle mehr! Vordem warst du nichtwissend,
Jetzt bist erfahren du; nicht zweifle ferner!
Ich bin es, der ernährt, und der Vergeltung
An allen Werken übt, ich bin es, der
Das Weltall hält in seiner Hut beschlossen;
Ich bin zu dieser ganzen Welt gestaltet.
Als Rudra bin ich dieser Welt Zerstörer,
Erschütternd alles; ich bin auch der Tod,
Bin der Verhänger aller Not und Plage;
Ich bin der Herr der Welt, bin ihre Seele (Hamsa)
Von Kummer bin ich frei und frei von Alter,
Ich bin der Alte, frei bin ich von allem;
Wahrlich, ich bin das Weltall.
ich bin es auch, der darbringt alle Opfer.
Von allen Seiten bin ich Angesicht (Rigv. 10, 81, 3),
Das All umfassend, Herr, Zuschauer bin ich.
Allgegenwärtig, gütig gegen alle,
der Eine bin ich; was da ist, ich bin es!"



Nicht durch die Werke bin ich zu erlangen[12],
Nicht durch Schriftwissen, nicht durch vieles Fasten,
Auch nicht durch Wohltun, vielfach ausgeübt, -
Doch alles kommt zu mir auf allen Wegen.

Lichtartig bin ich, ewig, ohne Fesseln,

Was war und ist und sein wird, - ich bin alles.
Von allen Seiten bin ich Angesicht (Rigv. 10, 81, 3),
Das All umfassend, Herr, Zuschauer bin ich.
Allgegenwärtig, gütig gegen alle,
der Eine bin ich; was da ist, ich bin es!"
  1. Als der Atman, das Subjekt des Erkennens, ist er mit allem Objektiven verbunden und steht ihm doch als ein Anderes getrennt gegenüber.
  2. Vgl. Rigv. 10, 125, 3.
  3. Occidens Bratr nomine schaittani.
  4. Rigv. 1, 32, 2: Ahim parvate sisriyanam.
  5. Vgl. Rigv. 6, 47, 18: Indro mayabhih pururupa' iyate.
  6. Als Antaryamin, Brih. 3, 7.
  7. Als der Sakshin, Svet. 6, 11.
  8. Vgl. Rigv. 1, 164, 2. 11 (Allg. Gesch. d. Phil. I, 108. 111).
  9. Vgl. Chand. 5, 3-10, oben S. 137f
  10. Chand. 7, 26, 2, oben S.186.
  11. Vgl. Kath. 2, 23, oben S.275.
  12. Vgl. Kath. 2, 23, oben S.275.