Tejobindu Upanishad

Aus Yogawiki

Die Tejobindu Upanishad (Sanskrit: f.) ist ein Teil der indischen Heiligen Schriften, die Veda genannt werden. Die kurze Tejobindu Upanishad gehört zum Atharvaveda und wird außerdem den Yoga Upanishaden zugeordnet. Sie behandelt wesentliche Punkte der Vedantalehre wie Meditation, Anforderungen an den Sadhaka, Brahman und Jivanmukti. Der Name Tejobindu Upanishad leitet sich von ihren Anfangsworten über die Kraft (Tejas) im Bindu (Punkt) des Om her.

"Die Natur des Brahman - Nicht leer ist es und scheint leer doch, über Leerheit erhaben steht's, nicht gedacht ist es, nicht denkend, undenkbar und doch denkbar wohl." Zitat: Tejobindu Up.

Tejobindu Upanishad mit Erläuterungen nach Paul Deussen

Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 802 - 805.

Einleitung

Den Namen Tejobindu "der Punkt (des Anusvara in Om), welcher die Kraft (Brahman) bedeutet", führt diese Upanishad wohl nur nach dem Anfangsworte (ähnlich wie Kena und Isa), da im übrigen in den vierzehn Versen, aus welchen allein unsere Rezension besteht, weder von Om noch von dessen Moren u. dgl. weiter die Rede ist.

Vielmehr behandeln dieselben in klar geordneter Weise die wichtigsten Hauptstücke der Vedantalehre nacheinander:

Vers 1-2. Schwierigkeit der Meditation (Dhyanam).
Vers 3-4. Anforderungen an den zu ihr Berufenen.
Vers 5-8. Die Brahmanstätte als Gegenstand derselben.
Vers 9-11. Die rätselhafte Natur des Brahman.
Vers 12-14. Schilderung des bei Lebzeiten Erlösten.

So klar hiernach der Gedankengang im ganzen ist, so schwierig sind oft die Sätze im einzelnen und nötigen schon den indischen Kommentator zu den halsbrechendsten Exegetenkunststücken. Aber wenn er z. B. v. 9 Brahmanam statt des erforderlichen Brahma mit der Bemerkung hinnimmt, es liege hier nur eine Verwechslung des Genus und eine ebensolche des Kasus (Linga Vibhakti Vyatyayah) vor, - oder wenn er v. 12f. die völlig in der Luft hängenden Akkusative Lobham usw. dadurch verständlich macht, daß er zu ihnen Srita Na Vidur (Subjekt, Kopula, Negation und Prädikat) ergänzt, - so werden wir ihm hier wie in so vielem anderen nicht folgen, sondern uns nur vor die Alternative gestellt sehen, ob schon in dem ursprünglichen Autor dieser Verse das Sprachgefühl so völlig abgestumpft war[1], oder ob wir es mit einer heillos korrupten Überlieferung zu tun haben. Für letzteres sprächen die zahlreichen, aber nicht besseren Varianten des Telugu-Drucks, bei dem diese 14 Verse nur den Eingang der Tejobindu Upanishad bilden, worauf dann Erörterungen in Versen und Prosa folgen, welche den Umfang unserer Rezension mehr als dreißigmal übertreffen.

Die Tejobindu Upanishad

Vers 1-2. Die Meditation (Dhyanam).

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1. Dem Kraftpunkt gilt höchstes Sinnen,

Das erhaben im Herzen thront,
Subtil, beseligend, kraftvoll,
Erst grob, dann fein, dann überfein,

2. Schwervollbringbar, schwererreichbar,

Schwer zu schauen, zu gründen schwer,
Schwer ausführbar ist dies Sinnen
Selbst für Weise und Einsame.

Vers 3-4. Wer zur Meditation berufen ist.

3. Wer Gier und Zorn überwindet,

Weltlichen Hang und Sinneslust,
Wer Zweiheit, Ichgefühl abtut.
Frei von Hoffnung, von Weib und Kind,

4. Das Unwegsame macht wegsam,

Nur Lehrers Ehr' und Nutz erstrebt,
Der, durchschreitend die drei Pforten[2],
Zum dreiwelthaften Hamsa wird.

Vers 5-8. Die Stätte des Brahman.

5. Geheimnisvoll ist die Stätte,

Brahman, grundlos, unoffenbar,
Wie der Äther so feinteilig;
Sie ist des Visnu höchster Schritt.

6. Drei Augen hat sie[3], drei Gunas[4],

Umspannt drei Welten unsichtbar,
Unbeweglich, unwandelbar,
Ohne Träger und ohne Grund,

7. Frei von allen Bestimmungen,

Unerreichbar für Wort und Sinn,
Durch Selbstvertiefung nur faßbar;
Kein Wort nennt sie, kein Wortgeflecht.

8. Wonne zwar, doch der Lust jenseits,

Schwer sichtbar, endlos, anfanglos,
Frei von des Denkorgans Schalten,
Ewig, fest, unerschütterlich.

Vers 9-11. Die rätselhafte und widerspruchsvolle Natur Brahmans.

9. Dies Brahman, das im Selbst weilet,

Dieser Urgrund, dies höchste Ziel
Undenkend Denken, ist Seele
Und höchste Raumausspannung doch.

10. Nicht leer ist es und scheint leer doch,

Über Leerheit erhaben steht's,
Nicht gedacht ist es, nicht denkend,
Undenkbar und doch denkbar wohl.

11. Das All und doch das Nichts ist es,

Kein anderes ist, das höher sei,
Undenkbar, unerweckt ist es,
Ist nicht real und nicht erkannt.

Vers 12-14. Schilderung des Lebend-Erlösten.

12. Wesensvereint dem Einsamen, -

Wer Gott ist, weiß das Höchste ja, -
Der Gier, Verblendung, Furcht, Hochmut,
Zorn, Liebe, Sünde abgetan,

13. Nebst Kälte, Wärme, Durst, Hunger,

Und Vorsätzen, die wandelbar,
Nicht stolz auf Brahman-Abstammung,
Nicht auf Erlösungsschriftenwust,

14. Nicht Furcht, nicht Lust noch Schmerz kennend,

Nicht Ehre noch Unehre mehr, -
Denn von dem allen ist ledig
Brahman, des Strebens höchstes Ziel,
- Brahman, des Strebens höchstes Ziel.

Fußnoten

  1. Sogar als Titel bietet die Mehrzahl der zu der Punaer Ausgabe benutzten Handschriften das unmögliche Tejabindu.
  2. Nach dem Kommentar: Entsagung, Duldung und Ehrung des Lehrers.
  3. Angeblich die drei Veden.
  4. Sattvam, Rajas, Tamas.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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