Yoga der Meditation: Unterschied zwischen den Versionen

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Im [https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p1054_Yoga-Vasishta-Bd-1-in-der-Ueberstzung-von-Swami-Venkatesananda/ Yoga Vasishta] heißt es: »Die rechte Methode für den
Im [https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p1054_Yoga-Vasishta-Bd-1-in-der-Ueberstzung-von-Swami-Venkatesananda/ Yoga Vasishta] heißt es: »Die rechte Methode für den
Anfänger ist die folgende: Zwei Teile des Bewußtseins müssen
Anfänger ist die folgende: Zwei Teile des [[Bewußtsein]]s müssen
mit Gegenständen der Freude erfüllt werden, ein Teil mit
mit Gegenständen der [[Freude]] erfüllt werden, ein Teil mit
Philosophie und der letzte mit Hingabe an den Lehrer. Nach
Philosophie und der letzte mit [[Bhakti|Hingabe]] an den Lehrer. Nach
einigem Fortschritt sollte ein Teil des Bewußtseins mit den
einigem Fortschritt sollte ein Teil des Bewußtseins mit den
Gegenständen der Freude, zwei Teile mit Hingabe an den
Gegenständen der Freude, zwei Teile mit Hingabe an den
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erfüllt sein. Hat der Schüler einen höheren Zustand erreicht,
erfüllt sein. Hat der Schüler einen höheren Zustand erreicht,
sollte er täglich zwei Teile seines Bewußtseins mit Philosophie
sollte er täglich zwei Teile seines Bewußtseins mit Philosophie
und mit höchster Entsagung und die anderen zwei
und mit höchster [[Entsagung]] und die anderen zwei
Teile mit Meditation und mit Hingabe an den Guru erfüllen.
Teile mit Meditation und mit Hingabe an den [[Guru]] erfüllen.
Dies wird schließlich zu einer [https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation] von vierundzwanzig Stunden führen.«
Dies wird schließlich zu einer [https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation] von vierundzwanzig Stunden führen.«
Der Schüler sollte in der Stellung sitzen, die ihm die liebste
Der Schüler sollte in der Stellung sitzen, die ihm die liebste
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die Augen schließen und sich ruhig auf die Nasenspitze, auf
die Augen schließen und sich ruhig auf die Nasenspitze, auf
den Zwischenraum zwischen den Augenbrauen, auf das
den Zwischenraum zwischen den Augenbrauen, auf das
Herz-Lotus oder auf den Scheitel des Kopfes konzentrieren.
[[Anahata|Herz-Lotus]] oder auf den Scheitel des Kopfes konzentrieren.
Hat er sich einmal für ein Zentrum der Konzentration entschieden,
Hat er sich einmal für ein Zentrum der [[Konzentration]] entschieden,
soll er an ihm mit der Zähigkeit eines Blutegels
soll er an ihm mit der Zähigkeit eines Blutegels
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festhalten und es nicht wechseln. Wurde nach verschiedenen
festhalten und es nicht wechseln. Wurde nach verschiedenen
Versuchen mit anderen Zentren das Herz-Zentrum gewählt,
Versuchen mit anderen Zentren das Herz-Zentrum gewählt,
darf der Schüler sich nur auf dieses konzentrieren, wenn er
darf der Schüler sich nur auf dieses konzentrieren, wenn er
schnellen Fortschritt erreichen will.
schnellen Fortschritt erreichen will.
Es gibt zweierlei Meditation: sagtma, bei der man das Bewußtsein
Es gibt zweierlei Meditation: [[suguna]], bei der man das Bewußtsein
der gunas (Eigenschaften oder Attribute des Gegenstandes,
der [[guna]]s (Eigenschaften oder Attribute des Gegenstandes,
über den man meditiert) behält, und nirguna, bei der
über den man meditiert) behält, und [[nirguna]], bei der
alle Eigenschaften sich auflösen. Meditation über Krishna,
alle Eigenschaften sich auflösen. Meditation über [[Krishna]],
Shiva, Rama oder Jesus ist saguna. Form und Eigenschaften
[[Shiva]], [[Rama]] oder [[Jesus]] ist saguna. Form und Eigenschaften
bleiben erhalten, und der Name des Herrn wird wiederholt
bleiben erhalten, und der Name des Herrn wird wiederholt
angerufen. Diese Meditation übt der shakta-Yogi. Meditation,
angerufen. Diese Meditation übt der [[shakta]]-Yogi. Meditation,
die die Vedanta-Anhänger über das wirkliche Selbst
die die [[Vedanta]]-Anhänger über das wirkliche Selbst
üben, ist nirguna; ebenso die Meditation über OM, so-ham,
üben, ist nirguna; ebenso die Meditation über [[OM]], [[so-ham]],
aham brahmasmi und tat tvam asi (Formeln, in denen man sich
[[aham brahmasmi]] und [[tat tvam asi]] (Formeln, in denen man sich
mit dem Absoluten identifiziert).
mit dem Absoluten identifiziert).
Blitzt ein Strahl der Erleuchtung auf, ist dies nicht Anlaß
Blitzt ein Strahl der [[Erleuchtung]] auf, ist dies nicht Anlaß
zur Furcht, sondern eine bisher noch unbekannte Erfahrung
zur Furcht, sondern eine bisher noch unbekannte Erfahrung
unermeßlicher Freude. Man darf keinen Schritt zurückgehen,
unermeßlicher Freude. Man darf keinen Schritt zurückgehen,
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die ganze Erfahrung, die höchste Erkenntnis. Nur eine neue
die ganze Erfahrung, die höchste Erkenntnis. Nur eine neue
Stufe ist erreicht, auf der man weiter voranschreiten muß,
Stufe ist erreicht, auf der man weiter voranschreiten muß,
um das letzte Ziel, das Unendliche (blwman), zu erreichen.
um das letzte Ziel, das Unendliche ([[brahman]]), zu erreichen.
Erst dann sind alle Anfechtungen zu Ende. In langen Zügen
Erst dann sind alle Anfechtungen zu Ende. In langen Zügen
trinkt man den Nektar der Unsterblichkeit und genießt die
trinkt man den Nektar der Unsterblichkeit und genießt die
ewige Ruhe. Der Gipfel, die letzte Stufe, ist erklommen~
ewige Ruhe. Der Gipfel, die letzte Stufe, ist erklommen~
Nun bedarf es keiner Meditation mehr.
Nun bedarf es keiner Meditation mehr.
Unendliche Kräfte und latente Fähigkeiten ruhen im Menschen,
Unendliche Kräfte und latente Fähigkeiten ruhen im Menschen,
deren er sich eigentlich niemals bewußt ist. Sie müssen
deren er sich eigentlich niemals bewußt ist. Sie müssen
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muß entwickelt werden, um die Sinne in Zaum zu halten.
muß entwickelt werden, um die Sinne in Zaum zu halten.
Läuterung und regelmäßige Meditation allein wecken den
Läuterung und regelmäßige Meditation allein wecken den
Übermenschen, den Gottmenschen in uns. Wie das Licht
Übermenschen, den Gottmenschen in uns.  
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einer Sturmwindlaterne nicht ausgeht, so brennt seit unvorstellbaren
Wie das Licht einer Sturmwindlaterne nicht ausgeht, so brennt seit unvorstellbaren
Zeiten die göttliche Flamme in unserem Herzen.
Zeiten die göttliche Flamme in unserem Herzen.
Meditiere über diese göttliche Flamme, versenke dich tief in
Meditiere über diese göttliche Flamme, versenke dich tief in
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Ein kurzer Docht in der Lampe läßt die Flamme nur niedrig
Ein kurzer Docht in der Lampe läßt die Flamme nur niedrig
brennen, bei einem langen flammt sie hoch auf. Ebenso
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wird die Offenbarung, der Ausdruck des Selbst, mächtig sein
wird die [[Offenbarung]], der Ausdruck des [[Selbst]], mächtig sein
und wunderbares Licht ausstrahlen, wennjiva, die individuelle
und wunderbares Licht ausstrahlen, wenn [[jiva]], die individuelle
Seele, rein ist und sich der Meditation hingibt. Ist die
Seele, rein ist und sich der Meditation hingibt. Ist die
Seele aber unrein und nicht erneuert, wird sie nur wie Holzkohle
Seele aber unrein und nicht erneuert, wird sie nur wie Holzkohle
glimmen. Wie ein starker Magnet Eisenspäne selbst in
glimmen. Wie ein starker Magnet Eisenspäne selbst in
weiter Entfernung beeinflußt, so wird ein hochentwickelter
weiter Entfernung beeinflußt, so wird ein hochentwickelter
Yogi großen Einfluß auch auf weit entfernte Menschen auszuüben
[[Yogi]] großen Einfluß auch auf weit entfernte Menschen auszuüben
vermögen, die in Kontakt zu ihm kommen.
vermögen, die in Kontakt zu ihm kommen.
Der Schüler sollte beobachten, wie lange er während der
Der Schüler sollte beobachten, wie lange er während der
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er eine Dauer von zwanzig Minuten, sollte er sie auf
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dreißig Minuten erhöhen und das Bewußtsein immer erneut
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mit Gedanken an Gott erfüllen. »Auch wenn man sich die
mit Gedanken an [[Gott]] erfüllen. »Auch wenn man sich die
schwersten Beschränkungen (tapas) auferlegt, wenn man
schwersten Beschränkungen ([[tapas]]) auferlegt, wenn man
zum Beispiel tausend Jahre auf einem Bein stände, so würde
zum Beispiel tausend Jahre auf einem Bein stände, so würde
dies nicht einmal den sechzehnten Teil einer rechten Meditation
dies nicht einmal den sechzehnten Teil einer rechten Meditation
(dhyana Yoga) aufwiegen«, heißt es in den paingalaU
([[dhyana Yoga]]) aufwiegen«, heißt es in den paingala Upanishaden .
panishaden .
Täglich muß der Geist der Entsagung ([[viragya]]), müssen
Täglich muß der Geist der Entsagung (viragya), müssen
Meditationen und die wesentlichen Tugenden ([[sattva]]) wie
Meditationen und die wesentlichen Tugenden (sattva) wie
Geduld, Ausdauer, Güte, Liebe, Verzeihen usw. zunehmen.
Geduld, Ausdauer, Güte, Liebe, Verzeihen usw. zunehmen.
Entsagung und Tugenden fördern die Meditation, und diese
Entsagung und Tugenden fördern die Meditation, und diese
wieder verstärkt die sattva-Eigenschaften.
wieder verstärkt die sattva-Eigenschaften.
Durch die Meditation treten beachtliche Veränderungen
Durch die Meditation treten beachtliche Veränderungen
im Bewußtsein, im Gehirn- und Nervensystem auf. Neue
im Bewußtsein, im Gehirn- und Nervensystem auf. Neue
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und Kanäle bilden sich. Herz und Bewußtsein erneuern
und Kanäle bilden sich. Herz und Bewußtsein erneuern
sich, auch die Empfindungen und Gefühle, Denken und
sich, auch die Empfindungen und Gefühle, Denken und
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Handeln, selbst die Auffassung vom Weltall, das zur Offenbarung
Handeln, selbst die Auffassung vom Weltall, das zur Offenbarung
Gottes wird.
Gottes wird.
Im Lauf der Meditation verfällt man in höchste Begeisterung.
Im Lauf der Meditation verfällt man in höchste Begeisterung.
Es gibt fünf Arten dieser Ekstase: ein einfacher
Es gibt fünf Arten dieser [[Ekstase]]: ein einfacher
Schauer, ein schwacher, kurz anhaltender Rausch, eine Begeisterung,
Schauer, ein schwacher, kurz anhaltender Rausch, eine Begeisterung,
in die der Mensch ganz eintaucht, eine Ekstase,
in die der Mensch ganz eintaucht, eine Ekstase,
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Begeisterung den Menschen erfaßt, empfindet er
Begeisterung den Menschen erfaßt, empfindet er
seinen Körper als aufgeblähte Blase.
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))Was auch immer der Yogi mit seinen Augen erblickt, sei
 
ihm Atman. Was er mit seinen Ohren vernimm~, sei ihm
Was auch immer der [[Yogi]] mit seinen Augen erblickt, sei
ihm [[Atman]]. Was er mit seinen Ohren vernimmt, sei ihm
Atman. Was er mit seiner Nase riecht, sei ihm Atman. Was er
Atman. Was er mit seiner Nase riecht, sei ihm Atman. Was er
mit seiner Zunge schmeckt, sei ihm Atman. Was er mit
mit seiner Zunge schmeckt, sei ihm Atman. Was er mit
seiner Haut berührt, sei ihm Atman. So sollte sich der Yogi
seiner Haut berührt, sei ihm Atman. So sollte sich der Yogi
ohne zu ermüden jeden Tag bemühen, seine Sinne während
ohne zu ermüden jeden Tag bemühen, seine Sinne während
eines yama (drei Stunden) zu begeistern. Dann werden ihm
eines [[yama]] (drei Stunden) zu begeistern. Dann werden ihm
wunderbare Kräfte verschiedenster Art zuteil wie Hellsehen,
wunderbare Kräfte verschiedenster Art zuteil wie Hellsehen,
Hellhören, die Möglichkeit, in einem Augenblick weiteste
Hellhören, die Möglichkeit, in einem Augenblick weiteste
Entfernungen zu durchmessen, die Macht des Wortes, die
Entfernungen zu durchmessen, die Macht des Wortes, die
Fähigkeit, jede Gestalt anzunehmen, sich unsichtbar zu machen,
[[Fähigkeit]], jede Gestalt anzunehmen, sich unsichtbar zu machen,
und Metalle zu verwandeln.« (yogatattva upanishad)
und Metalle zu verwandeln.« ([[yogatattva upanishad]])


copyright by [http://www.sivanandaonline.org/public_html/ Divine Life Society]
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Version vom 10. April 2013, 09:41 Uhr

Der Yoga der Meditation ist der Yoga, der sich besonders mit Meditation befasst. Zwar gehört zum ganzheitlichen Yoga immer auch die Meditation. Aber man kann die verschiedenen Übungen der Meditation auch als Yoga der Meditation bezeichnen.

Swami Sivananda über den Yoga der Meditation

Swami Sivananda hat ein ganzes Buch geschrieben zum Thema „The Yoga of Meditation“. Und in vielen seiner Bücher gibt es ein Kapitel „Der Yoga der Meditation“. Hier ist ein Auszug daraus:

Im Yoga Vasishta heißt es: »Die rechte Methode für den Anfänger ist die folgende: Zwei Teile des Bewußtseins müssen mit Gegenständen der Freude erfüllt werden, ein Teil mit Philosophie und der letzte mit Hingabe an den Lehrer. Nach einigem Fortschritt sollte ein Teil des Bewußtseins mit den Gegenständen der Freude, zwei Teile mit Hingabe an den Lehrer und der letzte mit Einsicht in den Sinn der Philosphie erfüllt sein. Hat der Schüler einen höheren Zustand erreicht, sollte er täglich zwei Teile seines Bewußtseins mit Philosophie und mit höchster Entsagung und die anderen zwei Teile mit Meditation und mit Hingabe an den Guru erfüllen. Dies wird schließlich zu einer Meditation von vierundzwanzig Stunden führen.« Der Schüler sollte in der Stellung sitzen, die ihm die liebste ist, Kopf, Hals und Runpf in gerader Linie aufrechterhalten, die Augen schließen und sich ruhig auf die Nasenspitze, auf den Zwischenraum zwischen den Augenbrauen, auf das Herz-Lotus oder auf den Scheitel des Kopfes konzentrieren. Hat er sich einmal für ein Zentrum der Konzentration entschieden, soll er an ihm mit der Zähigkeit eines Blutegels festhalten und es nicht wechseln. Wurde nach verschiedenen Versuchen mit anderen Zentren das Herz-Zentrum gewählt, darf der Schüler sich nur auf dieses konzentrieren, wenn er schnellen Fortschritt erreichen will. Es gibt zweierlei Meditation: suguna, bei der man das Bewußtsein der gunas (Eigenschaften oder Attribute des Gegenstandes, über den man meditiert) behält, und nirguna, bei der alle Eigenschaften sich auflösen. Meditation über Krishna, Shiva, Rama oder Jesus ist saguna. Form und Eigenschaften bleiben erhalten, und der Name des Herrn wird wiederholt angerufen. Diese Meditation übt der shakta-Yogi. Meditation, die die Vedanta-Anhänger über das wirkliche Selbst üben, ist nirguna; ebenso die Meditation über OM, so-ham, aham brahmasmi und tat tvam asi (Formeln, in denen man sich mit dem Absoluten identifiziert). Blitzt ein Strahl der Erleuchtung auf, ist dies nicht Anlaß zur Furcht, sondern eine bisher noch unbekannte Erfahrung unermeßlicher Freude. Man darf keinen Schritt zurückgehen, die Meditation nicht aufgeben, nicht stehenbleiben, sondern muß weiter voranschreiten. Noch offenbart der Lichtstrahl nicht die volle Wahrheit, noch vermittelt er nicht die ganze Erfahrung, die höchste Erkenntnis. Nur eine neue Stufe ist erreicht, auf der man weiter voranschreiten muß, um das letzte Ziel, das Unendliche (brahman), zu erreichen. Erst dann sind alle Anfechtungen zu Ende. In langen Zügen trinkt man den Nektar der Unsterblichkeit und genießt die ewige Ruhe. Der Gipfel, die letzte Stufe, ist erklommen~ Nun bedarf es keiner Meditation mehr.

Unendliche Kräfte und latente Fähigkeiten ruhen im Menschen, deren er sich eigentlich niemals bewußt ist. Sie müssen durch Yoga und Meditation geweckt werden. Der Wille muß entwickelt werden, um die Sinne in Zaum zu halten. Läuterung und regelmäßige Meditation allein wecken den Übermenschen, den Gottmenschen in uns.

Wie das Licht einer Sturmwindlaterne nicht ausgeht, so brennt seit unvorstellbaren Zeiten die göttliche Flamme in unserem Herzen. Meditiere über diese göttliche Flamme, versenke dich tief in dein Herz. Dann wirst du selbst zur Flamme. Ein kurzer Docht in der Lampe läßt die Flamme nur niedrig brennen, bei einem langen flammt sie hoch auf. Ebenso wird die Offenbarung, der Ausdruck des Selbst, mächtig sein und wunderbares Licht ausstrahlen, wenn jiva, die individuelle Seele, rein ist und sich der Meditation hingibt. Ist die Seele aber unrein und nicht erneuert, wird sie nur wie Holzkohle glimmen. Wie ein starker Magnet Eisenspäne selbst in weiter Entfernung beeinflußt, so wird ein hochentwickelter Yogi großen Einfluß auch auf weit entfernte Menschen auszuüben vermögen, die in Kontakt zu ihm kommen. Der Schüler sollte beobachten, wie lange er während der Meditation alle weltlichen Gedanken ausschalten kann. Erreicht er eine Dauer von zwanzig Minuten, sollte er sie auf dreißig Minuten erhöhen und das Bewußtsein immer erneut mit Gedanken an Gott erfüllen. »Auch wenn man sich die schwersten Beschränkungen (tapas) auferlegt, wenn man zum Beispiel tausend Jahre auf einem Bein stände, so würde dies nicht einmal den sechzehnten Teil einer rechten Meditation (dhyana Yoga) aufwiegen«, heißt es in den paingala Upanishaden . Täglich muß der Geist der Entsagung (viragya), müssen Meditationen und die wesentlichen Tugenden (sattva) wie Geduld, Ausdauer, Güte, Liebe, Verzeihen usw. zunehmen. Entsagung und Tugenden fördern die Meditation, und diese wieder verstärkt die sattva-Eigenschaften.

Durch die Meditation treten beachtliche Veränderungen im Bewußtsein, im Gehirn- und Nervensystem auf. Neue Nervenströme, neue Schwingungen, neue Wege, neue Zellen und Kanäle bilden sich. Herz und Bewußtsein erneuern sich, auch die Empfindungen und Gefühle, Denken und Handeln, selbst die Auffassung vom Weltall, das zur Offenbarung Gottes wird.

Im Lauf der Meditation verfällt man in höchste Begeisterung. Es gibt fünf Arten dieser Ekstase: ein einfacher Schauer, ein schwacher, kurz anhaltender Rausch, eine Begeisterung, in die der Mensch ganz eintaucht, eine Ekstase, die den Menschen weit fortführt, und endlich eine Begeisterung, in der man völlig versinkt. Im Erschauern sträuben sich die Haare, und der Körper erbebt. Der kurze Rausch erinnert an aufleuchtende Blitze. Die Begeisterung, in die der Körper ganz eingehüllt scheint, gleicht Wogen, die sich am Strande brechen. Die Ekstase, die den Körper erhebt, läßt ihn gleichsam in der Luft schweben. Und wenn die alles durchdringende Begeisterung den Menschen erfaßt, empfindet er seinen Körper als aufgeblähte Blase.

Was auch immer der Yogi mit seinen Augen erblickt, sei ihm Atman. Was er mit seinen Ohren vernimmt, sei ihm Atman. Was er mit seiner Nase riecht, sei ihm Atman. Was er mit seiner Zunge schmeckt, sei ihm Atman. Was er mit seiner Haut berührt, sei ihm Atman. So sollte sich der Yogi ohne zu ermüden jeden Tag bemühen, seine Sinne während eines yama (drei Stunden) zu begeistern. Dann werden ihm wunderbare Kräfte verschiedenster Art zuteil wie Hellsehen, Hellhören, die Möglichkeit, in einem Augenblick weiteste Entfernungen zu durchmessen, die Macht des Wortes, die Fähigkeit, jede Gestalt anzunehmen, sich unsichtbar zu machen, und Metalle zu verwandeln.« (yogatattva upanishad)

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Siehe auch

Literatur