Svayamvara

Aus Yogawiki

Svayamvara (Sanskrit: स्वयं‍वर): Im alten Indien war es üblich, ein Turnier oder einen Wettkampf zu organisieren, um den geeigneten Ehemann für eine Tochter zu finden. Dabei entscheidet die Tochter selbst, wen sie als ihren Bräutigam wählt. "Svayam" bedeutet "Selbst" und "vara" bedeutet "Wunsch" oder Bräutigam.

Der Vater der Braut leitet den Svayamvara an einem glücksverheißenden Tag, der von Astrologen vorher bestimmt wurde. Die Nachricht wird, ähnlich wie bei einem Turnier, in der ganzen Welt verbreitet, und jeder geeignete Kandidat kann teilnehmen. Meist haben Könige die Botschaft auch in benachbarte oder sogar entferntere Königreiche geschickt.

Bekannte Svayamvaras

Sita Svayamvara (Ramayana)

Shiva Dhanush, der göttliche Bogen, 2,5 m groß, wie es in der Dhanurveda beschrieben wird, wurde von Shiva dem Weisen Parashurama gegeben, der ein großer Schüler Shivas war. Während dieser sich zu Askese zurückzog, ließ er den Bogen in Obhut Königs Janaka, Sitas Vater.

Als kleines Mädchen hatte Sita einmal beim Spielen den Tisch gerückt, auf dem Shivas Bogen lag. Ansonsten konnte niemand Shivas Bogen auch nur leicht bewegen. König Janaka hatte gesehen, wie Sita den Tisch mit dem Bogen bewegte. In dem Augenblick fasste er den Entschluss, nur demjenigen Sita als Frau zu geben, der Shivas Bogen heben und spannen konnte.

Als Sita ins heiratsfähige Alter kam, organisierte König Janaka den Svayamvara. Rama, begleitet von Lakshmana, war mit dem Weisen Vasishta unterwegs, als dieser eingeladen wurde, dem Svayamvara beizuwohnen. Mit seiner Anwesenheit sollte der Weise den Svayamvara segnen. Der Weise stimmte zu, und nahm Rama und Lakshmana mit.

Als Begleiter des Weisen Vashishta, konnte Rama nicht aus eigener Initiative handeln. Nachdem viele Könige an dem Versuch, Shivas Bogen zu heben, gescheitert waren, bat der Weise Vashishta, Rama es zu tun. Dieser verbeugte sich ehrfürchtig vor Shivas Bogen, was keiner der arroganten Könige vor ihm getan hatte. Dann hob er mit Leichtigkeit den Bogen und spannte ihn so, dass er ihn brach. Damit gewann er, und heiratete Sita, die ihm die Blumengirlande umhängte. Als Sita sich mit der Blumengirlande näherte, war sie von der Präsenz Ramas so ergriffen, dass sie vor ihm mit halb angehobener Blumengirlande wie erstarrt stehenblieb. Rama beugte seinen Kopf vor Sita, damit diese ihm die Blumengirlande umhängen konnte.

Als Sita die Blumengirlande um Ramas Haupt legte, kam der Weise Parashurama in den Palast, aufgebracht, dass sein Geschenk von Shiva selbst, der Shiva Danush zerstört wurde. Er hatte den Knall, mit dem der Bogen in zwei Hälften brach, bis in seinem Retreatplatz in den Bergen gehört, und war nun wütend. Bald erkannte er aber Rama als die nächste Inkarnation Vishnus, und gab ihm Vishnus Bogen und Kraft. Somit war die Inkarnation vollkommen. Es ist die einzige bekannte Gegebenheit, in der sich zwei Avatare Vishnus begegnen. Der Weise Parashurama ist der sechste Avatar Vishnus, Rama der Siebte.

Draupadi Svayamvara (Mahabharata)

Draupadi war die Tochter des Königs Drupada aus Panchal. Dieser wollte, dass Arjuna, der dritte der Pandava Brüder seine Tochter heiratet. Um dies zu erreichen veranstaltete König Drupada ein Svayamvara, mit der Aufgabe, ein bewegliches Ziel, das von der Decke an einem Seil hing, mit einem von höchstens fünf Pfeilen zu treffen. Auf dem Boden war ein Gefäß mit Wasser aufgestellt, in dem sich das Ziel spiegelte. Der Bogenschütze durfte das Ziel nicht direkt in Visier nehmen, sondern musste sich beim Zielen lediglich an der Spiegelung des Ziels im Wasser orientieren. Das war eine Aufgabe, die nur Arjuna bewältigen konnte, und so gewann er Draupadi als Frau, und heiratete sie sofort.

Karna, der ebenfalls ein begnadeter Bogenschütze war, wäre die einzige Konkurenz für Arjuna in diesem Wettkampf gewesen. Ihm wurde aber von Draupadi selbst die Teilnahme verwehrt, mit der Begründung, er sei nur der Sohn eines Wagenlenkers, und somit nicht würdig, an ihrem Svayamvara teilzunehmen.

Die Pandavas hielten sich zu der Zeit in Exil als Asketen auf, und mussten täglich für ihre Nahrung um Almosen bitten. Da es immer wieder zu Streitigkeiten unter den Brüdern kam, wer mehr zum Essen beigetragen hatte, war ihre Mutter Kunti ständig bemüht, Harmonie und Verständnis zu schaffen. Als Arjuna und Yudhishtira von dem Svayamvara mit Draupadi heimkehrten, sagten sie scherzhaft, „Mutter, schaue, was wir heute mitgebracht haben!“ Gedankenverloren antwortete Kunti „Egal was es ist, teilt es unter euch allen Brüdern auf!“ Somit nahmen alle fünf Pandavas Draupadi zur Frau, um den Worten ihrer Mutter zu gehorchen.

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